Rinkart, Martin – Friedens-Gebetlein

1. Du Himmels- Friede-Fürst,
Der du von Gott gekrönet,
Und der du uns mit ihm
In Ewigkeit versöhnet,
Gib den Versöhnungs- Bund
Mir ja in Lieb und Leid
In mein betrübtes Herz,
So hab ich Fried und Freud.

2. Du Himmels- Friede-Fürst,
Der du für mich gestorben
Und mir den Friedens-Schatz
Und aller Welt erworben.
Nimm doch einmal von mir
Das Zank- und Hader-Joch,
Und laß mich doch zuletzt
Im Friede sterben noch

3. Du Himmels-Friede- Burg,
Hast dich uns aufgeschlossen,
Und Satans Reich und Heer
Zur Höllenburg verstoßen.
Laß bei mir nimmermehr
Den Frieden-Störer ein,
Und mich aus deinem Schloss
Unausgeschlossen sein.

Werner, Georg – Dank für die Wiederkehr des Friedens.

Ihr Alten mit den Jungen,
Erhebet eure Zungen,
Lobt Gott mit süßem Klang!
Den Himmelskönig preiset,
Der uns den Fried‘ jetzt weiset;
Gebt seinem Namen Ehr und Dank!

Du Vaterland, beschweret,
Voit Feinden ausgezehret,
Verwüstet hie und da,
Lob Gott! den Krieg er endet,
und alles Unglück wendet;
Von Herzen sing: Alleluja!

Ihr, die vordem geplaget,
Von Haus und Hof verjaget,
Seid dankbar immerdar!
Der Feind mit Schwert und Bogen
Ist nunmehr abgezogen;
Nehmt wieder ein, was euer war!

Der Krieg ist weggenommen,
Der Fried‘ ist wiederkommen;
Gott sei Lob, Ehr und Preis!
Jetzt scheinet uns die Sonne
Und bringt nach Trauren Wonne;
Drum, Preußen, lobe Gott mit Fleiß!

Groß sind, Herr, deine Gaben,
Die wir empfangen haben
Von deiner milden Hand;
Zu vielen tausend Malen
Kann man sie nicht bezahlen,
Die du uns allen zugewandt.

Wir bitten deine Treue:
Den Frieden uns verleihe,
Herr Gott, zu unser Zeit!
Wir wollen dafür oben
Mit allen Engeln loben
Dein Ehr und große Herrlichkeit.

Simon Dach – Als die hochlöblichen crohnen Pohlen und Schweden nach abgelauffenem sechsjährigen stillstand in Preussen sich wiederumb zum krieg rüsteten, im jahr 1635.

Das leid ist hier,
Da sehen wir,
O grosser Gott,
Wenn dein gebot
Nicht wird vollbracht,
Was krieg und schlacht
Uns dann für grossen jammer macht.

Der feinde heer
Fleucht durch das meer,
Setzt ohne ruh‘
Auff uns nur zu.
Wie steht ihr muth
Nach unserm gut,
Wie dürstet sie nach mord und blut

Wo sol man doch
In diesem joch
Und creutz hinziehn?
Wir wollen fliehn
Zu dir, o Gott;
Der grossen noht
Entheb uns doch durch Christi todt!

Zeuch du, o held,
Mit uns ins feld!
Wir sind zu schwach;
Führ du die sach‘
Und schütz‘ hinfort
Bey uns dein wort,
Sey ewig unser fels und hort!

Claudius, Matthias – Die zurückgekehrten Vaterlandskämpfer. (1814)

1.
Wohlauf Kameraden, vom Pferd, vom Pferd !
Die Rüstung ausgezogen!
In seinem Hause, an seinem Herd
Bedarf es nicht Pfeil noch Bogen.
Da tritt ein anderes wieder ein:
Nach alter Weise glücklich sein.

Chor.
Da tritt ein anderes wieder ein:
Nach alter Weise glücklich sein.

2.
Aus der Welt die Freiheit verschwunden war,
Man sah nur Herren und Knechte;
Trotz und Gewalt die herrschten gar,
Zertraten Menschen und Rechte.
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
Der Soldat allein war da der rechte Mann.

Chor.
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
Der Soldat allein war da der rechte Mann.

3.
Drum warfen die kleineren Sorgen wir weg,
Und wählten uns größere Sorgen,
Und ritten dem Schicksal entgegen keck,
Trifft’s heut‘ nicht, trifft es doch morgen.
Und traf es morgen, oder heut‘;
Sieg oder Tod, wir waren bereit.

Chor.
Und traf es morgen, oder heut‘;
Sieg oder Tod, wir waren bereit.

4.
So lange der Frevel um sich frisst,
Bleibt’s Schwert uns Pflicht und Freude,
Nun der besiegt und vernichtet ist,
Kehrt es zurück in die Scheide.
Ist das Kadaver ins Grab hinab,
Wirft man die Schaufeln auf das Grab.

Chor.
Ist das Kadaver ins Grab hinab,
Wirft man die Schaufeln auf das Grab.

5.
Ruhm ist’s, und ehrenvoll und hoch,
Im Notfall der Waffen zu pflegen;
Doch ehrenvoller ist es noch,
Sie frei wieder abzulegen.
Und wer sich des zu schämen hat,
Der war aus Eitelkeit Soldat.

Chor.
Und wer sich des zu schämen hat,
Der war aus Eitelkeit Soldat.

6.
Krieg ist nur gut im Fall der Not,
Nur gut des Friedens wegen.
Durch Fleiß und Arbeit sich das Brot
Erwerben, das bringt Segen.
Nur häuslich Glück ist wahres Glück;
Drum kehren wir dahin zurück.

Chor.
Nur Häuslich Glück ist wahres Glück;
Drum kehren wir dahin zurück.

7.
Zurück wir alle, Hand in Hand,
Frohherzig und zufrieden;
Ein jeder in seinen Beruf und Stand,
Wie’s ihm sein Schicksal beschieden.
Da ist nichts groß, da ist nichts klein,
Ein jedes greift ins Ganze ein.

Chor.
Da ist nichts groß, da ist nichts klein,
Ein jedes greift ins Ganze ein.

8.
Wir traten heraus mit Luft und Mut,
Um neuer Pflichten willen;
Und treten zurück, mit Gut und Blut
Die alten zu erfüllen.
Und sind dem Vater-Haus und Herd,
Wir hoffen es, nicht minder wert.

Chor.
Und sind dem Vater-Haus und Herd,
wir hoffen es, nicht minder wert.

Hamburg, den 30. Juni 1814.

Claudius, Matthias – Ein Lied nach dem Frieden in Anno 1789

Die Kaiserin und Friederich
Nach manchem Kampf und Siege,
Entzweiten endlich aber sich
Und rüsteten zum Kriege;

Und zogen mutig aus in Feld,
Und hatten stolze Heere,
Schier zu erfechten eine Welt
Und „Heldenruhm und Ehre“.

Da fühlten beide groß und gut
Die Menschenvater-Würde,
Und wie viel Elend, wie viel Blut
Der Krieg noch kosten würde;

Und dachten, wie doch alles gar
Vergänglich sei hienieden,
Und sahen an ihr graues Haar …
Und machten wieder Frieden.

Das freut mich recht in meinem Sinn!
Ich bin wohl nur fast wenig;
Doch rühm‘ ich d‘rob die Kaiserin,
Und rühm‘ den alten König!

Denn das ist recht und wohlgetan,
Ist gut und fürstlich bieder!
Und jeder arme Untertan
Schöpft neuen Odem wieder.

Ah, „Heldenruhm und Ehr'“ ist Wahn!
Schrei‘ sich der Schmeichler heiser;
Die Güte ziemt den großen Mann,
Nicht eitle Lorbeerreiser.

Gut sein, gut sein, großmütig sein,
Vollherzig zum Erbarmen,
Ein Vater aller, groß und klein,
Der Reichen und der Armen!

Das machet selig, machet reich,
Wie die Apostel schreiben,
Ihr guten Fürsten, und wird Euch
Nicht unbelohnet bleiben.

Gott wird Euch Ruhm und Ehr‘ und Macht
Die Hüll‘ und Fülle geben,
Ein fröhlich Herz bei Tag und Nacht,
und Fried‘ und langes Leben.

Und kommt die Stunde denn, davon
Wir frei nicht kommen mögen,
Euch schlecht und recht, ohn‘ eine Kron‘,
Hin in den Sarg zu legen;

So wird der Tod Euch freundlich sein,
Euch sanft und bald hinrücken,
Und es wird Euer Leichenstein
Im Grabe Euch nicht drücken.

Und wie die Kinder wollen wir,
Die Großen mit den Kleinen,
Um Euch an Eures Grabes Tür
Von ganzem Herzen weinen.

Nun! segne Gott, von oben an,
Die Teil am Frieden nahmen!
Gott segne jeden Ehrenmann,
Und straf‘ die Schmeichler! Amen!

Arndt, Ernst Moritz – Friedensgebet

Gib Frieden, Herr, gib Frieden,
Du milder Liebeshort!
Einst bist du abgeschieden
Mit süßem Freudenwort:
Euch geb‘ ich meinen Frieden,
Wie ihn die Welt nicht gibt,
Verheißen und beschieden
Dem, der mich glaubt und liebt.

Gib Frieden, Herr, gib Frieden!
Die Welt will Streit und Krieg,
Der Stille wird gemieden,
Der Wilde hat den Sieg,
Und Unruh herrscht auf Erden
Und Lug und Trug und List.
Ach! laß es stille werden,
Du stiller Jesu Christ!

Gib Frieden, Herr, gib Frieden,
Du milder Liebeshort!
Dann wird es schon hienieden
Ein Paradiesesort,
Und Sorgen fliehn und Schmerzen
Aus jeder schweren Brust,
In Freuden blühn die Herzen,
In Lieb und Himmelslust.

Klepper, Jochen – Nun ruht doch alle Welt

Nun ruht doch alle Welt.
0 Herz, wie willst du’s fassen?
Die Erde liegt im Streit,
von allem Heil verlassen,
ist friedlos weit und breit
und wider dich gestellt.

Doch der die Erde schuf,
hat deine Angst gesehen
und hat sich aufgemacht,
will dir zur Seite stehen,
ein Helfer voller Macht.
Hell klingt sein Friedensruf.

Wie wird die Welt so still.
0 Herz, wie sollst du’s glauben?
Du trägst so schwere Last.
Die Welt will alles rauben,
was du so heiß umfaßt.
Des Leidens ist kein Ziel.

Doch der das A und 0,
der Anfang und das Ende,
tritt heut in deine Zeit
und legt in deine Hände
das Pfand der Seligkeit.
Das macht dich reich und froh.

Die Welt jauchzt fröhlich auf.
0 Herz, wie kann’s dich wecken?
Dich hat die Not versteint.
Der Erdkreis hat viel Schrecken
zu deiner Qual vereint
und türmt sie dir zu Hauf.

Doch der das Leben gab,
den Mund mit Odem füllte,
spricht selbst dir Tröstung zu.
Kein Schmerz, den er nicht stillte!
Kein Werk, das er nicht tu!
Dein Heiland kommt herab!

Die Tannen freuen sich.
Die Hürden auf dem Felde
erhellt ein klarer Schein.
Komm, Engel, komm und melde:
Was bricht zur Nacht herein?
Kommst du und meinst auch mich?

Gott Lob! In deinem Licht
darf ich das Licht erschauen,
das Kind, den Herrn der Welt!
Ihm will ich mich vertrauen,
er ist es, der mich hält
und rettet im Gericht.

Schmolck, Benjamin – Ach! daß wir Friede sollten hören,

Ach! daß wir Friede sollten hören,
in unsers Gottes Heiligthum,
so wird uns keine Furcht bethören,
denn Gott ist unser Sieg und Ruhm.
Wir stimmen ein mit unserm Liede:
du Friedefürst, gieb Friede, Friede!

Laß Güt‘ und Treue sich begegnen,
es küsse Fried‘ und Recht sich hier,
laß Sieg und Glück vom Himmel regnen,
auf Erden wachse Treu‘ herfür.
Wir stimmen ein mit unserm Liede:
du Friedefürst, gieb Friede, Friede!

So singt man in gerechten Hütten,
so klingt, was deinen Ruhm erhöht;
du wirst mit Gutem uns beschütten,
daß unser Land im Wachsthum steht.
Wir stimmen ein mit unserm Liede:
du Friedefürst, gieb Friede, Friede!

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Rinckart, Martin – Vater unser der Elenden

Vater unser der Elenden,
Willst du nicht mehr Vater sein?
Willst du gar dein Herz abwenden
Von uns, deinen Kinderlein?
Jesu, Jesu, Gottes Sohn,
Der du bist in’s Himmelthron,
Soll denn nun dein Stuhl auf Erden
Ganz und gar gestürzet werden?

Hörst du nicht, wie dein Name
Und dein theuerwerthes Wort
Und dein rechter Kirchensame
Wird gelästert fort und fort?
Wie Viel unter Christenschein
Heiden und Unchristen sein?
Soll denn nun dein Nam‘ auf Erden
Ganz und gar vertilget werden?

Soll denn nun zu Gut und Frommen
Dein heilwärtig Gnadenreich
Uns und keinem Menschen kommen?
Willst du denn der Erden gleich
Kirchen, Schulen und Altar
All‘ umkehren ganz und gar?
Soll denn nun dein Reich auf Erden
Von uns selbst zerstöret werden?

Alles geht nach Satans Willen;
Welt und Fleisch ihm stimmet zu.
Kannst du sie denn nicht mehr stillen,
Und uns schaffen Fried‘ und Ruh‘?
Aller Himmel Himmels-Heer‘
Dienen willig deiner Ehr‘;
Und dein Wille soll auf Erden
Nimmermehr erfüllet werden?

Willst du uns kein Brod mehr geben,
Oder ist zu kurz dein‘ Hand?
Wovon sollen wir denn leben?
Feind und Freund verheert das Land;
Alles lieget brach und öd‘,
Alles ist voll Krieg und Fehd‘:
Ach soll denn kein Fried‘ auf Erden
Nimmermehr geheget werden?

Willst du uns denn ewig hassen
Und ohn‘ Ende zürnen nun?
Keine Missethat erlassen
Denen auch, die Buße thun?
Jesu, unser Heil und Hort,
Wo ist dein Versöhnungswort?
Ach soll denn dein Blut auf Erden
So umsonst vergossen werden?

Lässest du uns so versuchen
Und hinfallen ganz und gar,
Daß dir auch die Frommen fluchen
In Anfechtung und Gefahr?
Hilf, o Helfer, hilf bei Zeit
Deiner armen Christenheit!
Ach soll nun die Höll‘ auf Erden
Auch von uns erbauet werden?

Alles Uebel hat betroffen
Leib und Seele, Gut und Ehr‘;
Haben wir denn nichts zu hoffen
Und gar kein Erlösung mehr?
Komm, du Himmels-Friedefürst!
Komm! nach dir uns allen dürst’t,
Ehe wir mit dir auf Erden
Gar zu Koth und Nichte werden!

Amen! Herr, in deinem Namen,
Du getreuer Amens-Gott,
Ist ja alles Ja und Amen,
Du hast über Höll‘ und Tod
Reich und Kraft und Herrlichkeit
Vor und in und nach der Zeit.
Amen! Herr, in deinem Namen,
Sei es alles Ja und Amen!

Rappard, Dora – Der Reiter auf dem roten Pferd.

Off. 6.4

Es fährt wie im Sturm durch den hohen Wald;
Bald tönt’s wie ein klagendes Rufen;
Wie donnerndes Tosen erdröhnt es bald,
Wie Stampfen von mächtigen Hufen.
O wehe! Es reitet heut‘ über die Erde
Der Reiter, der grimme, auf rotem Pferde.

Er nimmt uns den Frieden hinweg vom Land,
Und Ströme von Blut sich ergiessen.
Es lodert des Hasses verheerender Brand,
Und Herzen wie Stahl sich verschliessen.
Was Jahre der sorgenden Arbeit erstritten,
Das blitzende Schwert hat im Nu es zerschnitten.

Und einsame Herzen im Kämmerlein,
Sie leben in Angst und in Sehnen.
O was für ein Schrei dringt zum Himmel ein!
Was fliessen für Ströme von Tränen!
Die Helden sie legten das Leben danieder;
Sie kommen nicht wieder , sie kommen nicht wieder!

Doch über dem Reiter auf rotem Ross
Und über dem Ringen und Toben,
Und über der Völker gewaltigem Tross
Geh’n hoch einen Thron wir erhoben,
Darauf sitzet Einer, in Heiligkeit prächtig 1),
Der König der Könige, gnädig und mächtig.

Er ist’s, der das Zepter in Händen hält,
Ihm fallen im Staub wir zu Fusse:
Erbarme dich, Herr, deiner sterbenden Welt!
Wir flehen in Reue und Busse;
Wohl haben verdient wir dein schweres Gerichte,
Doch wende vergebend zu uns dein Gesichte.

Du hast uns verwundet mit blutigem Schwert,
Nun heile von Grund aus den Schaden.
Das Volk deiner Weide, dir ist es ja wert,
Drum gib ihm noch Zeiten der Gnaden!
Ruf ab jenen Reiter auf rotem Pferde:
Gib Frieden, o Jesu, gib Frieden auf Erde!

—-

Rappard – Durch Leid zur Herrlichkeit
1) Off. 4, 3