Johann Franck – Abendsegen.

Eigne Weise. \\
Oder: Wie nach einer Wasserquelle.

Unsre müden Augenlieder
Schließen sich jetzt schläfrig zu,
Und des Leibes matte Glieder
Grüßen schon die Abendruh;
Denn die trüb‘ und finstre Nacht
Hat des hellen Lages Pracht
In der tiefen See verdecket
Und die Sterne aufgestecket.

2. Ach, bedenk‘, eh‘ du gehst schlafen,
Du, o meines Leibes Gast,
Ob du den, der dich erschaffen,
Heute nicht erzürnet hast?
Tu, ach tu bei Zeiten Buß‘
Ach, geh und fall‘ ihm zu Fuß‘
Und bitt‘ ihn, dass er aus Gnaden
Dich der Strafe woll‘ entladen.

3. Sprich: Herr, dir ist unverhohlen,
Dass ich diesen Tag verbracht
Andere, als du mir befohlen,
Ja, ich habe nicht betracht’t
Meines Amtes Ziel und Zweck,
Habe gleichfalls deinen Weg
Schändlich, o mein Gott, verlassen,
Bin gefolgt der Wollust Straßen.

4. Ach, Herr, lass mich Gnad‘ erlangen,
Gib mir nicht verdienten Lohn,
Lass mich deine Hut umfangen,
Sieh an deinen lieben Sohn,
Der für mich genug getan;
Vater, nimm den Bürgen an,
Dieser hat für mich erduldet,
Was mein‘ Unart hat verschuldet.

5. Öffne deiner Güte Fenster,
Sende deine Wach‘ herab,
Dass die schwarzen Nachtgespenster,
Dass des Todes finstres Grab,
Dass das Übel, so bei Nacht
Unsern Leib zu fällen tracht’t,
Mich nicht mit dem Netz umdecke
Und kein böser Traum mich schrecke.

6. Lass mich, Herr, von dir nicht wanken,
In dir schlaf‘ ich gut und wohl,
Gib mir heilige Gedanken,
Und bin ich gleich Schlafes voll:
So lass doch den Geist in mir
Zu dir wachen für und für,
Bis die Morgenröt‘ angehet
Und man von dem Bett aufstehet.