Johann Franck – Verlangen nach dem Heiligen Geiste.

In seiner eignen Weise.
Oder: Zeuch ein zu deinen Toren.

Komm, komm, o Himmelstaube,
Komm, komm, o werter Geist,
Komm, komm, dieweil mein Glaube
Dich schon willkommen heißt.
Komm kehre bei mir ein,
Es ist, wie sich’s gebühret,
Mein Herz schon ausgezieret,
Das soll Dein Lusthaus sein.

2. Mein Jesus hat die Maie
Des Glaubens drein gepflanzt,
Und es mit Buß‘ und Reue.
Als einem Zaun umschanzt;
Er hat es zubereit’t
Gleich einen hohen Throne,
In welchen nunmehr wohne
Selbst die Dreifaltigkeit.

3. Komm, komm, du güldner Regen,
Befeuchte meinen Sinn,
Komm, schütt‘ auch deinen Segen
Auf alle Frommen hin.
Lass deinen Liebesbach
Mit reichen Strömen fließen,
Und derer Herz begießen,
Die da sind matt und schwach.

4. Du bist ein Mund der Blöden,
Der Armen Schatz und Gut,
Ein Gasthof in der Öden,
Der hart Erschreckten Mut;
Ein Weg dem, der da irrt,
Der Blinden Licht und Sonne,
Der Herzbetrübten Wonne,
Der Kranken Arzt und Wirt.

5. Du kannst die Herzen lenken
In einem Blick und Nu,
Wenn Menschen Arges denken,
So spricht du Nein dazu,
Machst ihren Rat zu Spott,
Kannst ihren Hochmut schwächen,
Das Jeber drauf muss sprechen:
Seht, das tut unser Gott.

6. Du bist ein Glanz der Trüben,
Der Müden Ruh‘ und Stab,
Der Sehnenden Belieben,
Treibst allen Kummer ab.
Du hebest auf den Stuhl,
Doch wer in hohen Sachen
Sich allzu groß will machen,
Den wirfst du in den Pfuhl.

7. Oft, wenn es mit den Deinen
Jetzt scheinet aus zu sein,
Und die Tyrannen meinen:
Sie wären es allein,
Die Niemand steuern kann:
Da pflegest du ein Schrecken
In ihnen zu erwecken,
Und stürzest Ross und Mann.

8. Will Pharao gleich denken
Durch unerhörte Tat
Dein Israel zu kränken:
So weißt du doch schon Rat.
Wenn er der Frommen Schar
Die Arbeit heißt verdoppeln
und Stroh zusammenstoppeln,
Schickst du den Mosen dar.

9. Nun wohl, auch ich will trauen,
Du werdest bei mir stehn
Und alles Unglücks Drauen
Vorüber lassen gehn.
Wenn vor der Welt mit mir
Es scheinet wie geschehen,
Lässt du dein‘ Allmacht sehen
Und ziehest mich herfür.

10. Drum komm, o Trost, von oben,
Komm, kehre bei mir ein,
So kann im größten Toben
Ich still und mutig sein.
Dir ist mein‘ Angst bekannt,
Im ärgsten Ungewitter
Guckst du schon durch’s Gegitter
Hart hinter meiner Wand.

Johann Franck – Brunnquell aller Güter.

In seiner eignen Weise.

Brunnquell aller Güter,
Herrscher der Gemüter,
Lebendiger Wind;
Stiller aller Schmerzen,
Dessen Glanz und Kerzen
Mein Gemüt entzündt:
Lehre meine schwachen Saiten
Deine Kraft und Lob ausbreiten.

2. Starker Gottesfinger,
Fremder Sprachen Bringer,
Süßer Herzenssaft;
Tröster der Betrübten,
Flamme der Verliebten,
Alles Odems Kraft:
Gib mir deine Gunst und Gaben,
Dich von Herzen lieb zu haben.

3. Bräutigam der Seelen,
Lass mich in der Höhlen.
Deiner Lieblichkeit
Ruh‘ und Zuflucht finden!
Lass mich von den Winden
Trüber Not befreit.
Komm hervor, o Gnadensonne,
Küsse mich mit Trost und Wonne.

4. Teure Gottesgabe,
Komm, o komm, mich labe,
Sieh, ich bin verschmacht’t.
Komm, o mein Verlangen,
Komm, mein Lieb, gegangen,
Denn mein Herz, das lacht,
Wird von Neuem ganz erquicket,
Wann es, Labsal, dich erblicket.

5. Wie ein Hirschlein gähnet,
Sich nach Wasser sehnet,
Wenn es wird gejagt:
So pflegt mein Gemüte,
Herr, nach deiner Güte,
Wann es wird geplagt,
Tief zu seufzen und im Dürren
Nach dir, reichem Strom, zu girren.

6. Wahrer Menschenschöpfer,
Unsres Tones Töpfer,
Gott von Ewigkeit;
Zunder keuscher Liebe,
Gib, dass ich mich übe,
Auch im Kreuz und Leid
Alles dir anheim zu stellen,
Und mich tröst‘ in allen Fällen.

7. Führe meine Sachen,
Meinen Schlaf und Wachen,
Meinen Tritt und Gang,
Glieder und Gesichte,
Dass mein arm Gedichte,
Dass mein schlecht Gesang,
Wandel, Werk und Stand vor allen
Dir, o Vater, mag gefallen.

8. Lass die Macht der Höllen
Nicht mit Listen fällen
Meiner Tage Lauf.
Nimm nach diesem Leiden
Mich zu Himmelsfreuden
Deiner Diener auf;
Da soll sich mein Mund erheben,
Dir ein Hallelujah geben.

Johann Franck – Festum nunc celebre. (Nach einem Lateinischen Hymnus aus dem 8. Jahrh.)

Himmelfahrtslied
In seiner eignen Weise.

Das herrlich hohe Fest,
Das uns zur Freud‘ anlässt,
Zwingt billig das Gemüt
Auch auf ein Dankeslied;
Indem jetzt Jesus Christ,
Aus eigner Kraft gerüst,
Auf seinen Stuhl gestiegen ist.

2. Er steigt mit Wonn‘ empor
Hin zu dem Sternenchor.
Es rühmt ihn immerdar
Der Auserwählten Schar.
Ja auch der Engel Zahl
Lobt jetzt und allzumal
Den Siegesheld im Himmelssaal.

3. Der, da er auf jetzt steigt,
Die Bande bind’t und beugt.
Den Menschen schicket er
Viel großer Gaben her.
Der, dass er Alles füll},
Jetzt auffährt in der Still‘,
Kommt künftig, dass er richten will.

4. Wir bitten, starker Held
Und Schöpfer aller Welt,
Sieh an, schütz‘ und beschirm‘
Uns arme Erdenwürm‘,
Auf dass des Teufels Neid
Uns nicht von dir abscheid‘
Und stürz‘ in ewig’s Herzeleid.

6. Wann du in Flammen wirst
Herkommen als ein Fürst,
Und dir wird alle Welt
Zu richten vorgestellt:
Alsdann, ach Herr, verschon,
Uns nicht nach Sünden lohn‘,
Und teil‘ uns mit die Lebenskron‘.

7. Das tu, o großer Herr,
Gott, du Allmächtiger!
Das tu, o Gotteslamm,
Das tu, o Himmelsflamm‘;
O du Dreifaltigkeit,
Tu es, weil jederzeit
Dein Zepter herrschet weit und breit.

Johann Franck -Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.

Hiob 19, 25.
In seiner eignen Weise.
Oder: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, ob ich.

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt,
Trotz Sünde, Tod und Höllen,
Wie grausam sie sich stellen,
Trotz Allem, was mir widerstrebt,
Mein Jesus hat gesieget
Und ihre Macht bekrieget.
Ich weiß, mein Heiland lebt gewiss,
Was wollt ich mich denn quälen?
Kein‘ Angst, kein Schmerz, kein Todesbiss
Soll mir den Trost nicht stehlen.

2. Mein Jesus lebt, der wird zu mir
Auch seine Hand ausstrecken,
Und mich vom Tod erwecken.
Alsdann werd‘ ich mit neuer Zier
Dort an den Himmelsgränzen
Gleich hellen Sternen glänzen.
Mein Jesus lebt, drum ob mich gleich
Die Gruft jetzt wird versperren;
So bring ich doch durchs Todes Reich
Zu meinen Gott und Herren.

3. Mein Heiland lebt, und wird auch mich
Mit dieser Haut umgeben,
Dass ich mit ihm soll leben;
Mit dieser meiner Haut werd ich
Ganz neu umgeben werden,
Wann er wird aus der Erden
Mich rufen, und mit jener Zahl
Der auserwählten Frommen
Hin auf den schönen Himmelssaal
Zur Rechten heißen kommen.

4. Ach, ach, wie wohl wird mir da sein,
Wie wohl wird mir geschehen!
Wenn ich Gott werde sehen
In diesem meinem Fleisch und Bein,
Ja, ja, ich kann drauf bauen,
Ich werd‘ ich werd‘ ihn schauen.
Mein Auge wird sein Angesicht
Mit großer Freud‘ erblicken,
Mein Aug‘, und sonst kein Fremder nicht,
Soll sich an ihm erquicken.

Johann Franck – Dieses ist der Tag der Wonne.

In seiner eignen Weise.

Dieses ist der Tag der Wonne,
Dieses ist das Freudenfest,
Dran der Herr, die Lebenssonne,
Seine Strahlen schießen lässt.
Christus ist durchs Grab gedrungen
und hat nun den Tod verschlungen.

2. Tod, wo ist dein Stachel blieben?
Hölle, wo ist nun dein Sieg?
Deine Macht ist aufgerieben,
Nunmehr endet sich der Krieg.
Gott hat uns den Sieg gegeben,
Trotz, der uns will widerstreben!

3. Wohl, o wohl, ja wohl der Stunden,
Drei und drei und noch dreimal!
Denn das Lamm hat überwunden,
Weg, nur weg mit aller Qual!
Nunmehr wohnen, ohne Scheuen,
Schafe bei den grimmen Leuen.

4. Pharao samt Ross und Wagen
Liegt ins tiefe Meer gestürzt.
Die Philister sind geschlagen,
Ihre Bosheit ist verkürzt.
Unser Simson hat mit Prangen
Seine Siegsfahn‘ aufgehangen.

5. Goliath ist ganz erleget,
Unser David ist der Held,
Der ihn heut zu Boden schläget;
Gar kein Feind darf mehr ins Feld.
Jesus, der da ist erstanden,
Macht all‘ ihre Macht zu Schanden.

6. Geh und lass das Grab verriegeln,
O du blinde Jüdenschar,
Geh und lass den Stein versiegeln,
Stelle Hut und Wache dar.
Jesus, wenn er auf will stehen,
Kann durch Stein und Siegel geben.

7. Blecke, Tod, nur seine Zähne,
Brülle, Satan, noch so sehr,
Winsle, Höllenschlund, und stöhne,
Du hast keine Macht nicht mehr.
Wer mit Christo wird begraben,
Dem kannst du nichts angehaben.

8. Großes Fest, sei hochgeehret,
Sei geehrt, gewünschtes Licht,
Dran die Hölle ward zerstöret
Und der Tod ward hingericht’t.
Wir sind nun des Lebens Erben,
Weil der Tod hat müssen sterben.

Johann Franck – Klage unter dem Kreuze Christi.

In seiner eignen Weise.

Traurigkeit, o Herzenssehnen,
O schweres Blei der Sündenlast!
Ach, dass ich doch könnt immer tränen,
Und wär‘ auf Seufzer stets gefasst!
Ach, dass vor meinem Lasterleben
Ich möcht‘ aus großer Furcht erbeben!

2. Komm her, mein Herz, und tritt zum Kreuzen,
Sieh an des Herren schwere Pein.
Was gilt’s? der Lüste stetes Reizen
Wird dir forthin ein Gräuel sein.
Was gilts? Des Fleisches Üppigkeiten
Wirst du aus deinem Herzen reuten.

3. Mein Heiland selber muss hier büßen,
Ich bin — O dass mein Augenbach
Wie eine Flut sich könnt‘ ergießen!
Ich bin ein Anlass seiner Schmach.
Mein Jesus lässt von meinetwegen
Ihm solchen schweren Tod anlegen.

4. Denn meine Sünden sind die Ruten,
Die ihn so kläglich zugericht’t,
Die Wunden, die so strömig bluten,
Sein heilig Haupt, das Angesicht,
Das dichte Todestropfen schwitzet,
Ist so von meiner Schuld durchritzet.

5. Ach, dass der Himmel müsst‘ erschrecken
Vor solcher frechen Grausamkeit,
Und sein gewohntes Licht verdecken,
Ach, dass das Luftland Tränen streut‘!
Ach, dass der Erdball müsst‘ erzittern
Und Feld und Tal und Kluft erschüttern!

6. Was hast du, frommer Herr, verübet?
Du hast kein Übels je erregt,
Du hast ja Niemand je betrübet,
Darum man dir den Tod anlegt.
Ich, ich, nicht du, o Keltertreter,
Ich bin derselbe Missetäter.

7. Ich hätte durch den Sündenhandel
Mein Heil und Wohlfahrt längst verscherzt,
Und durch verfluchten Lasterwandel
Mich mit dem Höllenruß beschwärzt,
Wenn dein‘ Unschuld, was ich beschmutzet,
Nicht hätte sauber ausgeputzet.

8. O Herr, lass mich dies wohl bedenken,
Und hilf, dass meiner Sünden Bann
Nicht mehr mag mein Gewissen kränken,
Noch an das Holz dich heften an,
Dieweil ich dich, so oft ich fehle,
O Herr, mit neuer Marter quäle.

Johann Franck – Jesaiä 63.

In seiner eignen Weise.

Wer ist der, dessen heller Schein
Von Edom wird erblicket,
Der dort von Bazra tritt herein,
Mit Kleidern schön geschmücket?
Mit Kleidern, deren Glanz und Pracht
Wird rotem Purpur gleich geacht’t;
Wer ist’s, der so mit Prangen,
Als wie ein Held,
Kommt über Feld
In großem Schmuck gegangen?

2. Ich bin es, ich, o lieben Leut‘,
Ich bin es, den ihr ehret;
Ich bin es, der Gerechtigkeit
Allhier auf Erden lehret.
Ich, der ich über Sternen hin
Den Stuhl setz und ein Meister bin
Von übergroßen Taten;
Ja, der da weiß
Dem Erdenkreis
zu helfen und zu raten.

3. Mein Heiland, ach, der großen Not!
O weh, du Herr der Zeiten!
Ach wie ist dein Gewand so rot,
Ach was soll das bedeuten?
Ach, ach, wie ist Dein Kleid besprengt
Und gar mit Blute durchgemengt!
O Hoffnung unsrer Väter,
Wie bist du itzt1jetzt
Mit Most bespritzt,
Gleich einem Keltertreter!

4. Ja, recht, ich bin es ganz allein,
Der ich die Kelter trete,
In allem Volk wird keiner sein,
Der dieses mir nachtäte.
Drum hab‘ ich sie in meinem Grimm
Gekeltert und mit Ungestüm
Den Most umher gespritzet,
Mit solcher Kraft,
Dass auch der Saft
Mir hat mein Kleid beschmützet.

5. Dank hab‘, o Jesu, für die Last,
Dank habe für das Höhnen,
Das du für uns erduldet hast,
Mit Gott uns zu versöhnen.
Dank habe für dein teures Blut,
Das Du vergossen uns zu gut.
Ach, lass doch Deine Schmerzen
Und deine Pein
Nicht kraftlos sein,
Gib bußfertige Herzen.

Johann Franck – Jesaiä 53, 4 – 7.

Weise: Gott ist mein Trost und Zuversicht.

Ach ja, fürwahr, Er, der Herr Christ,
Nahm unsre Not zu Herzen,
Und ob er wahrer Gott gleich ist,
Noch trug er unsre Schmerzen,
Die Krankheit, die da mich und dich,
O Mensch, so pflegt zu plagen,
Die nahm der Heiland über sich
An unsrer Statt zu tragen.

2. Wir aber waren so erbost1böse,
Dass wir uns selbst nicht fühlten,
Und diesen unsern Seelentrost
Für einen Sünder hielten,
Den Gott um eigner Missetat
So martert und so schlüge,
Ja der mit Recht verdienet hat,
Dass er das Kreuztod trüge.

3. Ach, aber nein, der traute Herr
Musst unsertwegen büßen,
Wir, wir, wir kamen ihm so schwer,
Dass er sein Blut ließ fließen.
Ach, unsre Sünd‘ hat ihn betrübt,
Dass er muss schmerzlich klagen;
Die Missetat, die wir verübt,
Die, die hat ihn geschlagen.

4. Die Strafe, die uns war bereit,
Die liegt auf seinem Rücken,
Dass wir nur möchten sein befreit,
Lässt er sich gern bestricken.
Er wagt sich williglich in Not,
Damit wir Fried‘ erwerben,
Durch seine Wunden muss der Tod
In allen Menschen sterben.

5. Wir gingen in der Irr‘ herum,
Ein Jeder, wo er wollte,
Und waren gleich den Schafen dumm,
Kein Mensch ging, wo er sollte.
Dies Elend hat zu solcher Huld
Den großen Gott beweget,
Dass er all‘ unsre Sündenschuld
Auf Jesum hat geleget.

6. Ja, dieser unsere Heiles Grund
War von so sanften Lippen,
So dass er auch durch seinen Mund
Kein Wörtlein ließ entschlüpfen;
Indem auf unerhörte Art,
Er, der doch nichts verschuldet,
Gemartert und gepeinigt ward,
Hat er es gern erduldet.

7. Wie sich ein Lamm geduldig beugt,
Wenn es zur Schlachtbank gehet,
Und wie ein Schäflein stille schweigt
Das vor dem Scherer stehet:
So gleichfalls ließ für mich und dich
Der Heiland sich gern fangen,
Und ist zum Tode williglich
An unsrer Statt gegangen.

8. Wir danken dir, du treues Herz,
Herr Christ, für deine Beulen,
Und bitten: deiner Wunden Schmerz
Mög‘ unsre Wunden Heilen;
Die Schmach, die du erlitten hast,
Müss uns zu Ehren heben:
Dein‘ Angst sei unsre Ruh und Rast,
Dein Lob sei unser Leben.

Johann Franck – Auf Mariä Verkündigung.

Eigne Weise.
Oder: Ihr Gestirn‘, ihr hohlen Lüfte.

Heut ist uns der Tag erschienen,
Worauf Adam schon so oft,
Wie auch Jacob und samt ihnen
Aller Väter Schar gehofft;
Dran sich Abraham erquicket,
Als er ihn im Geist erblicket.

2. O des Tages voller Wonne!
Und dem sonst kein Tag nicht gleicht,
Weil von Anbeginn die Sonne
Hat um dieses Rund geleucht’t.
O der viel gewünschten Stunden,
Die sich nunmehr eingefunden!

3. O du Anfang unsrer Freuden,
Sei gegrüßt, gewünschtes Licht!
Als mit dem uns armen Heiden
Jetzt ein neuer Trost anbricht,
Und vor welchem wir indessen
Stets in lauter Nacht gesessen.

4. Nunmehr trieft ein Heilesregen
Oben durch den Himmel ab,
Auch die Wolken schütten Segen
Und Gerechtigkeit herab.
Gott, der Herr kommt selbst auf Erden
Und beginnt ein Mensch zu werden.

5. Nunmehr wird die höchste Höhe
Mit dem tiefsten Tal vereint,
Ehre nimmt die Schmach zur Ehe,
Allmacht wird der Schwachheit Freund;
Herrlichkeit kommt zu uns Armen
Und aus Rache wird Erbarmen.

6. Jungfrau – Mutter, Keuschheit selber,
Du gebenedeites Weib,
Für die hohen Sterngewölber
Wird dein unbefleckter Leib
Heut zum Gottesthron erlesen,
Du empfängst ein ewig Wesen.

7. Er, der Vater, wird zum Kinde,
Tochter, du musst Mutter sein,
Selbst das Heil wird hier zur Sünde,
Du empfängst und bleibst doch rein.
Jungfrau bleiben, schwanger gehen
Kann allhier beisammen stehen.

8. O Geheimnis, dessen gleichen
Man auf Erden nie gesehn!
Dieses ist ein Wunderzeichen,
Das von Gott heut ist geschehn,
Welches kein vernünftig Sinnen
Kann begreifen noch gewinnen.

9. Vater und doch Kind daneben,
Unser Bruder, Fleisch und Blut,
Ach, was können wir dir geben
Für dies allzugroße Gut?
Hilf, dass wir mit Herz und Sinnen
Geistlich dich empfangen können.

Johann Franck – Auf Mariä Reinigung.

Eigne Weise.
Oder: Lobet Gott, unsern Herren.

Herr Jesu, Licht der Heiden,
Der Frommen Schatz und Lieb‘,
Wir kommen jetzt mit Freuden,
Durch deines Geistes Trieb,
In diesen deinen Tempel,
Und suchen mit Begier,
Nach Simeons Exempel,
Dich großen Gott allhier.

2. Du wirst von uns gefunden,
O Herr, an jedem Ort,
Dahin du dich verbunden
Durch dein Verheißungswort.
Vergönnst noch heut zu Tage,
Dass man dich gleicher Weis‘
Auf Glaubensarmen trage,
Wie hier der alte Greis.

3. Sei unser Glanz in Wonne,
Ein helles Licht in Pein,
In Schrecken unsre Sonne,
Im Kreuz ein Gnadenschein;
In Zagheit Glut und Flamme,
In Not ein Freudenstrahl,
In Krankheit Arzt und Amme,
Ein Stern in Todesqual.

4. Herr, lass auch uns gelingen,
Dass jetzt, wie Simeon,
Ein jeder Christ kann singen
Den schönen Schwanenton:
Mir werden nun mit Frieden
Mein Augen zugedrückt,
Nachdem ich schon hienieden
Den Heiland hab‘ erblickt.

5. Ja, ja, ich hab‘ im Glauben,
Mein Jesu, dich geschaut,
Kein Feind kann dich mir rauben,
Wie heftig er auch draut1droht.
Ich wohn‘ in Deinem Herzen
Und in dem meinen du,
Uns scheiden keine Schmerzen,
Kein‘ Angst, kein Tod dazu.

6. Hier blickst du zwar zuweilen
So scheel und schwül mich an,
Dass oft vor Angst und Heulen
Ich dich nicht kennen kann.
Dort aber wird’s geschehen,
Dass ich von Angesicht
zu Angesicht soll sehen
Dein immer klares Licht.