Laurentius Laurenti – Ihr armen Sünder kommt zu Hauf

Ihr armen Sünder, kommt zu Hauf,
kommt eilig, kommt und macht euch auf,
mühselig und beladen!
Hier öffnet sich das Jesusherz
für alle, die in Reu‘ und Schmerz
erkennen ihren Schaden.

Es heißt: Er nimmt die Sünder an!
Drum komm, dein Jesus will und kann
dich retten und umarmen;
komm weinend, komm in wahrer Buß‘
und fall im Glauben ihm zu Fuß!
Er wird sich dein erbarmen.

Ein Hirt verlässt sein Schäflein nicht,
dems in der Irr an Hilf gebricht,
er sucht es mit Verlangen;
er lässt die neunundneunzig stehn
und sie gar in der Wüste gehn,
das eine zu umfangen.

Es sucht der liebste Jesus Christ
das Schäflein, das verloren ist,
bis dass er’s hat gefunden.
So lass dich finden, liebe Seel,
und flieh in Jesu Wundenhöhl!
Noch sind die Gnadenstunden.

O Jesu, deine Lieb ist groß,
ich komm mühselig, nackt und bloß,
ach lass mich Gnade finden!
Ich bin ein Schaf, das sich verirrt;
ach nimm mich auf, ich bin verwirrt;
im Strick und Netz der Sünden.

Ach wehe mir, dass ich von dir
gewichen bin zum Abgrund schier,
ach lass mich wiederkehren
zu deiner Herde, nimm mich an
und mach mich frei vom Fluch und Bann!
Dies ist mein Herzbegehren.

Lass mich dein Schäflein ewig sein,
sei du mein treuer Hirt allein
im Leben und im Sterben.
Lass mich verleugnen Welt und Sünd‘
und lass mich als ein Gotteskind
um dich, mein Heil, nur werben.

Ich will von nun an sagen ab
der Sündenlust bis in mein Grab
und in dem neuen Leben
in Heiligkeit, Gerechtigkeit
dir dienen noch die kurze Zeit,
die mir zum Heil gegeben.

Gerhardt, Paul – Kommt, ihr traurigen Gemüter

  1. Kommet, ihr traurigen Gemüter,
    Kommt, wir wollen wiederkehren
    Zu dem Herren, dessen Güter
    Kein Verderben kann verzehrn;
    Dessen Macht kein Unglück fällt,
    Dessen Gnade wieder stellt,
    Was sein Eifer umgestürzet:
    Seine Gnad bleibt unverkürzet.
  2. Zwar hat er uns ja zerrissen
    Mit ergrimmten Angesicht
    Und uns, da er uns geschmissen,
    Sehr erbärmlich zugericht´t.
    Doch deswegen unversagt!
    Eben der uns schlägt und plagt,
    Wird die Wunden unsrer Sünden
    Wieder heilen und verbinden.
  3. Alle Not, die uns umfangen,
    Springt vor seinem Arm entzwei;
    Wenn zwei Tage sind vergangen,
    Macht er uns vom Tods frei,
    Daß wir, wenn des dritten Licht
    Durch des Himmels Fenster bricht,
    Fröhlich auf erneuter Erden
    Vor ihm stehn und leben werden.
  4. Alsdann wird man acht drauf haben
    Und mit großem Fleiße sehn,
    Was für Wundergnad und Gaben
    Uns von obenher geschehn.
    Da wird dieses nur allein
    Unsres Herzens Sorge sein,
    Daß wir uns nennen,
    Mögen recht und wohl erkennen.
  5. Denn er wird sich zu uns machen
    Wie die schöne Morgenröt,
    Über welche Lust und Lachen
    Bei der ganzen Welt entsteht.
    Er wird kommen uns zur Freud
    Eben zu der rechten Zeit,
    Voller süßen Kraft und Segen,
    Wie die früh und spaten Regen.
  6. Ach, wie will ich dich ergehen,
    O mein hochgeliebtes Volk!
    Meine Gnade soll dich netzen
    Wie ein ausgespannte Wolk,
    Eine Wolke, die das Feld,
    Wann der Morgen weckt die Welt
    Und die Sonne noch nicht leuchtet,
    Mit dem frischen Tau beleuchtet.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Hört heut der Weisen große Frage

1.) Hört heut der Weisen große Frage:
Wo ist das neugeborne Kind?
Wo sind die Weisen heutzutage,
Die fragen, wo man Jesum findt?
Von heut an soll mir dies allein
Die allerhöchste Weisheit sein.

2.) Bis ich ihn ganz in meiner Nähe,
Bis ich ihn selbst von Angesicht,
Im Glauben hier, dort wirklich sehe,
Bis ich ihn finde, ruh ich nicht.
Von heut an soll mir dies allein
Die allergrößte Sorge sein.

3.) Behalte, Welt die tollen Freuden,
Womit dein Volk sein Herz berauscht.
Es haben heut schon viele Heiden
Das Jesuskind drum eingetauscht.
Und Jesum finden soll allein
Auch meine höchste Freude sein.

4.) Erbebt vor ihm, ihr Majestäten,
Die ihm nicht herzlich untertan
Und kommt, dies Kindlein anzubeten,
Nicht in Herodis Sinn heran!
Vor ihm sich beugen, wird allein
Die Ehre seiner Heil’gen sein.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Besser ist kein Tag zur Buße

1.) Besser ist kein Tag zur Buße,
Mensch, für dich, als eben heut‘.
Kehre wieder auf dem Fuße,
Heut‘ ist noch die Gnadenzeit.
Morgen kommt vielleicht der Tod.
Heut‘ ist dir die Buße Not.
Heute lass‘ dich noch erretten!
Wirf von dir dein Übertreten.

2.) Heute bietet Gottes Güte
Dir und mir und Jedermann
Ein neu‘ Herz und neu‘ Gemüte,
Einen neuen Geist uns an.
Mache, dass der heut’ge Tag
Dein Geburtsfest werden mag!
‚Wie soll ich dies Machen fassen?‘
Du sollst Gott nur machen lassen!

Karl Johann Philipp Spitta – Du, dess‘ Zukunft einst erflehten

1.) Du, dess‘ Zukunft einst erflehten
Tausende in Israel:
Du bist unter uns getreten,
Christus und Immanuel!
O, der teuren Gnadenzeit!
Nun ist allen Heil bereit,
Nun soll keiner hilflos klagen,
Keiner hoffnungslos verzagen.

2.) Sel’ge Zeit! O, wie vor Alters
Man nach Dir Verlangen trug, –
Wie die Saiten seines Psalters
David so voll Sehnsucht schlug, –
Wie nach Dir einst ausgeschaut,
Sich gesehnet still und laut
Unter Seufzen und Gebeten
Die Gerechten und Propheten!

3.) Gott sei Dank! Nun ist geschehen,
Nun aus Gnaden uns gewährt,
Was so viele hier zu sehen
Und zu hören einst begehrt.
Gotes Rat ist nun enthüllt
Und zu unserm Heil erfüllt
Jetzt der Väter heiße Bitte:
Christus ist in unsrer Mitte!

4.) Aber der der Welt erschienen,
Wie vom Vater er gesandt,
Wandelt mitten unter ihnen,
Vielen fremd und unbekannt.
Unbeachtet lässt man Ihn
Seinen Weg vorüberziehn.
Ruft er, will man ihn nicht hören,
Lässt in Sünden sich nicht stören.

5.) Und Er klopft an manche Pforte,
Suchet Eingang hier und dort,
Grüßt sie mit holdsel’gem Worte,
Doch man weist Ihn schnöde fort.
Wer nicht fühlt, was ihm gebricht,
Dem gefällt der Helfer nicht.
Wer nicht in sein Herz will gehen,
Lässt den Heiland draußen stehen.

6.) Kennt ihr Ihn, der, uns zu retten,
Von dem Thron des Vaters kam,
Und damit wir Frieden hätten,
Unsre Strafe auf sich nahm?
Lebt ihr als Sein Eigentum
Ihm zur Ehre und zum Ruhm?
Seid ihr auch schon angeschrieben
Unter denen, die Ihn lieben?

7.) Ließt ihr Ihn das Herz gewinnen?
Nahmt ihr euch sein sanftes Joch?
Ist sein Reich bei euch darinnen
Oder widerstrebt ihr noch?
Sagt, wem dient ihr überall:
Christo oder Belial?
O, singt Christo: Hosianna!
Er allein hat Lebensmanna.

8.) Hosianna, sei willkommen,
Christe, kehre bei uns ein!
Du sollst von uns aufgenommen,
Herzlich aufgenommen sein.
Sieh, zum Eingang öffnen wir
Freudig unsre Herzen Dir.
Komm denn, komm darin zu wohnen,
Ja, als König drin zu thronen!

9.) Ach, es hat uns nur zu lange
Schon die Sünde übermocht,
Und mit unbesiegtem Zwange
Leib und Seele unterjocht.
Wie war aller Kampf und Krieg
Gegen sie doch ohne Sieg!
Du nur kannst uns von dem Bösen
Ganz und ewiglich erlösen.

10.) Drum, wie Dir das Reich verheißen,
Nimm das Reich bei uns auch ein.
Denn dem Starken uns entreißen,
Kann der Stärkere allein.
Mach uns selig, Gottes Sohn,
Sammle deiner Liebe Lohn,
Bis Dir untertänig werden
Alle Reiche hier auf Erden!

Tersteegen, Gerhard – Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich hören?

1. Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich hören?
Wie laß ich mich bezaubern und betören!
Die kurze Freud, die kurze Zeit vergeht,
und meine Seel noch so gefährlich steht.

2. Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich kommen?
Ich hab so lang die treue Stimm vernommen;
ich wußt es wohl: ich war nicht, wie ich sollt;
er winkte mir, ich habe nicht gewollt.

3. Gott rufet noch. Wie, daß ich mich nicht gebe!
Ich fürcht sein Joch und doch in Banden lebe.
Ich halte Gott und meine Seele auf.
Er ziehet mich; mein armes Herze, lauf!

4. Gott rufet noch. Ob ich mein Ohr verstopfet,
er stehet noch an meiner Tür und klopfet;
er ist bereit, daß er mich noch empfang;
er wartet noch auf mich. Wer weiß, wie lang?

5. Gib dich, mein Herz, gib dich nun ganz gefangen.
Wo willst du Trost, wo willst du Ruh erlangen?
Laß los, laß los; brich alle Band entzwei!
Dein Geist wird sonst in Ewigkeit nicht frei.

6. Gott locket mich; nun länger nicht verweilet!
Gott will mich ganz; nun länger nicht geteilet!
Fleisch, Welt, Vernunft, sag immer, was du willi,
meins Gottes Stimm mir mehr als deine gilt.

7. Ich folge Gott, ich will ihm ganz genügen;
die Gnade soll im Herzen endlich Siegen.
Ich gebe mich; Gott soll hinfort allein
und unbedingt mein Herr und Meister sein.

8. Ach nimm mich hin, du Langmut ohne Maße;
ergreif mich wohl, daß ich dich nie verlasse.
Herr, rede nur, ich geb begierig acht; führ,
wie du willst, ich bin in deiner Macht.

Tersteegen, Gerhard – Noch ruft der Herr, es lockt sein Wort

Noch ruft der Herr, es lockt sein Wort
dich, Seele, von der Weltlust fort;
soll diese Zeit vorübergehn
und dir kein Heil vom Herrn geschehn?

Noch ruft der Herr, drum säume nicht
und suche Gottes Angesicht;
er harret dein, er steht bereit,
er schenkt dir Fried’ und Seligkeit.

Noch ruft der Herr, klopft an die Tür
und spricht: Ach, Seele, öffne mir,
ich möchte bei dir kehren ein
und dich von Sünden machen rein.

Noch ruft der Herr, ich muß jetzt gehn,
muß endlich um Vergebung flehn;
nicht länger ich mich weigern kann,
ich komme, Heiland, nimm mich an.

Walter, Johann – Wach auf, wach auf, du deutsches Land!

1. Wach auf, wach auf, du deutsches Land!
Du hast genug geschlafen,
bedenk, was Gott an dich gewandt,
wozu er dich erschaffen.
Bedenk, was Gott dir hat gesandt
und dir vertraut sein höchstes Pfand,
drum magst du wohl aufwachen.

2. Gott hat dich, Deutschland, hoch geehrt
mit seinem Wort der Gnaden,
ein großes Licht dir auch beschert
und hat dich lassen laden
zu seinem Reich, welchs ewig ist,
dazu du denn geladen bist,
will heilen deinen Schaden.

3. Gott hat dir Christum, seinen Sohn,
die Wahrheit und das Leben,
sein liebes Evangelium
aus lauter Gnad gegeben;
denn Christus ist allein der Mann,
der für der Welt Sünd gnug getan,
kein Werk hilft sonst daneben.

4. Für solche Gnad und Güte groß
sollst du Gott billig danken,
nicht laufen aus seim Gnadenschoß,
von seinem Wort nicht wanken,
dich halten, wie sein Wort dich lehrt,
dadurch wird Gottes Reich gemehrt,
geholfen auch den Kranken.

5. Du solltest bringen gute Frucht,
so du recht gläubig wärest,
in Lieb und Treu, in Scham und Zucht,
wie du solchs selbst begehrest,
in Gottes Furcht dich halten fein
und suchen Gottes Ehr allein,
daß du niemand beschwerest.

6. Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt,
will niemand Wahrheit hören;
die Lüge wird gar fein geschmückt,
man hilft ihr oft mit Schwören;
dadurch wird Gottes Wort veracht‘,
die Wahrheit höhnisch auch verlacht,
die Lüge tut man ehren.

7. Wach auf, Deutschland, ’s ist hohe Zeit,
du wirst sonst übereilet,
die Straf dir auf dem Halse leit,
ob sich’s gleich jetzt verweilet.
Fürwahr, die Axt ist angesetzt
und auch zum Hieb sehr scharf gewetzt,
was gilt’s, ob sie dein fehlet.

8. Gott warnet täglich für und für,
das zeugen seine Zeichen,
denn Gottes Straf ist vor der Tür;
Deutschland, laß dich erweichen,
tu rechte Buße in der Zeit,
weil Gott dir noch sein Gnad anbeut
und tut sein Hand dir reichen.

9. Das helfe Gott uns allen gleich,
daß wir von Sünden lassen,
und führe uns zu seinem Reich,
daß wir das Unrecht hassen.
Herr Jesu Christe, hilf uns nu‘
und gib uns deinen Geist dazu,
daß wir dein Warnung fassen.

Savonarola, Girolamo – Was thust du hier mein Herz?

Was thust du hier mein Herz?
Was thust du hier mein Herz?
Geh heim zu Gottes Liebe!

Die Liebe, Jesus Christ,
Die wonnevoll erwärmet,
Macht froh, was traurig ist,
Was nur von Liebe lebt,
Sich im Gebet noch härmet,
Den Irrthum treu begräbt.

Wenn Drangsal dir erstand,
So wird er dein Begleiter,
Dein grüner Ruhestrand,
Dein froher Friedensport,
Der macht dich immer heiter,
Er liebt ja fort und fort.

O Herz, sey nimmer dein;
Suchst du dir Friedenssaaten,
Zu Jesu geh, sey sein.
So trüglich ist die Welt,
Nur wer den Herrn verrathen,
Der falschen Welt gefällt.

Hältst du es mit der Zeit,
Verbittert sie dein Leben,
Bringt überall dir Streit.
Der Friede ging ihr aus;
Willst du dich froh erheben,
Geh‘ ein in’s Vaterhaus.

Vertrau dich Keinem an,
Betrüglich sind die Herzen,
Geh‘ du zum rechten Mann,
Des Meisters Ruhm genieß,
Er macht dir deine Schmerzen
Mit seinen Schmerzen IM

In Demuth such‘ ihn du,
Dann ist er bald gefunden,
Und hört dir liebend zu.

Gesteh‘ die Menschenpein,
Er traust in ihre Wunden
Den süßen Balsam ein.

Kommst du zu ihm hinan,
Die Füße und die Hände
Umschließt und küßt ihm dann;
Nun ward sie dir gewährt
Die beste Gnadenspende,
Die immer du begehrt.

Und faßt er deine Hand,
So laß sie ewig nimmer.
In Liebe ganz entbrannt;
In seiner holden Näh’,
In seinem Schauen immer
Verschwinden Angst und Weh.

Ja Herz, zu Jesu hin.
Und laß die Menschen toben,
Was sind sie gegen ihn?
Wie Liebe bei ihm ruht.
Sollst du der Welt erproben.
Im Tragen ihrer Wuth.

Bringt alle Waffen her,
Ihr Feinde aller Gnade,
Ich fürchte Keinen mehr.
O Leiden, meine Lust!
Das ziemet auf dem Pfade
Der lieberfüllten Brust.

Was thust du hier mein Herz?
Was thust du hier mein Herz?
Geh heim zu Gottes Liebe!

Rapp – Die erwecklichen Schriften Savonarolas

Redern, Hedwig von – Soll ich dir’s sagen, was dir fehlt?

Soll ich dir’s sagen, was dir fehlt?
Dir fehlt ein Arzt für deine Wunden,
damit die Seele kann gesunden,
die tief verborgner Schaden quält.

Du brauchst ihn nötig, ihn allein.
Die Brunnen, die die Welt gegraben,
sind löchrig, können dich nicht laben,
ihr trübes Wasser macht nicht rein.

Du gingst auf eignen Wegen hier
und suchtest deine eigne Ehre,
und dennoch griffst du nur ins Leere,
und neue Not war dein Gewinn.

Doch wenn du dich zur Quelle kehrst,
wenn du dich Jesu übergeben,
durchströmt er dich mit neuem Leben,
du hast, was immer du begehrst.

Statt Kampf und Unrast wird dir Ruh,
und statt der Sorge tiefer Frieden,
und neue Kraft wird dir beschieden,
er deckt all deinen Mangel zu.

Der Reichtum, der verborgen liegt
im Herrn, soll ja dein eigen werden,
du wanderst durch den Streit der Erden
als einer, der schon obgesiegt.

Dies alles und noch mehr ist dein.
Willst du nicht kommen und es fassen,
um nie es wieder loszulassen?
Willst du nicht endlich glücklich sein?