Philipp Friedrich Hiller. – Wir müssen alle offenbar werden.

Die Welt kommt einst zusammen
Im Glanz der ewgen Flammen
Vor Christi Richterthron;
Dann muss sich offenbaren,
Wer die und jene waren,
Sie kennt und prüft des Menschen Sohn.
Der Gräu’l in Finsternissen,
Das Brandmal im Gewissen,
Die Hand, die blutvoll war,
Das Aug voll Ehebrüche,
Das frevle Maul voll Flüche,
Das Herz des Schalks wird offenbar.

Das Flehn der armen Sünder,
Das Tun der Gotteskinder,
Die Hand, die milde war,
Das Aug voll edler Zähren,
Der Mund voll Lob und Lehren,
Des Christen Herz wird offenbar.
Wo wird man sich verstecken?
Was will die Blöße decken?
Wer schminkt sich da geschwind?

Wen kann die Lüge schützen?
Was wird ein Weltruhm nützen?
Da sind wir alle, wie wir sind.
Herr, diese Offenbarung
Drück du mir zur Bewahrung
Beständig in den Sinn,
Dass ich auf das nur sehe,
Ich gehe oder stehe,
Wie ich vor deinen Augen bin.

Benjamin Schmolk – Der Bräutigam kommt!

Zu Mitternacht ward ein Geschrei:
Der Bräutigam naht schon herbei,
Auf, gehet ihm entgegen!
Kommt, brennet eure Lampen an,
Die ihr mit Glauben angetan, und
Leuchtet allerwegen;
Laufet, kaufet
Glaubensöle,
Schmückt die Seele,
Ihr Jungfrauen,
Wollt ihr euren Bräutgam schauen.

Du auserwählter Bräutigam,
Du allerliebstes Gotteslamm,
Ich höre deine Stimme.
Du rufst mir auch als deiner Braut,
Der du im Glauben dich vertraut,
Gib, dass mein Herze glimme;
Gieße, schließe
Meine Flammen
Recht zusammen,
Dass ich brenne
und man meinen Glauben kenne.

Es ist schon leider Mitternacht,
Die Finsternis regiert mit Macht,
Der Glaub ist ganz verschwunden,
Die Welt schnarcht in der Sicherheit
Und schätzet deine Zukunft weit,
Die sich doch bald gefunden.
Sünden binden
So viel Augen,
Die nicht taugen
Aufzuwachen,
Sich auf dich bereit zu machen.

O lass mich bei den Fünfen sein,
Die sich auf deine Zukunft freun
Und ihre Lampen tragen.
Geuß Glaube, Liebe, Hoffnung zu,
Das allerschönste Licht bist du,
Davon die Nacht muss tagen.
Grüße, küsse
Deine Taube,
Deren Glaube
Dich umschließet
und dich herzlich wieder küsset.

Ihr Törichten, schlaft immerhin,
Ihr wollt euch nicht um Öl bemühn,
Dass euer Glaube scheinet.
Drum klopfet ihr vergebens an,
Wenn euch nicht mehr wird aufgetan
Und ihr umsonsten weinet.
Klaget, fraget, Eurem Hoffen
Steht nichts offen,
Lasst das Rennen,
Jesus will euch gar nicht kennen.

Du aber kenne mich, mein Freund,
Wenn deine Zukunft nun erscheint,
Eröffne mir die Türe,
Dass ich zu deiner Hochzeit geh
und in dem rechten Brautschmuck steh,
Der meine Seele ziere.
Lass mich ewig
Dich umfassen
und nicht lassen,
Mein Verlangen,
Werd ich dich nicht bald umfangen?

Indessen lass mich munter sein,
Der Satan wiege mich nicht ein
Mit groben Sündenträumen.
Lass Fleisch und Blut mich kreuzigen
und nicht mit denen Törichten
Die Gnadenzeit versäumen.
Mein Lamm, Bräutgam,
Komm geschwinde
und verbinde
uns dort oben
Durch ein ewiges Verloben.

Verf. unbekannt. – Die rechte Bereitschaft auf den jüngsten Tag.

Der Herr bricht ein um Mitternacht
Jetzt ist noch alles still,
Wohl dem, der sich nun fertig macht
und ihm begegnen will.

Er hat es uns zuvor gesagt
und einen Tag bestellt;
Er kommt, wann niemand nach ihm fragt,
Noch es für möglich hält.

Wie liegt die Welt so blind und tot!
Sie schläft in Sicherheit,
und meint, des großen Tages Not
Sei noch so fern und weit.

Wer wacht und hält sich nun bereit
Als ein getreuer Knecht,
Dass er in jener Rechnungszeit
Vor Gott bestehe recht?

Wer gibt sein Pfund auf Wucher hin)
und nützet seinen Tag,
Dass er mit himmlischem Gewinn
Vor Jesum treten mag? .

Weckt ihr einander aus der Ruh,
Dass niemand sicher sei?
Ruft ihr einander fleißig zu:
Seid wacker, fromm und treu!

So wache denn, mein Herz und Sinn,
und schlummre ja nicht mehr,
Blick täglich auf sein Kommen hin,
Als ob es heute wär.

Der Tag der Rache nahet sich,
Der Herr kommt zum Gericht,
O meine Seel, ermanne dich,
Steh und verzage nicht!

Dein Tagewerk ist schön und groß,
Mit Jesu wirds vollbracht,
Der ein so selig schönes Loos
Dem Treuen zugedacht;

Dem Knechte, der auf schmalem Pfad
Ihm folgte Schritt vor Schritt,
Fromm blieb, wenn alles übel tat;
Geduldig stritt und litt.

Denn, wann der Richter wie ein Blitz
Vom Himmel niederfährt,
Wann aller Sünder Lust und Wiz
In Heulen sich verkehrt:

Dann kommt er dir als Morgenstern
Mit ewgem Gnadenschein,
Dann gehest du mit deinem Herrn
Zu seinen Freuden ein.

Der Herr bricht ein um Mitternacht,
Jetzt ist noch alles still;
Wohl dem, der nun sich fertig macht
Und ihm begegnen will.

Nikolaus Hermann – Am sechsundzwanzigsten Sonntag Trinitatis. Vom jüngsten Gericht. Matth. 25.

Weil in der argen bösen Welt:
Viel falsch Urteil werden gefällt,
Und Manchem viel zu kurz geschicht,
Der sein Recht kann bekommen nicht,
Und manche böse Bubenstück
Werden getragen überrück;

2. Drum will Gott halten ein Gericht,
Und Alles bringen an das Licht,
Davon jetzund Niemand mucken tar,
Wird er Alls machen offenbar,
Und wird kein Gwalt mehr gehn für Recht,
Wie jetzt klagt mancher arme Knecht.

3. Für diesem letzten, strengen Gricht,
Wird sich kein Mensch verbergen nicht,
Da wird Rechenschaft Jedermann
Von Allem, was er hat getan
Allhie in diesem zeitlich Leben,
Dem Richter Christo müssen geben.

4. Wenn Menschen Sohn nun kommen wird
Mit sein Engeln, der treue Hirt,
In seiner göttlichen Herrlichkeit,
Und in seiner wahren Menschheit,
Dann wird er die unflätigen Böck
Scheiden von den Schäfelein;

5. Die für sein Schäflein werdn erkannt,
Wird er stellen zur rechten Hand,
Und die Böck wird er heißen gehn
Beiseits, und zu der Linken stehn,
Und wird sagen zun Schäfelein:
Kommt her, ihr lieben Brüder mein.

6. Ihr Gsegneten, ererbt das Reich,
Das von Anfang der Welt ist euch
Bereitet von dem Vater mein,
Drin ihr sollt mein Miterben sein;
Ihr habt mich gespeiset und getränkt,
Da mich der Durst und Hunger kränkt.

7. Da ich ein Gast war und elend,
Reicht ihr mir eure milden Händ,
Und nahmt mich auf zur Herberig,
Da ich war nacket, kleidt ihr mich,
In meiner Krankheit ihr mir bracht
Labsal, das gab mir eine Kraft.

8. Da ich war ein Gefangner Mann,
Nahmt ihr euch mein gar treulich an,
Erzeigt euch gegen mir christlich,
Ihr kamt zu mir und tröstet mich,
Und teilt mir mit ein guten Rat,
Halft mir mit Worten und der Tat.

9. Alsdann werden antworten sie:
Herr, wann hab wir dich gsehen je
Hungrig, durstig, nacket und bloß,
Krank, gfangen und in Armut groß?
Wann hab wir dir die Treu beweist,
Die du jetzund rühmst und preist?

10. Dann wird der Köng antworten ihr:
Was ihr getan habet vorhin
Dem allergringsten Bruder mein,
Das hab ich also gemerket fein,
Und nehm mich des so treulich an,
Als ob ihr mirs hätt selbst getan.

11. Dann wird er auch sagen zu den,
Die ihm zu seiner Linken stehn:
Ihr Verfluchten, geht hin von mir,
Ins höllisch Feur gehöret ihr,
Welches dem Teufel ist bereit;
Und seinen Engeln der Bosheit.

12. Ich bin gewesen hungerig,
So habt ihr nicht gespeiset mich,
Desgleichen, da ich durstig war,
Reicht ihr mir kein Trunk Wasser bar;
Da ich war fremd, elend und bloß,
Sein Haus für mir jeder zuschloss.

13. Und da ich war ein gfangner Mann,
Keiner unter euch zu mir kam.
Dann werben sie entschuldigen sich:
Herr, wann han wir gesehen dich.
Durst leiden und in Hungersnot,
Und dir versagt Wein, Bier und Brot?

14. Wann bist du je gewest ein Gast?
Und um Herberg gebeten hast?
Von deiner Gfängnis und Krankheit,
Wann hab wir je gewusst Bescheid?
Wer hat uns der Ding eins bericht,
Und wir han dir gedienet nicht?

15. Darauf wird er ihn zeigen an:
Alles, was ihr nicht habt getan
Dem allergringsten Bruder mein,
Beim Leben in den Nöten sein,
Das habt ihr mir auch nicht getan,
Drum nehm ich kein Entschulding an.

16. Dann werden sie gehn in die Pein
Und ewiglich verdammet sein,
Den Grechten aber wird er geben
Im Himmelreich das ewige Leben.
Hilf uns, Herr Christ, du treuer Heiland,
Dass wir nicht stehen zur linken Hand.

Amen.

Nikolaus Hermann – Vom jüngsten Gericht. Aus dem Evangelio des 2. Sonntags im Advent Luk. 21.

Christus wird kommen zu Gericht,
Ehe sich die rohe Welt versicht,
Plötzlich, wie uns die Schrift zeigt an,
Darnach richt sich ein Jedermann.

2. Man predigt das göttliche Wort
zu breitem Blick an allem Ort.
Das Zeichen soll und sein gewiss.
Das End der Welt nicht fern mehr ist.

3. Himmel und Erd in einen Klos
Zerschmettern wird ein Wetter groß.
Balds Feur die ganz Welt verzehrt,
Wird Gott schaffen neu Himmel und Erd.

4. Denn werden zur Posaunenschau
Die Toten aufstehn allzumal.
Auch die noch leben hie auf Erdn,
Im Augenblick verwandelt werdn.

5. Da wird in einer Wolken klar.
Christ kommen mit der Engel Schar,
Und wir werd ihm entgegen gehn,
Und für seim Richtstuhl alle stehn.

6. Alsdenn sein Lämmer scheiden wird
Von den Böcken der treue Hirt,
Und wird sein Auserwählten gebn
Im Himmelreich das ewige Lebn.

7. Und wird ein schreckliche Urteil fälln
Über die Teufel und ihre Gselln;
Und die zu seiner Linken stehn.
Werden ins höllisch Feur gehn.

8. Drum Jedermann fein wacker sei,
Hüt sich mit Fleiß für Füllerei1Völlerei;
Denn der Tag wird wie ein Fallstrick
Übr uns kommen im Augenblick.

9. Auf dein Zukunft, Herr, warten wir,
Seufzen und tragen groß Begier.
O Herr, komm bald und uns erlös,
Denn die Welt ist gottlos und bös.

Amen.

Nikolaus Hermann – Vom jüngsten Tage.

Freut euch, ihr Christen, alle gleich,
Sich naht herbei das Himmelreich,
Der jüngste Tag ist für der Tür,
Kein frommer Christ erschreckt dafür.

2. Nicht länger will Gott sehen zu,
Er will sein Heilgen schaffen Ruh;
Der gottlos Hauf nimmt überhand,
Von Tag mehret sich Sünd und Schand.

3. Ist doch kein Glaub auf Erden mehr,
All Creaturen seufzen sehr;
Die Sonn verleurt oft ihren Schein,
Sehr viel Zeichen am Himmel sein.

4. Für Angst die Erd erschüttet sich
Und zittert oft erbärmiglich.
Es kracht und knacket Alls zugleich,
Wenig Fried ist im heilign Reich.

5. Es wüten grausam und geschwind
Und brausen in der Luft die Wind,
Als wollten sie Alls reißen ein,
Das End wird gwiss nicht fern mehr sein.

6. Viel Missgeburt, grässlich Gestalt
Der Menschen und Tier mannigfalt
Begeben sich zu dieser Zeit,
Drum ist der jüngste Tag nicht weit.

7. Auch alle Künft jetzt betteln gehn,
Wiewohl im höchsten Grad sie stehn.
Die Wohlfeil sie verächtig macht,
Gotts Wort man spott, verhöhnt und lacht.

8. Der Glehrten Zank und args Gebeiß
Macht, dass der gmeine Mann nit weiß:
Wo sei die reine, rechte Lehr.
Ihr Viel suchen nur Ruhm und Ehr.

9. Drum ist den Menschen bang und weh.
Und wird der Angst je länger, je mehr.
Krieg, Hunger, Sterben, alle Plag,
Die häufen sich von Tag zu Tag.

10. Es wild ein jeder haben Recht,
Und wär viel lieber Herr, denn Knecht.
Niemand will schier sein untertan,
Die Ehr keiner dem Andern gan.

11. Die Läng kanns also stehen nicht,
Drum wird Christ kommen zu Gericht,
Sonst würd er keinen Glauben mehr
Finden, so lang er außen wär.

12. Drum lieben Christen, seid getrost,
Ich hoff, wir werden schier erlöst;
Die Zeichen werden lügen nicht,
Es wird angehn das jüngst Gericht.

13. Christus wird heimführen sein Braut,
Die in der Tauf ihm ist vertraut,
Für welche er sein Leben lies,
Die nun sein Reich und Erbgut ist.

14. Rimmel und Erb posaunen auf
Ihr Christen merkt nur eben drauf,
Das Läutn hats sich gefangen an,
Gar bald wird man zusammenschlan.

15. Es wird fürhanden sein, die Zeit,
Dass der Herr seine Christenheit
Wird führen aus dem Jammertal,
Erfüllt wird sein der Heilgen Zahl.

16. Die Welt ist nun gar worden alt,
Ihr Wärm ist hin, sie ist verkalt.
Sie hat verloren Saft und Kraft,
Das End gwiss herbei sich macht.

17. Sein Zukunft, Herr, wir warten all,
Horchen auf der Posaunen Schall.
Komm lieber Herr Christ, mache nicht lang,
Hilf deiner Kirch, denn ihr ist bang;

18. Und führ sie in die ewige Ruh,
Die du ihr hast bereitet zu
Dort oben in deine Vaters Reich,
Da sie wird sein dein Engeln gleich.

19. Und weil du denn wirst kommen schier,
Hilf, dass wir gehn entgegen dir,
Mit unsern Lampen wohl geschürt,
Alls voller Öl, wie siche gebührt;

20. Dass wir sein rechte Hochzeits Gäst,
Rein in der Lieb, im Glauben fest;
Und steif in starker Hoffnung stehn,
Mit dir also zur Hochzeit gehn,

21. Die dir dein Vater hat bereit,
Mit deiner Braut, der Christenheit.
Da wird aufhören Angst und Not,
Hilf uns bald hin, Christ, lieber Gott!

Amen.

Blaul, Georg Friedrich – Der jüngste Tag.

(Am letzten Abende des Jahres 1836.)

So ist es um das Jahr der Sorgen
Mit diesem letzten Glockenschlag,
Noch tagte nicht der ernste Morgen,
Noch brach nicht an der jüngste Tag.
Da die Posaunen noch nicht schallen,
Und zögert der Verwüstung Graus,
So deucht uns armen Menschen allen,
Die Gnad‘ des Herrn sei noch nicht aus.

Noch blickt auf uns die Schaar der Sterne,
Wie einst auf Jesum selbst herab,
Noch sind die Schnitterengel ferne,
Noch öffnet sich kein dunkles Grab.
Nein, freundlich kam uns erst entgegen
Der Christ in unser Herz und Haus;
Uns deucht, wenn wir dies überlegen,
Die Gnad‘ des Herrn sei noch nicht aus.

Wer mag der Zukunft Thor entriegeln?
Den Schleier heben, der sie deckt?
Sie ist ein Buch mit sieben Siegeln,
Der Inhalt noch kein Mensch entdeckt.
Lasst die Vergangenheit uns fragen,
Seht in die Gegenwart hinaus!
Sie und das Buch des Lebens sagen,
Die Gnad‘ des Herrn sei noch nicht aus.

Was sollen wir doch darum sorgen,
Zu welcher Zeit er hält Gericht?
Der Herr hat Tag und Stund‘ verborgen,
Die wissen selbst die Engel nicht.
Und lasst nur wachsam sein und beten,
Bestellen unser Herz und Haus,
Und glauben, wann wir vor ihn treten,
Die Gnad‘ des Herrn sei noch nicht aus.

Weisse, Michael – Vom jungsten Tag

ES wirt schier der letzte tag herkommen,
denn die boßheit hat ser zugenommen,
Was Christus hat vorgesagt,
das wirt ietz beklagt.

Der abfal vom glauben wirt erfuren,
das er sey geschehn vor langen jaren,
Wie Paulus der fromme man
klerlich zeiget an.

Der verdampte sohn hat lang gesessen
in dem tempel Gottes hoch vermessen,
Sich gerhümt vnnd sein gebot,
gleich als wer er Gott.

Vil falsche propheten seind erstanden,
ja noch rotten vnnd secten vorhanden,
Die mit ihrer that vnd leer
der welt schaden seer.

Weil vns nun der Antichristisch orden
durch Gottes wort offenbar ist worden,
So last vns fliehen mit fleiß
seine leer vnd weiß

Last vns in den bund des Herren tretten
vnd darinnen stetz wachen vnd beten,
Denn der letzte tag geht her,
kömpt vns immer nehr.

Die welt mehret sich in sünd vnd torheit
vnnd trachtet zu dempfen Gottes warheit;
Der herr wirts lassen geschehen,
ihr also zusehn.

Aber wenn sie maynt, sie hab gewonnen
vnd sey allem vngelück enttronnen,
Wirts ihr erst mit aller macht
kommen hundertfach.

Grosse plag wirt sie plötzlich vmgeben
vnnd ihr alle schepffung widerstrebenn,
Das sie auch für angst vnd not
wünschen wirdt den todt.

Sonn vnd monet wirt verfinstert werden
vnd ein groß weklagen sein auf erden,
Dann wirt Christus kommen frey
das er richter sey.

Vnnd er wirt seinen ertzengel schicken
vnd alle gestorbnen lassen wecken,
Daß sie allsampt auferstehn
vnd führ ihm gestehn.

Dann wirt er zu seinen Engeln sprechen:
nu wiel ich mich an meinn feinden rechen,
Wer wider mich hat gethan
wirt nehmen sein lohn!

Versamlet mihr her mein auserkornen,
alle glaubigen vnnd newgebornen,
Die meinenn bund wolbedacht
trewlich han verbracht.

Vnnd die werden sie zur rechten sellten,
wo der Herr ein lieblich vrteil fellen,
Sie wirt setzen gwaltiglich,
inn die lufft bey sich.

Aber zum Gottlosen wirt er sprechen:
nu wol an, ich werde mit euch rechen:
Warumb habt ihr meinen bund
genommenn jnn mund,

So ihr doch gotselikeit verachtet
vnd nur auf vntugent habst getrachtet?
Ich schwaig, vnd da maynet ihr,
es wer nichts für mihr.

Weicht vonn mihr, all ihr vermaledeitenn,
jnn das fewer, welchs vor langen zeiten
Allen teufeln ist bereit
für ihre bößheit!

Da mit werden sie zur hellen müssen
vnd da selbst ihr vntugent bussen
Inn vnaussprechlicher pein,
der kein end wirt sein.

Sein volck aber, von diesen gescheidenn,
wirt er füren zur himlischen frewdenn,
Wo es wie der sonnen schein
ewiglich wirt sein.

Ey nu, Herr, steh vns bey auf erden
vnd bereit vns, das wir wirdig werden
Zu schawen jnn ewikeit
deine herlikeit!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Walter, Johann – Der Bräut’gam wird bald rufen

1. Der Bräut’gam wird bald rufen:
Kommt all‘, ihr Hochzeitsgäst‘!
Hilf, Gott, daß wir nicht schlafen,
In Sünden schlummern fest,
Bald hab’n in unsern Händen
Die Lampen, Öl und Licht
Und dürfen uns nicht wenden
Von deinem Angesicht.

2. Da werden wir mit Freuden
Den Heiland schauen an,
Der durch sein Blut und Leiden
Den Himmel aufgetan,
Die lieben Patriarchen,
Propheten allzumal,
Die Märt’rer und Apostel
Bei ihm, ein‘ große Zahl.

3. Die werden uns annehmen
Als ihre Brüderlein,
Sich unser gar nicht schämen,
Uns mengen mitten ein.
Wir werden alle treten
Zur Rechten Jesu Christ,
Als unsern Gott anbeten,
Der unsers Fleisches ist.

4. Gott wird sich zu uns kehren,
Ein’m jeden setzen auf
Die güldne Kron‘ der Ehren
Und herzen freundlich drauf,
Wird uns an sein‘ Brust drücken
Aus Lieb‘ ganz väterlich,
An Leib und Seel‘ uns schmücken
Mit Gaben mildiglich.

5. Da wird man hören klingen
Die rechten Saitenspiel‘;
Die Musikkunst wird bringen
In Gott der Freuden viel.
Die Engel werden singen,
All‘ Heil’gen Gottes gleich,
Mit himmelischen Zungen
Ewig in Gottes Reich.

6. Er wird uns fröhlich leiten
Ins ew’ge Paradeis,
Die Hochzeit zu bereiten
Zu seinem Lob und Preis.
Da wird sein Freud‘ und Wonne
In rechter Lieb‘ und Treu‘
Aus Gottes Schatz und Bronne
Und täglich werden neu.

7. Also wird Gott erlösen
Uns gar aus aller Not,
Vom Teufel, allem Bösen,
Von Trübsal, Angst und Spott,
Von Trauern, Weh und Klagen,
Von Krankheit, Schmerz und Leid,
Von Schwermut, Sorg‘ und Zagen,
Von aller bösen Zeit.

Walter, Johann – Herzlich tut mich erfreuen

1. Herzlich tut mich erfreuen
die liebe Sommerzeit,
wenn Gott wird schön erneuen
alles zur Ewigkeit.
Den Himmel und die Erde
wird Gott neu schaffen gar,
all Kreatur soll werden
ganz herrlich, schön und klar.

2. Kein Zung kann je erreichen
die ewig Schönheit groß;
man kann’s mit nichts vergleichen,
die Wort sind viel zu bloß.
Drum müssen wir solchs sparen
bis an den Jüngsten Tag;
dann wollen wir erfahren,
was Gott ist und vermag.

3. Da werden wir mit Freuden
den Heiland schauen an,
der durch sein Blut und Leiden
den Himmel aufgetan,
die lieben Patriarchen,
Propheten allzumal,
die Märt’rer und Apostel
bei ihm in großer Zahl.

4. Also wird Gott erlösen
uns gar von aller Not,
vom Teufel, allem Bösen,
von Trübsal, Angst und Spott,
von Trauern, Weh und Klagen,
von Krankheit, Schmerz und Leid,
von Schwermut, Sorg und Zagen,
von aller bösen Zeit.

5. Er wird uns fröhlich leiten
ins ewig Paradeis,
die Hochzeit zu bereiten
zu seinem Lob und Preis.
Da wird sein Freud und Wonne
in rechter Lieb und Treu
aus Gottes Schatz und Bronne
und täglich werden neu.

6. Da wird man hören klingen
die rechten Saitenspiel,
die Musikkunst wird bringen
in Gott der Freuden viel,
die Engel werden singen,
all Heilgen Gottes gleich
mit himmelischen Zungen
ewig in Gottes Reich.

7. Mit Gott wir werden halten
das ewig Abendmahl,
die Speis wird nicht veralten
auf Gottes Tisch und Saal;
wir werden Früchte essen
vom Baum des Lebens stets,
vom Brunn der Lebensflüsse
trinken zugleich mit Gott.

8. Wir werden stets mit Schalle
vor Gottes Stuhl und Thron
mit Freuden singen alle
ein neues Lied gar schön:
„Lob, Ehr, Preis, Kraft und Stärke
Gott Vater und dem Sohn,
des Heilgen Geistes Werke
sei Lob und Dank getan.“

9. Ach Herr, durch deine Güte
führ mich auf rechter Bahn;
Herr Christ, mich wohl behüte,
sonst möcht ich irregahn.
Halt mich im Glauben feste
in dieser bösen Zeit,
hilf, daß ich mich stets rüste
zur ewgen Hochzeitsfreud.