Behm, Martin – Die Stein und Felsen sind zwar hart

Im Ton: O Jesu Christ, meine Lebens Licht rc.

1. Die Stein und Felsen sind zwar hart,
Des Menschen Herz wohl weich und zart,
Dennoch manch harter Fels sich trennt,
Als Christ am Kreuz sein Leben endt,

2. Dagegen bleibt manch Herz verstockt,
Obgleich Gott zur Bekehrung lockt.
O Herr, du bist der Fels und Stein
Auf dem besteht die Kirch allein.

3. Du bist der unbeweglich Grund,
Den kein Tyrann einstürmen kunt.
Auf dich allein ich allzeit schau,
Mein Glauben und Gebet drauf bau.

4. Man schlägt von dir des Geistes Feur,
Dadurch mein Herz und Sinn verneur;
Von dir fleußt Wasser, das ich trink,
Dass ich in Elend nicht versink.

5. Mein Leib und Seel ich kräftig lab,
Wenn ich nur dies Kraftwasser hab.
Hilf, dass ich ihn nicht stoß an dir,
Dein Huld und mein Heil nicht verlier.

6. Und ob ich fiel, so lass mich nicht,
Hilf, dass ich mich an dir aufricht;
Gib mir in diesem Felsen Ruh,
Wenn man mir drückt die Augen zu.

7. Weil manch Mensch hat ein Felsenherz
Und treibt aus deinem Kreuz den Scherz,
Dadurch sie all dein Huld verliern
und auf sich die Verdammnis führen.

8. Wie sie die Stein drum hart anklagn
Und ihn von eitel Strafen sagn.
Verleih, dass ich nach deim Geheiß
Mein Herz durch Reu und Buß zerreiß.

9. Wenn dieser Stein ohn Menschen Händ
Die Welt zerschmettern wird am End,
So lass mich in dir sicher sein,
Führ mich mit dir in Himmel ein.

Amen.

Rinkart, Martin – Vorbitter-Gebetlein für der Jüden Bekehrung.

1. O Jesu, der du selbst
Aus Davids Stamm und Samen,
Lass nicht verdorren gar
Den Davids-Stamm und Namen,
Zeuch ab, zeuch ab einmal
Den Eifer deiner Hand,
Und setze Davids Volk
In alten Ehrenstand.

2. O Jesu, der du auch
Für sie dein Blut vergossen,
Und deine Tränen-Bach
Aus Lieb hinein geflossen,
Lass ab, lass endlich ab
Vom Eifer deiner Hand,
Und lege sie doch nur
In Kirchen-Gnaden-Stand.

3. O Jesu, Gottes Sohn,
Soll noch allhier auf Erden
Nach deinem Wort ein Hirt
Und eine Herde werden,
So in liebe doch
Den Eifer deiner Hand,
Und bringe sie und uns
Ins rechte Vaterland.

Blaul, Georg Friedrich – Kommet her!

Mel. Ach bleib‘ mit deiner Gnade.

Mühselig und beladen
Komm‘ ich vor deinen Thron,
Du Brunnquell aller Gnaden,
Du teurer Gottessohn.

Mit Freundesstimm‘ und Blicken
Riefst du ja Allen zu:
Kommt, ich will euch erquicken,
Bei mir ist rechte Ruh‘.

Nach Ruh‘ steht mein Verlangen,
Drum wend‘ ich, Jesu, mich
Mit Zagen und mit Bangen
In meiner Not an dich.

Wohl kennst du meine Bürde,
Wohl weißt du, was mir fehlt,
Dir, treuer Seelenhirte,
Dir ist ja nichts verhehlt.

Doch wolle nicht verachten
Ein arm zerschlagen Herz,
O lass es nicht verschmachten
In seinem tiefen Schmerz!

Du kamst ja nicht, zu fluchen
Der irren Menschenschaar,
Du gingst nur aus, zu suchen.
Das, was verloren war.

Du hast auch mich gefunden;
Ich hab‘ dich oft gehört,
Sogar in solchen Stunden,
Wo mich die Welt betört.

Da klang dein freundlich Rufen
Herein in meine Nacht;
Zu deines Thrones Stufen
Hab‘ ich mich aufgemacht.

Die Welt hat mich betrogen
Bisher mit ihrem Schein,
Von dir mich abgezogen,
Jetzt bin ich wieder dein.

Nun sollen weder Leiden,
Noch Freuden dieser Zeit
Von dir mich wieder scheiden,
Dem ich mich neu geweiht.

Dein sanftes Joch zu tragen
Und deine leichte Last,
Das sei in künft’gen Tagen
Mir rechte Ruh‘ und Rast.

Blaul, Georg Friedrich – Kehre dich zu mir, ich erlöse dich.

Herr, es rufen tausend Stimmen
Auf der Erd‘ nach Fried‘ und Ruh;
Warum sendest du nicht allen
Frieden, deinen Frieden, zu?
Warum lässest du sie rufen
Unaufhörlich unerhört?
Weil sie noch nicht ganz von Herzen
Mir allein sich zugekehrt.

Ach! wann wird die Stunde kommen,
Wo sie aller Angst und Pein
Endlich einmal doch entnommen,
Ganz im Frieden werden sein?
Wann wird diese fast verschwinden,
Die sie all so sehr beschwert?
„Wenn sie einst von ganzem Herzen
Mir allein sich zugekehrt.“

O nun kenn ich meine Plage,
Meine Unruh, meine Last,
Weiß, warum du deinen Frieden
Mir bisher entzogen hast.
Herr, aus deinem eignen Worte
Hast du dessen mich belehrt:
Weil ich nicht von ganzem Herzen
Dir allein mich zugekehrt.

Mir gleich irren tausend Brüder
In der Wüste taub und blind,
Noch ist einer kaum von tausend,
Herr, dein treu ergeb’nes Kind.
Ruf‘, o Herr, o rufe allen,
Dass ein jeder, der dich hört,
Endlich doch von ganzem Herzen
Werde, Gott, zu dir bekehrt.

Möchtest du auch mich bekehren,
O dann wär ich recht bekehrt,
Alle Last wär‘ mir genommen,
Die bisher mich so beschwert,
Friede, selger Gottesfriede
Wär‘ auf immer mir bescheert,
Wenn ich so von ganzem Herzen
Dir allein mich zugekehrt.

Mein‘ und aller Brüder Augen
Lenke, Herr, nach diesem Ziel,
Dass wir täglich mehr verachten
Dieser Erde täuschend Spiel,
Dich nur suchen auf dem Wege,
Den dein Sohn uns treu gelehrt,
Bis wir einst von ganzem Herzen
Alle und zu dir bekehrt.

Philipp Spitta – Kehre wieder!

Kehre wieder, kehre wieder,
der du dich verloren hast;
sinke reuig bittend nieder
vor dem Herrn mit deiner Last!
Wie du bist, so darfst du kommen
und wirst gnädig angenommen.

Sieh, der Herr kommt dir entgegen,
und sein heil’ges Wort verspricht
dir Vergebung, Heil und Segen;
kehre wieder, zaudre nicht!
Kehre aus der Welt Zerstreuung
in die Einsamkeit zurück,
wo in geistiger Erneurung
deiner harrt ein neues Glück,
wo sich bald die Stürme legen,
die das Herz so wild bewegen;
wo des Heil’gen Geistes Mahnen
du mit stillem Beben hörst
und von neuem zu den Fahnen
Jesu Christi heilig schwörst!

Kehre wieder, irre Seele!
Deines Gottes treues Herz
beut Vergebung deinem Fehle,
Balsam für den Sündenschmerz.

Sieh auf den, der voll Erbarmen
dir mit ausgestreckten Armen
winket von dem Kreuzesstamme;
kehre wieder, fürchte nicht,
daß der Gnäd’ge dich verdamme,
dem sein Herz voll Liebe bricht!

Kehre wieder; neues Leben
trink in seiner Liebeshuld!
Bei dem Herrn ist viel Vergeben,
große Langmut und Geduld.

Faß ein Herz zu seinem Herzen,
er hat Trost für alle Schmerzen,
er kann alle Wunden heilen,
macht von allem Aussatz rein;
darum kehre ohne Weilen
zu ihm um und bei ihm ein!

Kehre wieder, endlich kehre
in der Liebe Heimat ein,
in die Fülle aus der Leere,
in das Wesen aus dem Schein,
aus der Lüge in die Wahrheit,
aus dem Dunkel in die Klarheit,
aus dem Tode in das Leben,
aus der Welt ins Himmelreich!
Doch was Gott dir heut will geben,
nimm auch heute — kehre gleich!

Philipp Spitta – Du reicher Gott und Herr

Du reicher Gott und Herr, von dem ich alles habe,
du ew’ger Lebensquell, draus ich mich täglich labe,
ich brächte gern einmal auch eine Gabe dir;
nur weiß ich selbst nicht, was. Drum bitt’ ich: sag es mir!

„Gib mir, o Sohn, dein Herz!“ So sprichst du; ach, das meine,
mein Herz, das willst du, Herr? Mein Herz, das ich beweine,
mein armes, schwaches Herz, von Sünd’ und Lust der Welt,
von Zagheit und von Trotz so unrein, so entstellt?

Das forderst du von mir vor allen andern Gaben?
Hier ist es, wie es ist, mein Herz, du sollst es haben.
O mache du es rein, o mache du es neu,
o mach es dir zur Ehr’ bis in den Tod getreu!

Gellert, Christian Fürchtegott – Willst du die Buße noch, die Gott gebeut, verschieben:

Willst du die Buße noch, die Gott gebeut, verschieben:
So schändest du sein Wort, und mußt dich selbst nicht lieben.
Ist deine Besserung nicht deiner Seele Glück?
Und wer verschiebt sein Heil gern einen Augenblick?

Allein wie schwer ist’s nicht, sein eigen Herz bekämpfen,
Begierden widerstehn, und seine Lüste dämpfen?
Ja, Sünder, es ist schwer; allein zu deiner Ruh
Ist dies der einzge Weg. Und dem entsagest du?

Ist deine Pflicht von Gott, wie kannst du sie vergessen?
Nach deinen Kräften selbst hat er sie abgemessen.
Was weigerst du dich noch? Ist Gott denn ein Tyrann,
Der mehr von mir verlangt, als ich ihm leisten kann?

Sprich selbst: gewinnet Gott, wenn ich ihm kindlich diene,
Und, seiner wert zu sein, im Glauben mich erkühne?
Wenn du die Tugend übst, die Gott, dein Herr gebeut,
Wem dienst du? Ringst du nicht nach deiner Seligkeit?

Was weigerst du dich noch, das Laster zu verlassen?
Weil es dein Unglück ist, befiehlt es Gott zu hassen.
Was weigerst du dich noch, der Tugend Freund zu sein?
Weil sie dich glücklich macht, befiehlt sie Gott allein.

Gott beut die Kraft dir an, das Gute zu vollbringen.
Soll er durch Allmacht dich, ihm zu gehorchen, zwingen?
Er gab dir die Vernunft; und du verleugnest sie?
Er sendet dir sein Wort; und du gehorchst ihm nie?

Sprich nicht: Gott kennt mein Herz; ich hab es ihm verheißen,
Mich noch dereinst, mich bald vom Laster loszureißen;
Itzt ist dies Werk zu schwer. Doch diese Schwierigkeit,
Die heute dich erschreckt, wächst sie nicht durch die Zeit?

Je öfter du vollbringst, was Fleisch und Blut befohlen,
Je stärker wird der Hang, die Tat zu wiederholen.
Scheust du dich heute nicht, des Höchsten Feind zu sein:
Um wie viel weniger wirst du dich morgen scheun!

Ist denn die Buß ein Werk von wenig Augenblicken?
Kann dich kein schneller Tod der Welt noch heut entrücken?
Ist ein Geschrei zu Gott, ein Wunsch nach Besserung,
Und Angst und Missetat, die wahre Heiligung?

Ist’s gnug zur Seligkeit, des Glückes der Erlösten,
Wenn uns der Tod ergreift, sich sicher zu getrösten;
Ist das Bekenntnis gnug, daß uns die Sünde reut:
So ist kein leichter Werk, als deine Seligkeit.

Doch fordert Gott von uns die Reinigkeit der Seelen;
Ist keine Seele rein, der Glaub und Liebe fehlen;
Ist dieses dein Beruf, Gott dienen, den du liebst:
So zittre vor dir selbst, wenn du dies Werk verschiebst.

Der Glaube heiligt dich. Ist dieser dein Geschäfte?
Nein, Mensch! Und du verschmähst des Geistes Gottes Kräfte?
Erschreckt dich nicht sein Wort? Gibt in verkehrtem Sinn
Den Sünder, der beharrt, nicht Gott zuletzt dahin?

Hat Christus uns erlöst, damit wir Sünder bleiben,
Und, sicher durch sein Blut, das Laster höher treiben?
Gebeut uns Christi Wort nicht Tugend, Recht und Pflicht:
So ist es nicht von Gott. Gott widerspricht sich nicht.

Noch heute, weil du lebst, und seine Stimme hörest,
Noch heute schicke dich, daß du vom Bösen kehrest.
Begegne deinem Gott, willst du zu deiner Pein
Dein hier versäumtes Glück nicht ewig noch bereun.

Entschließe dich beherzt, dich selber zu besiegen;
Der Sieg, so schwer er ist, bringt göttliches Vergnügen.
Was zagst du? Geht er gleich im Anfang langsam fort:
Sei wacker! Gott ist nah, und stärkt dich durch sein Wort.

Ruf ihn in Demut an; er tilget deine Sünden.
Und läßt dich sein Gesetz erst ihren Fluch empfinden:
So widerstreb ihm nicht; denn Gottes Traurigkeit
Wirkt eine Reu in dir, die niemals dich gereut.

So süß ein Laster ist, so gibt’s doch keinen Frieden.
Der Tugend nur allein hat Gott dies Glück beschieden.
Ein Mensch, der Gott gehorcht, erwählt das beste Teil;
Ein Mensch, der Gott verläßt, verläßt sein eignes Heil.

Die Buße führt dich nicht in eine Welt voll Leiden;
Gott kennt und liebt dein Glück; sie führt zu deinen Freuden;
Macht deine Seele rein, füllt dich mit Zuversicht,
Gibt Weisheit und Verstand, und Mut zu deiner Pflicht.

Sprich selbst: Ist dies kein Glück, mit ruhigem Gewissen
Die Güter dieser Welt, des Lebens Glück genießen,
Und mäßig und gerecht in dem Genusse sein,
Und sich der Seligkeit schon hier im Glauben freun?

Sachs, Hans – Das lied: Ach Jupiter hetst duß gewalt, Christlich verendert.

Sünder.

O Got vater! du hast gewalt
on end gezalt
im Hymel vnd auf erden kreyß.
MEnschlich geschlecht wurdt gefalt,
von dir gespalt
durch vnghorsam im Paradeyß:
Dein güt würdt nüt von jn gewendt,
behendt verhiestu jn den trost,
da du sprachst zu Eua, Adam:
der sam des weybes euch erlost!
Ach herr, vernymm mein kläglich stymm,
straff mich auch nicht in deinem grymm!

Das hertz in mir ist hardt versert
vnd gar beschwert
mit aygner lieb vnd flaysches lust;
Gmüt, syn, vernunfft ist gantz verkert,
das marck verzert
Gottes gesetz, das üben ist;
Kain lab ich hab, die mich enthalt,
erkalt ist das gewissen mir:
vmb hilff ich gilff zu dir, Christe,
hilff, ee das ich verzweyffel schir,
seyt du bist der ist kummen her,
zu erquicken von ängsten schwer!

Christus.

Sünder, dein wort erhör ich nicht!
du thust mitt icht
Gottes willen nacht vnde tag!
Dein hertz ist gantz in sünd verpflicht:
bey böser frücht
ain faulen baum man kennen mag.
Die welt gefelt dir mit jr lust,
vmb sust, so bistu nit auß Gott!
dein lieb vnd trieb ist flaisch, verston:
der lon der sünde ist der todt:
der gerecht, herr, wirdt bhalten schwer,
wa will erscheynen der sünder?

Sünder.

Ainiger herr, ich hof, dein gut
vrtail mich nüt
so streng nach der gerechtigkait,
Seyt du kamest völler senft mit,
du sun Dauid,
zu seligen vns sündig leüt,
Sprachst vnd: der gsund kains Artztes darff!
wie scharpff halffst am Creütz dem schächer!
on dich warlich kain fürsprech ist,
du bist ye der ainig mittler,
du Gottes lam, das zu vns kam
vnd der gantzen welt sünd hin nam!

Christus.

Sünder, des hertzen ich beger,
sunst nichtzen mer,
kain süsse wort oder person!
Wann warlich ye nicht ain yeder,
der spricht Herr herr,
wirdt in das Reych der hymel gan:
Ir mundt all stundt mich eren ist,
doch rist jr hertz von mir gar weyt!
Judas der was mit worten gut,
sein mut vnd hertz vol haß vnd neydt,
des lyt er ach vnd vngemach,
als auch Simon dem zaubrer gschach.

Sünder.

Ob ist, mein herr, dich weytter bitt
vnd laß ab nitt,
als dz Cananisch weyblin thet,
Seyt dein hertz ist voller senfft mit,
dau du halffst mit
Paulum, der dich veruolget het!
Ach herr, beker mein hertz zu dir,
kumm schir, in dir steet all mein hayl!
on dich kan ich nit keren vmb:
herr kumb, ich wirdt dem todt zu tayl!
in sünden not ließ Caim Got
vnd Künig Saul, die storben todt!

Christus.

Sünder, dich truckt der sünden last
vnd hast kain rast,
ain rauschent plat dich jagen thut!
Mit Gott du nit zurechten hast,
ob er dich stost
mit dem teüfel in helle glut!
Der web vnd steg zur hell ist weyt,
vil leüt geent jn gantz vngezelt;
on zil jr vil beruffen seind,
am end jr weng sind außerwelt,
wann Got spricht: ich erbarme mich,
wes ich mich erbarm ewigklich.

Sünder.

Freündtlicher hort: Gott spricht, der herr,
bald der sünder
seüfftzt, er sein sündt nit dencken wöl!
Wann Got will nit den tode schwer
des sünders mer,
sonder sich ker vnd leben sol:
Sich nun: der sun verloren war,
kumbt her, bekent sein missethat;
sich: hie ist die Eebrecherin:
tryb hin jr freynd vnnd sy begnad!
du sprachst: klopfft an, euch wirdt auffthan:
auff dein selbs wort ich mich verlan!

Christus.

Sünder, meyn gnad wer dir geneygt,
wenn sich ereygt
ain gantzer Glaub auff meine wortt;
Mein güttig gnad wirdt dir erzygt,
dann wirdt geschwaygt
das gwissen vnd der selen mort.
Sünder, noch leer dein lampen ist,
dir brist noch des gelaubens öl;
glaubstu mir nu, das ich dir kund
gesund machen dein arme seel,
so mag es sein, Got wirckt allain,
durch den glauben das hertz wirdt rain.

Sünder.

Ach herr, ich glaub auff dein zusag,
yedoch ich klag:
hilf meinem vnglauben schwer!
Ain brochen ror nit gar zerschlag,
von tag zu tag
mir meinen schwachen glauben mer!
Herr nu, wiltu, so wird ich heyl,
die weyl sunst nyemant helfen kund!
Herr, sprich in mich ain gnedigs wort,
wirdt fort mein krancke seel gesundt!
erbarm dich mein, mein seel leyt pein,
wirdt quelt von ainem gayst vnreyn!

Christus.

O Christ, groß ist deins glaubens krafft
auß gnaden safft,
dir gschech nach deinem glauben frey!
Acht nicht, was menschen leer stets klafft,
sy ist lüghaft,
voller betrug vnd gleyßnerey!
Ker vmb, ich kumb! leb nach meim wort,
lieb fort vor all ding Gottes gut,
vnd yeb die lieb des nächsten dein,
sey rein von sündt! gee hyn im frid,
vnd sündt nit mer, sunst wirt erger
deyn letstes dann das erste wer!

Sünder.

Lob sey Got in der höch ewich,
das er hat mich
erlöset vom ewigen todt!
Mein gayst der ist gantz willigklich,
das flaisch ist sich
vnnd widerstreyttet deim gebot:
Ich bitt, nymm nitt dein gayst von mir,
sunst wird dein senffte joch mir schwer!
O Christ, all frist im wort verhar,
meyd gar all menschen gsetz vnd leer!
herr vnd Got mein, das worte dein
soll meiner füsse lucern sein!

Quelle: Quellangabe Glaubensstimme

Weiße, Michael – Menschenkind, merk eben, was da sei dein Leben

1.) Menschenkind, merk eben,
Was da sei dein Leben.
Warum Gott hat seinen Sohn
Gesandt von dem höchsten Thron,
Hat lassen Mensch werden
Hier auf dieser Erden.

2.) Nämlich, dass er lehre,
Dich zu sich bekehre,
Für deine Schuld sterbe,
Gnade dir erwerbe,
Dich vor Gott vertrete
Und stets für dich bete.

3.) Und dass er durch sein‘ Geist,
Den er ein‘ Tröster heißt
Und durch sein Wort ‚kommen,
Dir zu Trost und Frommen,
Möcht‘ in deinem Herzen
Wohnen ohne Schmerzen.

4.) Ei, gib statt dem Geist
Und tu, was dich Gott heißt,
Öffne dein’s Herzens Pfort,
Dass Christus durch sein Wort
In dich möge kommen
Und stets in dir wohnen!

5.) Alsdann sieh nur eben,
Dass du dich ergeben
In gottselig‘ Leben,
Ihm nicht widerstreben,
Sondern seinen Willen
Allzeit mögst erfüllen.

6.) Seine Lieb‘ beweisen,
Mit der Tat ihn preisen,
Stets in allen Sachen
Munter sein und wachen,
Dass du ihm in allem
Mögest wohl gefallen.

7.) Wirst du dich recht halten,
So wird er dein‘ walten,
Dich lassen genießen
Friedsames Gewissen,
Dir auch Zeugnis geben
Zum ewigen Leben.

8.) Jetzt musst du viel leiden,
Deinen Willen meiden,
Und auf allen Seiten
Mit dem Satan streiten.
Doch es wird dir wohlgehn,
So du dies wirst ausstehn.

9.) Denn der Herre wird dir
Durch den Tod kommer schier,
Deine Seel‘ abscheiden
Zur ewigen Freuden,
Bis die Posaun‘ angeht
Und alles Fleisch aufsteht.

10.) Denn er wird leibhaftig,
Sehr herrlich und kräftig
Von dem Himmel steigen,
Reden und nicht schweigen,
Dir und allen sagen,
Die jetzt sein Joch tragen:

11.) ‚Kommt, ihr G’benedeiten,
Zu der rechten Seiten,
Kommt, ihr Auserkornen,
In mir Neugebornen,
In meines Vaters Reich.
Es wartet längst auf euch.

12.) Alsdann wirst du froh sein
Und ledig von aller Pein
Im verklärten Leben
Mit dem Herren schweben.
Voller Freud‘ und Wonne,
Leuchten wie die Sonne.

13.) Wohl nun dem, den Gott zeucht,
Und durch seinen Geist erleucht,
Dass er Christum annimmt,
Wenn er durch sein Wort kömmt,
Und bei ihm sein Fleiß tut,
Denn sein‘ Sach‘ ist gut.

14.) Wer aber nichts achtet,
Nach Christo nicht trachtet,
Sein hier zu genießen,
Der soll diesmal wissen,
Dass er dort wird müssen
In der Hölle büßen.

15.) O, komm, Herr Jesu!
Schick dein armes Volk zu,
Dass es deinen Willen tu,
Und danach in deiner Ruh‘
Lobe deinen Namen
In Ewigkeit, Amen!

Walter, Johann – Wach auf, wach auf, du deutsches Land!

1. Wach auf, wach auf, du deutsches Land!
Du hast genug geschlafen,
bedenk, was Gott an dich gewandt,
wozu er dich erschaffen.
Bedenk, was Gott dir hat gesandt
und dir vertraut sein höchstes Pfand,
drum magst du wohl aufwachen.

2. Gott hat dich, Deutschland, hoch geehrt
mit seinem Wort der Gnaden,
ein großes Licht dir auch beschert
und hat dich lassen laden
zu seinem Reich, welchs ewig ist,
dazu du denn geladen bist,
will heilen deinen Schaden.

3. Gott hat dir Christum, seinen Sohn,
die Wahrheit und das Leben,
sein liebes Evangelium
aus lauter Gnad gegeben;
denn Christus ist allein der Mann,
der für der Welt Sünd gnug getan,
kein Werk hilft sonst daneben.

4. Für solche Gnad und Güte groß
sollst du Gott billig danken,
nicht laufen aus seim Gnadenschoß,
von seinem Wort nicht wanken,
dich halten, wie sein Wort dich lehrt,
dadurch wird Gottes Reich gemehrt,
geholfen auch den Kranken.

5. Du solltest bringen gute Frucht,
so du recht gläubig wärest,
in Lieb und Treu, in Scham und Zucht,
wie du solchs selbst begehrest,
in Gottes Furcht dich halten fein
und suchen Gottes Ehr allein,
daß du niemand beschwerest.

6. Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt,
will niemand Wahrheit hören;
die Lüge wird gar fein geschmückt,
man hilft ihr oft mit Schwören;
dadurch wird Gottes Wort veracht‘,
die Wahrheit höhnisch auch verlacht,
die Lüge tut man ehren.

7. Wach auf, Deutschland, ’s ist hohe Zeit,
du wirst sonst übereilet,
die Straf dir auf dem Halse leit,
ob sich’s gleich jetzt verweilet.
Fürwahr, die Axt ist angesetzt
und auch zum Hieb sehr scharf gewetzt,
was gilt’s, ob sie dein fehlet.

8. Gott warnet täglich für und für,
das zeugen seine Zeichen,
denn Gottes Straf ist vor der Tür;
Deutschland, laß dich erweichen,
tu rechte Buße in der Zeit,
weil Gott dir noch sein Gnad anbeut
und tut sein Hand dir reichen.

9. Das helfe Gott uns allen gleich,
daß wir von Sünden lassen,
und führe uns zu seinem Reich,
daß wir das Unrecht hassen.
Herr Jesu Christe, hilf uns nu‘
und gib uns deinen Geist dazu,
daß wir dein Warnung fassen.