Gruber, Andreas – Ein geistlich Lied, vom wort Gottes und dem Glauben.

Im thon wie man singet den Berckreyen von S. Jochimo tal, Ich wil ein newes singen.

ACh Gott von himelreiche,
durch Christum deinen Son
Verleih mir gnedigliche
dein Heilig geist so fron,
Das ich mög frölich singen
von deinem Göttlichen wort,
das itzt mit gewalt thut dringen
her fur an manchem Ort.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Grünwald, Georg – KUmpt her zu mir, spricht Gottes sun,

KUmpt her zu mir, spricht Gottes sun,
al die jr seyt beschwäret nun,
mit sünden fast beladen,
Ir jungen, alten, fraw und man!
ich will euch geben, was ich han,
und heylen ewern schaden.

Meinn joch ist süß, mein bürd ist ring,
wers nach mir tregt inn dem geding,
dz er der hell entweyche,
Ich will jms trewlich helffen tragn,
mit meiner hilff würt er erjagn
das ewig himmelreiche.

Was ich hab thon und glitten hie
inn meinem leben, spat und frü,
dz solt ir auch erfüllenn.
Ja, was der mensch denckt, redt unnd thut,
das kumpt jm alles zrecht unnd zgut,
wens gschicht nach Gottes willen.

Gern wolt die welt auch sälig sein,
wenn nur nit wer die schmach und peyn,
die alle Christen leiden:
So kan unnd mags nit anders sein,
darumb ergib dich willig drein,
wer ewig peyn wil meiden!

All Creatur bezeüget das,
wwas lebt im wasser, lufft und graß,
durch lyden muß sich enden.
Wer dann inn Gottes nam nit wil,
der muß zu letst ins Teüffels zyl
mit schwerem gwissen lenden.

Heut ist der mensch schön, jung und lanck,
morgen so ist er tödtlich krank,
alsbald so muß er sterben:
Gleich wie ein blumen auff dem feld,
also würdt pracht unnd breng der welt
inn einem huy verderben.

Die welt erzittert ob dem tod:
wann einer ligt inn letster not,
da wil er erst frumm werden:
Einer schafft diß, der ander das,
und er sein selber stätz vergaß,
die weyl er lebt auff erden.

Und wenn er nymmer leben mag,
so hebt er an ein grosse klag,
wil sich erst Gott ergeben:
Ich förcht fürwar, die göttlich gnad,
die er allzeit verspottet hat,
werd schwerlich ob jm schweben.

Was hilfft den reychen sein grosses gut?
was hilfft den jungen sein stoltzer mutt?
er muß auß disen meyen:
Wenn einer geb die gantzen welt,
silber und gold unnd alles gelt,
noch muß er an den reyen!

Was hilfft den glerten seinn grosse kunst?
der weltlich pracht ist gar umb sunst,
wir müssen alle sterben!
Wer sich in Christum nit ergeyt,
dieweil er noch in gnaden zeyt,
ewig muß er verderben!

Darumb so merckt, jr lieben kind,
die yetzund Gott ergeben sind,
laßt euch die müh nit rewen:
Halt stätz am heylgen Gottes wort,
dz ist der seelen höchster hort,
Gott wirts euch schon betrewen.

Schawt, dz jr guts umb übels gebt,
schawt, das jr hie unschuldig lebt,
laßt euch die welt nit äffen:
Gebt Gott den rach und alle ehr,
den engen steyg geht ymmer her,
Gott würt die welt fein straffen.

Wenn es euch gyng nach fleysches mut,
mit gunst und gsund und grossem gut,
gar bald würdt jr erkalten:
Darumb schickt Gott euch trübsal her,
damit das fleysch gezüchtigt werd,
zweiger freüd erhalten.

Ist euch das creütz so bitter schwer,
gedenckt, wies hellisch feüre wer,
darin die welt muß rinnen,
Mit leib und seel das leyden sein
on underlaß die ewig pein
und kan doch nit verbrinnen!

Drumb werden wir nach diser zeyt
mit Christo haben ewig freüd,
daran soll wir gedencken.
Kein zungen dz außsprechen kan,
die glori und den ewig lon,
den uns der Herr wirt schenken!

Und was der ewig gwaltig Gott
inn seinem geyst versprochen hat,
geschworen bey seim namen,
Des helt und gibt er gwiß fürwar:
der helff uns an der Engel schar
durch Jesum Christum, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Grünwald, Georg – Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn

„Kommt her zu mir“, spricht Gottes Sohn,
„all die ihr seid beschweret nun,
mit Sünden hart beladen,
ihr Jungen, Alten, Frau und Mann,
ich will euch geben, was ich han,
will heilen euren Schaden.

Mein Joch ist sanft, leicht meine Last,
und jeder, der sie willig faßt,
der wird der Höll entrinnen.
Ich helf ihm tragen, was zu schwer,
mit meiner Hilf und Kraft wird er
das Himmelreich gewinnen.“

Gern wollt die Welt auch selig sein,
wenn nur nicht wär die schwere Pein,
die alle Christen leiden;
nun aber kanns nicht anders sein,
darum ergeb sich nur darein,
wer ewig Pein will meiden.

Heut ist der Mensch schön, jung und rank,
sieh, morgen ist er schwach und krank,
bald muß er auch gar sterben;
gleichwie die Blumen auf dem Feld,
also wird diese schöne Welt
in einem Nu verderben.

Die Welt erzittert ob dem Tod;
liegt einer in der letzten Not,
dann will er gleich fromm werden;
einer schafft‘ dies, der andre das,
sein arme Seel er ganz vergaß,
dieweil er lebt‘ auf Erden.

Und wenn er nicht mehr leben kann,
hebt eine große Klag‘ er an,
will sich nun Gott ergeben;
ich fürcht fürwahr, die göttlich Gnad,
die er allzeit verspottet hat,
wird schwerlich ob ihm schweben.

Dem Reichen hilft doch nicht sein Gut,
dem Jungen nicht sein stolzer Mut,
er muß aus diesem Maien,
wenn einer hätt‘ die ganze Welt,
Silber und Gold und alles Geld,
doch muß er an den Reihen.

Dem G’lehrten hilft doch nicht sein Kunst,
die weltlich Pracht ist gar umsonst,
wir müssen alle sterben.
Wer sich in Christo nicht bereit,
weil er lebt in der Gnadenzeit,
ewig muß er verderben.

Höret und merkt, ihr lieben Kind‘,
die jetzo Gott ergeben sind:
Laßt euch die Müh nicht reuen,
halt fest am heilgen Gotteswort,
das ist eur Trost und höchster Hort:
Gott wird euch schon erfreuen.

Und was der ewig gütig Gott
in seinem Wort versprochen hat,
geschworn bei seinem Namen,
das hält und gibt er g’wiß fürwahr.
Der helf uns zu der Engel Schar,
durch Jesum Christum! Amen.

Gramann, Johann – Psalm CIII. Nun lob, mein‘ Seel‘, den Herren

Nun lob, mein‘ Seel‘, den Herren,
Was in mir ist, den Namen sein!
Sein‘ Wohltat tut er mehren,
Vergiß es nicht, o Herze mein!
Hat dir dein‘ Sünd‘ vergeben
Und heilt dein‘ Schwachheit groß,
Errett’t dein armes Leben,
Nimmt dich in seinen Schoß,
Mit rechtem Trost beschüttet,
Verjüngt dem Adler gleich.
Der Kön’g schafft Recht, behütet,
Die leiden in sein’m Reich.

2. Er hat uns wissen lassen
Sein herrlich Recht und sein Gericht,
Dazu sein‘ Güt‘ ohn‘ Maßen,
Es mangelt an Erbarmung nicht.
Sein’n Zorn läßt er wohl fahren,
Straft nicht nach unsrer Schuld,
Die Gnad‘ tut er nicht sparen,
Den Blöden ist er hold.
Sein Güt‘ ist hoch erhaben
Ob den’n, die fürchten ihn.
So fern der Ost vom Abend,
Ist unsre Sünd‘ dahin.

3. Wie sich ein Mann erbarmet
Über sein‘ junge Kinderlein,
So tut der Herr uns Armen,
So wir ihn kindlich fürchten rein.
Er kennt das arm‘ Gemächte
Und weiß, wir sind nur Staub,
Gleichwie das Gras, von Rechte,
Ein‘ Blum‘ und fallend Laub,
Der Wind nur drüber wehet,
So ist es nimmer da:
Also der Mensch vergehet,
Sein End‘, das ist ihm nah.

4. Die Gottesgnad‘ alleine
Bleibt stet und fest in Ewigkeit
Bei seiner lieben G’meine,
Die steht in seiner Furcht bereit,
Die seinen Bund behalten.
Der herrscht im Himmelreich.
Ihr starken Engel, waltet
Sein’s Lobs und dient zugleich
Dem großen Herrn zu Ehren
Und treibt sein heil’ges Wort,
Mein‘ Seel‘ soll auch vermehren
Sein Lob an allem Ort.

5. Sei Lob und Preis mit Ehren
Gott Vater, Sohn und Heil’gem Geist!
Der woll‘ in uns vermehren,
Was er uns aus Genad‘ verheißt,
Daß wir ihm fest vertrauen,
Gänzlich uns laß’n auf ihn,
Von Herzen auf ihn bauen,
Daß uns’r Herz, Mut und Sinn
Ihm festiglich anhangen.
Drauf singen wir zur Stund‘:
Amen, wir werd’n’s erlangen,
Glaub’n wir aus Herzengrund.

Gesenius, Justus – Wenn meine Sünd mich kränken

1.Wenn meine Sünd mich kränken,
o mein Herr Jesu Christ,
so lass mich wohl bedenken,
wie du gestorben bist
und alle meine Schuldenlast
am Stamm des heilgen Kreuzes
auf dich genommen hast.

2.O Wunder ohne Maßen,
wenn man’s betrachtet recht:
es hat sich martern lassen
der Herr für seinen Knecht,
es hat sich selbst der wahre Gott
für mich verlornen Menschen
gegeben in den Tod.

3.Was kann mir denn nun schaden
der Sünden große Zahl?
Ich bin bei Gott in Gnaden,
die Schuld ist allzumal
bezahlt durch Christi teures Blut,
dass ich nicht mehr darf fürchten
der Höllen Qual und Glut.

4.Drum sag ich dir von Herzen
jetzt und mein Leben lang
für deine Pein und Schmerzen,
o Jesu, Lob und Dank,
für deine Not und Angstgeschrei,
für dein unschuldig Sterben,
für deine Lieb und Treu.

5.Herr, lass dein heilig Leiden
mich reizen für und für,
mit allem Ernst zu meiden
die sündliche Begier,
dass mir nie komme aus dem Sinn,
wie viel es dich gekostet,
dass ich erlöset bin.

6.Mein Kreuz und meine Plagen,
sollt’s auch sein Schmach und Spott,
hilf mir geduldig tragen;
gib, o mein Herr und Gott,
dass ich verleugne diese Welt
und folge dem Exempel,
das du mir vorgestellt.

7.Lass mich an Andern üben,
was du an mir getan,
und meinen Nächsten lieben,
gern dienen jedermann
ohn Eigennutz und Heuchelschein
und, wie du mir erwiesen,
aus reiner Lieb allein.

8.Lass endlich deine Wunden
mich trösten kräftiglich
in meiner letzten Stunden
und des versichern mich:
weil ich auf dein Verdienst nur trau,
du werdest mich annehmen,
dass ich dich ewig schau.

Georg der Fromme – GEnad mir, HERR, ewiger Gott

GEnad mir, HERR, ewiger Gott,
das mir kein not
geb ursach, das ich von dir fleuch!
Behüt mich, HERR, für falschem rath,
das himelbrod,
der seelen speis, mir nicht entzeuch!
Dein wort gib mir zu aller stund
durch lerers mund,
das ich vernim
meins HERren stim,
mich darein geb,
bis ich dir, HERR, mein geist auffgeb!

ORdnung zu machen gib mir lehr,
das auch dein ehr
dem gmeinen man hie werd bekand.
Mein underthan, HERR, zu dir ker,
damit sich mehr
die Christlich schar in meinem land.
Behüt uns, HERR, für falscher sect,
die sich jetzt regt
an manchem end,
dadurch wird geschend
der Christlich glaub!
Ach, HERR, deins worts uns nicht beraub!

GIb mir auch fried in dieser zeit,
das nicht durch streit
werd brüderliche lieb zertrent.
An dir nu all mein wolfart leit,
für has und neid
behüt mich, HERR, bis an mein end!
Dazu verleyh mir deinen sinn!
du weist, ich bin
noch fleisch und blut,
dasselbig thut
nach seiner weis:
dafür ich bitt mit gantzem vleis.

MARCK, sted und land befehl ich dir
aus trewer gir,
der ich sol pflegen hie auff erd.
Getrewe reth verordne mir,
daran man spürt,
das gericht und recht versehen werd
Nach rechter mas und billigkeit,
mit solchem bescheid,
das recht und gleich
werd arm und reich
geteilet mit:
des ich dich, HERR, von hertzen bitt.

GRAFen und die des Adels sein,
den gib auch ein,
das sie verstehn den rechten grund,
Und allzeit thun den willen dein
in rechtem schein,
das gib in, HErre, zu rechter stund,
Damit dein nam durch alle stend
werd hoch genent
bey jung und alt
in solcher gestalt,
durch all dein ehr
erhalt uns all in deiner lehr!

ZU dir hertzlich ich schrey und bit,
verlas mich nit
und leit mich, HERR, in deinem weg!
Teil mir vernunfft und weisheit mit,
nicht von mir trit,
all meiner hendel selber pfleg,
Das mich der feind nicht uberwind
mit listen geschwind,
der er sich vleist,
sein zorn beweist
und ist ergrimt:
dein zukunfft im sein gewalt benimbt!

BRANd doch für lieb dein Göttlichs hertz,
da du herwertz
gedachst an unser angst und not.
Denn solches war warlich kein schertz,
da du mit schmertz
willig auffnampst den bittern tod,
Damit des Vaters zorn verging,
da dich umbfieng
des todes angst;
bis vorhin lanst
verkündet war:
desselben frucht an mir nicht spar!

Denn ob ich, HERR, dein weg verlür
zur rechten thüg,
so gieng ich irr in meinem trit;
Sey mir dein bitters leiden für,
mein hertz anrür,
den rechten glauben teil mir mit,
Das ich behar bis an mein end:
wenn sich zutrent
mein seel und leib,
als denn vertreib
den feind von mir,
mein letztes end befehl ich dir.

BURCK fried gib uns in deinem thron!
nicht für ein lohn,
allein aus gnad erbarm dich mein.
Noch eins ich bit in diesem thon:
ach HERR! verschon,
las dir trewlich befohlen sein,
Meins brudern seel nim gnedig an:
du weist, ich kan,
im helffen nicht:
allein ich bit
umb gnad und huld:
vergib im, HERR, sein sund und schuld!
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Franck, Salomo – Vermahnungslied zum Glauben und zur Geduld im Kreuz.

Mel. Meine Armuth macht mich schreien.
oder: Unter Liljen jener Freuden.
Gedruckt 1685

Sei getrost bei trüben Tagen,
Dulde Plagen,
Armes Herz, verzage nicht!
Gott kann Last in Lust verkehren,
Gott will hören,
Setz auf Gott die Zuversicht!

Alles Kreuz wird endlich scheiden;
Dulde Leiden!
Auf den Sturm folgt Sonnenschein.
Sollte denn dein Gott dich hassen,
und verlassen?
Leide nur die kurze Pein!

Gold wird durch die Gluth bewähret
Und verkläret.
Kreuz bewährt das Glaubensgold.
Gott probieret seine Lieben
Durch Betrüben;
Gott ist den Gepressten Gold.

Nach der Angst wirst du vergnüget;
Glaube sieget,
Glaube bindet unsern Gott;
Glaube bringet Heil und Segen
Allerwegen;
Glaube macht den Feind zu Spott.

Gott zerbricht die Kreuzesketten;
Gott kann retten;
Rufe nur, geplagtes Herz!
Gottes Huld wird dich erfreuen
Nach dam Schreien!
Freude folgt auf Leid und Schmerz

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Seid gegrüßt, ihr schönsten Lichter

Ueberschrift: „Als er die Sterne betrachtete.
Gedruckt 1685

Seid gegrüßt, ihr schönsten Lichter,
Die ihr jetzt den Himmel schmückt!
Seid gegrüßt, ihr Angesichter,
Die ihr jetzt die Welt beblickt:
Laßt mir euren güldnen Schein
Jener Lichter Vorbild sein,
Die im wahren Himmel funkeln,
Und zu keiner Zeit verdunkeln!

Euer Glanz muß doch erbleichen,
Eure Pracht muß letzt vergehn;
Eure Schöne muß entweichen,
Die so lieblich anzusehn!
In dem höhern Himmel lacht
Schönste Zier, und Licht und Pracht;
Dort ist Gott, der Seelen Wonne,
Stern und Mond, und wahre Sonne.

Ach, wann werd ich hingerücket
an den Ort der Herrlichkeit,
Welchen Gottes Glanz beschmücket?
Ach, wann werd ich dort erfreut?
Unsers Gottes Ehrenreich
Machet uns den Sternen gleich;
Jesu, komm, mich heimzuführen,
Und mit Klarheit auszuzieren!

Stern aus Jakob, meine Wonne,
Licht, das uns zum Himmel führt,
Leite mich zur wahren Sonne,
Welche nie den Glanz verliert!
Komm, mein Schönster, meine Zier,
Liebster Jesu, leuchte mir!
Tod und Nacht hat mich umgeben,
Führe mich zum Licht und Leben!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – O Flüchtigkeit

Mel. eigene Melodie
Gedruckt 1685

O Flüchtigkeit, der Erde Glanz vergeht!
Allhier wird nichts, als Wind und Rauch gefunden.
Wie bald zerfällt, was hoch und herrlich steht!
Dem Glücke bleibt das Unglück stets verbunden.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, was ist der Menschen Pracht!
Ein schöner Strick, der Sinn und Seele bindet,
Ein heller Stern bei schwarz gewölkter Nacht,
Ein klarer Blitz, der Augenblicks verschwindet!
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, die Wollustrose stirbt,
Und hinterläßt den Stachel im Gewissen!
Das Gut vergeht, das man mit Angst erwirbt;
Was uns ergötzt, wird plötzlich weggerissen.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, wir suchen Lustgenieß,
Und wollen uns auf Lasternesseln weiden!
Die wüste Welt ist unser Paradies;
Wie bald vergehn die Blumen unsrer Freuden!
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit! Der Mensch ist Gras und Laub;
Er fällt und welkt, und muß gar bald vergehen;
Sein Leben ist ein Dampf, ein leichter Staub;
Der Todessturm kann plötzlich uns verwehen.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, verlaß das Lasterfeld,
Entreiß dich bald den Banden dieser Erden!
Auf, scheide dich von dieser schnöden Welt,
Soll Ewigkeit mit dir vermählet werden!
Hier ist nur Schmerz, nur Unbeständigkeit,
Und kurze Zeit!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Nur wie Gott will

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711

Nur wie Gott will, so mag es gehen
In Wohl und Weh, in Freud und Pein!
Nur wie Gott will, mag mir geschehen,
Nur wie Gott will, so stimm ich ein!
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will, das ist das Beste,
Ob es gleich noch so widrig scheint.
Ich bin gewiß und glaube feste,
Daß er es allzeit herzlich meint.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will, laß ich mich lenken,
Mein Herz, Gemüth, und ganzer Sinn
Soll sich in seinen Willen senken,
Weil ich in Gott nur leb und bin.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will, so will ich glauben,
Daß es mir nütz und selig sei.
Kein Zweifel soll den Trost mir rauben,
Daß Gott, mein Gott, allein getreu.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will; will er mir geben
Glück, Ehr und Güter dieser Welt:
Ich nehm es und bitt ihn daneben,
Mit mir zu thun, wie ihm gefällt.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will; in Gottes Willen
Soll meine Seele ruhig sein.
Soll ich mein Maaß mit Thränen füllen,
So geb ich mich auch willig drein.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will, in Freud und Leiden;
Nur wie Gott will, so will auch ich;
Im Leben, Leiden und Verscheiden
Dem Höchsten überlaß ich mich.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder