Gottfried Hoffmann – Beim Begräbnis eines Kindes.

Zeuch hin, mein Kind, denn Gott selbst fordert dich
Aus dieser argen Welt.
Ich leide zwar; dein Tod betrübet mich:
Doch weil es Gott gefällt,
So unterlag ich alles Klagen
und will mit stillem Geiste sagen:
Zeuch hin, mein Kind!

Zeuch hin, mein Kind! der Schöpfer hat dich mir
Nur in der Welt geliehn.
Die Zeit ist aus, darum befiehlt er dir
Jetzt wieder fortzuziehn.
Zeuch hin! Gott hat es so versehen:
Was dieser will, das muss geschehen!
Zeuch hin, mein Kind!

Zeuch hin, mein Kind! im Himmel findest du,
Was dir die Welt versagt;
Denn nur bei Gott ist wahrer Trost und Ruh,
Da wird kein Schmerz erfragt.
Hier müssen wir in Ängsten schweben:
Dort kannst du ewig fröhlich leben.
Zeuch hin, mein Kind!

Zeuch hin, mein Kind! wir folgen alle nach,
So bald es Gott befiehlt.
Du eilest fort, eh dein Herz Ungemach
In spätern Jahren fühlt.
Wer lange lebt, steckt lang in Leide:
Wer frühe stirbt, kommt bald zur Freude.
Zeuch hin, mein Kind!

Zeuch hin, mein Kind! die Engel warten schon
Auf deinen frommen Geist.
Du siehest auch, wie Gottes lieber Sohn
Dir schon die Krone weist.
Nun wohl! dein Seelchen ist entbunden,
Du hast im Herren überwunden.
Zeuch hin, mein Kind!

Carl Johann Philipp Spitta. – Am Ziele eines Erdenpilgers.

Am Grabe stehn wir stille
Und säen Tränensaat,
Des lieben Pilgers Hülle,
Der ausgepilgert hat.

Er ist nun angekommen,
Wir pilgern noch dahin,
Er ist nun angenommen,
Der Tod war ihm Gewinn.

Er schaut nun, was wir glauben
Er hat nun, was uns fehlt,
Ihm kann der Feind nichts rauben,
Der uns versucht und quält.

Ihn hat nun als den Seinen
Der Herr dem Leid entrückt,
Und während wir hier weinen,
Ist er so hoch beglückt.

Er trägt die Lebenskrone
Und hebt die Palm empor,
Und singt vor Gottes Throne
Ein Lied im höhern Chor.

Wir armen Pilger gehen
Hier noch im Tal umher,
Bis wir ihn wiedersehen
Und selig sind, wie er.

Ringwald, Bartholomäus – Ein Begräbnislied.

Im Ton: Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen.

1. Geliebte Freund, was tut ihr so verzagen
Mit vielem Seufzen, Heulen und Wehklagen,
Darum dass dieser Leib soll in die Erden
Geleget werden?

2. Wisst ihr nicht, dass sein Stündlein ist gekommen?
Der HErr hat ihn genädig weggenommen
Und aus der Angst, die ihn oftmals gebissen,
Gänzlich gerissen.

3. Hie hat er müsst in Fahr1Gefahr zu allen Zeiten
Mit Teufel, Fleisch und bösen Menschen streiten,
Viel Herzeleid erfahren und ertragen
Mit großem Klagen.

4. Nun ist er aller seiner Feinde Toben
Und alles Jammers frei und überhoben,
Nun mag ihm keine Kreatur zusetzen,
Noch ihn was letzen2aufhalten, hemmen, hindern.

5. Nun hat er alles Unglück überwunden,
Den rechten Fried und besten Schatz gefunden,
Danach er hat gleich als ein Christ gestrebet,
Dieweil er lebet.

6. Sein Geist, der lebt jetzund in großer Freude,
Ist angetan mit einem weißen Kleide
Und preiset hoch mit englischem Gedichte
Gottes Gerichte.

7. Aber sein Leib, der jetzt wird hingeleget,
Ist wie ein Korn ins gute Land gesäet,
Wird auferstehn in Kraft mit großem Preise
Himmlischer Weise.

8. Das wird geschehn, wenn ihm und auch uns allen
Die Stimm des großen Gottes wird erschallen,
Der wiederum all ungeschickte Sachen
Wird richtig machen.

9. Denn wird er uns, wenn seine Glocken klingen,
Mit großer Freud wiederum zusammen bringen
Und prächtiglich mit vielem Triumphieren
In Himmel führen.

10. Da wir denn fein in himmlischen Gebärden
Ohn Sünd und Klag beinander bleiben werden,
Von Teufel, Tod und allen Ärgernissen
Gar nichts mehr wissen.

11. Sondern vollkommen und gar engelreine
Uns lieben in verklärtem Fleisch und Beine,
Und ewiglich Gott loben in seim Reiche,
Den Engeln gleiche.

12. Das wollt ihr, mein‘ geliebten Freund, bedenken
Und euer Herz nicht wie die Heiden kränken,
Die von den Toten, wenn sie die begraben,
Kein Hoffnung haben.

13. Gott helf, dass wir zur Zeit auch still einschlafen
Und von dem HErrn samt allen seinen Schafen
Am jüngsten Tag zum Leben aus der Erden
Erwecket werden. Amen.

Arndt, Ernst Moritz – Grablied.

Auf! laßt uns fröhlich singen
Ein Lied von Tod und Grab!
Gar Herrlich soll es klingen
Ins letzte Bett hinab:
Des Friedhofs stiller Hügel
Kein Leben deckt er zu,
Der Geist schwingt frohe Flügel
Und fliegt der Heimat zu.

Er sagt der grünen Erde
Die letzte gute Nacht,
Denn Arbeit Noth Gefährde
Sie sind mit Gott vollbracht,
Die Freuden und die Mühen
Der armen Sterblichkeit
Nun sieht er Kränze blühen
Im Lenz der Ewigkeit.

Nun sieht er hell im Lichte,
Was hier so dunkel war,
Des Herzens Traumgeschichte,
Des Lebens Räthsel klar,
Nun kann er ganz verstehen,
Was Gott, was Christus ist:
Wie wohl ist ihm geschehen,
Daß er gestorben ist!

Drum woll’n wir fröhlich singen
Ein Lied von Tod und Grab,
Ein Himmelslied soll klingen
Ins Erdenbett hinab!
Die Seele hat gewonnen
Das ew’ge Morgenroth
Und schaut aus heitern Wonnen
Hinab auf Grab und Tod.

Matthias Claudius – Bei ihrem Grabe

Diese Leiche hüte Gott!
Wir vertrauen sie der Erde,
Daß sie hier von aller Not
Ruh‘ und wieder Erde werde.

Da liegt sie, die Augen zu
Unterm Kranz, im Sterbekleide! …
Lieg und schlaf in Frieden Du,
Unsre Lieb‘ und unsre Freude!

Gras und Blumen gehn herfür,
Alle Samenkörner treiben,
Treiben — und sie wird auch hier
In der Gruft nicht immer bleiben.

Ausgesät nur, ausgesät
Wurden alle die, die starben;
Wind- und Regenzeit vergeht,
Und es kommt ein Tag der Garben.

Alle Mängel abgetan
Wird sie denn in bessern Kränzen
Still einher gehn, und fortan
Unverweslich sein und glänzen.

 

Ringwaldt, Bartholomäus – Ein Begräbnißlied der Kirchen Christi zu Frankfurt an der Oder.

HErr Gott, dein Gewalt
Ist über Jung und Alt,
Davor laß uns nicht grauen,
Beweist sich bald,
Macht schwach und ungestalt,
Worauf die Menschen bauen.
Auf eine Stund
Verbleicht Gesicht und Mund,
Du kannst bald alles stillen,
Und ob das Leben gleich vergeht,
So geschiehts nach deinem Willen.

HErr, so dein Hand
Wird über uns gesandt
Durch dein väterlich Heimsuchen,
So gib zu Hand,
daß solches werde bekannt,
Wir nicht dawider fluchen;
Gib Kraft allein,
Den guten Willen dein
Geduldiglich zu tragen,
Daß leiblich Schmerz noch Blödigkeit
Uns von dir nicht abjagen.

HErr, hab Geduld,
Richt nicht nach unsrer Schuld,
Wir müssen sonst verderben;
Gib uns dein Huld
Und Jesu Christi Unschuld,
Durch den wir dein Reich erben.
Denn deine kraft
Solchs alles in uns schafft,
Daß wir hie nicht verzagen.
In Todesnoth laß uns dir, Gott,
Durch JEsum Christum behagen.

Bartholomäus Ringwaldt’s geistliche Lieder
herausgegeben von Hermann Wendebourg
Halle
Verlag von Julius Fricke.
1858

Weisse, Michael – SO last uns den leyb behalten

SO last uns den leyb behalten
und Gott seiner Seelen walten,
Er allein wird sie versorgen
nach seinem Radt, uns verborgen

Do hoffen wir und vertrawen,
das wir uns noch werden schawen,
Wenn wir erstehn von der erden
und für Gericht tretten werden.

Nu schlaff, biß dir Gott und allen
seine Posaun lest erschallen,
Das offentlich werd gelesen,
was hie heymlich ist gewesen.

Gott helff uns, das wir alle gleich
jm glauben leben tugentreich,
Darnach frölich von hinnen gehn
und für seinem richtstul wolstehn. Amen.

Weiße, Michael – Nun lasst uns den Leib begraben (modernisiert)

1.) Nun lasst uns den Leib begraben
Und daran kein‘ Zweifel haben,
Er werd‘ am Jüngsten Tag aufsteh’n
Und unverweslich hervorgeh’n.

2.) Erd‘ ist er und von der Erden,
Wird auch zu Erd‘ wieder werden
Und von der Erd‘ wieder aufsteh’n,
Wenn Gott’s Posaune wird angeh’n.

3.) Sein‘ Seel‘ lebet ewig in Gott,
Der sie allhie‘ aus lauter Gnad‘
Von aller Sünd‘ und Missetat
Durch seinen Sohn erlöset hat.

4.) Sein Jammer, Trübsal und Elend
Ist kommen zu ei’m sel’gen End‘.
Er hat getragen Christi Joch,
Ist g’storben und lebet doch noch.

5.) Die Seel‘ lebet ohn‘ alle Klag‘,
Der Leib schläft bis an‘ Jüngsten Tag,
An welchem Gott ihn verklären
Und ewig Freud‘ wird gewähren.

6.) Hie‘ ist er in Angst gewesen,
Dort aber wird er genesen,
In ewiger Freud‘ und Wonne
Leuchten wie die helle Sonne.

7.) Nun lassen wir ihn hie‘ schlafen
Und geh’n all heim uns’re Straßen,
Schicken uns auch mit allem Fleiß,
Denn der Tod kommt uns gleicherweis.

8.) Das helf uns Christus, unser Trost,
Der uns durch sein Blut hat erlöst
Von’s Teufels G’walt und ew’ger Pein.
Ihm sei Lob, Preis und Ehr‘ allein!

Weisse, Michael – Nu last uns den leyb begraben,

Zum Begrebniß.

Wackern. K.L. Nr. 373. Brüderges. Nürnb. 1544

Nu last uns den leyb begraben,
bey dem wir keinn zweyffel haben,
Er werd am letzten tag auffstehn
und unverrücklich herfür gehn.

Erd ist er und von der erden,
wird auch wider zu erd werden
Und von erden wider auffstehn,
wenn Gottes Pusaun wird angehn.

Seine seel lebt ewig inn Gott,
der sie alhie aus seiner gnad
Von aller sünd und missethat
durch seinen bund geseget hat.

Sein arbeyt, trübsal und elend
ist kommen zu eim guten end,
Er hat getragen Christi joch,
ist gestorben und lebet noch.

Die seel die lebt on alle klag,
der leyb schlefft biß an letzten tag,
An welchem jn Gott verkleren
und der frewden wird geweren.

Hie ist er inn Angst gewesen,
dort aber wird er genesen,
In ewiger freud und wonne
leuchten wie die schöne Sonne.

Nu lassen wir jn hie schlaffen
und gehn all sampt unser strassen,
Schicken uns auch mit allem fleys
denn der Tod kompt uns gleycher weyß.

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Die Christen gehn von Ort zu Ort

Die Christen gehn von Ort zu Ort
Durch mannigfaltgen Jammer;
Sie kommen in den Friedensport
Und ruhn in ihrer Kammer.
Gott hält der Seele Lauf
Durch Sein Umarmen auf;
Das Weizenbrot wird in Sein Beet
Auf Hoffnung reicher Frucht gesät.

Wie seid ihr doch so wohl gereist!
Gelobt sein eure Schritte,
Du allbereits befreiter Geist
Und du, verlaßne Hütte!
Den rührt der Bräutigam
Mit sanfter Liebesflamm;
Die deckt in ungestörter Ruh
Der Liebe stiller Schatten zu.

Wir freun uns in Gelassenheit
Der großen Offenbarung;
Indessen bleibt das Pilgerkleid
In heiliger Verwahrung.
Wie ist dein Glück so groß:
In Jesu Arm und Schoß!
Die Liebe führ uns gleiche Bahn,
So tief hinab, so hoch hinan!

 

(Auf seiner Großmutter Beerdigung im März 1726 gedichtet )

Mathesius, Johann – GOtt schuf Adam auß staub und erd,

Ein Grablied und Requiem

(Am Schluß des dritten Theils der Leichenpredigten Johannis Mathesii, Nürnberg 1559, in 4°.)

GOtt schuf Adam auß staub und erd,
im grab ich wider zu asch werd,
Die sünd mein irdisch leib aufflöst,
Christus allein mein seele tröst.

Wie ein glaser auß asch und sand
ein helles glaß formiert zu hand,
Also auß meiner asch und koth
ein newen leyb macht unser Gott.

Ein schönen leyb, rein, hell und klar,
der mit Gott lebet immerdar
In weyßheyt und gerechtigkeyt,
in freud und ewiger herrligkeyt.

Des danck ich Christo, unserm Gott,
der mirs verdient durch seinen todt,
Den ich in seim fleysch will ansehn,
wenn ich auß meinem grab werd gehn.

Komb bald mit grosser macht, Herr Christ,
dein zukunfft mein erlösung ist,
Jetzt bin ich ein verachte Leich,
für mich in deines Vatern Reich.

Mitler zeit laß mich ruhen fein
in deinem schoß und kemmerlein,
Ein frölich urstendt mir verleyh,
aln glaubigen ihr sünd verzeyh!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer