Auf den Wahlspruch einer Liebhaberin des verwundeten Jesu.
Mel. Jesu, deine tiefen Wunden.
1. Jesu, deiner Wunden Höhle.
Zeiget mir das Paradies.
Da die Sünde Leib und Seele
Aus dem Garten Eden stieß,
Stellen deine Wunden mir
So viel offne Türen für,
Welche mich zu allen Zeiten
Zu dem Lebensbaume leiten.
2. Jesu, deiner Wunden Ritze
Müssen meine Freistadt sein,
Wenn mir des Gesetzes Blitze
Mit gerechtem Donner dräun.
Wenn ich wie ein Täublein bin,
Das dem Adler will entfliehn,
Kannst du mir in diesen Klüften
Eine sichre Wohnung stiften.
3. Jesu, deiner Wunden Quelle
Tränket mich mit Lebenssaft,
Wenn mir Sünde, Tod und Hölle
Alle Kräfte weggerafft.
Wenn mein Geist in Mattigkeit
Wie ein Hirsch nach Wasser schreit,
Kann ich meinen Durst hier stillen
Und mein Herz mit Labsal füllen.
4. Jesu, deiner Wunden Tiefe
Schließet meine Sünden ein.
Wenn ich alle Welt durchliefe,
Wird kein solcher Abgrund sein,
Welcher alle Schuld versenkt,
Dass man nicht mehr an sie denkt.
Doch hab ich in deinen Wunden
Ein so tiefes Meer gefunden.
5. Jesu, deiner Wunden Schätze
Sind mein Reichtum in der Welt,
Drauf ich mein Vertrauen setze
Über alles Gut und Geld.
Alles, was ich wünschen kann,
Treff ich überflüssig an,
Gnad und Himmel, Trost und Leben
Können deine Wunden geben.
6. Jesu, deiner Wunden Spiegel
Zeiget mir dein treues Herz
Und sind meines Heiles Siegel
Wider allen Sündenschmerz.
Wenn mein Herz und Auge weint,
Und der Himmel trübe scheint,
Blick ich nur in deine Wunden,
Bald ist Furcht und Angst verschwunden
7. Jesu, deiner Wunden Stimme
Überschreiet Abels Blut,
Dass dein Vater nicht ergrimme,
Sondern freundlich mit mir tut.
Wenn ich selbst nicht reden kann,
Ruf ich deine Wunden an,
Diese können mich im Beten
Unaussprechlich wohl vertreten.
8. Jesu, deiner Wunden Male
Sind im Streite mein Panier,
Wenn ich hier im Tränentale
Mit dem Feinde Kriege führ.
Denn besprenget mich dein Blut,
So bekomm ich tapfern Mut,
Dass ich keinen Fuß breit weiche,
Bis ich den Triumph erreiche.
9. Jesu, deiner Wunden Bäche
Müssen mir ein Jordan sein.
Wenn ich meinen Taufbund breche,
Waschen sie mich wieder rein.
Wenn die Sünde gleich blutrot,
Und das Herz voll Lasterkot,
Will dein Blut mich nur bestreichen,
Muss mir Schnee und Wolle weichen.
10. Jesu, deiner Wunden Pforten
Führen mich vor Gottes Thron.
Fehlt es mir an Kraft und Worten,
Durch dein Blut, o Gottes Sohn,
Brech ich deines Vaters Herz.
Wenn mein Herze voller Schmerz,
Ach so können diese Türen
Mich bald zur Erhörung führen.
11. Jesu, deiner Wunden Kammer
Zeiget mir die Lagerstatt,
Wo mein Herz nach vielem Jammer
Die gewünschte Ruhe hat.
Trifft das Täublein hier nicht an,
Wo es sicher ruhen kann,
Deine Seite zeigt den Kasten,
Wo es ungestört wird rasten.
12. Jesu, deiner Wunden Erbe
Bleibt mein allerbestes Teil,
Wenn ich lebe, wenn ich sterbe,
Geben sie mir Trost und Heil.
Schleuß mich stets darinnen ein,
Hier ist ewiglich gut sein;
Weg mit allen Lustpalästen!
Diese Häuser sind am besten.