Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711
Der Höchste kennet seine Lieben,
Und bleibt ihr allerbester Freund;
Ob er sie gleich pflegt zu betrüben,
Und sich verstellet als ein Feind.
Nimm an, mein Herz, was Gott dir schickt;
Der Höchste drücket und erquickt.
Gott legt uns auf die Last der Plagen,
Doch macht er sie nicht allzuschwer;
Er weiß, wie viel wir können tragen,
Er drücket uns nicht allzusehr;
Er liebt die Seinen unverrückt;
Der Höchste drücket und erquickt.
Der ewig treue Vater höret,
Und hilft mit seiner starken Hand,
Wenn uns die größte Last beschweret,
Er führt in das gelobte Land;
Wenn uns Egypten fast erstickt;
Der Höchste drücket und erquickt.
Der Höchste kann und will erretten,
Er nimmt von uns zu rechter Zeit
Des Kreuzes Band, und Todes Ketten,
Er führt aus Leid zur Herrlichkeit,
Die hier kein Menschenaug erblickt;
Der Höchste drücket und erquickt.
Er streichet seine liebsten Kinder
Mit Vaterruthen seiner Zucht;
Doch macht er bald das Kreuz gelinder,
Wenn ihn das Herz mit Schmerzen sucht,
Und himmelan die Seufzer schickt;
Der Höchste drücket und erquickt.
Drum sei getreu, sei Gott ergeben!
Dein Kreuz wird nur ein kleines sein;
Denk an des Himmels Freudenleben,
Und leide die so kurze Pein!
Sei treu, bis dich die Krone schmückt!
Der Höchste drücket und erquickt.