Ebeling, Christoph Daniel – Dies Irae

Erden wanken, Welten beben,
Wenn du, Herr, dich wirst erheben,
Richtend über Tod und Leben.

Ach, vor jenen Ungewittern,
Die der Welten Bau erschüttern,
Werden alle Frevler zittern.

Einst gehn beim Posaunen schalle,
Deine Todten gehn wir Alle,
Aus der Gräber düstern Halle.

Keine Sünde bleibt verborgen,
Dort an jenem grossen Morgen,
Wird ihr Lohn ihr widerfahren.

Jede That wird der Gerechte
Aus der Hülle finstrer Nächte,
Aus dem Dunkel offenbaren.

An dem feierlichen Tage
Wirst du mit gerechter Waage
Jedem Sterblichen vergelten.

Ach, wer wird vor dir bestehen?
Wer begnadigt dann mich Armen?
Wer wird unser sich erbarmen?

Herr, du strafest freche Sünder,
Du begnadigst deine Kinder;
Rette uns von den Verlornen.

Liebevoll warst du hienieden,
Gabst den Sündern deinen Frieden,
Sei uns gnädig im Gerichte.

Du warst sanft und voll Erbarmen,
Freundlich, liebreich, halfst den Armen,
Sei uns gnädig, unser Mittler.

Richter über Tod und Leben,
Dir will ich mich ganz ergeben,
Ja, wir nahen deinem Throne.

Lass uns Gnade vor dir finden,
Uns belasten schwere Sünden,
Grosser Richter, o verschone!

Die Verlornen zu erretten
Aus der Sünde Sclavenketten,
War dein grosses Werk auf Erden.

Du erforschest unsre Seelen,
O vergieb uns, wann wir fehlen!
Wende von uns das Verderben.

Lass uns Alle mit den Frommen
Zu des Himmels Freuden kommen!
Jesu, lass dein Heil uns erben.

Freche Sünder werden zittern,
Vor des Zornes Ungewittern,
Rette du voll Huld die Deinen!

Herr, dem wir im Staube nahen,
Lass Vergebung uns empfahen,
O, Erbarmer, sei uns gnädig.

Feierliche, ernste Stunde,
Wann der Richter wird erscheinen,
Und die Todten sich erheben.

O verleihe selig’s Leben
Allen die sich deiner freu’n
Segne du sie, Ewiger!