Tech, Nikolaus – O Lamm Gottes, unschuldig

O Lamm Gottes, unschuldig
Am Stamm des Kreuzes geschlachtet,
Allzeit funden geduldig,
Wiewohl du warest verachtet;
All Sünd hast du getragen,
Sonst müßten wir verzagen.
Erbarm dich unser, o Jesu.

2. O Lamm Gottes im Staube,
Mit Blut und Thränen bedecket,
Dein tröste sich mein Glaube,
Wenn Tod und Sünde mich schrecket,
Dein Ringen, Seufzen, Klagen,
Dein Todeskampf, dein Zagen
Sei meine Ruhe, Herr Jesu.

3. O Lamm Gottes, unschuldig
Trugst du die herbe Verhöhnung
Und immer so geduldig
Zu meiner Sünde Versöhnung.
Dein Bild schreck mich von Sünden,
Dein Bild soll mich verbinden
Zu ewger Liebe, Herr Jesu.

4. Von Herzen wir dir danken,
Daß du so große Treue
Gethan hast an uns Kranken.
Gieb uns ein selge Reue,
Daß wir die Sünde meiden
Zu Ehren deiner Leiden.
Erbarm dich unser, o Jesu.

5. Stärk in uns das Vertrauen
Durch dein Blut, Tod und Wunden,
Laß uns darauf fest bauen
In unsrer letzten Stunden,
Und hilf uns selig sterben,
Daß wir den Himmel erben.
Gieb uns dein Frieden, o Jesu.

Tech, Nikolaus – Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr (Niederdeutsch).

1526

Alleyne Godt yn der hoege sy eere
Und danck vor syne gnade,
Darumme dat nu und vort nicht meer
Uns roeren mach eyn1) schade.
Eyn wolgevallent Godt an uns hath;
Nu is groth vrede aen underlaeth,
Alle veyde nu hefft ein ende.

Wy laven, prysen, anbeden dy,
Vor dyne ere wy dy dancken,
Dath du, Godt vader, ewichlyck
Regerest aen alle wancken.
Gantz ungemeten ist dyne macht,
Vort geschuth, wat dyn wylle hefft gedacht.
Wol uns des fynen heren.

O Jesu Christ, sone eyngebaren
Dynes hemmelschen vaders,
Vorsöner der, de weren vorlaren,
Du styller unses haders,
Lam Gades, hillige here und groeth2),
Nym an de bede van unser noeth,
Vorbarme dy unser. Amen.

O hillige geist, du groeteste guth,
Du alder heilsammeste troister,
Vor duvels gewalt vortan behuth,
De JEsus Christus vorloesede
Dorch grote marter und bitteren doth;
Affwende alle unsen iamer und noeth;
Dar tho wy uns vorlaten.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert
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1) 1534: nen
2) 1534: vnde Gott

Tech, Nikolaus – Das Sanctus (Hochdeutsch)

Aus dem Vollständigen GB. D. Mart. Luth. D. Phil. Nic. Barth. Ringwalts, vund anderer geistreicher Männer u.s.w. Lüneburg. Gedruckt und verlegt, bey Johann und Heinrich Stern, Anno M.DCXLVIII. Das Lied findet sich noch nicht in dem großen Lüneburger GB. von 1623, hat sich aber in den späteren Lüneburger GBb. lange erhalten. Sonst scheint es nur eine geringe Verbreitung gehabt zu haben. Nach Wetzel Liederhistorie IV ist es 1728 noch zu Meiningen und Römhild in der Adventszeit gesungen worden.

Heilig ist Gott der Vater,
Heilig ist Gott der Sohne,
Beider Geist, treuer Rather,
Heilig ist, rein und schone,
Ein einiger Wolthäter
Unser und unser Väter;
Mit Fleiß er uns versorget.

Starker Fürst, mächtiger Herre
Ueber Zebaoth, alle
Sünd, Teufel, Tod und Helle
Vor ihm ganz müssen fallen.
Darumb Himmel und Erden
Voll seiner Ehren werden
Und schreien Hosianna.

Christo sei allzeit Preise,
Der kam in Gottes Namen
Mit wünderlicher Weise,
Unser Feind allzusammen
Mächtig hat überwunden
Und sein Reich eingenommen.
Nun rufet Hosianna.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Tech, Nikolaus – Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr

Allein Gott in der Höh sei Ehr
und Dank für seine Gnade,
darum, daß nun und nimmermehr
uns rühren kann kein Schade;
ein Wohlgefalln Gott an uns hat,
nun ist groß Fried ohn Unterlaß,
all Fehd hat nun ein Ende.

Wir loben, preisn, anbeten dich;
für deine Ehr wir danken,
daß du, Gott Vater, ewiglich
regierst ohn alles Wanken.
Ganz ungemessn ist deine Macht,
fort gschieht, was dein Will hat bedacht.
Wohl uns des feinen Herren.

O Jesu Christ, Sohn eingeborn
deines himmlischen Vaters,
Versöhner der’r, die warn verlorn,
du Stiller unsers Haders;
Lamm Gottes, heilger Herr und Gott,
nimm an die Bitt von unsrer Not,
erbarm dich unser aller!

O heilger Geist, du höchstes Gut,
du allrheilsamster Tröster,
vors Teufels Gwalt fortan behüt,
die Jesus Christ erlöset
durch große Mart’r und bittern Tod;
abwend all unsern Jammr und Not,
darauf wir uns verlassen.

Dieterich, Veit – Von der Einsetzung und dem rechten Gebrauch der Sakramente

Bedenk, o Mensch, die große Gnad,
Die Gott im Himmel bewiesen hat
Uns Armen hie auf Erden!
Denn durch die Sünd der ewig Tod
Uns Menschen all gefangen hat
Niemand konnt selig werden.
Solch Ungnad auf uns all hat geerbt,
Herz, Sinn und Muth ist alles verderbt,
Was vom Fleisch wird geboren
Behält solch Unrath und bleibt entwicht 1),
Hier hilft kein freier Wille nicht,
Es ist mit uns verloren.

Solchs Elend Gott nicht leiden konnt,
Hat deßhalb seinen Sohn gesandt
Und ihn Mensch lassen werden.
Auf daß er für uns leid den Tod
Und helf uns aus der Sünden Noth
Und dem Verderben wehret.
Das hat Christus treulich geleist‘
Und uns den Weg zum Leben geweis’t
Durch sein heilsames Worte,
Darin er lehret Buße thun
Und glauben, er sei Gottes Sohn,
Hab zerstört der Höllen Pforten.

Solch Zuversicht, daß sie sei gewiß,
Uns Christen all verordnet ist
Von ihm die selig Taufe,
Dadurch wir werden widergebor’n,
Zu Gottes Reich wohl auserkor’n,
Dem Satan zu entlaufen.
Wer glaubet und getaufet ist
Wird selig! spricht Herr Jesus Christ;
Den Trost sollst du wohl merken,
Und dich in Anfechtung und Noth
Wider die Sünd und ewigen Tod
Mit solchem Wörtlein stärken.

Ob aber wir durch Schwachheit viel
Fallen und sündigen ohn Zahl
Und deßhalb zaghaft werden,
Als hätten wir die Tauf verschütt‘
Und Gottes Verheißung zerrütt‘:
Da hat Christus auf Erden
Verordnet seine Diener werth,
Daß wer es von Herzen begehrt
Man Sünde soll vergeben:
Was ihr bind’t, soll gebunden sein,
Was ihr lös’t, ist gelöset fein!
Spricht Christus, merkt gar eben.

Ueber das verordnet er am End
Das neu und selig Testament
Durch sein Wort also helle,
Er nimmt das Brod, spricht: eßt davon!
Das ist, sag ich, mein Leichnam frohn 2),
Soll für euch geben werden!
Darnach theilt er den Kelch aus,
Und spricht: nehmt hin, trinkt alle d’raus!
Dieß ist mein Blut so reine,
Das für euch all‘ vergossen wird
Und euch mit Unschuld wieder ziert,
Solchen Schatz ich euch meine!

Darum, o Mensch, sei wohl bedacht
Und diese Wohlthat recht betracht,
Dank Gott von Herzensgrunde,
Daß er durch seinen Sohne habe
Die Sakrament und rechte Lehr,
Hat geordnet für die Sünder,
Daß ihn‘ damit geholfen wär
Wider den Tod und all Beschwer,
So uns ewig kann schaden;
Wenn du nur glaubst dem Worte sein,
Dein Herz auf sein Gnad setz’st allein,
So ist der Seel gerathen!

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek
Weitere Texte des Autors in der Glaubensstimme

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1) entweiht, d.h. gottlos
2) heilig

Dieterich, Veit – Wider den Türcken zus beten oder zus singen

Psalm 79

HERR, es seind Heiden in dein Erb
mit grossem grim gefallen,
Die haben dein Tempel verderbt,
und ihn verunreint allen.
Dan wo vor dein Wort hat gewohnt
das selb jetzund nichts anders dohnt
dann lauter Deufels lehre:
ach Gott, steh auff und wehre!

Die armen Christen hin und widr,
die weiber und die kinder,
Die hawens allenthalb ernidr
und schonen ir vil minder
Dan alle ungehewre thier:
ach Gott, steh auff und hilff uns schier!
on dein hilff ists verloren,
zu morden seinds geboren.

Sie haben, Herr, deinr Christen blut
an allem ort vergossen,
Darbei erkennen wir dein rut,
es ist wie wasser gflossen;
Ein schew ab uns hat jederman,
als hab niemand sonst unrecht than:
das müssen wir dir klagen,
ach Gott, hilff von der plage!

Deinen zorn, Herr, mercken wir wol,
es brent uns wie ein fewre!
Darumb ein jeder Christ je sol
wider den feind unghewre
Dich bitten, auff das du dein grim
wölst abwenden von uns auff ihn
und auff all ander büben,
so dein nam nicht anrüffen!

Dann sie jetzund dein Christenheit
schier gar haben veröset;
Es ist gschehen umb uns all greit,
wann uns nicht bald erlöset
Dein starcke hand: derhalb verschon!
vergib, was wir wider dich thon,
erbarme dich jetz balde,
dein gnad las bei uns walden!

Hilff du uns doch, O Herre Gott,
durch deines namens ehre!
Erret uns jetzt aus diser not,
dem Türcken, o Herr, wehre!
Es habens unser sünd verschuldt:
ach Gott, deck sie mit deiner huld,
thus durch deins namens ehre,
ach Gott, dem feind jetzt wehre!

Warumb lesst du die Heiden all
jetzund so unser spotten,
Das sie rhümen mit grossem schall,
als hetten wir kein Gotte?
Ach Herr, lass doch bald werden kund,
das der feind hab grewlich gesündt,
der dein Volck hat erstochen,
ach Herr, lass nicht ungrochen!

Lass für dich kommen, lieber Herr,
das seuffzen der gefangnen!
Du bist doch je stercker dann der,
so uns jetzund thut trange.
Vergilt, o Herr, dem argen feind,
der durch sein toben dich hat gmeint!
bezal im solche schmache
und kum mit deiner rache!

Darumb wöllenm wir alle dir
dancken zu ewgen zeiten;
Wir seind dein schaff mit aller gier,
wir deiner hilffe beiten.
Ach Gott, hilff uns durch deinen Christ,
der uns von dir fürgestellt ist,
das er uns sol erretten,
sein feind mit füssen dretten!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der Glaubensstimme

Eber, Paul – Helft mir Gotts Güte preisen

Helft mir Gotts Güte preisen,
Ihr lieben Kinderlein,
Mit G’sang und andrer Weisen,
Ihm allzeit dankbar sein,
Fürnehmlich zu der Zeit,
Da sich dieß Jahr thut enden,
Die Sonn sich zu uns wenden,
Das neu Jahr ist nicht weit.

Erstlich laßt uns betrachten
Des Herren reiche Gnad
Und so gering nicht achten
Sein unzählig Wohlthat.
Stets führen zu Gemüth,
Wie er dieß Jahr hat geben,
All Nothdurft diesem Leben
Und uns vor Leid behüt.

Lehramt, Schul, Kirch erhalten
In gutem Fried und Ruh,
Nahrung für Jung und Alte
Bescheret auch darzu
Und auch mit milder Hand
Sein Güter ausgespendet
Verwüstung abgewendet
Von dieser Stadt und Land.

Er hat unser verschonet
Aus väterlicher Gnad;
Wenn er sonst hätt belohnet
All unser Missethat
Mit gleicher Straf und Pein:
Wir wären längst gestorben,
In mancher Noth verdorben,
Die wir voll Sünden sein.

Nach Vaters Art und Treuen
Er uns so gnädig ist,
Wenn wir die Sünd bereuen,
Glauben an Jesus Christ
Herzlich ohn Heuchelei,
Thut er all Sünd vergeben,
Lindert die Straf darneben,
Steht uns in Nöthen bei.

All solch dein Güt wir preisen,
Vater im Himmelsthron,
Die du uns thust beweisen
Durch Christum, deinen Sohn,
Und bitten ferner dich:
Gib uns ein friedlichs Jahre,
Vor allem Leid bewahre
Und nähr uns mildiglich.

Eber, Paul – In Christi Wunden schlaf ich ein

In Christi Wunden schlaf ich ein,
Die machen mich von Sünden rein,
Ja Christi Blut und G’rechtigkeit
Das ist mein Schmuck und Ehren-Kleid,
Damit will ich vor Gott bestehn,
Wenn ich zum Himmel werd eingehn.

Mit Fried und Freud ich fahr dahin.
Ein Gottes-Kind ich allzeit bin.
Dank hab‘, mein Tod! du führest mich,
In’s ewig Leben wandre ich,
Mit Christi Blut gereinigt fein,
Herr Jesu, stärk den Glauben mein.

Eber, Paul – Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott

Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott,
der du littst Marter, Angst und Spott,
Für mich am Kreuz auch endlich starbst
und mir deins Vaters Huld erwarbst:
Ich bitt durch bitter Leiden dein,
du wollst mir Sünder gnädig sein!

Wenn ich nun komm in Sterbens not
und ringen werde mit dem Tod,
Wenn mir vergeht all mein Gesicht
und meine Ohren hören nicht,
Wenn meine Zunge nichts mehr spricht
und mir vor Angst mein Herz zerbricht,

Wenn mein Verstand sich nicht versinnt
und mir all menschlich Hilf zerrinnt:
So komm, Herr Christe, mir behend
zu Hilf an meinem letzten End
Und führ mich aus dem Jammerthal,
verkürzt mir auch des Todes Qual!

Die bösen Geister von mir treib,
mit deinem Geist stets bei mir bleib,
Bis sich die Seel vom Leib abwend,
so nimm sie, Herr, in deine Händ!
Der Leib hab in der Erd sein Ruh,
bis sich der Jüngst Tag naht herzu.

Ein fröhlich Urständ mir verleih,
am jüngsten Gricht mein Fürsprech sei
Und meiner Sünd nicht mehr gedenk,
aus Gnaden mir das Leben schenck,
Wie du hast zugesaget mir
in deinem Wort, das trau ich dir:

Fürwahr, Fürwahr, euch sage ich:
wer mein Wort hält und glaubt an mich,
Der wird nicht kommen ins Gericht
und den Tod ewig schmecken nicht,
Und ob er schon hier zeitlich stirbt,
mitnichten er drum gar verdirbt!

Sondern ich will mit starker Hand
ihn reißen aus des Todes Band
Und zu mir nehmen in mein Reich,
da soll er dann mit mir zugleich
In Freuden leben ewiglich!
dazu hilf uns ja gnädiglich!

Ach Herr, vergib all unser Schuld!
hilf, daß wir warten mit Geduld
Bis unser Stündlein kommt herbei,
auch unser Glaub stets wacker sei,
Deim Wort zu trauen festiglich,
bis wir entschlafen seliglich!

Eber, Paul – Herr Gott im Himmelsthrone

Herr Gott im Himmelsthrone,
wir arme Kinderlein
loben dich samt dei’m Sohne
und heilgem Geist gemein,
daß du uns hast gegeben
im Mutterleib die Speis,
Vernunft, Sinn, Leib und Leben
und all Notdurft daneben
durch unsrer Eltern Fleiß.

2. Ein Bund mit uns geschlossen
in der Tauf gnädiglich
durch dein’s Sohns Blut vergossen:
wer ihm glaubt festiglich,
an diesen Bund stets denket,
hält sich zum Worte dein,
dem sind all Schuld geschenket,
sein Sünd ins Meer versenket,
soll ewig selig sein.

3. Läßt uns mit reichen Gnaden
dein Wort verkünden klar,
welch’s mit viel Seelenschaden
zuvor verfinstert war.
Solch’s jetzt treulich tun lehren,
die werden Diener dein,
dein Kirch und Reich zu mehren,
die Sünder zu bekehren,
halten die Gewissen rein.

4. Es ist aber zu klagen
und zu beweinen sehr,
daß man in Wind tut schlagen
solch Gnad und heilsam Lehr:
Niemand will jetzt mehr achten
G’fahr, Straf, Ehr oder Zucht,
nach Geld und Wollust trachten,
all Warnung ganz verachten,
das ist eine böse Sucht.

5. Niemand dies geht zu Herzen,
wie viel der Länder sein,
die stets seufzen mit Schmerzen,
Gott’s Wort zu hören rein:
Wenn sie dasselb erkennen,
so ist’s ihn’n lieb und wert,
lan sich davon nicht trennen,
viel eher zu Pulver brennen
und würgen mit dem Schwert.

6. Aber die Gott’s Wort haben
mit allem Überfluß,
lassen’s für übertraben,
hören’s mit überdruß:
Kein Dank tut sich ereignen
für solche Gnad so mild,
der sich billig soll zeigen,
das Herz zu Tugend neigen,
so wird die Welt nur wild.

7. Es muß Gott endlich strafen,
der Mutwill ist zu groß,
das Wort kann nicht Frucht schaffen,
das Volk wird gar ruchlos,
als man’s nicht hat vernommen
jemals zu einer Zeit;
drum müssen Strafen kommen,
ach Gott, verschon der Frommen
durch dein Barmherzigkeit!

8. Bewahr durch deine Güte
uns arme Würmelein,
vor falscher Lehr behüte
uns, deine Schäfelein,
laß uns ja nicht entgelten,
was der groß‘ Hauf‘ verschuld’t,
der Gott’s Wort höret selten,
gib nichts auf Straf und Schelten,
reizt dich zur Ungeduld.

9. Erhalt bei uns mit Gnaden
Fried, Zucht und Einigkeit,
bewahr vor Sünd und Schaden
Eltern und Obrigkeit,
laß uns ja nicht verzehren
Hunger noch Pestilenz,
auch nicht durch Krieg verheeren,
tu allem Unglück wehren,
bewach selbst unser Grenz.

10. Rett dieses Häuflein kleine,
wenn Landstraf reißen ein,
schon dieser armen G’mein’e
durchs bitter Leiden dein,
schütz uns an Seel und Leben,
laß uns dein‘ Pflänzlein sein,
und woll in dir bekleiden,
stets deine Kinder bleiben,
gehorsam, keusch und rein.

11. In Schulen wolln wir lernen
dich kennen aus dei’m Wort
und folgen denen gerne,
die uns an allem Ort
in Tugend unterweisen
und lehren züchtig sein,
auch mit Danksagung preisen
durch G’sang und ander Weise
loben den Namen dein.

12. Nun wolln wir mit uns nehmen
all fromme Jungfräulein,
die sich der Schul nicht schämen
und gerne bei uns sein.
Die sollen mit sich bringen
die Kinderbibel klein
und mit uns lesen, singen,
das wird ja wohl gelingen,
zur Zucht und Tugend fein.

13. Drum geht mit uns ohn‘ Scheuen,
ihr lieben Schwesterlein;
es wird euch nicht gereuen,
da wird’t ihr lernen rein,
wie ihr Gott sollt zu Ehren
leben nach sei’m Gebot,
zu ihm durch Buß bekehren,
das Gewissen nicht verzehren,
Trost haben in der Not.

14. Psalmen und Lieder singen
wird euer Übung sein,
dazu vor allen Dingen
den Katechismus fein
mit der Auslegung fassen
samt ander nutzer Lehr,
all Ungebärd zu lassen
und Untugend zu hassen,
erlangen Lob und Ehr.

15.Es wird euch besser zieren
denn Gold und schön Geschmeid,
so ihr fein tut studieren
Gott’s Wort und züchtig seid,
könnt lesen, singen, schreiben
und sprechen gut Gebet:
den Feind wird’t ihr vertreiben,
bei euch die Engel bleiben,
schützen euch früh und spät.

16. Freundlich tut Christus sagen:
Die Kindlein laßt zu mir,
ich will der keins ausschlagen,
das Himmelreich ist ihr.
So laßt uns nun derwegen
Christum suchen im Wort,
der gab uns seinen Segen,
woll‘ aller Kindlein pflegen,
erhalten hier und dort.