Gellert, Christian Fürchtegott – Wenn zur Vollführung deiner Pflicht

Wenn zur Vollführung deiner Pflicht
Dich Gottes Liebe nicht beseelet:
So rühme dich der Tugend nicht,
Und wisse, daß dir alles fehlet.
Wenn Vorteil, Wollust, Eigensinn
Und Stolz dir nur das Gute raten;
So tue noch so gute Taten;
Du hast vor Gott den Lohn dahin.

Sei durch die Gaben der Natur
Das Wunder und das Glück der Erden!
Beglückest du die Menschen nur,
Um vor der Welt geehrt zu werden;
Erfülle die Liebe nicht dein Herz:
So bist du bei den größten Gaben,
Bei dem Verstand, den Engel haben,
Vor Gott doch nur ein tönend Erz.

Bau Häuser auf, und brich dein Brot,
Das Volk der Armen zu verpflegen;
Entreiß die Witwen ihrer Not,
Und sei der Waisen Schutz und Segen!
Gib alle deine Habe hin!
Noch hast du nichts vor Gott gegeben.
Wenn Lieb und Pflicht dich nicht beleben:
So ist dir alles kein Gewinn.

Tu Taten, die der Heldenmut
Noch jemals hat verrichten können:
Vergieß fürs Vaterland dein Blut,
Laß deinen Leib für andre brennen!
Beseelet dich nicht Lieb und Pflicht;
Bist du die Absicht deiner Taten:
So schütz und rette ganze Staaten;
Gott achtet deiner Werke nicht.

Läg ihm an unsern Werken nur:
So könnt er uns, sie zu vollbringen,
Sehr leicht durch Fessel der Natur,
Durch Kräfte seiner Allmacht zwingen.
Vor ihm, der alles schafft und gibt,
Gilt Weisheit nichts, nichts Macht und Stärke.
Er will die Absicht deiner Werke,
Ein Herz, das ihn verehrt und liebt.

Ein Herz, von Eigenliebe fern,
Fern von des Stolzes eitlem Triebe,
Geheiligt durch die Furcht des Herrn,
Erneut durch Glauben zu der Liebe;
Dies ist’s, was Gott von uns verlangt.
Und wenn wir nicht dies Herz besitzen:
So wird ein Leben uns nichts nützen,
Das mit den größten Taten prangt.

Drum täusche dich nicht durch den Schein,
Nicht durch der Tugend bloßen Namen.
Sieh nicht auf deine Werk allein;
Sieh auf den Quell, aus dem sie kamen.
Prüf dich vor Gottes Angesicht,
Ob seine Liebe dich beseelet.
Ein Herz, dem nicht der Glaube fehlet,
Dem fehlet auch die Liebe nicht.

Wohnt Liebe gegen Gott in dir:
So wird sie dich zum Guten stärken.
Du wirst die Gegenwart von ihr
An Liebe zu dem Nächsten merken.
Die Liebe, die dich schmücken soll,
Ist gütig; ohne List und Tücke;
Beneidet nicht des Nächsten Glücke;
Sie bläht sich nicht; ist langmutsvoll.

Sie deckt des Nächsten Fehler zu,
Und freut sich niemals seines Falles.
Sie suchet nicht bloß ihre Ruh.
Sie hofft und glaubt und duldet alles;
Sie ist’s, die dir den Mut verleiht,
Des Höchsten Wort gern zu erfüllen,
Macht seinen Sinn zu deinem Willen,
Und folgt dir in die Ewigkeit.

Speratus, Paul – Es ist das Heil uns kommen her

1. Es ist das Heil uns kommen her
Von Gnad‘ und lauter Güten;
Die Werk‘ die helfen nimmermehr,
Sie mögen nicht behüten.
Der Glaub‘ sieht Jesum Christum an,
Der hat g’nug für uns all‘ gethan,
Er ist der Mittler worden.

2. Was Gott im G’setz geboten hat,
Da man es nicht kunnt‘ halten,
Erhub sich Zorn und große Noth,
Für Gott so mannigfalte.
Vom Fleisch wollt‘ nicht heraus der Geist,
Vom G’setz erfordert allermeist,
Es war mit uns verloren.

3. Es war ein falscher Wahn dabey,
Gott hätt‘ sein G’setz drum geben,
Als ob wir mögten selber frey
Nach seinem Willen leben;
So ist es nur ein Spiegel zart,
Der uns zeigt an die sündig‘ Art,
In unserm Fleisch verborgen.

4. Nicht müglich war, dieselbig‘ Art
Aus eignen Kräften lassen;
Wiewol es oft versuchet ward,
Doch mehr sich Sünd‘ ohn‘ Maaßen:
Denn Gleißnerswerk Gott hoch verdammt,
Und je dem Fleisch der Sünde Schand‘
Allzeit war angeboren.

5. Noch mußt‘ das G’setz erfüllet seyn;
Sonst wär’n wir all‘ verdorben.
Darum schickt Gott sein’n Sohn herein,
Der selber Mensch ist worden;
Das ganz‘ Gesetz hat er erfüllt,
Damit sein’s Vaters Zorn gestillt,
Der über uns gieng alle.

6. Und wenn es nu erfüllet ist
Durch den, der es kunnt‘ halten:
So letne itzt ein frommer Christ
Des Glaubens recht Gestalte;
Nicht mehr, denn: „Lieber Herre mein!
Dein Tod wird mir das Leben seyn;
Du hast für mich bezahlet.“

7. Daran ich keinen Zweifel trag;
Dein Wort kann nicht betrügen.
Nu sagst du, daß kein Mensch verzag‘;
Das wirst du nimmer lügen:
„Wer gläubt an mich und wird getauft,
Demselben ist der Himm’l erkauft,
Daß er nicht wird verloren.“

8. Er ist gerecht für Gott allein,
Der diesen Glauben fasset;
Der Glaub‘ giebt uns von ihm den Schein,
So er die Werk‘ nicht lasset.
Mit Gott der Glaub‘ ist wohl daran;
Dem Nächsten wird die Lieb‘ Guts thun,
Bist du aus Gott geboren.

9. Es wird die Sünd‘ durchs G’setz erkannt,
Und schlägt das G’wissen nieder:
Das Evangeli kommt zu Hand,
Und stärkt den Sünder wieder;
Es spricht: „Nur kreuch zum Kreuz herzu!
Im G’setz ist weder Rast noch Ruh‘
Mit allen seinen Werken.“

10. Die Werk‘ die kommen g’wißlich her
Aus einem rechten Glauben;
Wenn das nicht rechter Glaube wär‘,
Wollt’st ihn der Werk‘ berauben.
Doch macht allein der Glaub‘ gerecht;
Die Werk‘ die sind des Nächsten Knecht,
Dabey wir’n Glauben merken.

11. Die Hoffnung wart’t der rechten Zeit,
Was Gottes Wort‘ zusagen;
Wenn das geschehen soll zu Freud‘,
Stetzt Gott kein g’wisse Tagen.
Er weiß wohl, wenn’s am besten ist,
Und braucht an uns kein‘ arge List;
Das soll’n wir ihm vertrauen.

12. Ob sich’s anließ‘, als wollt‘ er nicht,
Laß dich es nicht erschrecken;
Denn wo er ist am besten mit,
Da will er’s nicht entdecken.
Sein Wort laß dir gewisse seyn,
Und ob dein Herz spräch‘ lauter Nein,
So laß doch dir nicht grauen.

13. Sey Lob und Ehr‘ mit hohem Preis
Um dieser Gutthat willen,
Gott Vater, Sohn, heyligem Geist!
Der woll‘ mit Gnad‘ erfüllen,
Was er in uns ang’fangen hat,
Zu Ehren seiner Maiestat,
Daß heilig werd‘ sein Name.

14. Sein Reich zukomm, sein Will auf Erd‘
G’scheh wie im Himmelsthrone;
Das täglich Brodt noch heut‘ uns werd‘;
Woll‘ unser Schuld verschonen,
Als wir auch unsern Schuldnern thun;
Laß uns nicht in Versuchung stehn;
Lös‘ uns vom Uebel. Amen!

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der neueren Zeit

Franck, Salomo – Gott, du Licht, das ewig bleibet,

Mel. Werde munter, mein Gemüthe.
Gedruckt 1711

Gott, du Licht, das ewig bleibet,
Welches ohne Wechsel ist,
Und die Nacht weit von sich treibet,
Der du bleibest, wie du bist!
Ich steh auf von meiner Ruh,
Rufe: „werde Licht!“ mir zu,
Daß ich, der ich Nacht und Erde,
Durch dein Licht verkläret werde!

Wecke, da der Leib geschalfen,
Auch die Seele geistlich auf!
Gieb ihr selbst des Lichtes Waffen,
Zu vollenden ihren Lauf!
Laß mich sein des Lichtes Kind,
Hilf mir, der ich geistlich blind,
Jesu, daß ich möge sehen,
Und in deinem Lichte gehen!

Schenke mir, Herr, und gewähre,
Was die arme Seele stillt!
Ach, erneure und verkläre
Stets in mir dein Ebenbild!
Sende mir den Geist der Kraft,
Der ein neues Leben schafft,
Daß ich himmlisch auf der Erde,
Und ein Geist mit Christo werde!

Segne meiner Hände Werke,
Daß ich thue meine Pflicht,
Bleibe meiner Schwachheit Stärke,
Meines Lebens Kraft und Licht!
Laß meins Lebens Ziel allein
Deines Namens Ehre sein.
Und daß ich stets wahre Liebe
Gegen meinen Nächsten übe!

Führe bald mich zu dem Lichte
Deiner höchsten Majestät,
Wo vor deinem Angesichte
Die verklärte Sonne steht,
Lichter, als der Sonnenschein,
Ganz unsterblich, engelrein,
La0 sie sein mit dir vereinet,
Wenn mein letzter Tag erscheinet!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Behm, Martin – 13. September

Im Ton: Wer in dem Schutz des Höchsten ist.

Mit Wiederholung der letzten Verse.

O höchster Gott, dein Güt ist groß,
Die jährlich wird gespüret,
Dieweil die Erd ohn Unterlaß
Mit Früchten wird gezieret.
Du giebst uns Vogel, Obst und Fisch,
Die trägt man auf an unserm Tisch.
Die Hitz wird abgekühlet,
Wie mans in Lüften fühlet.

Herr, hilf, daß ich die Vorsorg dein
Im Glauben lern erkennen,
Daß ich dir möge dankbar sein
Und dich mein Vater nennen,
Damit ich mich gern nach dir richt,
Nach deim Befehl verbring mein Pflicht.
O Herr, du wollst mich stärken
Zum Glaubn und guten Werken.

Zu dir mein Hoffnung steht allein,
Regier mein Herz und Sinnen,
Auf daß ich, wie die Vögelein,
Dem Unglück mög entrinnen.
Mein Gang und Zug hier also schick,
Daß mich nicht fang des Satans Strick,
Darin ich muß verderben,
Des andern Todes sterben,

Vor Untreu mir mein Herz bewahr,
Daß ich nicht mög nachstellen
Dem Nächsten, ihn in Noth und Fahr
Zu bringen und zu fällen.
Viel mehr hilf, daß ich ihm mit Fleiß
In Nöthen Lieb und Treu beweis,
Als daß ich ihn sollt hassen
Und ihn im Kreuz verlassen.

Verleih, daß ich mich williglich
Zu deinem Dienst ergebe
Und deiner Gaben mäßiglich
Gebrauche, weil ich lebe;
Und wenn ich wie das Laub abfall,
So hilf, daß ich der Höllen Qual
Im Glauben mög entfliehen,
Laß mich in Himmel ziehen.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder