Selneccer, Nikolaus – Ich acht der Freud auf Erden klein

1. Ich acht der Freud auf Erden klein,
o Gott, du bist mein Trost allein.
Hab nichts, das mich erfreuen tut,
allein dein Wort machet mir Mut.

2. Nichts weiß ich, das mich trösten kann,
nur Gottes Gnad in seinem Sohn:
Es hat mich Christus ja erlöst,
solch’s ist mein’s Herzens höchster Trost.

3. Nun bitt ich dich, mein treuer Gott,
erhalt mich fest in aller Not
und gib mir durch die Güte dein
ein selig’s End im Glauben rein.

4. Das wünsch ich allen Menschen gleich:
o Christe, hilf uns in dein Reich,
verkürz mir auch des Todes Qual
und nimm mich in dein’s Himmels Saal.

5. Klärlich wird, Herr, dein göttlich Wort
täglich gelehret und gehört:
o Herr, zu deinem Wort verleih
rechten Glauben und Frucht dabei.

Hiller, Philipp Friedrich – Der Weltgeist ist doch Christo feind

Mel.: Allein Gott in der Höh’ etc.

1.
Der Weltgeist ist doch Christo feind, Will er es gleich verhehlen;
Wenn auch sein Wort wie Honig scheint, Bleibt Galle in der Seelen.
Sonst Niemand, als nur Christi Geist, Den Er vom Vater uns verheißt,
Lehrt Ihn wahrhaftig lieben.

2.
Da liebt man nicht nur mit dem Mund; Denn bei den Heilsgenossen
Ist Gottes Liebe in dem Grund Der Herzen ausgegossen;
Man liebt, weil Er zuvor geliebt, Und ist um nichts als das betrübt,
Daß man zu wenig liebe.

3.
Man liebt Sein Wort und folgt Ihm nach, Man liebet auch die Seinen,
Man liebet sogar Seine Schmach, Man liebet Sein Erscheinen;
Nichts liebt man so, man liebt Ihn mehr, Man liebt sich selber nicht so sehr,
Noch auch sein eigen Leben.

4.
Dein Geist, HErr Jesu, lehre mich Auch Deiner Liebe Größe;
Erkenn’ ich die, so lieb’ ich Dich, Wenn mich die Welt verstöße;
Und wenn sie mich zu reizen sucht, Sprich mir in’s Herz, der ist verflucht,
Wer Dich, wer Dich nicht liebet!

Hiller, Philipp Friedrich – Habt Gunst und Ruhm auf Erden

Mel.: Von Gott will ich etc.

1.
Habt Gunst und Ruhm auf Erden, Ihr Weisen, ohne Neid.
Ich will ein Weiser werden, Den nie sein Lernen reut.
Lern’ ich nur Jesum mir, So will ich nichts mehr fragen,
Und darf ohn’ Hochmuth sagen: Ich weiß noch mehr als ihr.

2.
Das ist der höchste Orden, Wer nach der Weisheit tracht’t,
Die Jesus uns ist worden, Vom Vater selbst gemacht.
Die lernt der Glaube nur, Und findet mit Vergnügen,
Was da für Schätze liegen, Auch über die Natur.

3.
Ja, Vater sei gepriesen, Der Jesum offenbart,
So haben wir durch Diesen Die Weisheit wahrer Art.
Das ist der beste Theil. Welt, halt’ uns nur für Thoren:
Wir geh’n doch nicht verloren, Gott zeigt uns doch Sein Heil!

Hiller, Philipp Friedrich – Was die Welt hofft, ist vergänglich

Mel.: O Durchbrecher aller Bande.

1.
Was die Welt hofft, ist vergänglich, Und befleckt ist, was sie hat,
Das ist Christen nicht hinlänglich, Denn es macht den Geist nicht satt;
Jener Herrlichkeit muß welken, Sie verblühet zu geschwind,
Blühte sie gleich wie die Nelken, Die in Königsgärten sind.

2.
Jener Hoffnung fällt im Sterben, Uns’re geht im Tod erst an,
Weil wir erst die Güter erben, Die kein Tod zernichten kann.
Besser hier im Staube hoffen, Und hernach sich selig seh’n,
Als in eitler Lust ersoffen Mit der Welt zum Feuer geh’n.

3.
Unser Erbgut ist gegründet, Denn ein Tod hat’s festgemacht,
Dem kein gleicher sich nicht findet, Weil ihn Gott selbst theu’r geacht’t,
Und der von dem Tod erstanden, Der gebar uns neu dazu;
Da wird Hoffnung nicht zu Schanden; Großer Jesu, das machst Du!

4.
Heiland, der mir’s theu’r erworben, Gib mir, was ich nicht verlier’,
Mit Dir ist mir’s anerstorben, Und Du lebest auch nicht hier.
Mach’ mein Erb’ mir immer größer, Und desselben Hoffnung süß,
Bis ich, herrlicher Erlöser, Es im Himmel bald genieß’!

Gerhardt, Paul – Hört an, ihr Völker, hört doch an

1. Hört an, ihr Völker, hört doch an,
Hört alle, die ihr lebet,
Arm reich, Herr, Diener, Frau und Mann
Und was auf Erden schwebet:
Mein Mund soll reden von Verstand
Und rechte Weisheit lehren;
Wir wollen, was mein Herz ersand,
Ein fein Gedichte hören
Und spielen auf der Harfen.

2. Was sollt ich fürchten meinen Feind
In meinen bösen Tagen,
Da mich, ders böse mit mir meint,
Umgibt mit vielen Plagen,
Wann mich mein Untertreter drückt
Mit seinen Missetaten
Und sich, weil ihm Tun geglückt
Und alles wohl geraten,
Erhebet, pocht und prahlet?

3. Was hilft ihm all Hab und Gut,
Wann sich der Tod herfindet?
Da gilt kein Geld, kein hoher Mut,
All Hilf und Rat verschwindet.
Und wenn auch gleich sein Bruder wollt
Ihm an die Seite treten,
Doch kann ihn weder rotes Gold
Noch Bruders Blut erbeten,
Er muß dem Tod herhalten.

4.Der Tod ist gar ein teuer Mann,
Fragt nichts nach gutem Willen;
Wann einer gleich gibt, was er kann,
Noch läßt er sich nicht stillen.
Und sieht er auch schon manchem zu,
Läßt ihn viel Jahr erlangen,
Doch bricht er endlich solche Ruh,
Er kommt einmal gegangen
Und holt die alten Greisen.

5. Denn solche Weisen müssen doch
Sowohl als wie die Narren
Sich lassen in des Grabes Loch
Verschenken und verscharren;
Da kommt denn, was sie an sich bracht,
In andrer Leute Hände,
Und also gehet ihre Pracht
Und Herrlichkeit zu Ende,
Viel anders als sie wünschen.

6. Dies ist ihr Herz, das ist ihr Sinn,
Daß ihr Haus ewig bleibe,
Ihr und Würd auch immerhin
Sich wohl und mehr erkleibe;
Noch dennoch aber können sie
Nichts überall erhalten,
Sie müssen fort und wie ein Vieh
Hinunter und erkalten.
Das ist ein töricht Wesen.

7. Doch gleichwohl wird es hoch gerühmt
Mit Lippen der Nachkommen
Und gar nicht, wie es sich geziemt,
Zur Beßrung angenommen.
Sie liegen in der Höllen Grund
In einem bösen Schlafe,
Der Tod, der nagt sie wie ein Hund
Und wie ein Wollf die Schafe,
Die keine Hilfe haben.

8. Die Bösen und des Todes Beut
Und müssen Marter leiden,
Die Frommen wird der HErr mit Freud
Im Himmelreich weiden.
Der Trotz der unverschämten Rott
Muß brechen und vergehen,
Wer aber treu bleibt seinem GOtt,
Der soll dort ewig stehen
Im Chor der auserwählten.

9. Darum, mein allerliebstes Kind,
Laß dich nicht irre machen,
Ob einer reich wird und mit Sünd
Erlangt viel treue Sachen;
Denn wenn er stirbt, bleibt alles hier,
Er kann nichts mit sich nehmen.
Sein Herrlichkeit, sein Ehr und Zier
Verscwindet wie ein Schemen
Und will ihm nicht nachfolgen.

10. Die Welt liebt ihren Kot und Stank,
Hält viel von schnöden Dingen.
Und also gehn sie auch den Gang,
Den ihre Väter gingen,
Und sehen hinfort nimmermehr
Das Licht, das uns ernähret:
Kurz: Wann ein Mensch hat Würd und Ehr
Und ist nicht fromm, so fähret
Er wie ein Vieh von hinnen.

Franck, Salomo – O Flüchtigkeit

Mel. eigene Melodie
Gedruckt 1685

O Flüchtigkeit, der Erde Glanz vergeht!
Allhier wird nichts, als Wind und Rauch gefunden.
Wie bald zerfällt, was hoch und herrlich steht!
Dem Glücke bleibt das Unglück stets verbunden.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, was ist der Menschen Pracht!
Ein schöner Strick, der Sinn und Seele bindet,
Ein heller Stern bei schwarz gewölkter Nacht,
Ein klarer Blitz, der Augenblicks verschwindet!
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, die Wollustrose stirbt,
Und hinterläßt den Stachel im Gewissen!
Das Gut vergeht, das man mit Angst erwirbt;
Was uns ergötzt, wird plötzlich weggerissen.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, wir suchen Lustgenieß,
Und wollen uns auf Lasternesseln weiden!
Die wüste Welt ist unser Paradies;
Wie bald vergehn die Blumen unsrer Freuden!
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit! Der Mensch ist Gras und Laub;
Er fällt und welkt, und muß gar bald vergehen;
Sein Leben ist ein Dampf, ein leichter Staub;
Der Todessturm kann plötzlich uns verwehen.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, verlaß das Lasterfeld,
Entreiß dich bald den Banden dieser Erden!
Auf, scheide dich von dieser schnöden Welt,
Soll Ewigkeit mit dir vermählet werden!
Hier ist nur Schmerz, nur Unbeständigkeit,
Und kurze Zeit!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Flüchtigkeit.

Mel. eigene Melodie
Gedruckt 1685

Ach, was ist doch unsre Zeit?
Flüchtigkeit!
Nebel, Rauch, und Wind und Schatten!
Menschen können nicht bestehn,
Sie vergehn,
Wie die Blumen auf den Matten.
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Menschen sind zerbrechlich Glas,
Nichtig Gras,
Blumen, die nicht lange stehen.
Ach, wie bald wird ihre Kraft
Hingerafft,
Wann die Todeslüfte wehen!
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Jugend, die den Rosen gleicht,
Die verbleicht
Ihre Schöne muß verschwinden.
Es vergeht durch Todesmacht
Alle Pracht,
Die wir an den Menschen finden.
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Menschen sind der Zeiten Spiel,
Und ein Ziel,
Drauf die Todespfeile fliegen.
Die wie schlanke Cedern stehn,
Groß und schön,
Müssen durch den Tod erliegen.
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Ach, der Tod ist dir gewiß;
Drum vergiß
Alles Eitle dieser Erden!
Lenke dich zur Ewigkeit
Jederzeit,
Willst du dort unsterblich werden!
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Schwinge dein Gemüth und Herz
Himmelwärts,
Wo nicht Tod, nicht Noth, nicht Leiden!
Denk an das, was ewig ist,
Liebster Christ,
Soll dich einst der Himmel weiden!
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Du schnöde Welt

Mel. Eigene Melodie
Gedruckt 1685

Du schnöde Welt,
Du Raub der Zeit,
In dir ist nichts, als Eitelkeit!
Dein Glanz muß bald erbleichen,
Dein Wesen muß entweichen,
Du bist ein schwarzes Trauerzelt,
Du schnöde Welt!

Du schnöde Welt,
Die nur betrübt,
Mein Geist ist nicht in dich verliebt!
Ich sehe Dornenspitzen,
Wo Purpurrosen blitzen.
Du bist ein distelreiches Feld,
Du schnöde Welt!

Du schnöde Welt,
Dein Pracht ist Schein,
Dein Honig macht uns bittre Pein!
Du pflegest zu vergiften
Die fetten Wollusttriften.
Die Seele wird von dir gefällt,
Du schnöde Welt!

Du schnöde Welt,
Fahr immerhin,
Du bringst der Seele nie Gewinn!
Dort kann ich mich ergötzen
An güldnen Himmelsschätzen.
Weg Lust und Pracht, und Gut und Geld,
Weg schnöde Welt!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Der Seelen alleinige Vergnügung in Gott

Mel. Kommt her zu mir, spricht.
Gedruckt 1711

Weg, du großes Nichts der Erden!
Sollt ich hier vergnüget werden,
Wo mein Geist in Banden liegt?
Nein, ich will mich höher schwingen,
Und nach dem, was ewig, ringen:
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weichet nur, ihr eiteln Ehren,
Die der Frommen Herz beschweren!
Ach, wie bald, wie bald erliegt,
Der ans höchste Brett gestiegen!
Drum könnt ihr mich nicht vergnügen:
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weicht, ihr Schätze, bleibt zurücke!
Ach ihr seid nur Band und Stricke,
Wo das Herz gefangen liegt!
Gold und Geld will ich nicht wählen,
Wenn ich reich bin an der Seelen;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weiche, Fleischeslust und Weibe!
Das allein ist meine Freude,
Daß mein Herz zu Gott sich fügt,
Der mein Herz und meine Seele
Salbt mit seinem Freudenöle;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Seele, sei mit dem zufrieden,
Sonder Sorgen und Ermüden,
Was dein Gott dir zugefügt!
Ein in Gott vergnügtes Leben
Kann des Himmels Vorschmack geben;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Ich bin selig schon im Hoffen,
Weil ich nun das Ziel getroffen,
Welches Alles überwiegt;
Weil ich mich mit Gott verbinde,
Und in ihm die Ruhe finde;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder