Johann Franck – Auf die Erscheinung Christi.

Weise: Ihr Gestirn‘, ihr hohlen Lüfte.

Jauchze Tyrus, Saba lache,
Freue Dich, du Heidenschaft!
Du betrübtes Volk erwache
Und empfinde neue Kraft!
Denn des Herren Glanz und Prangen
Ist in dir jetzt aufgegangen.

2. Denen, die den Götzen dienen,
Und dem Volk der Finsternis
Ist ein großes Licht erschienen.
Nun sind wir, Gott Lob! gewiss,
Dass uns Niemand kann verdammen,
Sem und Japhet wohnt beisammen.

3. Heute geht uns armen Heiden
Ein Gestirn in Jacob auf,
Drum so tragen wir mit Freuden
Unser Opfer jetzt zu Hauf,
Sind ganz fertig, samt den Weisen
Unser Jesulein zu preisen.

4. Nimm doch, Jesu, nimm die Gabe,
Nimm die schlechte Gabe hin,
Die ich dir bereitet habe
Und die ich, wie arm ich bin,
Hier in Japhet’s kleinen Hütten
Dir in deinen Schoß will schütten.

5. Ob zwar Weihrauch, Gold und Myrrhen
Ich dir jetzt nicht geben kann,
Ei so lass es sich nicht irren,
Siehe meinen Glauben an,
Dieser glänzet unverloschen;
Ach, nimm an den güldnen Groschen.

6. Weihrauch will ich dir gewähren,
Wenn ich bete, ruf und schrei.
Und die herben Myrrhenzähren
Der Geduld und Buß‘ und Reu.
Dieses ist nun das Geschenke,
Das ich dir zu opfern denke.

7. Jesu, lass es dir behagen,
Nimm doch, nimm für lieb und gut,
Was ich dir jetzt vorgetragen,
Gib mir neuen Geist und Mut,
Dass ich mag in allen Dingen
Dir ein reines Opfer bringen.

Johann Franck – Weihnachtslied.

In seiner eignen Weise.

Ihr Gestirn‘, ihr hohlen Lüfte,
Und du, lichtes Firmament;
Tiefes Rund, ihr dunkeln Klüfte,
Die der Wiederschall zertrennt:
Jauchzet fröhlich, lasst das Singen
Jetzt bis durch die Wolken dringen!

2. Aber du, o Mensch, vor allen
Hebe deine Stimm‘ empor,
Lass ein Freudenlied erschallen
Dort mit jenem Engelchor,
Das den Hirten auf der Weide
Heut verkündet große Freude.

3. Freude, Freud‘ in hohen Höhen,
Freude, Freud‘ im tiefen Tal!
Freud‘ und Wonne, wo wir gehen,
Freud‘ und Lachen ohne Zahl!
Freude, Freud‘ in unsern Toren:
Gott ist heut‘ ein Mensch geboren!

4. Bis willkommen, Heil der Erden,
Bis willkommen, Jesulein;
Dass wir möchten Herren werden,
Stellst du als ein Knecht dich ein.
Du verlässt die hohen Thronen
Und willst nun hier unten wohnen.

5. Bethlehem, uns wundert Alle,
Wie es immer zu mag gehn,
Dass in deinem kleinen Stalle
Kann der ganze Himmel stehn.
Hat denn nun der Sternen Menge
Raum in einer solchen Enge?

6. Den die Welt nicht kann umschließen,
Der die Winde hält im Zaum,
Der muss hier den Stau begrüßen
Und hat in der Krippen Raum;
Der dies ganze Rund erfüllet,
Liegt in Windeln eingehüllet.

7. Weil du denn die schlechten Hütten,
Jesu, nie verschmähet hast,
Ei, so lass dich doch erbitten,
Komm doch, komm, du edler Gast.
Vieh und nicht dich Herren, Herren
Soll man in den Stall versperren.

8. Komm, ich habe dir zur Wiegen
Schon ein Räumlein ausgesucht,
Drinnen sollst du sanfter liegen
Als in jener harten Bucht.
Komm, mein Herz das soll zum Besten,
So viel möglich, dich begästen.

9. Zwar ist solche Herzensstube
Wohl kein schöner Fürstensaal,
Sondern eine finstre Grube;
Doch sobald dein Gnadenstrahl
In demselben nur wird blinken,
Wird es voller Sonnen dünken.

Johann Franck – I. Advent.

Veni redemtor gentium.

Aus dem Lateinischen des h. Ambrosius.)

In seiner eignen Weise.
Oder: Von Adam her so lange Zeit.

1. Komm, Heiden- Heiland, Lösegeld,
Komm, schönste Lilie dieser Welt!
Lass abwärts flammen deinen Schein,
Denn so will Gott geboren sein.

2. Nicht von des Mannes Kraft und Lieb‘,
Ach nein, bloß durch des Geistes Trieb
Empfängt die keusche Jungfrau hier;
Es wohnt ein göttlich Heil in ihr.

3. O Wunder, das kein Mensch versteht,
Dass eine Jungfrau schwanger geht!
Der Leib wird schwer durch Gottes Kraft,
Doch unverletzt der Jungfrauschaft.

4. Komm an, dir steht der Keuschheit Thron
Schon offen, Jesu, Gottes Sohn,
Komm an, du zweigestammter Held,
Geh mutig durch dies Tal der Welt.

5. Du nahmest erdwärts Deinen Lauf
und stiegst auch wieder himmelauf,
Dein Abfahrt war zum Höllental,
Die Rückfahrt in den Sternensaal.

6. O höchster Fürst, dem Vater gleich,
Besieg‘ hier dieses Fleischesreich,
Denn unsres siechen Leibes Haft
Sehnt sich nach deiner Himmelskraft.

7. Es glänzet deiner Krippen Strahl,
Ein Licht leucht’t durch dies finstre Tal,
Es gibt die Nacht so hellen Schein,
Der da wird unverlöschlich sein.

Johann Franck – Herr Jesu, Licht der Heiden

1. Herr Jesu, Licht der Heiden,
Der Frommen Schatz und Lieb,
Wir kommen jetzt mit Freuden
Durch deines Geistes Trieb
In diesen deinen Tempel
Und suchen mit Begier
Nach Simeons Exempel
Dich, großen Gott, allhier.

2. Du wirst von uns gefunden,
O Herr, an jedem Ort,
Dahin du dich verbunden
Durch dein Verheißungswort;
Vergönnst noch heutzutage,
Daß man dich gleicherweis
Auf Glaubensarmen trage
Wie dort der alte Greis.

3. Sei unser Glanz in Wonne,
Ein helles Licht in Pein,
Im Schrecken unsre Sonne,
Im Kreuz ein Gnadenschein,
In Zagheit Glut und Flamme,
In Not ein Freudenstrahl,
In Krankheit Arzt und Amme,
Ein Stern in Todesqual!

4. Herr, laß uns auch gelingen,
Daß letzt wie Simeon
Ein jeder Christ kann singen
Den schönen Schwanenton:
Mir werden nun in Frieden
Mein Augen zugedrückt,
Nachdem ich schon hienieden
Den Heiland hab erblickt.

5. Ja, ja, ich hab im Glauben,
Mein Jesu, dich geschaut;
Kein Feind kann dich mir rauben,
Wie heftig er auch dräut.
Ich wohn in deinem Herzen
Und in dem meinen du;
Uns scheiden keine Schmerzen,
Kein Angst, kein Tod dazu.

6. Hier blickst du zwar zuweilen
So scheel und schwül mich an,
Daß oft vor Angst und Heulen
Ich dich kaum kennen kann;
Dort aber wirds geschehen,
Daß ich von Angesicht
Zu Angesicht soll sehen
Dein immer klares Licht.

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States

Johannes Franck – O Gott, der du in Liebesbrunst

1) O Gott, der du in Liebesbrunst
Ganz gegen uns entbrennest
Und dich aus unerforschter Gunst
Selbst unsern Vater nennest,
Der du im hohen Himmel bist
Und alles siehst, was niedrig ist,
Auch uns selbst hast gelehret,
Wie man recht kräftig beten soll,
Gib, daß der Mund dich Eifers voll
Von ganzem Herzen ehret.

2) Laß deines hohen Namens Ruhm,
Dem sich die Throne beugen,
Und dem der Engel Fürstentum
Pflegt Ehre zu erzeigen,
Vor dem sich Luft und Erdreich bückt
Und die erschrecklich Höll erschrickt,
Bei uns dreiheilig heißen.
Gib reine Lehr, und hilf dazu,
Daß wir uns, großer Gott, wie du
Der Heiligkeit befleißen.

3) Vergönn uns, Herr, dein Gnadenreich
Auch noch in diesem Leben,
Bis daß wir dermaleinst zugleich
Mit dir in Freuden schweben.
Dein werter Geist, der wohn uns bei,
Daß unser Herz nicht irdisch sei;
Er schenk uns seine Gaben,
Daß wir in dieser Wanderzeit
Den Vorschmack süßer Ewigkeit
Und Himmelssehnung haben.

4) Herr, was du willst und dir gefällt,
Muß auch vollendet werden
Gleichwie in deinem Himmelszelt,
Also bei uns auf Erden.
Hilf, daß wir dir gehorsam sein
In Lieb und Leid, in Lust und Pein.
Laß uns, wenn du betrübest,
Bedenken, daß du, Herr, uns schlägst
Und es also zu machen pflegst
Mit denen, die du liebest.

5) Gib uns heut unser täglich Brot
Und, was den Leib ernähret.
Wend ab die schwere Kriegesnot,
Die Leut und Land verheeret,
Daß wir gesund in Fried und Ruh
Das kurze Leben bringen zu,
Gesegn all unsre Sachen,
Treib Teurung ab und Pestgefahr,
Hilf, daß wir dir uns trauen gar
Und dich nur lassen machen.

6) Daß unser sündge Adamsart
Durch schreckliches Verbrechen
Gar oftmals ist dein Widerpart,
Wollst du, o Herr, nicht rächen,
Gleichwie auch wir aus Herzensgrund
Denselben, die durch Tat und Mund
Uns Leid antun, vergeben.
Herr, gib uns einen sanften Geist,
Der auch denselben Guts erweist,
Die uns stehn nach dem Leben.

7) Verleih auch einen Heldenmut,
Wenn wir jetzt sollen kämpfen
Mit Teufeln, Welt und unserm Blut,
Hilf, daß sie uns nicht dämpfen.
Sei du der rechte Mittelsmann,
Und nimm dich unser treulich an,
Lehr unsre Arme kriegen,
Daß wir behalten Oberhand
Und, wenn der Feind ist übermannt,
Mit großen Freuden siegen.

8) Und weil in diesem Jammertal
Nichts Gutes ist zu hoffen,
Weil nichts als Elend, Müh und Qual
Allhier wird angetroffen,
So steh uns in dem Unfall bei,
Und mach uns von demselben frei,
Bis daß die Zeit wird kommen,
Daß wir zu deiner Herrlichkeit
Aus sterblicher Beschwerlichkeit
Ganz werden aufgenommen.

9) Denn dein, Herr, ist das Reich und Thron,
Wir sind die Untersaßen.
Es muß vor deiner Allmacht Kron
All ander Macht verblassen.
Ob alle Welt gleich wird vergehn,
Bleibt deine Kraft doch ewig stehn,
Lob, Preis sei deinem Namen.
Weil Jesus selbst so bitten heißt
Und uns die rechte Betkunst weist,
Sind wir erhöret. Amen.

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States

Franck, Johann – Unsre müden Augenlider

1. Unsre müden Augenlider schließen
sich jetzt schläfrig zu,
und des Leibes matte Glieder
grüßen schon die Abendruh;
denn die trüb und finstre Nacht
hat des hellen Tages Pracht
in der tiefen See verdecket
und die Sterne aufgestecket.

2. Ach bedenk, eh du gehst schlafen,
du, o meines Leibes Gast,
ob du den, der dich erschaffen,
heute nicht erzürnet hast?
Tu ach tu bei Zeiten Buß,
geh und fall ihm auch zu Fuß
und bitt ihn, daß er aus Gnaden
dich der Strafe woll entladen.

3. Sprich: Herr, dir ist unverhohlen,
daß ich diesen Tag vollbracht
anders, als du mir befohlen;
ja ich habe nicht betracht
meines Amtes Ziel und Zweck,
habe gleichfalls deinen Weg
schändlich, o mein Gott verlassen,
bin gefolgt der Sünde Straßen.

4. Ach Herr, laß mich Gnad erlangen,
gib mir nicht verdienten Lohn;
laß mich deine Huld umfangen,
sieh an deinen lieben Sohn,
der für mich genug getan;
Vater, nimm den Bürgen an!
Dieser hat für mich erduldet,
was mein Unart hat verschuldet.

5. Öffne deiner Güte Fenster,
sende deine Wach herab,
daß die schwarzen Nachtgespenster,
daß des Todes finstres Grab,
daß das Übel, so bei Nacht,
unsern Leib zu fällen tracht’t,
mich nicht mit dem Netz umdecke,
noch ein böser Traum mich schrecke.

6. Laß mich, Herr, von dir nicht wanken,
in dir schlaf ich sanft und wohl;
gib mir heilige Gedanken und,
bin ich gleich Schlafes voll,
so laß doch den Geist in mir
zu dir wachen für und für,
bis die Morgenröt angehet
und man von dem Bett aufstehet.

7. Vater droben in der Höhe,
dein Nam sei uns teur und wert;
dein Reich komm, dein Will geschehe;
wie im Himmel auf der Erd;
und vergib uns unsre Schuld,
schenk uns deine Gnad und Huld;
laß Versuchung uns nicht töten;
hilf uns, Herr, aus allen Nöten!

Text: Johann Franck (1618–1677)
Melodie: Genf 1551 (Freu dich sehr, o meine Seele)
Quelle: GB Bayern 1951, Nr. 467

Franck, Johann – Danklied

Alle Welt, was lebt und webet,
und in Feld und Häusern ist,
was nur Stimm‘ und Zung‘ erhebet,
jauchze Gott zu jeder Frist,
diene ihm; wer dienen kann,
komm‘ mit Lust und Freud‘ heran.

Sprecht: der Herr ist unser Meister;
er hat uns aus nichts gemacht,
er hat unsern Leib und Geister
an das Licht hervorgebracht.
Wir sind seiner Allmacht Ruhm,
seine Schaaf‘ und Eigenthum.

Gehet ein zu seinen Pforten,
geht durch seines Vorhofs Gang;
lobet ihn mit schönen Worten,
saget ihm Lob, Preis und Dank;
denn der Herr ist jederzeit
voller Gnad‘ und Gütigkeit.

Gott des Himmels und der Erde,
Vater, Sohn und heil’ger Geist,
daß dein Ruhm bei uns groß werde,
Beistand selbst und Hülf‘ uns leist‘.
Gieb uns Kräfte und Begier,
dich zu preisen für und für.

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832