Franck, Johann – Herr, ich habe missgehandelt.

In seiner eignen Weise.

Herr ich habe missgehandelt,
Ja, mich drückt der Sünden Last,
Ich bin nicht den Weg gewandelt,
Den du mir gezeiget hast;
Und jetzt wollt‘ ich gern aus Schrecken
Mich vor deinem Zorn verstecken.

2. Doch wie könnt‘ ich dir entfliehen?
Du wirst allenthalben sein.
Wollt ich über See gleich ziehen,
Stieg‘ ich in die Gruft hinein,
Hätt‘ ich Flügel gleich den Winden,
Gleichwohl würdest du mich finden.

3. Drum, ich muss es nur bekennen,
Herr, ich habe missgetan,
Darf mich nicht dein Kind mehr nennen;
Ach, nimm mich zu Gnaden an!
Lass die Menge meiner Sünden
Deinen Zorn nicht gar entzünden.

4. Könnt‘ ein Mensch den Sand gleich zählen
An dem weiten Mittelmeer,
Dennoch würd‘ es ihm wohl fehlen,
Dass er meiner Sünden Heer,
Dass er alle mein‘ Gebrechen
Sollte wissen auszusprechen.

5. Wein‘, ach, wein‘ jetzt um die Wette,
Meiner beiden Augen Bach,
O dass ich gnug Zähren hätte,
Zu betrauern meine Schmach.
O Dass aus dem Tränenbronnen
Käm‘ ein starker Strom geronnen!

6. Ach, dass doch die strengen Fluten
Überschwemmten mein Gesicht,
Und die Augen möchten bluten,
Weil mir Wasser sonst gebricht!
Ach, dass sie wie Meereswellen
Möchten in die Höhe schwellen.

7. Jedoch, Christe, deine Beulen,
Ja, ein einzig Tröpflein Blut,
Das kann meine Wunden heilen,
Löschen meiner Sünden Glut.
Drum will ich, mein‘ Angst zu stillen,
Mich in deine Wunden hüllen.

8. Dir will ich die Last aufbinden,
Wirf sie in die tiefste See;
Wasche mich von meinen Sünden,
Mache mich so weiß als Schnee.
Lass den guten Geist mich treiben,
Einzig stets bei dir zu bleiben.

Gerhardt, Paul – Herr, du erforschest meinen Sinn

  1. HErr, du erforschest meinen Sinn
    und kennest, was ich hab und bin,
    Ja, was mir selbst verborgen ist,
    das weißt du, der du alles bist.
  2. Ich sitz hier oder stehe auf,
    ich lieg, ich geh auch oder lauf:
    So bist du um und neben mir,
    und ich bin allzeit hart bei dir.
  3. All die Gedanken meiner Seel,
    und was sich in der Herzenshöhl
    Hier reget, hast du schon betracht,
    eh ich einmal daran gedacht.
  4. Auf meiner Zungen ist kein Wort,
    das du nicht hörtest allsofort,
    Du schaffests, was ich red und tu,
    und siehst all meinem Leben zu.
  5. Das ist mir kund. Und bleibet doch
    mir solch Erkenntnis viel zu hoch,
    Es ist die Weisheit, die kein Mann
    recht aus dem Grunde wissen kann.
  6. Wo soll ich, der du alles weißt,
    mich wenden hin vor deiner Geist?
    Wo soll ich deinem Angesicht
    entgehen, daß mich sehe nicht?
  7. Führ ich gleich an des Himmels Dach,
    so bist du da, hältst Hut und Wach,
    Steig ich zur Höll und wollte mir
    da betten, find ich dich auch hier.
  8. Wollt ich der Morgenröten gleich
    geflügelt ziehn, so weit das Reich
    Der wilden Fluten netzt das Land,
    käm ich doch nie aus deiner Hand.
  9. Rief ich zu Hilf die finstre Nacht,
    hätt ich doch damit nichts verbracht;
    Denn laß die Nacht sein wie sie mag,
    so ist sie bei dir heller Tag.
  10. Dich blendt der dunkle Schatten nicht,
    die Finsternis ist dir ein Licht,
    Dein Augenglanz ist klar und rein,
    darf weder Sonn noch Mondenschein.
  11. Mein Eingeweid ist die bekannt,
    es liegt frei da in deiner Hand,
    Der du von Mutterleibe an
    mir lauter Lieb und Guts getan.
  12. Du bists, der Fleisch, Gebein und Haut
    so künstlich in mir aufgebaut;
    All deine Werk sind Wunder voll,
    und das weiß meine Seele wohl.
  13. Du sahest mich, da ich noch gar
    fast nichts und unbereiter war,
    Warst selbst mein Meister über mir
    und zogst mich aus der tief herfür.
  14. Auch meiner Tag und Jahre Zahl,
    Minuten, Stunden allzumal
    Hast du, als meiner Zeitenlauf,
    Vor meiner Zeit geschrieben auf.
  15. Wie köstlich, herrlich, süß und schön
    seh ich, mein GOtt, da vor mir stehn
    Dein weises Denken, was du denkst,
    wenn du uns deine Güter schenkst!
  16. Wie ist doch das so trefflich viel!
    Wenn ich bisweilen zählen will,
    So find ich da bei weitem mehr
    als Staub im Feld und Sand am Meer.
  17. Was macht denn nun die wüste Rott,
    die dich, o großer Wundergott,
    so schändlich lästert und mit Schwach
    Dir so viel Übels redet nach?
  18. Ach, stopfe ihren schnöden Mund!
    Steh auf und stürze sie zu Grund!
    Denn weil sie deine Feinde sind,
    bin ich auch ihnen herzlich Feind.
  19. Ob sie nun gleich hinwieder sehr
    mich hassen, tu ich doch nicht mehr,
    Als daß ich wider ihren Trutz
    mich leg in deinen Schoß und Schutz.
  20. Erforsch, HErr, all mein Herz und Mut,
    sieh, ob mein Weg sei recht und gut,
    Und führe mich bald himmelan
    den ewigen Weg, die Freudenbahn.

Gerhardt, Paul – Wie ist es möglich, höchstes Licht

  1. Wie ist es möglich, höchstes Licht,
    Daß, weil vor deinem Angesicht
    Doch alles muß erblassen,
    Ich und armes Fleisch und Blut
    Dir zu entgegen einen Mut
    Und Herze sollten lassen!
  2. Was bin ich mehr als Erd und Staub?
    Was ist mein Leib als Gras und Laub?
    Was taugt mein ganzes Leben?
    Was kann ich, wenn ich alles kann?
    Was hab und trag ich um und an,
    Als was du mir gegeben?
  3. Ich bin ein arme Mad und Wurm,
    Ein Strohhalm, den ein kleiner Sturm
    Gar leichtlich hin kann treiben,
    Wenn deine Hand, die alles trägt,
    Mich nur ein wenig trifft und schlägt,
    So weiß ich nicht zu bleiben.
  4. Herr, ich bin nichts! Du aber bist
    Der Mann, der alles hat und ist,
    In dir steht all mein Weisen:
    Wo du mit dein er Hand mich schreckt,
    Und nicht mit Huld und Gnaden deckst,
    So mag ich nicht genesen.
  5. Du bist getreu, ich ungerecht,
    Du fromm, ich gar ein böser Knecht
    Und muß mich wahrlich schämen,
    Daß ich bei solchem schnöden Stand
    Aus deiner milden Vaterhand
    Ein einziges Gut sollt nehmen.
  6. Ich habe dir von Jugend an
    Nichts andres als Verdruß getan,
    Bin Sünden voll geboren;
    Und wo du nicht durch deine Treu
    Mich wieder machest los und frei,
    So wär ich gar verloren.
  7. Drum sei das Rühmen fern von mir,
    Was dir gebührt, das geb ich dir,
    Du bist allein zu ehren.
    Ach laß, Herr Jesu, meinen Geist
    Und was aus meinem Geiste fleußt,
    Zu dir sich allzeit kehren!
  8. Auch wenn ich gleich was wohl gemacht,
    So hab ichs doch nicht selbst verbracht,
    Aus dir ist es entsprungen;
    Dir sei auch dafür Ehr und Dank,
    Mein Heiland, all mein Leben lang
    Und Lob und Preis gesungen.

Peter Lackmann – Ach was sind wir ohne Jesum?

Ach was sind wir ohne Jesum?
Dürftig, jämmerlich und arm.
Ach was sind wir? Voller Elend.
Ach Herr Jesu, dich erbarm!
Laß dich unsre Not bewegen,
Die wir dir vor Augen legen.

2. Wir sind nichts ohn dich,
Herr Jesu, hier ist lauter Finsternis;
Dazu quälet uns gar heftig
Der vergifte Schlangenbiß.
Dieses Gift steigt zu dem Herzen
Und verursacht stete Schmerzen.

3. Ach ohn dich, getreuer Jesu,
Schreckt der Teufel und die Höll;
Die Verdammnis macht mich zittern,
Da ich steh auf dieser Stell;
Mein Gewissen ist erwachet,
Und der Abgrund flammt und krachet.

4. Ohne dich, herzliebster Jesu,
Kommt man nicht durch diese Welt,
Sie hat fast auf allen Wegen
Unsern Füßen Netz gestellt,
Sie kann trotzen, sie kann heucheln
Und hält uns mit ihrem Schmeicheln.

5. Ach wie kraftlos, Herzens-Jesu,
Richten sich die Kranken auf!
Unsre Kraft ist lauter Ohnmacht
In dem müden Lebenslauf;
Denn man sieht uns, da wir wallen,
Öfters straucheln, öfters fallen.

6. Darum stärk uns, liebster Jesu,
Sei in Finsternis das Licht,
Öffne unsre Herzensaugen,
Zeig dein freundlich Angesicht,
Strahl, o Sonn, mit Lebensblicken,
So wird sich das Herz erquicken.

7. Tritt den Satan, starker Jesu,
Unter unsern schwachen Fuß.
Komm zu deiner Braut gegangen,
Biet ihr deinen Friedensgruß,
Daß sie Himmelsfreud verspüre
Und kein Leid sie mehr berühre.

8. Faß uns an, o süßer Jesu,
Führ uns durch die Pilgerstraß,
Daß wir auf den rechten Wegen
Gehen fort ohn Unterlaß,
Laß uns meiden alle Stricke
Und nicht wieder sehn zurücke.

9. Laß den Geist der Kraft, Herr Jesu,
Geben unserm Geiste Kraft,
Daß wir brünstig dir nachwandeln
Nach der Liebe Eigenschaft.
Ach Herr, mach uns selber tüchtig,
So ist unser Leben richtig.

10. Dann wird Lob und Dank, Herr Jesu,
Schallen aus der Herzens Grund,
Dann wird alles jubilieren
Und dir singen Herz und Mund,
Dann wird auf der ganzen Erden
Jesus hoch gelobet werden.

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States

Laurentius Laurenti – Ach Gott, es hat mich ganz verderbt

Ach Gott, es hat mich ganz verderbt
Der Aussatz meiner Sünden,
Die mir von Adam angeerbt;
Wo soll ich Rettung finden?
Es ist mein Elend viel zu groß,
Und ist vor deinen Augen bloß,
Wie tief mein Herz verdorben.

2. Es ist verderbet mein Verstand,
Mit Finsternis umhüllet,
Der Will ist von dir abgewandt,
Mit Bosheit angefüllet,
Und die Begierden sind geneigt,
Die Lust, die aus dem Herzen steigt,
Im Werke zu vollbringen.

3. Wer kann aussprechen solchen Greul,
Der Leib und Seel beflecket?
Wer macht uns von dem Unheil heil,
Das uns hat angestecket?
Der tausendste bedenkt es nicht,
Der Sinn ist nicht dahin gericht,
Daß man davon genese.

4. Ich komm zu dir in wahrer Reu
Und bitte dich von Herzen:
O Jesu, Jesu, mache frei
Die Seele von den Schmerzen
Und dem, was sie bisher beschwert
Und ihre Lebenskraft verzehrt,
Sonst muß ich untersinken.

5. Wen sollt ich anders schreien an
Als dich, mein Heil und Leben?
Du bist allein der Helfersmann,
Der mir kann Rettung geben,
Daß ich von Sünden werde rein
Und als geheilt vor Gott erschein
Durch deinen Tod und Wunden.

6. Du weißt, o Jesu, mein Not
Und kannst nach deinem Willen
Vertreiben diesen meinen Tod
Und allen Jammer stillen;
Ja Herr, du willst, ich traue fest,
Daß du mich nicht in Angst verläßt,
Du heißt und bist ja Jesus.

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States

L. A. Gotter – Ach mein Jesu, welch Verderben

Ach mein Jesu, welch Verderben
Wohnet nicht in meiner Brust,
Denn mit andern Adamserben
Steck ich voller Sündenlust.
Ach ich muß dir nun bekennen:
Ich bin Fleisch von Fleisch zu nennen.

2. Wie verkehrt sind meine Wege!
Wie verderbt mein alter Sinn,
Der ich zu dem Guten träge
Und zum Bösen hurtig bin!
Ach wer wird mich von den Ketten
Dieses Sündentodes retten?

3. Hilf mir durch den Geist der Gnaden
Aus der angeerbten Not,
Heile meinen Seelenschaden
Durch dein Blut und Kreuzestod,
Schlage du die Sündenglieder
Meines alten Adams nieder.

4. Ich bin unten von der Erden,
Stecke in dem Sündengrab;
Soll ich wieder lebend werden,
So mußt du von oben ab
Mich durch deinen Geist gebären
Und mir neue Kraft gewähren.

5. Schaff in mir ein reines Herze,
Einen neuen Geist gib mir,
Daß ich ja nicht länger scherze
Mit der Sünden Lustbegier;
Laß mich ihre Tück bald merken,
Mich im Geist dagegen stärken.

6. Lehr mich wachen, beten, ringen
Und mein böses Fleisch und blut
Unters Geistes Joch zu zwingen,
Weil es doch tut nimmer gut;
Was nicht kann dein Reich ererben,
Laß in deinem Tod ersterben.

7. Reize mich durch jene Krone,
Die mir oben beigelegt,
Daß ich meiner niemals schone,
Wenn und wo mein Feind sich regt,
Sondern hilf mir tapfer kämpfen,
Teufel, Welt und Fleisch zu dämpfen.

8. Sollt ich etwa unterliegen,
O so hilf mir wieder auf
Und in deiner Kraft obsiegen,
Daß ich meinen Lebenslauf
Unter deinen Siegeshänden
Möge ritterlich vollenden.

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States

Gellert, Christian Fürchtegott – Wer bin ich von Natur, wenn ich mein Innres prüfe?

Wer bin ich von Natur, wenn ich mein Innres prüfe?
O wie viel Greul läßt mich mein Herze sehn!
Es ist verderbt; darum verbirgt mir’s seine Tiefe,
Und weigert sich, die Prüfung auszustehn.

Der Weisheit erster Schritt ist, seine Torheit kennen;
Und diesen Schritt, wie oft verwehrt mir’s ihn!
Voll Eigenlieb und Stolz will sich’s nicht strafbar nennen,
Der Reu entgehn, doch nicht den Fehler fliehn.

Wahr ist’s, ich find in mir noch redendes Gewissen,
In der Vernunft noch Kenntnis meiner Pflicht.
Ich kann mein Auge nie der Tugend ganz verschließen,
Und oft scheint mir ein Strahl von ihrem Licht.

Doch schwaches Licht, das mir den Reiz der Tugend zeiget,
Und vom Verstand nicht bis zum Herzen dringt!
Vergebens lehret er, das Herz bleibt ungebeuget,
Hat sein Gesetz, und folgt ihm unbedingt.

Ein Richter in mir selbst stört oft des Herzens Ruhe;
Er klagt mich an. Ich steh erschrocken still,
Und billige nicht mehr das Böse, das ich tue,
Und tue nicht das Gute, das ich will.

Verstellung, die ich doch an meinem Nächsten hasse,
Erlaub ich mir, und halt es für Gewinn,
Wenn ich im falschen Licht mich andern sehen lasse,
Und scheinen kann, was ich mir selbst nicht bin.

Ich weiß, daß der Besitz der Güter dieser Erden
Der Seele nie das wahre Glück verleiht;
Doch bleiben sie mein Wunsch; und um beglückt zu werden,
Erring ich mir die Last der Eitelkeit.

Ich weiß, wie groß es sei, aus Überlegung handeln,
Und handle doch aus sinnlichem Gefühl.
Durch falschen Schein getäuscht, eil ich, ihm nachzuwandeln,
Und Leidenschaft und Irrtum steckt mein Ziel.

Ein gegenwärtig Gut versäum ich zu genießen,
Flieh, was mich sucht, und suche, was mich flieht.
Im Glücke bin ich stolz, verzagt in Kümmernissen,
Und ohne Ruh um Ruhe stets bemüht.

Mein Nächster hat ein Recht auf viele meiner Pflichten;
Doch wird dies Recht so oft von mir entweiht.
Versagt er mir die Pflicht: so eil ich, ihn zu richten;
Und sein Versehn ist Ungerechtigkeit.

Nicht Liebe gegen Gott heißt mich dem Nächsten dienen,
Mehr Eigenlieb und niedrer Eigennutz.
Aus ihnen fließt Betrug, Verstellung; und in ihnen
Findt Neid und Haß, und Stolz und Härte Schutz.

Gott ehren ist mein Ruf. Wenn ich den Ruf betrachte,
Was find ich da für Mängel meiner Pflicht!
Die Wunder der Natur, die Gott zu Lehrern machte,
Stehn vor mir da, und diese hör ich nicht.

Und heißt ihr Anblick mich auf seine Weisheit schließen,
Auf Güt und Macht: so schließt nur mein Verstand;
Das Herz bleibt ungerührt, betäubt bleibt das Gewissen,
Und Gott, mein Herr und Vater, unbekannt.

Er schenkt mir so viel Guts. Gebrauch ich seine Güte
Zu meinem Glück; und geb ich ihr Gehör?
Nein, durch den Mißbrauch selbst verschließ ich mein Gemüte
Der Dankbarkeit und Liebe desto mehr.

Oft sagt mir mein Verstand, daß des Allmächtgen Gnade
Das größte Gut, der Trost des Lebens ist,
Und welche Schulden ich auf mein Gewissen lade,
Wenn sie mein Herz für Menschengunst vergißt!

Und doch, o Gott! wie oft geb ich dies Glück der Seelen,
Dir wert zu sein, für kindischen Gewinn,
Für einen Ruhm der Welt, für Lüste, die mich quälen,
Für Eitelkeit, und für ein Nichts dahin!

Gott ist der Herr der Welt; auf seine Hülfe bauen,
Ist meine Pflicht. Doch wenn gehorch ich ihr?
Bald bebt mein Herz vor Furcht, und bald ist das Vertrauen,
Das mich beseelt, nur ein Vertraun zu mir.

Dies ist des Menschen Herz. Wer hat dies Herz verheeret?
So kam es nicht, o Gott! aus deiner Hand.
Der Mensch durch eigne Schuld hat seine Würd entehret;
Und beides fiel, sein Herz und sein Verstand.

Doch so verderbt wir sind, so schwach, uns selbst zu eilen;
So steuert Gott doch der Verdorbenheit,
Läßt durch sein heilig Wort uns neue Kraft erteilen,
Licht der Vernunft, dem Herzen Reinigkeit.

Und du willst dieser Kraft, o Mensch! dich widersetzen?
Sie beut sich an, du aber wehrest ihr?
Und willst des größten Glücks dich selber unwert schätzen?
Erkenne Gott, noch steht dein Heil bei dir!

Schneesing, Johannes – Allein zu dir, Herr Jesu Christ

Allein zu dir, Herr Jesu Christ,
Mein‘ Hoffnung steht auf Erden;
Ich weiß, daß du mein Tröster bist,
Kein Trost mag mir sonst werden.
Von Anbeginn ist nichts erkor’n,
Auf Erden ist kein Mensch gebor’n,
Der mir aus Nöten helfen kann;
Ich ruf‘ dich an,
Zu dem ich mein Vertrauen han.

2. Mein‘ Sünd‘ sind schwer und übergroß
Und reuen mich von Herzen,
Derselben mach mich quitt und los
Durch deinen Tod und Schmerzen
Und zeig mich deinem Vater an,
Daß du hast g’nug für mich getan,
So werd‘ ich quitt der Sünden los.
Herr, halt mir fest,
Wes du dich mir versprochen hast!

3. Gib mir nach deiner Barmherzigkeit
Den wahren Christenglauben,
Auf daß ich deine Süßigkeit
Möcht‘ inniglich anschauen,
Vor allen Dingen lieben dich
Und meinen Nächsten gleich als mich.
Am letzten End‘ dein‘ Hilf‘ mir send,
thu mir behend
Des Teufels List von mir wend‘.

4. Ehr sey Gott in dem höchsten thron,
dem Vater aller güte,
Und Jhesu Christ seim liebsten Son,
der uns allzeit behüte,
Und Gott dem heiligen Geiste,
der uns sein hülff allzeit leiste,
Damit wir jm gefellig sein
hie in dieser zeit
und folgent zu der ewigkeit. Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Ringwaldt, Bartholomäus – Gott Vater, hör doch meine Klag,

Um Vergebung der Sünden und Errettung wider die Feinde.
Aus den Psalmen zusammen gezogen.

Im Ton: Durch Adams Fall ist ganz verderbt.

Gott Vater, hör doch meine Klag,
So ich im Herzen führe,
Hilf mir, eh denn ich gar verzag
Und mich im Tod verliere;
Thu was gemach Und üb nicht Rach
An mir so gar geschwinde,
Erbarm dich mein Im Herzen dein
In Christo, deinem Kinde.

Sieh, HErr, wie ich bekümmert geh,
Mit Traurigkeit umgeben;
Ich seufze, wo ich geh und steh,
Und hab kein Lust zu leben.
So drückt mich fast Der Sünden Last,
Die ich zur Zeit begangen.
HErr, mach mich Heil, Denn deine Pfeil,
Die halten mich gefangen.

Zu dem hab ich noch ohne Ziel
Ueber dies heimlich Leiden,
Verfolger und Mißgönner viel,
Die mich gewaltig neiden
Und reden frech In ihrer Zech
Von mir viel arge Sachen
Und mich umher Mit Lügen mehr
Beim Volk verdächtig machen.

Ich aber muß im Herzen mein
Von wegen meiner Schulden
Gleich wie ein Taub und Stummer sein
Und mich also gedulden
Bis sich dein Ruth Was legen thut,
Die mich thut billig drücken.
O HErr, nimm doch Das schwere Joch
Von meinem schwachen Rücken.

Hilf mir, o HErr, zur rechten Zeit,
Laß mich nicht untersinken,
Und straf die gottsvergessenen Leut,
Die täglich um mich hinken
Und mir viel Leid Aus bloßem Neid
Gedenken beizufügen
HErr, gibs nicht zu, Mich schützen thu,
Und straf ihr‘ groben Lügen.

Vergib mir all mein Missethat,
Dich wieder zu mir wende,
Und machs mit meiner Feinde Rath
Einmal ein schrecklich Ende.
Schaff ihnen auch Ins Haus ein Rauch
Dabei sie mein vergessen,
Thu ihnen das Mit gleichem Maaß
Bezahlen und einmessen.

Im Hals ihnen die Wort verkürz,
Die sie aus gossen haben,
Und sie selbst in die Gruben stürz,
Die sie mir han gegraben,
Damit sie nicht So aufgericht
Im Herzen jubiliren,
Sondern vielmehr Ein schändlich Ehr
Erleben an den Ihren.

Erlös mich, HErr, von ihrem Strick,
Der tödtlich ist vergiftet;
Mit deinem Geist mein Herz erquick,
Das noch viel Jammer stiftet
Mit Aengsten groß; HErr, mach mich los
Von diesen stolzen Fetten,
Als ich denn Trau Und auf dich bau:
Ich weiß, du wirst mich retten.

Amen.

Wendebourg – Bartholomäus Ringwaldt’s geistliche Lieder

Neander, Joachim – Ach, was bin ich, mein Erretter

Ach, was bin ich, mein Erretter
Und Vertreter
Bei dem unsichtbaren Licht!
Sieh, ich lieg in meinem Blute;
Denn das Gute,
Das ich will, das thu ich nicht.

Ach, was bin ich, mein Erbarmer!
Sieh, ich Armer
Bin ein Strohhalm vor dem Wind;
Wie ein Weberschifflein schießet,
So verfließet
Aller Menschen Thun geschwind.

Ach, was bin ich, mein Erlöser!
Täglich böser
Find ich meiner Seele Staub,
Drum, mein Helfer, nicht verweile;
Jesu, eile,
Reiche mir die Gnadenhand!

Ach, wann wirst Du mich erheben
Zu dem Leben?
Komm, ach komm, und hilf mir doch!
Elend kann Dich bald bewegen;
Lauter Segen
Wirst Du lassen fließen noch.

Trotzig und verzagt im Herzen,
Trag ich Schmerzen,
Und es ist mir leid dazu.
Höre mich, hör an das Quälen:
Arzt der Seelen,
Schaffe meinem Herzen Ruh!

Gieb, daß mir der Tod nicht schade;
Herr, gieb Gnade,
Laß mich sein Dein liebes Kind!
Ein Demüthiger und Kleiner,
Aber Reiner
Endlich Gnad‘ und Ruhe find’t.

Schaff – Deutsches Gesangbuch