Hiller, Philipp Friedrich – Der Tag bricht wie ein Fallstrick ein

Mel.: HErr Jesu Christ, mein’s etc.

1.
Der Tag bricht wie ein Fallstrick ein, O laßt uns ja nicht sicher sein!
Vergeblich heult, wer erst erschrickt, Indem man ihn zum Feu’r bestrickt.

2.
Gefährlich ist die Sicherheit; Gott ist ein Gott, der täglich dräut,
Und eh’ Ihm noch der Frevler glaubt, Fällt schon sein Frevel auf sein Haupt.

3.
Denk nicht: den Tag erleb’ ich nicht; Am Tag des Tod’s hängt dein Gericht,
Wirft der den Strick dir plötzlich an, Was hast du, das dich retten kann?

4.
Ach, treuer Heiland, binde mich Mit Liebesfeilen fest an Dich,
So schläfert mich mit ihrem Wein Die Welt nicht, noch die Hure ein.

5.
Weck’ Du mich stets, so mach’ ich fort; Mein Honig sei Dein süßes Wort,
Das Augen wacker machen kann; So sieg’ ich auch, wie Jonathan.

6.
Wie gut ist’s, wer mit Dir bekannt; Den reißt kein Strick Dir aus der Hand;
Den trennt auch nicht der schnellste Tod, Und kein Gericht und keine Noth.

7.
Hängt meine Seele stets an Dir, So ist Dein Wort mir gut dafür:
Dein Tag brech’ ein, so schnell er mag, Er wird mir zum Erlösungstag!

Hiller, Philipp Friedrich – Der Unchrist leidet, weil er muß

Mel.: O Gottes Sohn, HErr Jesu etc.

1.
Der Unchrist leidet, weil er muß, Der Christ nach Gottes Willen;
Wenn jener murret vor Verdruß, Weiß der sein Herz zu stillen;
Dort häuft man bei der Straf’ die Schuld; Hie weint man kindlich in Geduld,
Weil uns der Vater züchtigt.

2.
Ach Gott und Vater unsers HErrn, Soll ich zum Leiden gehen,
Gib, daß ich auch so beten lern: Dein Wille soll geschehen;
Er bat und nahm den Kelch doch an, Ward bis zum Tod Dir unterthan,
Ja bis zum Tod am Kreuze.

3.
Der Uebermuth bleibt hart und frei, Schlägst Du gleich bis zum Blute;
Der Unmuth wird verzagt und scheu Bei der empfund’nen Ruthe;
Ein willig Kind, wenn Du es stäupst, Denkt, daß Du Vater bist und bleibst,
Der uns zum Besten schläget.

4.
Den wilden Bastard stoßt man aus; Was kann man an ihm ziehen?
Der Erbe aber in dem Haus Darf nicht die Ruthe fliehen.
Ach, bilde mich nach Christi Sinn, Daß wenn ich gern gezüchtigt bin,
Ich auch mit Ihm darf erben!

Hiller, Philipp Friedrich – Der Weltgeist ist doch Christo feind

Mel.: Allein Gott in der Höh’ etc.

1.
Der Weltgeist ist doch Christo feind, Will er es gleich verhehlen;
Wenn auch sein Wort wie Honig scheint, Bleibt Galle in der Seelen.
Sonst Niemand, als nur Christi Geist, Den Er vom Vater uns verheißt,
Lehrt Ihn wahrhaftig lieben.

2.
Da liebt man nicht nur mit dem Mund; Denn bei den Heilsgenossen
Ist Gottes Liebe in dem Grund Der Herzen ausgegossen;
Man liebt, weil Er zuvor geliebt, Und ist um nichts als das betrübt,
Daß man zu wenig liebe.

3.
Man liebt Sein Wort und folgt Ihm nach, Man liebet auch die Seinen,
Man liebet sogar Seine Schmach, Man liebet Sein Erscheinen;
Nichts liebt man so, man liebt Ihn mehr, Man liebt sich selber nicht so sehr,
Noch auch sein eigen Leben.

4.
Dein Geist, HErr Jesu, lehre mich Auch Deiner Liebe Größe;
Erkenn’ ich die, so lieb’ ich Dich, Wenn mich die Welt verstöße;
Und wenn sie mich zu reizen sucht, Sprich mir in’s Herz, der ist verflucht,
Wer Dich, wer Dich nicht liebet!

Hiller, Philipp Friedrich – Dir, Jesu, bin ich, weil ich bin

Mel.: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’.

1.
Dir, Jesu, bin ich, weil ich bin, Zum Eigenthum ergeben.
Du gingst für mich zum Tod dahin, Und gabst am Kreuz Dein Leben.
Das war ein Opfertod für mich; Denn ewig müßt’ ich ohne Dich
Als unversöhnet sterben.

2.
So ist kein Tod, wie dieser war, Sonst keiner konnt’ uns dienen.
Er nahm ein Fluchholz zum Altar, Uns Sünder zu versühnen;
Die Liebe zog zur Schlachtung hin; Der Eifer legte Feu’r an Ihn;
Wie süß roch dieses Opfer!

3.
Ich bin Dir bis in meinen Tod Für Deinen Tod verbunden.
Bin ich versöhnt, so hat’s nicht Noth In meinen Sterbensstunden;
Ich leg’ das Sterbliche nur ab, Weil ich lebend’ge Hoffnung hab’,
Dir ewiglich zu danken.

Hiller, Philipp Friedrich – Du Geist des Vaters

Mel.: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr.

1.
Du Geist des Vaters, der den Sohn In unserm Geist verkläret,
Am Kreuz als todt, und auf dem Thron, Wie Ihn der Himmel ehret:
Dir sei auf ewig Dank für dieß; Denn sonst tappt in der Finsterniß,
Wer dieses Licht nicht siehet.

2.
Wie wird uns da sein Wort so wahr, Worin das Heil zu finden!
Wie wird uns da Sein Blut so klar Zur Reinigung von Sünden!
Der ganze Jesus wird uns groß, Wie Er kam aus des Vaters Schooß,
Und nun zur Rechten sitzet.

3.
Vom Geist kommt die Erleuchtung her, Er schafft des Glaubens Auge,
Daß dieser Jesum mehr und mehr Recht groß zu preisen tauge.
Glaubt man Ihn groß im dunkeln Wort, Wie groß und herrlich wird man dort
Ihn in Person selbst schauen!

Hiller, Philipp Friedrich – Du, Gott, hast’s angefangen

Mel.: Zeuch ein zu Deinen Thoren.

1.
Du, Gott, hast’s angefangen, Das gute Werk in mir,
Mein erstes Heilsverlangen War, Vater, schon von Dir,
Das ganze Werk ist Dein, Du prüfest Herz und Nieren;
Du wirst es auch vollführen: Ich darf versichert sein.

2.
Du, HErr, hast’s angefangen, Du hast mich Gott versühnt,
Bist in den Tod gegangen, Hast mir im Blut gedient,
Dein Leben ist in mir; Du wirst es auch vollführen,
Du wirst mich nicht verlieren: Der Vater gab mich Dir.

3.
Du, Geist, hast’s angefangen, Den Glauben wirktest Du,
Ich kann an Jesu hangen, Du gibst mir Kraft dazu,
Das Abba lehrst Du mich, Du läß’st mich Freude spüren;
Du wirst es auch vollführen, Zum Pfande hab’ ich Dich.

4.
Hast Du es angefangen, Mein Gott, so führ’ es fort;
So bringt die List der Schlangen Mich nicht von Deinem Wort,
Worauf ich’s glaubig wag’. Ja, ja, Du wirst’s vollenden;
Ich bin in Deinen Händen Bis an den jüngsten Tag!

Hiller, Philipp Friedrich – Endlich bricht ein Tag noch ein

Mel.: Himmel, Erde, Luft und Meer.

1.
Endlich bricht ein Tag noch ein, Der ein Tag des Zorns wird sein.
Jetzt ist Gnade, dort nicht mehr; Denn der Zorn entbrennt zu sehr.

2.
Wem Gott hier noch Buße schenkt, Daß er nur daran gedenkt,
O wie zittert ihm davon Die getroff’ne Seele schon!

3.
Aber wie wird’s dort ergeh’n, Wo Gott nicht erlaubt zu fleh’n,
Und ganz unbarmherzig stürzt Den, der sich am Heil verkürzt;

4.
Wo der Zorn auf Zorn gehäuft, Nun den Bösen schnell ergreift,
Und von Gottes Richterstuhl Brennt bis in den Schwefelpfuhl

5.
O wie schrecklich fället der, Der Dir, Du Lebendiger,
In erzürnte Hände fällt, Und nun keine Gnad’ erhält!

7.
Gott der Gnaden, Dir sei Ruhm Hier und dort im Heiligthum,
Daß Du Jesum uns gesandt, Der den Zorn hat abgewandt!

7.
Nunmehr geh’n wir zu dem Sohn, Als zu unserm Gnadenthron,
Und der Glaube an Sein Blut Macht erschrocknen Herzen Muth.

8.
Jesu, Du bist’s, der mich tröst’t, Der mich selbst vom Zorn erlöst;
Läßt Sein Tag des Zorns sich seh’n, Laß mich noch in Gnaden steh’n!

Hiller, Philipp Friedrich – Faß die Seelen in Geduld

Mel.: Schwing dich auf zu deinem Gott.

1.
Faß die Seelen in Geduld, Fremdlinge der Erden,
Habt genug an Gottes Huld, Bald wird’s besser werden;
Der euch die Geduld befiehlt, Wird sie euch auch geben;
Und der Christen Leiden zielt Auf ein besser Leben.

2.
Wißt, der Teufel hasset euch, Weil ihr Christum liebet,
Und die Welt sucht, jenem gleich, Wie sie euch betrübet.
Seelen, haltet euch gefaßt, Droht man schon mit Morgen;
Euer HErr ward auch gehaßt, Und ist herrlich worden.

3.
Faßt euch, wenn euch Leid’s geschicht; Alles kann man rauben,
Aber euch die Gnade nicht, Euch nicht euren Glauben;
Euer Weg zum Vaterland Wird euch nicht verriegelt;
Ihr bleibt Jesu in der Hand Und vom Geist versiegelt.

4.
Jesu, fasse Du mich an, Halte meine Seele,
Daß sie muthig leiden kann, Daß die Welt sie quäle.
Dein Wort ist ein Trost für mich, Du sprichst nichts vergebens;
Auch im Tode faß’ ich Dich, Quelle meines Lebens!

Hiller, Philipp Friedrich – Feuereifer, Fluch und Rache

Mel.: Jesu, der Du meine Seele.

1.
Feuereifer, Fluch und Rache Hat der Sünder nur verdient.
Doch dieß ist die Wundersache, Daß uns Gott mit Sich versühnt.
Die zum Tod verkauften Knechte Sind in Christo nun Gerechte;
Der Gerechte hat’s gethan, Der Gerechte machen kann.

2.
Vater von versühnten Kindern, Dir sei Dank und Lob gebracht,
Daß Du Christum uns, den Sündern, Zur Gerechtigkeit gemacht.
Außer Ihm muß Gott verdammen, Außer Ihm sind Schwefelflammen,
Eigene Gerechtigkeit ist vor Gott ein scheußlich Kleid.

3.
Singt, ihr Seelen, lobt die Gnade, Schmückt euch nur mit Christi Kleid.
Jesu, ja ich arme Made Nehm’ in Dir Gerechtigkeit:
Weckt mich Gott einst aus der Aschen, Will ich nur mit Blut gewaschen,
Und in Dir erfunden sein. Denn Dein Blut macht ewig rein.

Hiller, Philipp Friedrich – Gott, Du prüfest uns’re Herzen

Mel.: Ach, was sind wir ohne Jesu.

1.
Gott, Du prüfest uns’re Herzen, Besser kennst Du uns, als wir.
Heuchler wollen mit Dir scherzen, Aber wie gelingt’s vor Dir?
Vor den Flammen Deiner Augen Kann nicht List noch Farbe taugen.

2.
Alles muß sich vor Dir schämen; Denn das Herz zeugt wider uns.
Dennoch darf ich mich nicht grämen Bei dem Anblick meines Thuns.
Denn Du, großer Gott, bist größer, Und vergibst uns im Erlöser.

3.
Deiner Gnade soll man danken, Daß Du unser Elend weiß’st,
Und erbarmest Dich der Kranken, Denen Du noch Trost verheiß’st,
Wenn Dein Aug’ das Fünklein findet, Das Dein Geist da angezündet.

4.
Du erkennest alle Dinge, Siehst auch meinem Herzen zu
Wie es Dir im Glauben singe; Denn was gut ist, schaffest Du.
Ist ein Fehl an meinen allen, Laß Dein Werk dir wohlgefallen.