Alber, Erasmus – Der 119 Psalm.

(Psalmen, geystliche Lieder und Gesänge, Straßburg D. M. LXIX. in 8°. Blatt CXXXIIII.)

WEr Gotts Wort hat und bleibt dabei
und hüt sich für Abgötterei,
Das ist fürwar eyn Selger Mann,
der auch den Teuffel trotzen kan.

Er hellt Gotts Wort für keyn Gedicht,
zum HERREN hat er sein zuversicht,
Denselben rufft er täglich an,
das er bleib auff der rechten ban.

Nach Gottes Wort verlangt ihn sehr,
er fragt nichts nach unnützer Lehr
Und mag nit hörn das loß Geschwetz,
sonder hat lust an Gotts Gesetz.

Des Worts kan er gar nit entpern,
drumb muß er Gotts Wort täglich lehrn;
Darauff wend er sein höchsten fleiß,
des HERRN Wort ist sein täglich speiß.

Täglich bitt er den lieben Gott,
das er beharr bei seim Gebott,
Das ist ihm lieber weder Gold,
dem Wort ist er von hertzen hold.

Keyn grösser freud ihm widerfehrt
dann das ihm Gott sein Wort beschert,
Nach Gotts Gesetz er fleißig tracht,
des Worts begert er tag und nacht.

Unnd wann jhm unglück kompt zu hauß
und weyß nicht, wo er soll hinauß,
Als bald er seine Zuflucht hat
zu Gottes Wort, da findt er Rath.

Er fragt nichts nach der Heuchelei,
Gotts Wort hat er, da bleibt er bei;
Vertreibt damit die böse zeit,
der Welt haß unnd des Teuffels neid.

Das Wort Gotts ist das rechte Schwerd
unnd Waffen, damit er sich wehrt,
Wann sein der böse feind begert;
das Schwerdt ist aller Ehren werdt.

Das reyne Wort von Jesu Christ
vil süsser weder Honig ist,
Dasselbig Er vil höher acht
dann aller Welt Gut, Ehr und Pracht.

Das Wort macht ihn zum frommen Mann,
das Er hlfft, wem er helffen kann,
Und hellt sich so fein erbarlich,
das ander Leuth auch bessern sich.

Er dancket Gott durch JEsum Christ,
das jhm sein Wort bescheret ist,
Drumb lobt er Gott und opffert stäts
dem HERRN das Opffer seins Gebetts.

Von gantzem Hertzen sucht er Gott,
das er nur bleib bei seim Gebott,
Unnd bitt den Vatter umb genad,
auff das ja sein Wort wol gerath.

Er bitt auch Gott, das er noch mehr
mit seinem heylgen Wort bekehr,
Unnd das des Teuffels Reich vergeh
und Er in allen schanden steh.

Hört er eyn Kind von diser Welt,
das Gottes Wort für nichtig hellt,
Das thut ihm weh und bittet Gott,
das er beharr bei seim Gebott.

Er fragt nichts nach der bösen Rott,
die Gotts Wort achten für eyn spott,
Läßt sich auch keyne Tyrannei
von Gott treiben, wie groß sie sei.

Er weyß, es wirdt nicht lang bestehn,
die Spötter müssen undergehn,
Wo sie sich wöllen bessern nicht:
Gotts zorn hat sie bald hingericht.

Ob sie die Christen plagen sehr
von wegen diser guten Lehr,
So bleibt gleichwol die Christenheyt
und bringt daruon die Seligkeyt.

Bei Gott findt sie eyn sichern Ort,
das ist das Heylig ewig Wort,
Dadurch geschaffen ist die Welt,
die noch das ewig Wort erhellt.

Das Wort ist Frid, Freud, Liecht unnd Trost,
durch Gotts Wort ist die Welt erlößt,
Das Wort verlaßt uns nimmermehr,
dieweil wir suchen Gottes ehr.

Das Wort Gotts heylsam sitten lehrt
und jmmerdar den Sünden wehrt,
Und ob jemand gestrauchelt hat,
bei Gotts Wort findt man wider Rath.

Das Wort Gottes ist lauter und reyn,
und reyniget das Hertz alleyn,
Das Wort Gotts macht die Albern weiß,
dem Wort sei ewig ehr und preiß!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Alber, Erasmus – Christe, du bist der helle Tag

1. Christe, du bist der helle Tag
vor du die Nacht nicht Bleiben mag,
Du leuchtest uns vom Vatter her
und bist des Lichtes Prediger

2. Ach lieber Herr, behüt uns heut
in dieser Nacht vorm bösen Feind
und laß uns in dir ruhen fein
und vor dem Satan sicher sein.

3. Obschon die Augen schlafen ein,
so laß das Herz doch wacker sein;
halt über uns dein rechte Hand,
daß wir nicht fall’n in Sünd und Schand.

4. Wir bitten dich, Herr Jesu Christ:
behüt uns vor des Teufels List,
der stets nach unsrer Seele tracht‘,
daß er an uns hab keine Macht.

5. Sind wir doch dein ererbtes Gut,
erworben durch dein heilges Blut;
das war des ewgen Vaters Rat,
als er uns dir geschenket hat.

6. Befiehl dem Engel, daß er komm
und uns bewach, dein Eigentum;
gib uns die lieben Wächter zu,
daß wir vorm Satan haben Ruh.

7. So schlafen wir in Namen dein
dieweil die Engel bei uns sein
Du Heilege Dreifaltigkeit
wir loben dich in Ewigkeit.

Agricola, Johann – Der CXVII. Psalm Psalmus Laudate dominum omnes gentes

Frolich wollen wyr Alleluia singen,
aus hitziger gyr unsers hertzen springen,
Seyn gnad vertilget hat alle unser sunden,
in yhm haben wyr reuche schetze funden.

Alls was lebt auff erden sollen Got loben,
reichlich ist seyn gnad uber uns erhoben,
Gnad, leben, sterk und krafft haben wyr ererbet,
hell, todt, des teuffels macht ist durch uhn verterbet.

Gott sagt gnade zu alln, die yhm vertrawen,
trost, hilff, schickt er zu den, so auff yhn bawen,
Fest, stedt, trewlich helt, one list und triegen,
wye seyn wort vormelt, dan ehr kan nicht liegen.

Got sey lob gesagt und seym eynige sone,
heyligem geyst, Gott von art, mechtig in eym throne,
Von anbegyn er war, bleybt auch bis ans ende,
all welt sihet yhn klar. Herr, von uns nicht wende.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
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Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Agricola, Johann – Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ

Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ,
ich bitt, erhör mein Klagen;
Verleih mir Gnad zu dieser Frist,
laß mich doch nicht verzagen;
den rechten Glauben, Herr, ich mein,
den wollest du mir geben,
dir zu leben,
dem Nächsten nütz zu sein,
dein Wort zu halten eben.

Ich bitt noch mehr, o Herre Gott,
du kannst es mir wohl geben,
daß ich nicht wieder werd zu Spott;
die Hoffnung gib daneben,
voraus wenn ich muß die haben,
daß ich dir mög vertrauen
und nicht bauen
auf all mein eigen Tun,
sonst wirds mich ewig reuen.

Verleih, daß ich aus Herzensgrund
mein Feinden mög vergeben;
verzeih mir auch zu dieser Stund,
schaff mir ein neues Leben;
dein Wort mein Speis laß allweg sein,
damit mein Seel zu nähren
mich zu wehren,
wenn Unglück geht herein,
das mich bald möcht verkehren.

Laß mich kein Lust noch Furcht von dir
in dieser Welt abwenden;
Beständig sein ans End gib mir,
du hasts allein in Händen;
und wem dus gibst, der hats umsonst,
es mag niemand erwerben
noch ererben
durch Werke deine Gunst,
die uns errett vom Sterben.

Ich lieg im Streit und widerstreb;
hilf, o Herr Christ, dem Schwachen.
An deiner Gnad allein ich kleb,
du kannst mich stärker machen.
Kommt nun Anfechtung her,
so wehr
daß sie mich nicht umstoße;
du kannst machen, daß mirs nicht bringt Gefahr:
Ich weiß, du wirsts nicht lassen.

Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
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Nach anderen Quellen gilt der Verfasser als unbekannt.

Adam von Fulda – Ah hilff mich leid, Geistlich

AH hilff mich leid und sehnlich klag!
von tag zu tag solt sich
trewlich mein hertz mit schmertz besagen,
klagen der verlornen zeit,
Die ich so thörlich hab verzert,
beschwert beid leib und seel,
on heil und not für Gott, der rechen,
brechen wil der sunden neid.
Denn ich sein ehr sehr schwer-
lich han an scham verwund,
und kund gemacht nacht tag und stund
grund, mein ubelthat;
gnad bat ich da umb sonst,
gunst, kunst war gar verlorn,
zorn, ungemach,
rach sah ich one ziel,
viel zu verkeren, mehren ungenad.
Gott hat rechtlich mich hie gestrafft;
schafft, als ich mein, sein Göttlich recht,
verschmecht kein knecht, der sich rewlich
mit zehren keren ist zu Gott,
Denn er wil nicht des sunders tod.

Mein kleglich bit bewegen sol
den vol genaden schrein,
allein HERR Christ der ist on gleichen,
weichen mus alls himels heer.
Ich bsorg auch nicht, das sey umbsonst
sein gunst, die er zuns tregt,
bewegt das hertz vol schmertz mit ringen,
dringen nach verlorner ehr. Sein wunden rot, not, spot
und scham dem Vater zeigt,
beigt, neigt und zwingt, dringt das er lieb,
üb barmhertzigkeit,
geit zeit und ware rew, new trew
ins sunders hertz, schmertz, wach und ach,
schmach, rach und kranckheit viel
wil sie bekeren, leren sein gedult.
Die schuld ist mein, sein gnad ich ger:
ker dich zu mir schir, höchster trost,
du hast erlost, für mich schcwerlich
vergossen lassen dein blut rot,
Durch deiner marter angst und not!

All dienst an mir fand Gott gespart,
gar hat in des befilht,
doch hilt sein huld gedult viel jaren
sparen mich für aller not.
Ich lebt im saus nach alter weis,
kein vleis zu Gottes lob,
als ob sein güt mich müht zu leben,
streben wider sein gebot.
damit ich han an scham
sein ehr sehr fast verletzt,
tretzt, setzt mein sinn hin wider Gott,
hat gerewet mich;
ich sih, sein Göttlich krafft hafft, strafft
mein unzucht hie, wie jm gliebt,
betrübt, übt lieb und rach,
nach gantz lieblicher veterlicher art.
Ah Christe mild, bild gnad mir ein,
dein diener ich mich ger zu sein,
in rechtem schein hoff ich frölich
zu wandern, andern verlorn zeit:
Da helffe mir zu Christ, der für uns leid!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Aberlin, Joachim – Der CXXXIIII. Psalm.

Ecce nunc benedicite Domino omnes servi

Im Thon, Als Conditor alme, Oder, Gelobet seystu Jesu Christ

Psalter rc. Zuo Straßburg bey Wolff Köpffel, Anno M.D. XXXIX

SEhend unnd lobt den Herren recht,
alle die seind des Herren knecht!
Nit gnug lobt man mitt aller macht
ins Herren hauß die gantzen nacht.
Alleluia.

Im heyligthumb heb dhende uff,
den Herren lob der gantze hauff!
Von Sion euch der herr berat,
der erd unnd himmel gemachet hatt.
Alleluia.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Aberlin, Joachim – Der XCIII. Psalm.

Bey den Hebreern der xciiij.

Deus ultionum Dominus.

(„Bibel oder heilige geschrifft gsangsweyß in dru lieder uffs kürtzest zuosamen verfasset und gestellt durch herr Joachim Aberlin. Getruckt zuo Zürych by Christoffel Froschouer. M.D.LI.“ 49 Blätter in 8°. Blatt E. vij. – Das Lied steht bereits in dem „Psalter rc. Straßburg M.D.XXXIX,“ Blatt CIIII.)

YEtzund erscheyn zu diser frist,
Herr Gott, erscheyn uns sichtbar!
Dann dein allein die rache ist,
deß ist die welt nit gychtbar.
Erheb dich, richt der menschen ticht
auff erd frey unuerzagte!
du straffest recht das stoltze gschlecht,
der frumb wirt yetz verjagte.

O Herr, wie lang soll der gottloß,
wie lang soll er sich brumen?
Die stoltzen fröuwend sich on maß,
der frumb muß sich yetz schämen.
Wie redt der öd mit lust und fröud,
wie lang soll er nun reden?
da sagt man böß mit gschrey und töß,
ungrechtigkeit mit fröuden.

Ach Herr, sy hand dein volck so werd
tyrannisch gar zerschlagen,
Dein erb truckend sy hie auff erd,
keinr darff sich schier mer klagen,
Der gut und frumb wirt triben umb,
man tödt witwen und weisen,
erwürgt auch ring hie die frömbdling,
so hin und wider reisen.

Zu einem schirm sagend die wicht:
der Herr wirt es nit sähen
Und der Gott Jacob merckets nicht!
sy dürffend Gott auch schmähen.
Ir unweisen und närrischen,
die wonend hie auff erden,
mit sampt dem thorn: es ist verlorn!
wenn wölt jr witzig werden?

Hört! der gepflantzet hat das or
solt der nit mügen hören?
Meint jr, er sey so gar ein thor,
er wöll sich eüch lon leeren?
Der staub und flug mit sampt dem aug
hat gmacht, solt er nit sehen?
sein gwalt und hand regierts allß sand,
wie dürfft jr söllichs jehen?

Yetz züchtiget auch Gott der Herr
all Heiden auff ein Hauffen:
Meint jr, er sey von uns als ferr,
er künd eüch nit auch straaffen?
Der auch zu hand gibt den verstand,
glaubt jr, er künd nit mercken?
Gott weiß es gar ja bey eim haar!
thund eüch nit also stercken!

Mit eüwer weyß fällt jr fürwar,
es ist jm nichts verborgen,
Der weyßheit ists alls offenbar,
Gott weißt der menschen sorgen,
Und all jrn danck, das er ist stanck,
eytel, unnüth, vergebens:
löscht auß die hitz ja eüwer witz
und hand nit souil läbens.

Ach Herr, wie sälig ist der man,
den du thust weysen, leeren,
Das er des wegs nit fälen kan,
thust jn durch sein gsatz keeren
Und gibst gedult auch unuerschuldt
in disen bösen tagen,
bis grub mit fug wirt gmacht tieff gnug
dem sünder, der wirt klagen.

Bey frummen leuten ist das gwüß:
Gott wirt nit gar verstossen
Die yetzund leydend list und bschissz,
sein erb wirt nit verlassen
Wenn es geschicht, das sein gericht
wirt wider zu recht kummen,
so wirt bereit die grechtigkeit
den heilgen und den frummen.

Ey, wär wil doch nun bey mir ston
gegen den bösen gmütern,
Die mich nit wöllend zfriden lon?
Gott bhüt mich vor den hütern,
Die habend acht auff jrer wacht
mit lugner und verrätern!
wenn ich lang bitt, keinr zu mir tritt
wider die übelthäter.

Reyß dich für mich, o Herre Gott,
das ist mein höchster wille.
Wenn du nit hulffest in der not,
mein seel blib in der stille.
Die red ich brucht, mein füß hat gstrucht:
barmhertzigkeit, o Herre,
und sterck von dir ward geben mir,
du bist von uns nit ferre.

Leyd ich in mit bekümmernuß,
so kanst mein seel ergetzen
‚Und füren mit deinr hand hinauß,
darzu in tröstung setzen.
Der schalckstul irrt, bey dir er wirt
kein gmeinschaft mit dir haben,
der im gsatz breit mu und arbeit,
bleybt bei den nassen knaben.

Yetz rüstend sy sich mit einr hut
wider die seel des grechten,
Verdammend das unschuldig blut,
da kan man streyten, fechten;
Mein schutz ist Gott in diser not,
ein zuuersicht und horte:
zu diesem zil ich schiessen wil
und volgen seinem worte.

Nun wird der Herr jn jr unrecht
gar bald vast wol vergelten,
Er last nit ungestraaffet schlecht
die seine heilgen schelten:
Er wirt sy breit in jr boßheit
außtilcken und verstören.
Herr unser Gott, tilck ab die rott,
die dein wort nit mag hören.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer