Gerhardt, Paul – Ach Herr, wie lange willst du mein

1. Ach HErr, wie lange willst du mein
So ganz und gar vergessen?
Wie lang soll der Sorgen Stein
Mich und mein Herze pressen?
Wie lange soll dein Angesicht
Sich von mir wenden? Willst du nicht
Dich meiner mehr erbarmen?

2. Wie lange soll ich armes Kind
Der Seelen Ruh entbehren?
wie lange soll der Sturm und Wind
Der Herzensangst gewähren?
Wie lange soll mein stolzer Feind,
Ders niemals gut, stets böse meint,
Sich über mich erheben?

3. Ach, schaue doch, mein GOtt und Hort,
Von deiner heilgen Hütte
Und höre meiner Klage Wort
Und hochbetrübte Bitte:
Gib meinen Augen Kraft und Macht
Und laß des Todes finstre Nacht
Mich nicht so bald befallen!

4. Sonst würde meiner Feinde Mund
Des Ruhms kein Ende machen;
Sie würden mein, als der zu Grund
Und Boden gangen, lachen:
Da liegt der, würden sie mit Freud
Herprahlen, der uns jederzeit
So viel zu schaffen machte!

5. Ich kenne sie und weiß gar wohl,
Was sie im Schilde führen,
Ihr Herz ist aller Bosheit voll,
Läßt sich nichts Guts regieren.
Du aber bist der fromme Mann,
HErr, mein GOtt, der nicht lassen kann
Die, so sich zu dir halten.

6. Des tröst ich mich und hoffe drauf,
Du wirst auch mir fromm bleiben
Und aller bösen Tücke Lauf
Gewaltig hintertreiben.
Mein Herze freut sich, wenns bedenkt,
Wie gern du stets dein Heil geschenkt
Dem, der sich dir vertrauet.

7. Das tu ich, HErr; ich traue dir:
Du bist mein einzige Freude,
Bewahrest mich, tust wohl an mir
Und führst mich aus dem Leide.
Dafür will ich mein Leben lang
Dir manchen schönen Lobgesang
Zum Dank und Opfer bringen.

Schreibe einen Kommentar