Freylinghausen, Johann Anastasius – Morgensegen.

Weise: Dir, dir Jehovah, will ich singen.

1. Der frohe Morgen kommt gegangen,
Das schöne Licht am Himmel bricht herfür;
Man spüret schon der Sonnen Prangen,
Das Dunkle weicht, der Tag ist vor der Tür,
Und was vorhin erstarrt und schlafend lag,
Das reget sich, ist munter frisch und wach.

2. Du auch, mein Geist, und meine Kräfte,
Ermuntert euch, gebt keiner Schlafsucht Platz;
Gott loben sei jetzt eur Geschäfte,
Gott, der Israels einger Schutz und Schatz,
Des Auge schläft noch schlummert nimmer nicht,
Weil es der Gottheit nie an Kraft gebricht.

3. Er ist der Herr der Tag und Nächte,
Er sprach: Es werde Licht, und es ward Licht.
Des Himmels Bau ist sein Gemächte,
Und was daran sich zeiget dem Gesicht,
Die Sonn, der Mond, das ganze Sternenheer
Erzählet dieses großen Schöpfers Ehr.

4. Die Luft und was darinnen schwebet,
Das Meer und alles, was es in sich hält,
Was auf dem Rund der Erden lebet,
Mit Einem Wort: Die ganze weite Welt
Ist schuldig, diesen Herrn mit Preis und Ruhm
Stets zu erhöhn in seinem Heiligtum.

5. Drum will ich auch jetzund nicht schweigen
Und, ob ichs gleich für mich nicht würdig bin,
Vor seiner Majestät mich beugen,
Dass ich ihr opfre Dank im Geist und Sinn;
Ja, ich will ihm mich selbsten ganz und gar,
So gut ich kann, zum Opfer stellen dar.

6. Er ist mein Vater, Gott und Schöpfer,
Von dem ich Leib und Seel und alles hab;
Ich bin sein Ton, er ist mein Töpfer,
Was gut an mir, ist alles seine Gab;
Er nährt, er pflegt, er schützt, er träget mich,
Und was noch mehr, er gibet selbst mir sich.

7. Zwar ging ich irr in finstern Wegen,
Er aber zeigte mir sein Angesicht;
Ich spürte seines Geistes Segen,
Ich kam zu seinem wunderbaren Licht,
Mir war, als wär ich aus dem Schlaf erwacht,
Wenn bei uns Abschied nimmt die finstre Nacht.

8. In Christo hat er mich geliebet,
Durch dessen Tod bin ich ihm ausgesöhnt;
Die Schuld der Sünden er vergibet,
Und wär er dadurch noch so hoch verhöhnt.
Ja, durch den Sohn bin ich sein Erb und Kind,
Das ewig vor ihm Gnad um Gnade findt.

9. Er hat mir seinen Geist geschenket
Zum Führer, Siegel, Licht und Unterpfand;
Der ists, der meinen Willen lenket
Und untertänig machet seiner Hand,
Der, wenn ich schwach, bedrückt und elend bin,
Mit Fried und Trost erquickt den blöden Sinn.

10. Nun, Vater, sei gebenedeiet,
Sei hoch gerühmt von mir in Ewigkeit
Für alles, womit mich erfreuet
Die Fülle deiner Güt hier in der Zeit,
Und was sie Guts mir dort hat zugedacht,
Wo uns die frohe Ewigkeit anlacht.

11. Dir will ich ferner mich ergeben
Und deiner Treu auf ewig anvertraun;
Ich heilge dir mein ganzes Leben,
Mein Auge lass beständig auf dich schaun,
Dass dieser Tag, mit dem ich bin erwacht,
Von mir durch dich in dir werd zugebracht.

12. Ja, segne, Vater, und behüte
Den ganzen1Tag mich und alles, was nur dein;
Das Antlitz deiner Lieb und Güte
Erleuchte mich mit seiner Klarheit Schein.
Ach, richt auf mich dein gnädigs Angesicht
Und gönne mir dein göttlich Friedenslicht.