Weise: Mein Herzens-Jesu, meine Luft.
1. O Licht vom Licht, o Vaters Glanz,
O Wahrheit und das Leben,
Der du als Gott und Mensch dich ganz
Zum Opfer hingegeben
Für uns, und darauf deine Macht
Aus deines großen Vaters Kraft
Wie ein Held angenommen.
2. Als Hoherpriester stirbest du,
Als König hast du wieder
Verlassen deine Todesruh
Und mit dir deine Glieder
Der Höll entführt, hast deinen Lauf
Nach ausgestandner Kreuzestauf
Zum Vater fortgesetzet.
3. Derselbe hat dich, seinen Sohn,
Gesetzt zu seiner Rechten,
Dass du auf deinem Ehrenthron
Für deine Braut sollst fechten
Und ihrer Feinde List und Werk
Durch deine große Löwenstärk
Zu Spott und Schanden machen.
4. So hat durch Todesleiden dich
Mit Preis und Schmuck gekrönet,
O Gott, dein Gott und wunderlich
Den Stein, so da verhöhnet,
Zum Eckstein seiner Kirch gewählt,
Zum Ehrenhaupt, das da beseelt
Die Glieder seines Leibes.
5. Er hat dir alles untertan
Und dir das Reich beschieden;
Doch dieses niemand leugnen kann,
Dass wir, so da hienieden,
Dein Reich und deine Herrlichkeit
Nicht recht erkennen, bis zur Zeit
Der siebenten Posaune.
6. Da wird das Leben, das noch jetzt
In Gott sehr tief verborgen,
Ausbrechen wie ein heller Blitz,
Wenn jener liebe Morgen
Nach vorgegangnem Abendlicht1Sachar. 14, 7.
Wird sein, und jener Bösewicht
Zum Abgrund stark versiegelt.2Offenb. 20, 1 ff.
7. So gehts auch uns, die wir erbaut
Aus deinem Fleisch und Beinen,
Die du dir als dein Weib vertraut
Und die du als die Deinen
Alleine kennest und in dir,
O unbefleckte Gotteszier,
Gezeichnet und geschrieben.
8. Wir sind in deinen Tod getauft
Und samt dir auch begraben;
Da hast du uns, die du erkauft,
Mit Licht, mit Heil und Gaben,
Mit Ehr und Herrlichkeit erfüllt;
Doch ist dies alles noch umhüllt
Mit Sünd und Schwachheitswindeln.
9. Wir sind wohl selig und von dir
Inwendig schön geschmücket;
Doch sind wir uns verborgen schier,
Weil uns noch täglich drücket
Versuchung, Schwachheit, Furcht und Not,
Und dieser Leib zu Staub und Kot
Noch dermaleinst muss werden.
10. Ich selbst sag oft mit jener Braut,
Die du doch dir ernennet:
Ich bin sehr schwarz, auf mich nicht schaut,
Die Sonn hat mich verbrennet;
Mein Jakob und Immanuel,
Ich bin Lea und nicht Rahel,
Wie soll ichs dir verhehlen.
11. Viel weniger will mich die Welt
Erkennen und groß achten,
Weil ich mich schäm, nach Ehr und Geld
Und ihrer Lust zu trachten.
Nenn ich in Demut mich dein Kind,
So wird sie rasend, toll und blind,
Wie Kaiphas, der Heuchler.
12. Also bin ich, Herr Jesu Christ,
Mit dir in Gott verborgen,
So lange bis du kommen wirst
Und vollends von den Sorgen
Dein Zion, die geliebte Braut,
Darauf dein freundlich Auge schaut,
Erlösen und befreien.
13. Dann will ich dir, o Gotteslamm,
Mit Pracht entgegen gehen,
Wie eine Braut dem Bräutigam,
Und dir zur Rechten stehen;
Da soll dein Esther frei vor dir
Am gläsern Meere für und für
Auf ihrer Harfe spielen.3Offenb. 15, 2.
14. Hier ist des Königs Tochter zwar
Inwendig schön gezieret,
Dort aber wird sie ganz und gar
Auswendig sein polieret
Mit schön gestickter Kleider Schein,
Es wird kein Fleck noch Makel sein
An ihrem klaren Leibe.
15. Ach, drum brich auf, mein liebstes Heil,
Damit ich dich bald sehe,
Wenn ich dereinst in meinem Teil
Mit Daniel aufstehe. 4Daniel 12, 13.
Hier bleib ich doch verborgen mir
Und andern, bis du mich zu dir
Ins Paradies wirst führen.