Joh. Jac. Rambach – Von der ewigen Gnadenwahl.

Ewge Liebe, mein Gemüte
Waget einen kühnen Blick
In den Abgrund deiner Güte:
Send ihm einen Blick zurück,
Einen Blick voll Heiterkeit,
Der die Finsternis zerstreut,
Die mein blödes Auge drücket,
Wenn es nach dem Lichte blicket.

Ich verehre dich, o Liebe,
Dass du dich beweget hast
Und aus einem reinen Triebe
Den erwünschten Schluss gefasst:
Der im Fluch versenkten Welt
Durch ein teures Lösegeld.
und des eignen Sohnes Sterben
Gnad und Freiheit zu erwerben.

O ein Ratschluss voll Erbarmen,
Voller Huld und Freundlichkeit,
Der so einer Welt voll Armen
Gnade, Trost und Hilfe beut!
Liebe, die den Sohn nicht schont,
Der in ihrem Schoße wohnt,
Um zu retten die Rebellen
Aus dem Pfuhl der tiefen Höllen!

Doch du hast, o weise Liebe,
Eine Ordnung auch bestimmt,
Dass sich der darinnen übe,
Der am Segen Anteil nimmt.
Wer nur an den Mittler gläubt
und ihm treu ergeben bleibt,
Der soll nicht verloren gehen,
Sondern Heil und Leben sehen.

Diesen Glauben anzuzünden,
Der ein Werk des Himmels heißt,
Lässest du dich willig finden,
Deinen teuren, guten Geist
Denen, die gebeuget stehn,
Die ihr Unvermögen sehn
Und zum Thron der Gnaden eilen,
Gern und willig mitzuteilen.

Wo du nun vorher gesehen,
Dass ein Mensch auf dieser Erd
Deinem Geist nicht widerstehen,
Noch sein Werk verhindern werd,
Sondern ohne Heuchelschein
Werd im Glauben feste sein:
Diesen hast du auserwählet
und den Deinen zugezählet.

Du hast niemand zum Verderben
Ohne Grund in Bann getan;
Die in ihren Sünden sterben,
Die sind selber Schuld daran.
Wer nicht glaubt an deinen Sohn,
Der hat Fluch und Tod zum Lohn:
Sein mutwillig Widerstreben
Schleußt ihn aus vom Heil und Leben.

Liebe, dir sei Lob gesungen
Für den höchst gerechten Schluss,
Den die Schar verklärter Zungen
Rühmen und bewundern muss;
Den der Glaub in Demut ehrt,
Die Vernunft erstaunet hört,
und umsonst sich unterwindet,
Wie sie dessen Tief ergründet.

Liebe, lass mich dahin streben,
Meiner Wahl gewiss zu sein.
Richte selbst mein ganzes Leben
So nach deinem Willen ein,
Dass des Glaubens Frucht und Kraft,
Den dein Geist in mir geschafft,
Mir zum Zeugnis dienen möge,
Dass ich auf dem Himmelswege.

Lass mich meinen Namen schauen
In dem Buch des Lebens stehn;
Dann so werd ich ohne Grauen
Selbst dem Tod entgegen gehn:
Keine Kreatur wird mich,
Deinen Liebling, ewiglich
Deiner Hand entreißen können,
Noch von deiner Liebe trennen.

Spitta, Carl Johann Philipp – Es kennt der Herr die Seinen

1.Es kennt der Herr die Seinen
und hat sie stets gekannt,
die Großen und die Kleinen
in jedem Volk und Land.
Er lässt sie nicht verderben,
er führt sie aus und ein;
im Leben und im Sterben
sind sie und bleiben sein.

2.Er kennet seine Scharen
am Glauben, der nicht schaut
und doch dem Unsichtbaren,
als sah er ihn, vertraut;
der aus dem Wort gezeuget
und durch das Wort sich nährt
und vor dem Wort sich beuget
und mit dem Wort sich wehrt.

3.Er kennt sie als die Seinen
an ihrer Hoffnung Mut,
die fröhlich auf dem einen,
dass er der Herr ist, ruht,
in seiner Wahrheit Glänze
sich sonnet, frei und kühn,
die wundersame Pflanze,
die immerdar ist grün.

4.Er kennt sie an der Liebe,
die seiner Liebe Frucht
und die mit lauterm Triebe
ihm zu gefallen sucht;
die ändern so begegnet,
wie er das Herz bewegt,
die segnet, wie er segnet,
und trägt, wie er sie trägt.

5.So hilf uns, Herr, zum Glauben
und halt uns fest dabei;
lass nichts die Hoffnung rauben;
die Liebe herzlich sei!
Und wird der Tag erscheinen,
da dich die Welt wird sehn,
so lass uns als die Deinen
zu deiner Rechten stehn!

Franck, Salomo – Ich bin im Himmel angeschrieben,

Auf meinen erwählten Leichentext.

Freuet euch, daß eure Namen im Himmel angeschrieben sind.
Luc. 10, 20.

Mel. Wer nur den lieben Gott.

Ich bin im Himmel angeschrieben,
Ich bin ein Kind der Seligkeit;
Was kann die Sünde mich betrüben,
Und alles Leiden dieser Zeit?
Ich weiß, daß ich von Anbeginn
In Christo auserwählet bin.

Das Lamm hat mich mit seinem Blute
Gezeichnet in das Lebensbuch,
Und mir erlangt das höchste Gute,
Erlösung von dem Tod und Fluch.
Was ist doch, das mein Herze quält?
Ich bin zum Himmel auserwählt.

Was schreckt mich des Gesetzes Wetter?
Ich seh in’s Lebensbuch hinein,
Wo Christi Wunden rothe Blätter,
Die Schriften Speer und Nägel sein;
Hier les ich, was mir Tröstung giebt:
„Dich hab ich je und je geliebt!“

Ist gleich das schwarze Buch der Sünden,
Mein Schuldregister noch so voll;
Mein Heiland läßt mich Gnade finden;
Er zeigt das Lebensprotocoll;
Da seh ich meine Gnadenwahl,
Und steh in seiner Kinder Zahl.

Auf Jesum will ich fröhlich sterben,
Ich will des Glaubens Hochzeitkleid
Nur in des Lammes Blute färben;
So geh ich ein zur Seligkeit,
Und zu dem großen Abendmahl;
O freudenvolle Gnadenwahl!

Kein Teufel soll den Trost mir rauben,
Daß ich erwählt von Anbeginn;
Daß ich aus Gnade durch den Glauben
An Christi Blut erlöset bin.
So leb ich denn, und sterbe drauf;
Auf Jesum schließ ich meinen Lauf.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder