Franck, Johann – Um wahre Weisheit.

Eigne Weise.

Christe, der du selbst die Rechte
Und des Vaters Weisheit heißt,
Gib mir, deinem armen Knechte,
Deine Weisheit, Gnad‘ und Geist.
Du nur bist der Brunn des Lebens,
Draus die wahre Weisheit rinnt,
Dessen Müh‘ ist nicht vergebens,
Der von dir den Schmack gewinnt.

2. Ach, welch dicker Torheitschatten,
Ach, welch eitler Menschentand
Pflegt den Sinn mir abzumatten!
Wo bekomm ich nun Verstand?
Und wer will den Weg, mir weisen
Wie ich durch dies Lügental
Ungeirret könne reifen
In den wahren Weisheitssaal?

3. Dir hab‘ ich mich zugekehret,
Der du Licht und Leben bist,
und das Alles hast verkläret,
Was allhier erschaffen ist.
Lass mit Deiner Gottheit Strable
Mich umleuchten jederzeit,
Treib‘ aus meines Herzens Tale
Die gedickte Dunkelheit.

4. Lass mich deine Gunst erleuchten
und den Halberloschnen Sinn
Mit dem Lebensöl befeuchten,
Dass er vollen Glanz gewinn‘.
O du Satans Überwinder,
Zwar ich beicht‘ hier rund und frei,
Dass ich als ein armer Sünder,
Deiner Huld nicht würdig sei.

5. Doch so bin ich gutes Mutes,
Weil mich dieser Trost erfrischt,
Dass ein Tröpflein deines Blutes
Alle meine Sünd‘ abwischt.
Auch such‘ ich nicht eignen Nutzen,
Will mit dieser Weisbeit Blum‘
Hier nicht übermütig stutzen,
Herr, sei du nur bloß mein Ruhm.

6. Flamme du in mein Gemüte
Durch das schöne Himmelsrund,
Denn nur bloß von seiner Güte
Fließet aller Wohlfahrt Grund.
Ich will dir für solche Gaben
Herzlich danken jeder Frist,
Weil wir Menschen nichts sonst haben,
Was dir angenehmer ist.