Philipp Friedrich Hiller – Mir ist Erbarmung widerfahren

Mir ist Erbarmung widerfahren,
Erbarmung, deren ich nicht werth!
Das zähl ich zu dem Wunderbaren;
Mein stolzes Herz hat’s nie begehrt.
Nun weiß ich das, und bin erfreut,
Und rühme die Barmherzigkeit!

2. Ich hatte nichts, als Zorn verdienet,
Und soll bei Gott in Gnaden sein;
Gott hat mich mit sich selbst versühnet,
Und macht durch’s Blut des Sohns mich rein.
Wo kam dies her? warum geschieht’s?
Erbarmung ist’s, und weiter nichts!

3. Das muß ich Dir, mein Gott, bekennen,
Das rühm ich, wenn ein Mensch mich fragt;
Ich kann es nur Erbarmung nennen,
So ist mein ganzes Herz gesagt;
Ich beuge mich und bin erfreut,
und rühme die Barmherzigkeit.

4. Dies lass‘ ich kein Geschöpf mir rauben,
Dies soll mein einzig Rühmen sein;
Auf dies Erbarmen will ich glauben,
Auf dieses bet‘ ich auch allein,
Auf dieses duld‘ ich in der Noth,
Auf dieses hoff ich noch im Tod!

5. Gott, der Du reich bist an Erbarmen,
Nimm dein Erbarmen nicht von mir!
Und führe durch den Tod mich Armen
Durch meines Heilande Tod zu Dir;
Da bin ich ewig hocherfreut,
Und rühme die Barmherzigkeit!

Martin Möller – Nimm von uns, Herr, du treuer Gott

1) Nimm von uns, Herr, du treuer Gott,
Die schwere Straf und große Not,
Die wir mit Sünden ohne Zahl
Verdienet haben allzumal.
Behüt vor Krieg und teurer Zeit,
Vor Seuchen, Feur und großem Leid.

2) Erbarm dich deiner bösen Knecht.
Wir bitten Gnad und nicht das Recht;
Denn so du, Herr, den rechten Lohn
Uns geben wolltst nach unserm Tun,
So müßt die ganze Welt vergehn
Und könnt kein Mensch vor dir bestehn.

3) Ach Herr Gott, durch die Treue dein
Mit Trost und Rettung uns erschein,
Beweis an uns dein große Gnad,
Und straf uns nicht auf frischer Tat,
Wohn uns mit deiner Güte bei,
Dein Zorn und Grimm fern von uns sei.

4) Warum willst du noch zornig sein
Über uns arme Würmelein?
Weißt du doch wohl, du großer Gott,
Daß wir nichts sind als Erd und Kot;
Es ist ja vor deim Angesicht
Unser Schwachheit verborgen nicht.

5) Die Sünd hat uns verderbet sehr,
Der Teufel plagt uns noch viel mehr,
Die Welt und unser Fleisch und Blut
Uns allezeit verführen tut.
Solch Elend kennst du, Herr, allein,
Ach laß es dir befohlen sein.

6) Gedenk an deins Sohns bittern Tod,
Sieh an sein heilig Wunden rot,
Die sind ja für die ganze Welt
Die Zahlung und das Lösegeld,
Des trösten wir uns allezeit
Und hoffen auf Barmherzigkeit.

7) Leit uns mit deiner rechten Hand,
Und segne unser Stadt und Land,
Gib uns allzeit dein heilges Wort,
Behüt vors Teufels List und Mord,
Verleih ein selges Stündelein,
Auf daß wir ewig bei dir sein.

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States

unbekannt – Flehen um Erbarmen

im thon. Der unfal reit mich gantz und gar.

SIg herr, wie schwach ist mein gemüt,
ich möcht vor trauren sterben.
Erschrocken ist all mein geblüt,
mag ich kain gunst erwerben.
Vor laid ich stirb, nach gnad ich wirb,
mein schuld ist grösser worden
in helles pein, doch harr ich dein:
warumb hast mich verborgen?

Der trost ist groß in deinem wortt,
muss ich dir ye verjehen;
Noch grösser ist meins hertzen mord,
so ich mein not thet sehen.
Ach got, nu trutz, es bringt kain nutz,
so thut mein flaisch ergellen.
o herr, far für: wie ist so thür
mein angst in traurens hellen!

Wilt du dann mich umbringen gar,
so muß ich mich drein geben:
Du hast seyn macht, bekenn ich zwar,
möcht ich nur ains erleben:
Auß gnaden dein, das ich solt sein
im gayst deins worts erleüchtet.
trutz, der mir thät so ich nu het
dein holdschafft mir verpflichtet.

Gott du mein Ee bist überal,
so du mich last erfaren.
Ach jamers wee in disem tal!
thust du mich nit bewaren,
So gang ich umb und wain darumb;
es muß erfochten werden.
O du mein gott, ich treib kain spott:
was thun ich auff der erden?

Häts etwan ainr zu mir gesagt,
die stirn het sich gerumpfen:
Yetz sich ich selbs, ich bin verzagt,
so du mich so thust rupffen
Auß gantzer heüt; es bochend leüt:
vatter, wenn wilt mich holen
auß jamers angst, wie du wol kanst?
erlösch die haissen kolen!

Erbarm dich mein, o vatter milt,
und laß mich nicht entgelten!
Es thut für war hefftig und gilt,
ich thu nichts, dann dich schelten.
O herr verzeich, ich bkenne dich:
du wirdst mir nit abschlahen.
Ich hoff in dich, halt nichts auff mich:
thu mich flucks zu dir laden!

O Gott, erlöß die gfangnen.

Quelle