Gerhardt, Paul – O, wie so ein großes Gut

1. O, wie so ein großes Gut
Ist es doch, im Frieden scheiden
Und mit wohlvergnügten Mut
In Geduld den Tod erleiden!
Lasset uns loben, was jeder nur weiß:
Seligs Sterben hat dennoch den Preis.

2. Dieses Gut, des herrlich prangt,
Hat aus Gottes Hand und Throne,
Mein Herr Linde, wohl erlangt
Eures Hauses Ehr und Krone.
Ihre Begierde nach himmlischer Au
Ist ihr erfüllet, der seligen Frau.

3. Sie hat ja des Kreuzes Joch
Auch zuweilen wohl genossen:
Wie gekränket war sie doch,
Da ihr Berkow ward erschossen,
Berkow, das feine, geschickte Gemüt,
Dessen Gedächtnis noch immerzu blüht?

4. Nun, der Gott, der sie gekränkt,
Hat sie wieder auch erfreut
Und euch ihr zum Mann beschenkt,
Welchs euch noch nie gereut.
Jetzo genießt sie der ewigen Ehr
In Gottes Reiche. Was will sie doch mehr?

Gerhardt, Paul – Herr Lindholtz legt sich hin

1. Herr Lindholtz legt hin und schläft in Gottes Namen,
Weiß nichts mehr von dem Leid, von dem großen Gramen,
Das jetzt die Welt durchstreicht. Sein Grabmal deckt ihn zu;
Der Himmel ist sein Sitz, Die Erdgruft seine Ruh.

2. O schweigt, o schweigt und ruht, ihr hochgeliebten Seinen!
Wer in der Freude lebt, den darf man nicht beweinen.
Wir schweben in der See, der Sturm trübt unsern Sinn:
Her Lindholtz ist im Port. GOtt helf uns allen hin.

Gigas, Johann – Ach liebe Christen – moderne Fassung

1. Ach liebe Christen, seid getrost,
wie tut ihr so verzagen?
Weil uns der Herr heimsuchen tut,
laßt uns von Herzen sagen:
Die Straf‘ wir wohl verdienet han,
das muß bekennen jedermann,
niemand darf sich ausschließen.

2. In deine Hand uns geben wir,
o Gott, du lieber Vater,
denn unser Wandel ist bei dir,
hier wird uns nicht geraten.
Weil wir in dieser Hütte sein,
ist nur Elend, Trübsal und Pein,
bei dir der Freud‘ wir warten.

3. Kein‘ Frucht das Weizenkörnlein bringt,
es fall‘ denn in die Erden:
so muß auch unser ird’scher Leib
zu Staub und Asche werden,
eh‘ er kommt zu der Herrlichkeit,
die du, Herr Christ, uns hast bereit’t
durch deinem Gang zum Vater.

4. Was wollen wir denn fürchten sehr
den Tod auf dieser Erden?
Es muß einmal gestorben sein,
O wohl ist hier gewesen,
welcher wie Simeon entschläft,
sein Sünd‘ erkennt, Christum ergreift!
so muß man selig sterben

5. Dein‘ Seel‘ bedenk‘, bewahr dein’n Leib,
laß Gott den Vater sorgen,
sein‘ Engel deine Wächter sein,
b’hüt’n dich vor allem Argen.
Ja, wie die Henn‘ ihr‘ Küchelein
bedeckt mit ihren Flügelein,
so tut der Herr uns Armen.

6. Wir wachen oder schlafen ein,
so sind wir doch wir doch des Herren.
Auf Christum wir getaufet sein,
der kann dem Satan wehren.
Durch Adam auf uns kommt der Tod,
Christus hilft uns aus aller Not,
drum loben wir den Herren

Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Gigas, Johann – Das Gebet Mosi, Psalm XC.

Ach wie elend ist unser zeit
allhie auf dieser Erden!
Gar baldt der Mensch darnider leid,
wir müssen alle sterben.
Allhie in diesem Jamerthal
ist müh unnd arbeit uberal,
auch wenn dirs wol gelinget.

Ach, Adams fall unnd missethat
solchs alles auff uns erben:
O Gott, gib du unns guten rath,
das wirs erkennen lernen!
Das wir so blind und sicher sein
mitten inn trübsal unnd inn pein,
das ist ja zu erbarmen.

Herr Gott, du unser zuflucht bist,
dein hilffe thu unns senden,
Denn du der deinen nicht vergist,
die sich zu dir nur wenden.
Mit deinem Geiste steh unns bey,
ein seligs stündlein auch verley
durch Jesum Christum, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Gigas, Johann – In Sterbenszeiten (Ach lieben Christen, seydt getrost!)

Ach lieben Christen, seydt getrost!
wie thut ir so verzagen,
Weil uns der Herr heimsuchen thut?
last uns von hertzen sagen:
Die straff wir wol verdienet hat!
solches bekenn ein yederman,
niemand darff sich außschliessen.

In deine hand uns geben wir,
O Got, du lieber Vater.
Denn unser wandel ist bey dir,
hie wird uns nit gerathen:
Weil wir in dieser hütten sein
ist nur elend, trübsal unnd pein,
bey dir der freuden warten.

Kein frucht das weitzenkörnlein bringt,
es fall denn in die erden,
So muß auch unser yrrdisch leib
zu staub unnd aschen werden,
Eh er kompt zu der Herligkeit,
die du uns, Herr Christ, hast bereit
durch deinen gang zum Vater.

Was wöllen wir den förchten sehr
den todt auff dieser erden?
Es muß einmal gestorben sein!
O, wer ist hie gewesen,
Welcher wie Simeon entschlefft,
sein Sünden erkendt, Christum ergreifft?
so muß man selig sterben!

Dein Seel bedenck, bewar dein Leib,
las Gott den Vater sorgen.
Sein Engel deine wechter sein,
bhüt dich für allem argen.
Ja, wie ein Henn jr küchelein
bedeckt mit iren flügelein,
so thut auch Gott uns armen.

Wir wachen hie oder schlaffen ein,
sind wir doch ja des Herren;
Auff Christum wir getauffet sein,
der kan dem Sathan weren;
Durch Adam auff unns kömpt der todt,
Christus hilfft uns auß aller not,
drumb loben wir den Herren!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Eber, Paul – In Christi Wunden schlaf ich ein

In Christi Wunden schlaf ich ein,
Die machen mich von Sünden rein,
Ja Christi Blut und G’rechtigkeit
Das ist mein Schmuck und Ehren-Kleid,
Damit will ich vor Gott bestehn,
Wenn ich zum Himmel werd eingehn.

Mit Fried und Freud ich fahr dahin.
Ein Gottes-Kind ich allzeit bin.
Dank hab‘, mein Tod! du führest mich,
In’s ewig Leben wandre ich,
Mit Christi Blut gereinigt fein,
Herr Jesu, stärk den Glauben mein.

Cerfas, Mattheiß – Abschied vom Leben.

„Ein ander lied hat Mattheiß Cerfas im Gefengnuß gemacht, welcher zu Cöllen mit dem Schwert gericht Anm. 1555. Und geht im Thon, Ein feste burg ist.“

1. Mitt angst und not ruff ich dich an,
o Gott, thu mich geweren!
Wollest doch nun fest bey mir stohn
durch Christum unseren Herren,
Weil ich wird in die prob gestalt,
das reich leidt gewalt,
der weg, O Herr, ist schmal,
wer es einnehm soll,
mag wol beten und fasten.

2. Ach Gott, nun züchtig mich zu recht
mit vätterlichen schlägen!
Ich hab wie ein unnützer knecht
verlassen deine wegen
Und bin allso ohn dich gewest,
wie man das ließt:
wer darab thut, O Herr,
bleibt nit in deiner lehr,
keinn Gott wirt er nit haben.

3. Trew wirstu aber, Her, den sein,
dich sich von Hertzen bekehren,
Ergeben sich wie Kinder dein
und folgen deiner lehre,
All Creatur wirt werden loß,
steht vor dir bloß: hie bin ich, Her!
was ist dein bger?
die wirstu zu dir nehmen.

4. Hastu mir nit dein hand gerecht
gereycht und thun erlösen,
da ich noch war der sünden knecht
und lebt in allem bösen?
Das war mir so ein schere last,
ich hatt kein rast tag und nacht,
hat mir viel trauern bracht,
biß du mir, Herr, thetst helffen.

5. Ein grosse freud ich da entpfieng,
darumb ich dir noch danke.
Ich bitt dich, nun richt meine geng,
daß ich von dir nit wancke,
Daß ich, O Herr, zum Schlachtschaf dein
mög wirdig sein,
ein Opffer rein,
ein zeug der leiden dein,
und verharren biß ans ende!

6. Steh du, O Gott, nit fern von mir!
ein groß streit ist vorhanden:
Mach mich wirdig, zu sehn bey dir,
daß ich nit komm zu schanden!
Dann du, mein Gott, mein Felß und schloß,
mein zuverlöß,
es kost nun hell
leib oder Seel,
ach hilff, mein feind abschlagen!

7. Kreutz und leiden ist mir bereyt,
mach michs wirdig zu tragen,
Daß ich darumb von dir nit scheyd,
sie thun hart auff mich schlagen,
Es wirt geschossen manch tausent pfeil
nach meiner Seel,
manch Netz gestelt
so weit hinauß ins felt,
mit listen mich zu fangen!

8. Du aber bist, ein starcker Gott,
das hab ich wol vernommen,
Ein schirm und trost in aller not,
ein Schatten aller frommen,
Du machst mich also starck im streit,
daß ich auch nit
ger abzustohn
sondern hindurch zu gohn,
biß ich die statt einneme.

9 Ruff ich zu dir, so gistu mir
Weißheit und Mund zu sprechen,
Deß glaubens krafft dabey ich spür
mits Geistes Schwerdt zu feschten.
Den schilt des Glaubens muß man han
sol man bestohn,
an füssen sein
geschuhet seyn
mit dem Evangelio deß fridens.

10 Unser wapffen mögen nit fleischlich sein,
sonder kräfftig von geiste,
Mit gedult von Gott bekleydet sein,
zu streiten allermeiste
Gegen den Fürsten dieser welt,
der sich sawrr stelt
mit falschem schein
in den kindern sein
und mein mich zu erschleichen.

11 Wie muß ich dir, O Vatter mein,
so rein geleuter werden,
Ich muß nur seyn ein Wörmlein klein
ein Narr auff dieser Erden.
Der Versucher tritt umb mich her
mit starcker wehr,
die Füchslein klein
graben so tieff hinein,
dein weinberg zu verderben.

12 Wenn ichr anschlag nit will fortgohn
mit bitten noch mit drewen
Und wir ihr Glerten weisen von,
daß sie sich nit erfrewen,
Dan kommen sie mit Keyers gebott,
weisen zum todt,
so wir daran
kein schrecken han,
hond sie uns peingt sere.

13 Und Gott hat unsern mund verwahrt,
dafür wir im noch dancken;
Wiewohl die pein war also hart,
ließ er uns doch nit wanecken,
Er hat uns mit gedult bekleidt,
wirr waren bereit,
in todt zu gohn,
vor unser Brüder zu stohn,
wollten sie nit besagen.

14 O Gott, wir stohn in angst und pein
wie ein befrüchte frawe,
Mit schmerzen muß geboren sein,
das wirt uns nit gerawen:
So wir der arbeit mechtig seyn
durch die krafft dein
geberen sein,
so sol bald sein
all schmertz in freud verkehret.

15 Nachdem, O Gott Vatter und Herr,
du uns selbst hast verheissen,
Daß du die deinen nimmermehr
verlassen wolst als weysen,
Die hie so gar verlassen seind,
wie es ietzt scheint
vor den menschen kind,
daß wir so gar verlassen sind
vom weg der warheit ferre.

16 O Gott, wir dancken aber dir
auß grosser trew allgmeyne!
Wir haben keinen irthum für,
es ist die warheit reyne,
Es ist das recht war fundament,
das Petrus bekendt,
der war eckstein,
wissen auch anders kein,
dar durch wir sehlig werden!

17 Trew bistu, Herr, also muß dir
ein jeder trewlich dienen;
Er das nicht thut auß hertzen gut,
mag wohl klagen und weinen.
Vil nemens wort mit freuden an,
die nicht bestahn
wie man solt,
wen der Glaub klar gleich wie das golt
sol rein geleutert werden.

18 Trew Knecht, O Herr, ist mein beger,
wolst deinen Kindern geben,
Die ein rein hertz bereyten dir
in lehr und auch im leben,
Und nim alle gutdüncken hin
auf irem sin,
auff daß, O Herr,
dir wird die ehr,
niemand im selbst gefalle!

19 Ein recht verstand mit leiebe sein,
bit ich von dir ob allen,
Schreib in das Hertz der Kinder dein,
laß fir mein bitt gefallen;
Mit glaubens früchten allermeist
durch deinen geist
in friedens band
führ sie zuhandt
all, die dir, Herr, gefallen!

20 Ein recht verstand mit liebe sein,
bit ich von dir ob allen,
Schreib in das Hertz der Kinder dein,
laß dir mein bitt gefallen;
Mit glaubens früchten allermeist
durch deinen geist
in fridens band
führ sie zuhandt
all, die dir, Herr, gefallen!

20 Noch eins, O Herr, ist mein beger,
daß muß ich dir noch klagen:
Ich steh vor dir unwirdig sehr,
weiß doch nit anders zu sagen,
Dann: O lieber Herr und Vatter mein,
der wille dein
woll ich mir reyn
geschehen sein,
gantz bin ich dir ergeben!

21 Nit anders find ich nun bey mir,
deß danck ich dir von hertzen!
Dann was du wilt, das gscheh von dir,
es sey freud oder schmertzen.
Und wie vil ich hab volbracht,
wie ich dan acht,
viel fehlet mir:
ich steh vor dir,
genugsam straff zu nehmen!

22 Es will nun an ein scheyden gohn,
ich bfehl euch all dem Herren!
Alles beger ich zu verlohn,
zu meinem Gott mich kehren.
Mein Brüder, Mutter, weib und kindt,
die mir lieb seyn
im hertzen mein,
willig muß es verlassen seyn,
zu letzt mein eygen leben!

23 Muß es dan hie gescheyden sein,
so wolt doch unser dencken!
Wir trincken hie den sauren wein,
der unsern leib thut krencken,
Aber der Herr macht es gantz licht!
diß ist gedicht
im gsengnuß mein:
lobt Gott, er wirt noch sein
uns helffen biß ans ende!

AMEN.

Ausbund

Blaurer, Ambrosius – MAg ich dem tod nit widerstan

Vom unerschrocknen absterben des glöubigen

MAg ich dem tod nit widerstan
und muß ich dran,
so will ich mich drin geben.
Obs fleisch ein kleine zeit abstirpt,
doch nit verdirpt,
mit geist muß wider leben,
Wirt schon verklärt, auch ewig wert
bim vatter min im leben sin:
solt ich dem widerstreben?

Das sey von mir gantz verr und weyt
zu aller zeit
recht sterben will ich lernen,
Und schicken mich mit glauben vest
uffs allerbest
und gantz zu Christo keren.
Dann er ist mein und ich bin sein,
sein blut und tod hilfft mir uß not:
solt ich min fröud nit meren?

Der vatter hat mir Christum gschenckt,
ans crutz gehenckt,
für mich müßt er auch sterben,
Uff das ich ewigs tods nit sturb
und nit verdurb,
das müßt sin son erwerben.
Ist das nit gunst, groß lieb umbsunst
vom vatter gut, an mir solchs thut,
macht mich sins richs zum erben.

Welchs Rich, gewalt und regiment
sich nimmer endt,
ist Christo übergeben,
Was Got vermocht, thut, hat und ist,
zewiger frist
mit Christo werd ich leben.
Dich will ich ern, din lob vermern
mit gantzer truw, on alle schüch
mit krafft will jm nachstreben.

In Christo ist all Götlich krafft,
gewalt und macht,
muß ewigklich regieren,
Mit Got dem vatter, heilgen geist
ein Got ist heißt
in herlicheit all eren
Regeneriert, glorificiert
in Got verlibt, ein wesen bleibt,
dahin wil ich mich keren.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Bengel, Johann Albrecht – Der sterbende Christ

Mittler, alle Kraft der Worte,
Die du in der hohen Pein
Vor der offnen Todespforte
Lassen deine Losung seyn,
Bleibt, indem ich auch abscheide
Meiner Seelen Füll und Weide,
Nun ich so gerüstet bin,
Sehnt michs dir nach, zu dir hin.

Wenig Wort‘ in langen Stunden
Redtest du vom Kreuze dar,
Bis du Alles überwunden,
Was dir in dem Wege war,
Zu dem Vater durchzudringen
Und auch uns zu ihm zu bringen,
Weil du die Versöhnungsmacht
Meist in stillem Kampf vollbracht.

Doch was deine Lippen sagen,
Macht zu Gott gewisse Bahn;
Aller, die dich lieben, Plagen,
Flehen nehmest du dich an.
Dies geschiehet, mich zu lehren,
Wo ich auch mich hin soll kehren,
Wenn der heimgerufne Geist
Alles richtig machen heißt.

Vater! sagtest du, laß Diesen
Ihren blinden Frevel nach!
Edle LAngmuth, sey gepriesen!
Nun, wie sollt ich eigne Rach‘
Wider meinen Nächsten hegen,
Und mir selbst den WEg verlegen?
Jesu, deine Fürbitthuld
Tilge mein‘ und seine Schuld.

Deine Mutter, deinen Jünger,
Welchen du, er dich geliebt,
Hast du, Eintrachts-Wiederbringer,
Gleich versorgt und gleich geübt.
Gieb, daß die, so ich verlasse,
Rechter Sinn zusammenfasse,
Und in deiner Lieb‘ und Treu‘
Eins des Andren Zuflucht sey.

Heute (unvergleichlichs Heute!)
Heute sollest du gewiß
(Glaube, rede, bete, streite!)
Seyn mit mir im Paradies.
Dieses lasse, wie dem Schächer,
So auch mir, o Todesrächer,
Wenn der Augen matter Schein
Bricht, den letzten Leitstern seyn.

Ach! warum bin ich verlassen,
O mein Gott, mein Gott, von dir?
Jesu, wie ist dieß zu fassen?
Klagst du so: wie gehts denn mir?
Ja, durch dieses scharfe Ringen
Wirst du deinen Flüchtling bringen,
Trotz der Sünden Scheidewand
Zum geheimen Priesterstand.

Aber welch bedenklich Dürsten
Klagt der ausgedörrte Mund,
Dein, des reichen Lebensfürsten,
In der Schrift Erfüllungsstund‘?
Für die lechzensvolle Kehle,
Ja die ächzendmatte Seele,
Bleibt, wenn Nichts den Stich mehr hält,
Mir zum Labsal dieß bestellt.

Nun, nun ist das Heil erworben,
Denn du sagst: Es ist vollbracht!
Jesu, eh‘ du noch gestorben,
Blicket schon die Siegesmacht.
Laß nun immerhin ergehen,
Was den Gliedern auszustehen:
Mein Vollender! du in mir,
Und ich, jetzt vollend’t in dir.

Vater, dir will ich befehlen
Meinen dir geweihten Geist!
Schreyest du mit ganzer Seelen
So vertritt mich allermeist
Wenn der letzte Zug vorhanden;
Lös mich aus des Todes Banden,
Nimme deines Pilgrims wahr,
Stelle mich dem Vater dar.

Diese sieben feste Siegel
Drück‘, o Lamm, auf meine Brust,
Daß ich zu dem Zionshügel,
Dessen Spur mir nun bewußt,
Unverweilt gezogen steige,
Und sonst alles Andre schweige,
Außer deiner Worte Chor;
Dieser hebet mich empor.

Wahrheit! prüfe; Licht! durchscheine
Noch einmal, was in mir ist,
Ob ich alles lauter meyne,
Daß dein Sinn, o Jesu Christ,
Mich enthalt‘ in Tod und Leben,
Laß den Geist das Zeugniß geben,
Daß ich Gnad- und Glaubensgab‘
Und sofort das Leben hab.

Nun so darf ich mit dir rufen,
Nun so werd‘ ich auch erhört.
Nun so folg‘ ich durch die Stufen,
Wo der Eingang unverwehrt
Zu dir führet und zu Allen,
Die dir Hallelujah schallen,
Weil durch dich der Feind gedämpft,
Und es ewig ausgekämpft.

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der neueren Zeit
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arndt, Ernst Moritz – Geht nun hin und grabt mein Grab!

Geht nun hin und grabt mein Grab!
Denn ich bin des Wanderns müde.
Von der Erde scheid‘ ich ab;
Denn mir ruft des Himmels Friede,
Denn mir ruft die süße Ruh‘
Von den Engeln droben zu.

Geht nun hin und grabt mein Grab!
Meinen Lauf hab‘ ich vollendet,
Lebe nun den Wanderstab
Hin, wo alles Ird’sche endet,
Lege selbst mich nun hinein
In das Bette sonder Pein.

Was soll ich hienieden noch
In dem dunkeln Thale machen?
Denn wie mächtig, stolz und hoch
Wir auch stellen unsre Sachen,
Muß es doch wie Sand vergehn,
Wenn die Winde drüber wehn.

Darum, Erde, fahre wohl,
Laß mich nun in Frieden scheiden!
Deine Hoffnung, ach, ist hohl,
Deine Freuden selber Leiden,
Deine Schönheit Unbestand,
Eitel Wahn und Trug und Tand.

Darum, letzte gute Nacht,
Sonn‘ und Mond und liebe Sterne!
Fahret wohl mit Eurer Pracht;
Denn ich reis‘ in weite Ferne,
Reise hin zu jenem Glanz,
Drinnen ihr verschwindet ganz.

Die ihr nun in Trauer geht,
Fahret wohl, ihr lieben Freunde!
Was von oben niederweht,
Tröstet ja des Herrn Gemeinde.
Weint nicht ob dem eiteln Schein!
Ew’ges kann nur droben sein.

Weinet nicht, daß ich nun will
Von der Welt den Abschied nehmen,
Daß ich aus dem Irrthum will
Aus den Schatten, aus den Schemen,
Aus dem Eiteln, aus dem Nichts
Hin ins Land des ew’gen Lichts!

Weinet nicht! mein süßes Heil,
Meinen Heiland hab‘ ich funden,
Und ich habe auch mein Theil
In den heil’gen Todeswunden,
Woraus einst sein theures Blut
Floß der ganzen Welt zu gut.

Weint nicht! mein Erlöser lebt;
Hoch vom finstern Erdenstaube
Hell empor die Hoffnung schwebt,
Und der Himmelsheld, der Glaube;
Und die ew’ge Liebe spricht:
Kind des Vaters, zittre nicht!

Evangelisches Gesangbuch der Bremischen Gemeinden
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“