Hubert, Konrad – O Gott, du höchster Gnadenhort

1. O Gott, du höchster Gnadenhort,
verleih, daß uns dein göttlich Wort
von Ohren so zu Herzen dring,
daß es sein Kraft und Schein vollbring.

2. Der einig Glaub ist diese Kraft,
der fest an Jesus Christus haft‘;
die Werk der Lieb sind dieser Schein,
dadurch wir Christi Jünger sein.

3. Verschaff bei uns auch, lieber Herr,
daß wir durch deinen Geist je mehr
in dein’r Erkenntnis nehmen zu
und endlich bei dir finden Ruh.

Weisse, Michael – Christglaubig Mensch

1. Christglaubig Mensch, wach auff! wach auff!
thu dein hertz Gott deim Herren auff,
der dich hat geschaffen!

2. Dich auch erhelt inn seiner macht,
uber dir wachet tag und nacht,
lest dich nicht verderben.

3. Gedenck an seine herrligkeyt
und danck jm der bermhertzigkeyt,
dir biß her beweiset!

4. Sih zu, das du im nicht verachst
und dich vor jm zu schanden machst,
jn also erzörnest!

5. Sonder sey demütig vor jm
und unterwirff jm deinen sihn,
so wird er dein walten,

6. Und als ein Vater seinen Son
dich leyten inn all deinem thun
zum ewigen leben,

7. Durch Jesum Christum, seinen Son,
der uns vertrit vor seinem thron
mit seym steten opffer.

Zwollen, Wilhelm von – Vom Vertrauen zu Gott und seinem Worte.

(„Artickel der Doctorn von Louen, zu welchen Wilhelm von Zwollen, Königs Christiernen Forirer, Christlich hat geantwort, Und da neben eine Christliche bekentnis gethan, dar auff er zu Mechelen ym Niderlande verbrand ist. Anno M.D. xxix. des xx. tags Octobris. Mit einer Vorrege Johannis Bugenhagen Pomern. Witttemberg.“ Am Ende: „Gedruckt zu Wittenberg durch Joseph Klug. Im Jar. M.D.xxx.“ 18 Blätter in 4°. – Das Lied fängt Blatt E. an, mit der Ueberschrift: „Ein Lied von dem selbigen Wilhelm gemacht vor seinem tode, auff die Weise. Nu frewt euch lieben Christen gemein.“)

SO manich heubt, so mannich syn,
er ist mir wohl gefallen,
Fur yhn hör ich kein Keiserin,
er liebt mir uber alle,
Ynn meinem fynn der breudgam mein,
den ich von grundt meins hertzen mein,
nach yhm steht mein verlangen

Er hat mein hertz ynn seiner gewalt,
er hat mein synn gefangen;
Nicht besser war mein mut gestalt,
die welt wil mit mir prangen.
Mein lieb ist mein und ich bin sein,
ich bin erfreut durch sein anschein,
er legt mein hertz zu raste.

All mein zuflucht setz ich zu Gott,
bey yhm so wil ich bleiben;
Gewalt der welt und yhr gebott
sol mich von yhm nicht treyben,
Von yhm mich niemant reissen sol,
widder Teuffel noch sein glieder all
die welt wird mit mir narren.

Was ligt mir an der werlet spot,
ich acht sein nicht ein meydle!
Las faren yhr gunst, ehr und gut,
mein schatz ist Gottes reiche.
Denn ich habe sein göttlich wort,
das die Sophisten von Louen verschmacht,
mit yhrem Antichrist verwerffen.

Darumb wacht uff, yhr Christen fein,
und last euch nicht verfuren
Von menschen leer und flaschem schein,
darinnen sie nu studiren,
Widder zu stehen dem göttlichen wort
wenn sie die warheit haben gehört
so grimmen sie als wolff und beren.

Wenn sie euch nu greiffen an,
die warheit zu verdrucken,
Seyt unerschrocken, yhn widder zu stehn,
die schrifft yhn zu entdecken,
Auff das mug offenbar werden
yhr Gottes lesterung und sunde schwer
fur Keyser, könige und herren.

Kleiner straff sind sie nicht werd,
so sie verhartet bleyben:
Gott scherfft sein wort gleich wie ein schwerd,
yhre bösheit zu vertreyben.
Darumb wacht auff, yhr herren all,
verhyndert yhr lere und falschen schal,
das uns Gott mit seim wort speysse!

Auff das yhr nicht mit yhrem gleich
das verdamnis, die helle, erbet!
Sie suchen nicht der seelen gedige,
sondern yhr selbs ewig verderben.
Auff das gespeyst werde der bauch, yhr Gott,
darumb verdrücken sie Gottes gepot
und menschen lere erheben.

Darumb, yhr leiben Christen all,
last uns bitten Gott den Herren,
Das er aus der sunden gewalt
die fursten wolt bekeren,
Und uns verleyhen sein göttlich wort,
das uberall mug werden gehört,
den rechten weg uns leren!

Rambach, Johann Jakob – Der Herr hat nie sein Wort gebrochen

Der Herr hat nie sein Wort gebrochen,
Noch seinen Gnadenbund verletzt.
Was seine Wahrheit hat versprochen,
Das wird auch in die That gesetzt.
Er ist entfernt von Trug und List,
Die eine Brut des Satans ist.

2. Was er aus Lieb und Huld verheißen,
Das läßt er in Erfüllung gehn.
Er pflegt den Grund nicht umzureißen,
Darauf des Glaubens Pfeiler stehn.
Scheint die Erfüllung gleich noch weit,
So kommt sie doch zur rechten Zeit.

3. Doch wie er das unfehlbar giebet,
Was seine Lieb uns zugedacht,
So wird auch, wenn er Rache übet,
Sein Drohwort ganz gewiß vollbracht.
Wenn er den Schluß zu strafen faßt,
So fühlt man dessen Centnerlast.

4. Drum scheue dich mit frommen Herzen
Vor dem, was er den Sündern dräut.
Es ist, o Seele, nicht zu scherzen
Mit seiner Strafgerechtigkeit.
Fleuch, fleuch, was er zu strafen droht,
Sonst sinkest du in Not und Tod.

5. Doch halt dich auch mit festem Glauben
An sein verheißnes Gnadenwort;
Es stehet nicht auf Sand und Schrauben,
Drum fahre nur im Hoffen fort,
So wirst du sehn, daß seine Treu,
Sein Wort zu halten, mächtig sei.

6. Wir haben ja zwei starke Gründe,
Auf welchen unser Glaube ruht,
Weil er, damit er Beifall finde,
Zu seinen Worten Eide thut.
O Wunder, wenn ein Sünder hört,
Daß ihm die ewge Wahrheit schwört.

7. Ach Seele, laß dich dies beschämen,
Da es dein Gott so treulich meint.
Siehst du ihn sich nach dir bequemen,
So sei du auch dem Wanken feind,
Beweise dich als Gottes Kind,
Bei dem man Treu und Wahrheit findt.

Redern, Hedwig von – Will mir die Kraft versagen

Will mir die Kraft versagen,
blick ich auf dich,
Du wirst mich heben, tragen,
und rettest mich.

Du hast Dein Wort verpfändet,
Du wirst es tun,
Dein Leben dran gewendet,
drauf kann ich ruhn.

Ich laß in Deinen Händen,
was mir zu schwer;
Du wirst’s zum Segen wenden –
was will ich mehr?

Du hüllst mein ganzes Leben
in Liebe ein,
wovor sollt‘ ich noch leben
und bange sein?

Luther, Martin – Wir glauben all an einen Gott

Das „Patrem“ zu deutsch

1. Wir glauben all an einen Gott,
Schöpfer Himmels und der Erden,
Der sich zum Vater geben hat,
Daß wir seine Kinder werden.
Er will uns allzeit ernähren,
Leib und Seel auch wohl bewahren,
Allen Unfall will er wehren,
Kein Leid soll uns widerfahren.
Er sorgt für uns, hüt und wacht,
Es steht alles in seiner Macht.

2. Wir glauben auch an Jesum Christ,
Seinen Sohn und unsern Herren,
Der ewig bei dem Vater ist,
Gleicher Gott von Macht und Ehren,
Von Maria, der Jungfrauen,
Ist wahrer Mensch geboren
Durch den heilgen Geist im Glauben
Für uns, die wir warn verloren,
Am Kreuz gestorben und vom Tod
Wieder auferstanden durch Gott.

3. Wir glauben an den heilgen Geist.
Gott mit Vater und dem Sohne,
Der aller Blöden Tröster heißt
Und mit Gaben zieret schone,
Die ganz Christenheit auf Erden
Hält in einem Sinn gar eben,
Hie all Sünd vergeben werden,
Das Fleisch soll auch wieder leben.
Nach diesem Elend ist bereit
Uns ein Leben in Ewigkeit.

Hiller, Philipp Friedrich – Im Glauben ist die Seligkeit

Mel.: HErr Jesu Christ mein’s Lebens etc.

1.
Im Glauben ist die Seligkeit, Durch Christum hat sie Gott bereit’t;
Doch was den Glauben in uns schafft Und uns bewahrt, ist Gottes Kraft.

2.
Der Satan tobt mit List und Mord; Die Welt verlacht das Glaubenswort;
Das Fleisch ist Fleisch und schlimmer Art! Wer hilft, wenn Gott uns nicht bewahrt?

3.
Du thust’s, o Gott; in Deiner Macht Ist unser Herz gar wohl bewacht,
Damit es sich an Jesum hält, Und nicht aus Deiner Gnade fällt.

4.
Es steht in Deiner Kraft allein, Aus Menschenkräften kann’s nicht sein,
Dein Arm führt aus Egypten aus, Dein Arm bringt Israel nach Haus.

5.
Dein Wort ist fest, wir fassen dieß, Was Du zusagst, hältst Du gewiß.
Ein Herz, dem vor sich selber graut, Wird ruhig, wenn es Dir vertraut.

6.
Ach, Vater Christi unsers HErrn, Halt’ Deine Hand von mir nicht fern;
Ich bin so schwach, als Kinder sind, Halt’ Du Dein Aug’ ob Deinem Kind.

7.
Stärk’ mich mit Deiner Macht und Huld; Fehl’ ich, so trag’ mich mit Geduld,
Auch in dem Straucheln greife Du Mit starker Hand als Vater zu.

8.
Du fingst den Glauben an in mir, Bewahr’ ihn nun, bis ich bei Dir,
Und führ’ mich nach der Wallfahrtszeit Durch Christum ein zur Seligkeit!

Hiller, Philipp Friedrich – Seele, du hast angefangen

Mel.: Meine Armuth macht etc.

1.
Seele, du hast angefangen Zu verlangen, Dich aus der Gefahr zu zieh’n;
O so harre keine Weile, Eile, eile, Dem Verderben zu entflieh’n!

2.
Siehe mit verdroß’nem Blicke Nicht zurück, Was von Dir verlassen ist;
Lauf auf angewies’nem Pfade Nur gerade, Bis du ganz gerettet bist.

3.
Laß dich, was dahinten blieben, Nicht betrüben; Denn es wird dem Feu’r zu Theil;
Denke, wenn es dich gereute: Meine Beute Ist die Seele und ihr Heil.

4.
Treibe mich mit Deinen Worten Aller Orten, Jesu, recht zum Eilen an;
Laß mich nirgends stille stehen, Heiß’ mich gehen, Bis ich Ruhe finden kann.

5.
Hab’ ich in den ersten Stunden Gnade funden, Daß ich nun ergriffen bin:
Ach so sei von Grad zu Grade Deine Gnade Ferner meine Führerin.

6.
HErr, ich traue Deiner Treue Auf das Neue; Jesu, stärk’ mich, wenn ich matt;
Denn Du führest mich zum Leben; Du wirst’s geben, Der es mir verheißen hat.

Hiller, Philipp Friedrich – Wir haben Jesum nicht gesehen

Mel.: Wer weiß, wie nahe mir etc.

1.
Wir haben Jesum nicht gesehen, Und dennoch liebt Ihn unser Herz.
Kannst du, Vernunft, es nicht verstehen, Ist unser Glaube doch kein Scherz;
An Seinem Tag wird offenbar, Was unser Grund der Liebe war.

2.
Die Welt hat Ihn am Kreuz gesehen, Wo Ihm Sein Herz die Liebe brach;
Sein Volk sah Ihn gen Himmel gehen, Da zog Er auch ihr Herz Ihm nach;
Sein Wort zeigt, was Er ist und heißt, Sein Geist versiegelt’s uns’rem Geist.

3.
Wir glauben an Ihn ungesehen, Und lieben Ihn doch als bekannt;
Wir dürfen auf Erhörung flehen, Wir wissen, wie Er uns verwandt;
Wir kennen Seiner Liebe Kraft, Und fühlen, was Er in uns schafft.

4.
O daß sonst nichts in meinem Herzen, Als meines Heilands Liebe sei!
O daß mich sonst nichts möge schmerzen, Als daß ich nicht genug getreu!
O möcht’ ich ohne Furcht und Pein In Seiner Liebe völlig sein!

5.
Ist’s selig, lieben und nicht sehen, Wird hier das Herz so froh davon:
Was wird im Himmel erst geschehen, Wenn man verklärt ist vor dem Thron,
Und ewig sieht, was man nicht sah, Und ewig liebt! o wär’ ich da!

Krummacher, Friedrich Adolf – Stern, auf den ich schaue

Stern, auf den ich schaue,
Fels, auf dem ich steh‘,
Führer, dem ich traue,
Stab, an dem ich geh‘,
Brot, von dem ich lebe,
Quell, an dem ich ruh‘,
Ziel, das ich erstrebe:
Alles, HErr, bist Du!

Ohne Dich, wo käme
Kraft und Mut mir her?
Ohne Dich, wer nähme
Meine Bürde, wer?
Ohne Dich zerstieben
Würde mir im Nu
Glauben, Hoffen, Lieben.
Alles, HErr, bist Du!

Drum, so will ich wallen
Meinen Pfad dahin,
Bis die Glocken schallen
Und daheim ich bin.
Dann mit neuem Singen
Jauchz ich froh Dir zu:
Nichts hab‘ ich zu bringen,
Alles, HErr, bist Du!