Dass wenn Ich das Blut sehe, ich vor euch übergehe. 2 Mose 12, 13.
Zur Besprengung des Blutes Jesu Christi. 1 Petri 1, 2.
Der Ostermond stieg noch nicht hoch empor,
Ein dumpfes Schweigen lastet auf dem Land,
Und lautlos harret hier und dort ein Häuflein
Versammelt, auf den Ruf zum heil’gen Fest.
Da, horch! ein rascher Fußtritt vor der Thür,
Ein Jüngling, atemlos und späh’nden Blicks
Hält, eh‘ er eintritt, inne, schaut sich um
Nach Pfost‘ und Schwelle und ruft bangen Tons:
„Ist Blut gesprengt? O Vater, sag‘ mir schnell
Die Nacht wird dunkler, und verhüllt das Zeichen,
Es sei denn, dass die Angst den Blick mir trübt.“
„Warum so hastig, Sohn? Es ist gesprengt.
Das Lamm hab‘ gestern Abend ich geschlachtet,
Und streng befohlen, dass der Knecht das Blut
Aufstreiche da, wo Moses es geheißen.
Genügt dir das noch nicht, mein lieber Sohn?“
„O Vater! Ist’s gesprengt, Ja oder Nein?
Wie ruhig bist du, weißt du nicht, dass ich,
Dein erstgeborner Sohn, in dieser Nacht
Vor Tod und Leben stehe durch dies Blut!
Wenn Gottes Racheengel schweigend schwebt
Den Todesweg durch dieses finst’re Land.
Wie kann ich ruh’n in der Unsicherheit?
Nur unterm Blut des Lammes ist mein Schutz.
– O Schwester, komm und hilf mir, bring ein Licht
– Kein Blut! Es ist kein Blut auf Pfost und Schwelle!
Wo ist das Blut? Geht, sucht’s, sucht es und findet’s,
Sonst muss ich sterben noch in dieser Nacht.“
In Eile, bebend, suchen sie das Blut,
Sie finden es und o! in welcher Hast
Den Ysopbüschel tauchen sie hinein
Und bald auf Schwell‘ und Pfosten ihres Hauses.
Sieht endlich man das Blut, das köstliche,
Das einzig retten kann vor Gottes Zorn.
Wie sicher rasten nun die bangen Sucher;
Sie wissen sich geborgen unterm Blut.
Und können ruhig nun aufsteigen sehn
Den Mond, der seine Silberstrahlen wirft
Rings auf Egyptens stilles, weites Land.
Nicht lange bleibt’s so still, bald gellt cinSchrei
Herzbrechend durch die mitternächt’ge Luft,
Noch einer und noch einer, bis sie alle
Zu einem großen Jammer sich verschmelzen;
Denn in Egyptenland in jedem Haus
Liegt tot ein Sohn! – Und Israel? –
Israel steht im Schirm des heil’gen Blutes.
Auch unser Opferlamm geschlachtet ward,
Das Eine, mackellose, erstgeborne,
Des ew’gen Vaters! – SiEht der Vater auch
Dies Blut auf mir? Ist’s wahrlich denn gesprengt,
Auf Schwell‘ und Pfosten meines tiefsten Herzens?
Das ist die Frage jedes neuen Tages.
O rast‘ und schlumm’re nicht, bis du gefunden
Des Blutes Zeichen rettend über dir.
Umsonst sucht keiner hier, ein Jeder findet,
Der kommt, die Seele damit zu besprengen.
O Bruder! Schwester! Bleib‘ in Zweifel nicht;
Der Heiland starb für dich; ist es dein Wunsch,
Besprengt zu sein mit Seinem teuern Blut,
Verschieb es nicht, komm‘, und im Kommen bete:
„O HErr! Im Schutze dieses heil’gen Blutes
Möcht gern ich stehn; und, o mein Vater, sich‘
Auf meine Schuld und Sünde nicht, sich nur
Auf dieses Zeichen, das so deutlich spricht,
dass meine Zuflucht ich dazu genommen.
Ja, HErr! Ich glaube, denn Du sagst es mir,
dass ich gerettet bin durch dieses Blut,
Und meine Seele darf in Frieden ruh’n,
In süßer Zuversicht, dass Du willst schauen
Nur auf dies Blut und dass ich sei geborgen.
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Und im Beginn nicht nur des Lebens möchte ich
Mich also bergen und die Ruhe finden:
In dieser teuern Freistatt Tag für Tag
Möcht‘ bleiben ich auf dieses Lebens Reise,
Durch wilde Wogen und durch öde Wüsten.
Vater, Vater, gib mich nicht dahin
Ins Sünd’gen und ins Irren, halte mich
In Deiner Macht doch sicher bis ans Ende.
Wenn einstens dann, in dieses Blutes Schutz,
Ich durch die Tore wall‘ der heil’gen Stadt,
Durch diese Tore rein wie Perlenglanz
Dann schau‘ zurück ich auf den ganzen Weg,
Den ich gewandelt, und erkenn‘ die Wunder,
Die Wunder Deiner ew’gen Treu und Gnade,
Die mich geführet aus dem Land der Sünden
Und sicher durch den Jordan heimgebracht,
Ins ew’ge Heim bei meinem Vater droben.
Dann nehm‘ die Harfe ich und singe jubelnd:
„Preis sei dem Lamm, das für uns ward geschlachtet.“