Hubert, Konrad – O Gott, du höchster Gnadenhort

1. O Gott, du höchster Gnadenhort,
verleih, daß uns dein göttlich Wort
von Ohren so zu Herzen dring,
daß es sein Kraft und Schein vollbring.

2. Der einig Glaub ist diese Kraft,
der fest an Jesus Christus haft‘;
die Werk der Lieb sind dieser Schein,
dadurch wir Christi Jünger sein.

3. Verschaff bei uns auch, lieber Herr,
daß wir durch deinen Geist je mehr
in dein’r Erkenntnis nehmen zu
und endlich bei dir finden Ruh.

Gerhardt, Paul – Ach Herr, wie lange willst du mein

1. Ach HErr, wie lange willst du mein
So ganz und gar vergessen?
Wie lang soll der Sorgen Stein
Mich und mein Herze pressen?
Wie lange soll dein Angesicht
Sich von mir wenden? Willst du nicht
Dich meiner mehr erbarmen?

2. Wie lange soll ich armes Kind
Der Seelen Ruh entbehren?
wie lange soll der Sturm und Wind
Der Herzensangst gewähren?
Wie lange soll mein stolzer Feind,
Ders niemals gut, stets böse meint,
Sich über mich erheben?

3. Ach, schaue doch, mein GOtt und Hort,
Von deiner heilgen Hütte
Und höre meiner Klage Wort
Und hochbetrübte Bitte:
Gib meinen Augen Kraft und Macht
Und laß des Todes finstre Nacht
Mich nicht so bald befallen!

4. Sonst würde meiner Feinde Mund
Des Ruhms kein Ende machen;
Sie würden mein, als der zu Grund
Und Boden gangen, lachen:
Da liegt der, würden sie mit Freud
Herprahlen, der uns jederzeit
So viel zu schaffen machte!

5. Ich kenne sie und weiß gar wohl,
Was sie im Schilde führen,
Ihr Herz ist aller Bosheit voll,
Läßt sich nichts Guts regieren.
Du aber bist der fromme Mann,
HErr, mein GOtt, der nicht lassen kann
Die, so sich zu dir halten.

6. Des tröst ich mich und hoffe drauf,
Du wirst auch mir fromm bleiben
Und aller bösen Tücke Lauf
Gewaltig hintertreiben.
Mein Herze freut sich, wenns bedenkt,
Wie gern du stets dein Heil geschenkt
Dem, der sich dir vertrauet.

7. Das tu ich, HErr; ich traue dir:
Du bist mein einzige Freude,
Bewahrest mich, tust wohl an mir
Und führst mich aus dem Leide.
Dafür will ich mein Leben lang
Dir manchen schönen Lobgesang
Zum Dank und Opfer bringen.

Gerhardt, Paul – Befiehl du deine Wege

1. Befiehl du deine Wege,
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.

2. Dem Herren mußt du trauen,
Wenn dir’s soll wohlergehn;
Auf sein Werk mußt du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Läßt Gott sich gar nichts nehmen:
Es muß erbeten sein.

3. Dein‘ ew’ge Treu‘ und Gnade,
O Vater, weiß und sieht,
Was gut sei oder schade
Dem sterblichen Geblüt;
Und was du dann erlesen,
Das treibst du, starker Held,
Und bringst zum Stand und Wesen,
Was deinem Rat gefällt.

4. Weg‘ hast du allerwegen,
An Mitteln fehlt dir’s nicht;
Dein Tun ist lauter Segen,
Dein Gang ist lauter Licht,
Dein Werk kann niemand hindern,
Dein‘ Arbeit darf nicht ruhn,
Wenn du, was deinen Kindern
Ersprießlich ist, willst tun.

5. Und ob gleich alle Teufel
Hier wollten widerstehn,
So wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurückegehn;
Was er sich vorgenommen,
Und was er haben will,
Das muß doch endlich kommen
Zu seinem Zweck und Ziel.

6.Hoff, o du arme Seele,
Hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
Da dich der Kummer plagt,
Mit großen Gnaden rücken;
Erwarte nur die Zeit,
So wirst du schon erblicken
Die Sonn‘ der schönsten Freud‘.

7. Auf, auf, gib deinem Schmerze
Und Sorgen gute Nacht!
Laß fahren, was dein Herze
Betrübt und traurig macht!
Bist du doch nicht Regente
Der alles führen soll;
Gott sitzt im Regimente
Und führet alles wohl.

8. Ihn, ihn laß tun und walten,
Er ist ein weiser Fürst
Und wird sich so verhalten,
Daß du dich wundern wirst,
Wenn er, wie ihm gebühret,
Mit wunderbarem Rat
Die Sach‘ hinausgeführet,
Die dich bekümmert hat.

9. Er wird zwar eine Weile
Mit seinem Trost verziehn
Und tun an seinem Teile,
Als hätt‘ in seinem Sinn
Er deiner sich begeben,
Und sollt’st du für und für
In Angst und Nöten schweben,
Frag‘ er doch nichts nach dir.

10. Wird’s aber sich befinden,
Daß du ihm treu verbleibst
So wird er dich entbinden,
Da du’s am mind’sten gläubst;
Er wird dein Herze lösen
Von der so schweren Last,
Die du zu keinem Bösen
Bisher getragen hast.

11. Wohl dir, du Kind der Treue!
Du hast und trägst davon
Mit Ruhm und Dankgeschreie
Den Sieg und Ehrenkron‘.
Gott gibt dir selbst die Palmen
In deine rechte Hand,
Und du singst Freudenpsalmen
Dem, der dein Leid gewandt.

12. Mach End‘, o Herr, mach Ende
In aller unsrer Not,
Stärk unsre Füß‘ und Hände
Und laß bis in den Tod
Uns allzeit deiner Pflege
Und Treu‘ empfohlen sein,
So gehen unsre Wege
Gewiß zum Himmel ein.

Gellert, Christian Fürchtegott – Herr, der du mir das Leben

1. Herr, der du mir das Leben
bis diesen Tag gegeben,
dich bet ich kindlich an.
Ich bin viel zu geringe
der Treu, die ich besinge
und die du heut an mir getan.

2. Mit dankendem Gemüte
freu ich mich deiner Güte,
ich freue mich in dir.
Du gibst mir Kraft und Stärke,
Gedeihn zu meinem Werke
und schaffst ein reines Herz in mir.

3. Ich weiß, an wen ich glaube,
und nahe mich im Staube
zu dir, o Gott, mein Heil.
Ich bin der Schuld entladen,
ich bin bei dir in Gnaden,
und in dem Himmel ist mein Teil.

Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Franck, Salomo – Vermahnungslied zum Glauben und zur Geduld im Kreuz.

Mel. Meine Armuth macht mich schreien.
oder: Unter Liljen jener Freuden.
Gedruckt 1685

Sei getrost bei trüben Tagen,
Dulde Plagen,
Armes Herz, verzage nicht!
Gott kann Last in Lust verkehren,
Gott will hören,
Setz auf Gott die Zuversicht!

Alles Kreuz wird endlich scheiden;
Dulde Leiden!
Auf den Sturm folgt Sonnenschein.
Sollte denn dein Gott dich hassen,
und verlassen?
Leide nur die kurze Pein!

Gold wird durch die Gluth bewähret
Und verkläret.
Kreuz bewährt das Glaubensgold.
Gott probieret seine Lieben
Durch Betrüben;
Gott ist den Gepressten Gold.

Nach der Angst wirst du vergnüget;
Glaube sieget,
Glaube bindet unsern Gott;
Glaube bringet Heil und Segen
Allerwegen;
Glaube macht den Feind zu Spott.

Gott zerbricht die Kreuzesketten;
Gott kann retten;
Rufe nur, geplagtes Herz!
Gottes Huld wird dich erfreuen
Nach dam Schreien!
Freude folgt auf Leid und Schmerz

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Der Seelen alleinige Vergnügung in Gott

Mel. Kommt her zu mir, spricht.
Gedruckt 1711

Weg, du großes Nichts der Erden!
Sollt ich hier vergnüget werden,
Wo mein Geist in Banden liegt?
Nein, ich will mich höher schwingen,
Und nach dem, was ewig, ringen:
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weichet nur, ihr eiteln Ehren,
Die der Frommen Herz beschweren!
Ach, wie bald, wie bald erliegt,
Der ans höchste Brett gestiegen!
Drum könnt ihr mich nicht vergnügen:
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weicht, ihr Schätze, bleibt zurücke!
Ach ihr seid nur Band und Stricke,
Wo das Herz gefangen liegt!
Gold und Geld will ich nicht wählen,
Wenn ich reich bin an der Seelen;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weiche, Fleischeslust und Weibe!
Das allein ist meine Freude,
Daß mein Herz zu Gott sich fügt,
Der mein Herz und meine Seele
Salbt mit seinem Freudenöle;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Seele, sei mit dem zufrieden,
Sonder Sorgen und Ermüden,
Was dein Gott dir zugefügt!
Ein in Gott vergnügtes Leben
Kann des Himmels Vorschmack geben;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Ich bin selig schon im Hoffen,
Weil ich nun das Ziel getroffen,
Welches Alles überwiegt;
Weil ich mich mit Gott verbinde,
Und in ihm die Ruhe finde;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Behm, Martin – 13. September

Im Ton: Wer in dem Schutz des Höchsten ist.

Mit Wiederholung der letzten Verse.

O höchster Gott, dein Güt ist groß,
Die jährlich wird gespüret,
Dieweil die Erd ohn Unterlaß
Mit Früchten wird gezieret.
Du giebst uns Vogel, Obst und Fisch,
Die trägt man auf an unserm Tisch.
Die Hitz wird abgekühlet,
Wie mans in Lüften fühlet.

Herr, hilf, daß ich die Vorsorg dein
Im Glauben lern erkennen,
Daß ich dir möge dankbar sein
Und dich mein Vater nennen,
Damit ich mich gern nach dir richt,
Nach deim Befehl verbring mein Pflicht.
O Herr, du wollst mich stärken
Zum Glaubn und guten Werken.

Zu dir mein Hoffnung steht allein,
Regier mein Herz und Sinnen,
Auf daß ich, wie die Vögelein,
Dem Unglück mög entrinnen.
Mein Gang und Zug hier also schick,
Daß mich nicht fang des Satans Strick,
Darin ich muß verderben,
Des andern Todes sterben,

Vor Untreu mir mein Herz bewahr,
Daß ich nicht mög nachstellen
Dem Nächsten, ihn in Noth und Fahr
Zu bringen und zu fällen.
Viel mehr hilf, daß ich ihm mit Fleiß
In Nöthen Lieb und Treu beweis,
Als daß ich ihn sollt hassen
Und ihn im Kreuz verlassen.

Verleih, daß ich mich williglich
Zu deinem Dienst ergebe
Und deiner Gaben mäßiglich
Gebrauche, weil ich lebe;
Und wenn ich wie das Laub abfall,
So hilf, daß ich der Höllen Qual
Im Glauben mög entfliehen,
Laß mich in Himmel ziehen.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Botzheim, Johannes – Ein Bittlied zu Gott um Hilfe und Gnade.

(Offenes Blat in Quer 4, zwei Reihen Noten, darunter die drei Strophen durchgehend, mit großen Zwischenräumen, jede 3 Zeilen einnehmend. Königl. Bibliothek zu Berlin. Im J. Zwickschen Gesangbuche von 1540, wo sich der Name des Verfassers findet, heißen in der letzten Strophe die Zeilen 2 und 4 so: zuo verdienen bsäligkeit – din will der werd in ewigkeit.)

O Herr und got der sabaoth,
zu dir schreyen wir armen:
Du sichst on end unnser ellend,
herr, das lasz dich erbarmen!
Nach deinem wort gib hie und dort
gnad, das wir selig werden;
Dein gnadreich wort ist unnser hort,
sunst ist kein trost auff erden.

Handthab dein eer und redt dein leer
vor den falschgnanten Christen,
Die aigen nutz, gwalt, eer mit trutz
suchen für dich mit listen.
O herr, wie lang leidst du den zwang,
dein heüfflin zuuerderben;
Erhör uns, herr, zu deiner eer,
und lasz uns gnad erwerben.

All unnser werck hond gantz kein sterck,
seligkait zuuerdienen:
Herre, du sichst, was uns gebrist,
dein gnad wöll uns versienen.
Dein wort ist fest, on allen prest,
und starck ob allen dingen:
Mach uns allain den glauben rain,
so mag uns nit miszlingen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Böhmische Brüder – Gottes Sohn ist kommen

1. Gottes Sohn ist kommen
uns allen zu Frommen
hier auf diese Erden
in armen Gebärden,
daß er uns von Sünde
freie und entbinde.

2. Er kommt auch noch heute
und lehret die Leute,
wie sie sich von Sünden
zur Buß sollen wenden,
von Irrtum und Torheit
treten zu der Wahrheit.

3. Die sich sein nicht schämen
und sein` Dienst annehmen
durch ein` rechten Glauben
mit ganzem Vertrauen,
denen wird er eben
ihre Sünd vergeben.

4. Denn er tut ihn` schenken
in den Sakramenten
sich selber zur Speisen,
sein Lieb zu beweisen,
daß sie sein genießen
in ihrem Gewissen.

5. Die also fest glauben
und beständig bleiben,
dem Herren in allem
trachten zu gefallen,
die werden mit Freuden
auch von hinnen scheiden.

6. Denn bald und behende
kommt ihr letztes Ende;
da wird er vom Bösen
ihre Seel erlösen
und sie mit sich führen
zu der Engel Chören.

7. Wird von dannen kommen,
wie dann wird vernommen,
wenn die Toten werden
erstehn von der Erden
und zu seinen Füßen
sich darstellen müssen.

8. Da wird er sie scheiden:
seines Reiches Freuden
erben dann die Frommen;
doch die Bösen kommen
dahin, wo sie müssen
ihr Untugend büßen.

9. Ei nun, Herre Jesu,
richte unsre Herzen zu,
daß wir, alle Stunden
recht gläubig erfunden,
darinnen verscheiden
zur ewigen Freuden.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Arndt, Ernst Moritz – Ich weiß, woran ich glaube

Ich weiß, woran ich glaube,
Ich weiß, was fest besteht,
Wenn alles hier im Staube
Wie Sand und Staub verweht;
Ich weiß, was ewig bleibet,
Wo alles wankt und fällt,
Wo Wahn die Weisen treibet
Und Trug die Klugen prellt.

Ich weiß, was ewig dauert,
Ich weiß, was nimmer läßt,
Mit Diamanten mauert
Mir´s Gott im Herzen fest.
Ja, Recht mit Edelsteinen
Von allerbester Art
Hat Gott der Herr den Seinen
Des Herzens Burg verwahrt.

Ich kenne wohl die Steine
Die stolze Herzenswehr,
Sie funkeln ja im Scheine
Wie Sterne schön und hehr:
Die Steine sind die Worte,
Die Worte hell und rein,
Wodurch die schwächsten Orte
Gar feste können sein.

Auch kenn´ ich wohl den Meister,
Der mir die Feste baut,
Er heißt der Fürst der Geister,
auf den der Himmel schaut,
Vor dem die Seraphinen
Anbetend niederknien,
Um den die Engel dienen:
Ich weiß und kenne ihn.

Das ist das Licht der Höhe,
Das ist der Jesus Christ,
Der Fels, auf dem ich stehe,
Der diamanten ist,
Der nimmermehr kann wanken,
Der Heiland und der Hort,
Die Leuchte der Gedanken,
Die leuchten hier und dort.

So weiß ich, was ich glaube,
Ich weiß, was fest besteht
Und in dem Erdenstaube
Nicht mit als Staub verweht;
Ich weiß, was in dem Grauen
Des Todes ewig bleibt
Und selbst auf Erdenauen
Schon Himmelsblumen treibt.