Johann Anastasius Freylinghausen – Der 34. Psalm.

Weise: Folget mir, ruft uns das Leben.

1. Mein Herz soll den Herren loben
Und mein Geist soll stets erhoben
Rühmen seine Güt und Macht,
Die er an mir hat vollbracht.
Meine Seele soll ihn preisen,
Mein Mund soll ihm Dank erweisen,
Dass mein Lob auch tröstlich werd
Allen, die das Kreuz beschwert.

2. Kommt nur her und helft mir singen,
Helft mir ihm Dankopfer bringen,
Dass er mein Gebet und Flehn
Hat so gnädig angesehn.
Da mich große Furcht umfangen,
Ist sein Licht mir aufgegangen;
Da ich dacht, wie wirds noch gehn,
Ließ er Hilfe mir geschehn.

3. Dies ist unsers Gottes Weise;
Sagts nur nach zu seinem Preise,
Dass er keinen hilflos lässt,
Der ihn anschaut und hält fest,
Der wie Jakob mit ihm ringet
Und im Glauben ihn bezwinget;
Deckt ihn gleich die finstre Nacht,
Gott ists, der sie lichte macht.

4. Ich kann selbst nebst vielen andern,
Die durchs Tal des Kreuzes wandern,
Auch hievon ein Zeuge sein,
Dass, wenn uns drückt Not und Pein
Und wir um Errettung schreien,
Er uns Hilfe lässt gedeien;
Eh wir sollten untergehn,
Muss sein Engel für uns stehn.

5. Schmeckt und sehet doch die Liebe,
Die mit freiem, süßem Triebe
Aus dem Herzen Gottes fleußt
Und so reichlich sich ergeußt.
Wohl dem, der sich ihr vertrauet!
Der kann, wenn dem Bösen grauet,
Ruhig und gelassen sein,
Fiel auch gleich der Himmel ein.

6. Denn wer Gott im Glauben ehret,
Seinen Fuß von Sünden kehret,
Dessen Gut bleibt doch bestehn,
Sollt die Welt auch untergehn.
Wenn die Reichen darben müssen,
Hat, wer sich auf Gott beflissen,
Aus des höchsten Gnadenguss
Reichtum, Füll und Überfluss.

7. Drum kommt her und lasst euch lehren,
Wie man soll den Herrn verehren,
Dass man gute Tage seh
Und dem Fluch der Welt entgeh.
Lernet euch vor Gott recht beugen
Und, wenns übel gehet, schweigen;
Tut das Gute, übt nicht Rach,
Suchet Fried und jagt ihm nach.

8. Selig, wer sich lässt so finden!
Wahrlich, man kann nicht ergründen,
Mit wie zarter Liebesbrunst
Gott auf ihn wirft seine Gunst.
Aug und Ohr des Herrn steht offen,
Wenn ihn eine Not betroffen;
Dahingegen Gottes Rach
Andre trifft mit Weh und Ach.

9. Denn Gott liebet nur die Frommen
Und wer bös ist, muss umkommen;
Wer ein niedrig Herze hat,
Wird aus seiner Fülle satt.
Ein zerschlagner Geist empfindet,
Wie sich Gott mit ihm verbindet;
Scheints oft, Gott sei ihm nicht nah,
Eh mans meint, so ist er da.

10. Hier sind noch die Kreuzesstunden,
Sind wir darin treu erfunden,
So kommt eine andre Zeit,
Die nichts weiß vom Tod noch Leid.
Dort wirds erst recht besser werden,
Wenn uns Gott von dieser Erden
Dahin führt, wo er regiert
Und die Liebe triumphiert.

11. Hallelujah sei gegeben
Unserm Gott, der unser Leben
Von so mancher Not macht frei,
Unsre Banden reißt entzwei.
Er helf uns und allen Frommen,
Auch dahin, wo er ist, kommen,
Wo man immer frisch und froh;
Amen, es gescheh also.