Mahulael, Christian – Deutschland Deutschland du hast Zeit

Eine inbrünstige Klage / hertzliche Ermahnung und trewliche Warnung / wegen der grossen undanckbarkeit und verachtung des H. Göttlichen Worts: Wie auch grossen uberhäufften Sünden / Schanden und Lastern: Und etlicher darauff gehöriger / gerechter Straffe und Untergang/ des bißher hochbegab- und geehrten Gantzen Deutschlands/

Darauß klar zuersehe / daß wo es nicht ware Busse thut / und Gott dem Allmächtigen in die ruthe fellt / es gewiß in bürtzen (laut dem ‚Wort und Trewungen Gottes / und der Prophecey und Weissagung / des Hocherleuchten thewren Mannes Gottes / Doct. MARTINI LUTHERI, und dann täglicher vorher gehender Geschichten / Zeichen und Wundern) mit Krieg und Blut gantz uberschwemmet / verheeret / verzehrt und zerstört werden müsse.

In einen Gesang verfasset / Im Thon: Wo Gott der HERR nicht bey uns helt / ec.

Durch

Christianum Mahulael. SS. Theol. Stud

Jerem. 18. V.7.

Plötzlich rede ich wider ein Volck und Königreich / daß ichs außrotten / zerbreche und verderbe wolle. Wo sichs aber bekehret von seiner Boßheit darwider ich rede: So sol mich auch rewe das Unglück / das ich ihm gedachte zu thun / ec.

Gedruckt im Jahr Christi / 1624.

Im Thon: Wo Gott der HERR nicht bey uns helt /ec.

Deutschland Deutschlad du hast Zeit
thu dich zu Gott bekehren
groß Trübsal ist dir zubereit
von Gott niemand wirds wehren
dein Untergang naht sich herbey
das macht dein Boßheit mancherley
Gott wird dich Mores lehren.

Weh dir Deutsch Land du Chorazim
wie wil es dir ergehen?
Du deutsch Bethsaida vernim
wie wilt du doch bestehen?
Wenn in Türckey und Graecia
zu Sodom und zu Gomorra
solche thaten geschehen:

Als in dir sin geschehen bißher
innerhalb hundert Jahren
da Gottes Wort und Luthers Lehr
deiner Füß Leuchte waren
im Sack hetten sie Buß gethan
im Staub und Aschen Fraw und Mann
der Pöbel auch mit Schaaren.

Weh dir du deutsch Capernaum
du warst sehr hoch erhaben
Gott hat dich ja gezeunet umb
mit seinen Geist und Gaben
dein Höh biß an den Himmel reicht
kein Land war das sich dir vergleicht
vom Morgen biß zum Abend.

Aber nun wird Gott stürtzen dich
Hinunter in die Helle
weil du sündigst so muthwillig
wird Gott an deine Stelle
setzen ein andre Nation
so Jesum Christum seinen Sohn
ehrt mit Hertz Mund und Seele.

Doctor Luther der thewre Held
helt dirs längst propheceyet
in seinen Schrifften angemelt
wie du gäntzliich zerstrewet
wirst werden uber wenig Jahr
nach sein Todt nims eben war
ob dichs gleich nicht erfrewet.

Dir eckelt für dem Himmel Brodt
das dir Gott hat gegeben
das Manna ist dir nur ein spott
so dir gibt ewigs Leben
Egyptisch Fleisch Töpff liiben dir
du suchest nur das zeitlich hier
daran thut dein Hertz kleben.

Weil du es nenst ein lose Speiß
wirds solche Wachteln regnen
so auff Jüdische art und Weis
mit Krig und Blut dich segnen
die sterb Drüs wird anhangen dir
Pest Fieber Geelsucht fur und für
groß Furcht wird dir begegnen.

Du wirst nicht sicher seyn im hauß
nicht sicher auff der Strassen
dein Feind werden dich treiben auß
drumb daß du Gott verlassen
und nicht gehorcht hast seiner Stimm
drumb wird der HERR in seinem Gromm
dich gantz zerstören lassen.

Du schreyest mit den Jüden starck:
Hie ist des HErren Tempel
und treibst doch Sünd und Schande arg
daß auch fast kein Exempel
der Türcken zu vergleichen dir
die Tartern und Uunchristen schier
treibn nicht solch lose Händel.

Dein Kirchen gehn ist nur ein Schein
auch dein Communicieren
du ehrst Gott mit dem Mund allein
im Werck kan mans nicht spüren
dein Hertz von deim Schöpffer und HERRN
ist abgesondert weit und fern
Gotts Geist lest dich nicht führen.

Die werden nicht so sagen HERR
dadurch in Himmel kommen
die Gottes Willen thun vielmehr
nennt Christus selbst die Frommen
ein guter Bawm bringt gute Frucht
ein fauler bawn dürr und verrucht
wird bald in Fewr genommen.

Wie kan der seyn ein warer Christ
der da hat Geld und Güter
und siht daß sein Nechster bloß ist
ja siht daß seine Brüder
mangel an ihrer Nahrung han
und lests mit gott berat euch gan
oder kompt morgen wieder.

Solcher Gesellen giebt es viel
in allem Land und Städten
aber Gott wird greiffen ins Spiel
und sein Gläubige retten
mancher geb nicht ein bissen Brod
ein Armen in der Hungers Noth
solt ihn der Hunger tödten.

Gar schwerlich werden reiche Leut
das Reich Gottes ererben
so den Mammon zu aller Zeit
lieiben und drin ersterben
es möchte wol gehen vielmehr
ein Camel durch ein Nadel Oehr
der Geitz thut sie verderben.

Wohlan ihr Reichen heulet nu
weint sehr in allen Gassen
ewr Elend nahet sich herzu
sie sind schon auff der Strassen
die ewre Schätz euch nehmen werdn
ewr Kutschen sampt den schöne Pferdn
werden sie euch nicht lassen.

Gott kan der grossen Büberey
nicht länger so zusehen
ihr seynd zuviel und mancherley
so jetzt im schwange gehen
Mord Unzucht Hoffart Schinderey
kippen und wippen auch darbey
kan länger nicht bestehen.

Wir wollen gute Christen seyn
und Gott den HErren ehren
hinder sich (gehn die Krebs) ich meyn
donnern fluchen und schweren
Christi Wunden Marter und Todt
sein Sacrament und Blut so roth
täglich man fluchen höret.

Vorzeiten steinigt man alßbald
ein solchen Gotteslästrer
jetzunder treibt es jung und alt
wer sehr flucht ist der Beste
man acht es für kein Sünde mehr
drumb thut mans auch nicht straffen sehr
der Klein flucht wie der Gröste.

Der Pöbel und gemeine Mann
wird ungestrafft nicht bleibe
er wird es müssen sehen an
das man Unzucht wird treiben
mit seinem Weib un seinem Kind
noch ist er so rasend und blind
daß er es nicht wil gläuben.

Jetz wird PPAX ET SECURITAS
von uns sehr practiciret
groß sicherheit ohn alle maß
man täglich bey uns spüret
ein jeder spricht: Es hat kein Noth
hett ich so lange Geld und Brodt
biß uns ein Kriegs Heer rühret.

Alle Sünder spricht Gott der HERR
sollen durchs Schwerd bald sterben
so da sagen: Es sey noch sehr
weit von uns das Verderben
die da sagen: Es hat kein Streit
uns trifft durchauß kein Hertzeleid
ob man gleich Volck thut werben.

Wir werden wol verschonet seyn
mit wem han wir zu schaffen?
Ach gläub es nicht Ich sag dir nein
unser Feinde nicht schlaffen
sie suchen unser reine Lehr
Land Leut die Stiffte und Klöster
woln sie einnehmn durch Waffen.

Sie dichten darauff tag und Nacht
ja schon vor vielen Jahren
haben sie ein Anschlag gemacht
wie sie wollen verfahren
mit Luthers Lehr und allen gleich
so die bekent im Römischen Reich
woln sie ubel gebahren.

Auch haben sies in Werck gesetzt
leider an vielen Orten
da sie haben ihr Schwerter genetzt
in Christen Blut mit morden
schrecklich han sie Tyrannisirt
Weib Kind Geld Gut hinweg geführt
sind noch nicht frömmer worden.

Sondern gedencken gantz und gar
Deutsch Lland zu uberschwemmen
mit ihr verfluchten falschen Lahr
und Gottes Wort zu hemmen
weils nun ist uber hundert Jahr
daß Gottes Wort gelehrt so klar
wollen sies uns weg nehmen.

Drumb brauchen sie euserste Macht
an allem Ort und enden
wo Gott nicht selbst hat auff uns ach
werden sies auch vollenden
den weil wirs fast nicht achten mehr
wird Gott seinem Zorne schwer
ein Wort Hunger uns senden.

Ich fürcht geborn sey allbereit
der Knab welchen Gott nennet
Raaube balde und Eylebeut
ob man ihn gleich nicht kennet
er wird gar balde ruffen lern
Die Assyrier seind nicht fern
ihr König kompt gerennet.

Diesen Sommer wirds geben Blut
sehr böß die Sachen stehen
es wird ein grosse Wasserflut
uber viel Länder gehen
es wird sich hebn ein Wetter groß
und Deutschland gebn ein solchen Stoß
darvon es möcht vergehen.

Thewrer als Goldt ein Mann glaub mir
ein Mensch wird werther werden
als grosse Goldstück auß Ophier
allhier auff dieser erden:
Sieben Weiber werden gemein
ergreiffen einen Mann allein
mit trawrigen Geberden.

Und sprechen: Sey du unser Trost
wir wollen uns selbst nehren
auch kleiden daß wir nicht gehn bloß
nur das wir han ein Herren
laß uns nur nach dem Nahmen dein
heissen daß unser Schmach und Pein
von uns genommen werde.

Lieben Christen es heist noch heut
thut euch zu Gott bekehren
es ist ja noch die Gnadenzeit
zu Fuß fallt Gott dem HERRN:
Deutsch Land thu Buß wie Ninive
Hab Rew und Leid wie Manasse
Gott wird die Straff abkehren.

Als denn wirstu all deine Feind
sämptlich in die Flucht schlagen
und all so dir zuwider seynd
fünff werden hundert jagen
hundert werden zehn tausend Mann
jagen und mit dem Schwerd erschlan
Gott selbsten wird die plagen.
Amen.

Juda, Leo – Klage Jesu zu dem Menschen, der aus eigenem Muthwillen verdammt wird

1522

Sagt an, ihr Menschen allgemein,
Die ihr doch habt von mir allein,
Daß reichlich ausfließt alles Gut,
So Himmel und Erd einschließen thut:
Was blendt euch? was bethört euch so,
Daß ihr das suchet anderswo,
Und nit in mir, der ich der Bronn
Und Ursprung bin, der euch auch gönn‘,
Ja gegentrag‘ euch Solches frei,
Damit euch kein Entschulden sei:
Was habt ihr Arbeit, groß‘ Unruh‘,
Kein Fried‘ kein stete Freud‘ dazu?
Was ficht euch an? was Muthwills Lust?
Was B’gierd‘ habt ihr? hang an umsust
Dem Schatten und dem falschen Wahn,
Da euch kein Nutz mag draus entstahn,
So ich allein die Seligkeit,
Und wahres Heil euch hab‘ bereit?
——————————————
Ein freudenreicher Freund bin ich,
Und dazu stet, theil selber mich
Und, was ich hab‘, mit meinem Fründ.
Wie? daß man doch so Wenig‘ findt,
Die solcher Freundschaft stellen nach
So ich aus Gunst, vergebens doch
Mein’s Reichthums Schatz geb‘ jedermann
Und niemand unbegabet lan?
Ich bin die Straß‘ und Weg allein,
Der alle Menschen gleich gemein
zum Himmel Führ‘; warum geh’n dann
So wenig Leut‘ auf dieser Bahn?
Die ewig‘ Wahrheit ich selbst bin,
Die allen Falsch und Trug treibt hin;
Wie ist das Volk denn so verblendt,
Daß mich so gar jetzt niemand kennt;
Wie sind die Menschen so bethort,
Daß sie nit glauben Gottes Wort?
Mein‘ Zusag‘ ich gar treulich halt‘,
Und hab‘ deß Macht und volle G’walt;
Wie sind denn das so thöricht‘ Leut‘,
Die mir mißtrauen allezeit?
——————————————
——————————————
G’neigt bin ich mit Erbärmd’gen dir,
Wie? daß du doch nit fliehst zu mir,
Als zu einer sichern freien Statt,
Da Sünd‘ und Schuld Verzeihung hat?
——————————————
——————————————
Darum, o Mensch, verläßt du mich,
Und führt in Tod dein‘ Blindheit dich,
Gib mir nit Schuld, klag mich nit an!
Du hast’S dir selbst muthwillig g’than;
Durch mich ist gar ganz nichts versumt.
Wirst du verdammt, dasselb‘ das kumt
Von deiner Bosheit, Muthwill groß;
Die Schuld auf keinen Andern stoß.
Denn was ist noch vorhand, das ich
Nit hab‘ gethan? Bericht deß mich!
So nun dein Herz ist härter viel
Als Marmorstein, und dich nit will
Bewegen solch inbrünst’ge Lieb‘
Die ich so überfließend üb‘
Allzeit gen dir, und dir mein‘ Güt‘
Nit weichen mag dein hartes g’müth;
So dich nit reizt gewisser Lohn,
Den ich dir dort bereitet schon;
So dich kein‘ Furcht der Hölle schreckt,
So dich kein‘ Scham, kein‘ Ehr‘ erweckt,
Ja, so dies All’s dich härter nur
Und noch verstockter macht, wodur
Ein Stahel und ein harter Stein
In Stücke würd‘ zerspalten klein;
Was soll ich väterlicher Gunst
Gen dir erzeigen fürder meh,
So du dich in das ew’ge Weh
Ganz willig und mit Muthwill gibst,
In dem du immer und ewig blibst?
Denn daß ich dich zur Seligkeit,
Die ich euch Allen hab‘ bereit’t,
Woll‘ zwingen wider deinen Will,
Ist meiner G’rechtigkeit zu viel,
So leidet’s Billigkeit gar nicht,
Auch all‘ Vernunft dawider ficht.

Hiller, Philipp Friedrich – Alle, die sich Menschen nennen

Mel.: Alles ist an Gottes Segen.

1.
Alle, die sich Menschen nennen, Lernet doch den Adel kennen, Den der Mensch von Jesu hat;
Jesus, als ein Kind geboren, Bracht’ uns wieder, was verloren, Ehre an der Schande Statt.

2.
Wie Er Menschheit angenommen, Wird Er zum Gericht auch kommen, Sichtbar als des Menschen Sohn;
Alles Auge wird Ihn sehen, Auch den Stich, am Kreuz geschehen, Herrlich auf des Vaters Thron.

3.
Lasset doch den Sohn uns küssen, Betet an zu Seinen Füßen, Dankt Ihm für den Ehrstand,
Glaubt Ihm, ehret Sein Befehlen, Liebt Ihn, laßt Ihm eure Seelen, Denn Sein Zorn ist bald entbrannt.

4.
Er macht los von Satans Ketten, Er kann von dem Tode retten, Er macht von der Sünde frei.
Haßt man Ihn, so ist kein Zweifel, Daß man noch ein Sklav’ vom Teufel, Noch ein Knecht der Sünde sei.

5.
Mach’ mein Herz zum Wappenschilde, Zier es, HErr, mit Deinem Bilde, Schreib’ ihm Deinen Namen ein;
Und zum Zeichen Deines Stammes Laß es roth im Blut des Lammes, Weiß in Deiner Unschuld sein.

6.
Lieber wär’ ich nie geboren, Als wenn ich als Mensch verloren Und ein Kind der Hölle bin!
Stell’ mich einst zu Deiner Rechten In der Zahl von Deinen Knechten, Ewig Dir zu dienen, hin!

Hiller, Philipp Friedrich – Sünder, kommt zu Christi Krippen

Mel.: O Durchbrecher aller Bande.

1.
Sünder, kommt zu Christi Krippen, Seht, hier liegt der Menschensohn;
Von Ihm sang mit reinen Lippen Sein Prophet im Geiste schon,
Und der Engel frohe Schaaren Künden Sein Geburtsfest an.
Kommt, die wir verloren waren, Laßt uns seh’n, was Gott gethan.

2.
Gott sandt’ Seinen Sohn auf Erden, Der nahm Menschenfleisch an sich,
Daß wir Gottes Kinder werden. Froher Glaube, rühme dich!
Nunmehr gehen nicht verloren, Die in Christo Kinder sind.
Lieber wär’ ich nicht geboren, Als in Christo nicht ein Kind.

3.
Vater, der den Sohn gegeben, Dir sei Ehre für den Sohn.
Heiland, der uns kam zum Leben, Dir sei Dank auf Deinem Thron.
Führ’ des Vaters Wohlgefallen Bis zum Himmel an uns aus,
Da wir Kinder nicht nur lallen Von dem Lob in’s Vaters Haus.

Hiller, Philipp Friedrich – Tolle Menschen schämt doch euch!

Mel.: Gott sei Dank in aller Welt.

1.
Tolle Menschen schämt doch euch! Seid nicht Roß und Mäulern gleich.
Sieh’, der du vernünftig bist, Wie der HErr so freundlich ist.

2.
Seiner Sonne holdes Licht Glänzt dir in das Angesicht;
Jede Blume lacht dich an, Die Gott prächtig angethan.

3.
Höre, was dir in der Luft Zu dem Lob des Schöpfers ruft;
Wie die Saite lieblich klingt; Wie die Kehle reizend singt.

4.
Fühlest du, was sanft und zart; Schmeckst du, was von süßer Art;
Riecht dir etwas angenehm: Lobe Gott ob allem dem.

5.
Doch Er will nicht Gott allein, Er will auch dein Vater sein;
Sei Sein Kind, und sei erfreut Ueber Seiner Freundlichkeit.

6.
Lobe Gott nicht nur als Knecht, Nur in Christo lobt man recht,
Und wer glaubt, sieht einst im Licht Gottes freundlich Angesicht.

Gerhardt, Paul – Ist Ephraim nicht meine Kron

1. Ist Ephraim nicht meine Kron
Und meines Herzens Wonne,
Mein trautes Kind, mein treuer Sohn,
Mein Stern und meine Sonne,
Mein Augenlust, mein edle Blum,
Mein auserwähltes Eigentum
Und meiner Seelen Freude?

2. Ich höre seines Seufzens Stimm
Und hochbetrübtes Klagen:
Mein Gott hat mich, spricht Ephraim,
Gestraft und wohl geschlagen.
Er sucht mich heim mit harter Zucht,
Das ist mein Lohn, das ist die Frucht
Und Nutzen meiner Sünden.

3. Hör alle Welt! Ich bin getreu
Und halte mein Versprechen:
Was ich geredt, da bleibt es bei,
Mein Wort werd ich nicht brechen.
Das soll mein Ephaim gar bald
Erfahren und mich dergestalt
Recht aus dem Grund erkennen.

4. Ich denk noch wohl an meinen Eid,
Den ich geschworen habe,
Da ich, aus lauter Gütigkeit,
Mich ihm zu eigen gab;
Ich sprach: Du hast mein Herz erfüllt
Mit deiner Lieb, ich bin dein Schild
Und wills auch ewig bleiben.

5. Ich will mit meiner starken Hand
Dich als ein Vater führen,
Ich selbst will dich und auch dein Land
Aufs best und schönste zieren.
Und wirst du mir gehorsam sein,
So soll dich meines Segens Schein
Ohn alles End erfreuen.

6. Wo du dich aber bösem Rat
Wirst von mir wenden lassen,
So will ich deine Missetat
Heimsuchen, doch mit Maßen;
Und wenn du wieder kehrst zu mir,
So will ich wieder auch zu dir
Mich mit Erbarmen kehren.

7. Nun kehrt zu mir mein Ephraim,
Sucht Gnad in meinen Armen,
Drum bricht mein Herze gegen ihm
Und muß mich sein erbarmen.
Der Unmut fällt mir mit Gewalt,
Mein Eingeweide hitzt und wallt
In treuer Lieb und Gnade.

8. Kommt, alle Sünder, kommt zu mir,
Bereuet eure Sünden
Und suchet Gnad an meiner Tür,
Ihr sollt sie reichlich finden!
Wer sich mit Ephraim bekehrt,
Wird auch mit Ephraim erhört
Und hier und dort getröstet.

Arndt, Ernst Moritz – Kommt her, ihr seid geladen

Kommt her, ihr seid geladen,
der Heiland rufet euch,
der süße Herr der Gnaden,
an Huld und Liebe reich;
der Erd und Himmel lenkt,
will Gastmahl mit euch halten
und wunderbar gestalten
was er in Liebe schenkt.

Kommt her, verzagte Sünder,
und werft die Ängste weg;
kommt her, versöhnte Kinder,
hier ist der Liebesweg.
Empfangt die Himmelslust,
die heilge Gottesspeise,
die auf verborgne Weise
erquicket jede Brust.

Kommt her, betrübte Seelen,
die Not und Jammer drückt,
mit Gott euch zu vermählen,
der wunderbar beglückt.
Kommt, legt auf ewig ab
der Sünde bange Säumnis;
empfanget das Geheimnis,
das Gott vom Himmel gab.

O Wonne kranker Herzen,
die mir von oben kam!
Verwunden sind die Schmerzen,
getröstet ist der Gram.
Was von dem Himmel fleußt,
hat lieblich sich ergossen;
mein Herz ist gar durchflossen
vom süßen Liebesgeist.

Drum jauchze, meine Seele,
hell aus der Sündennacht!
Verkünde und erzähle
die tiefe Wundermacht,
die unermeßlich süß
ein Born der Liebe, quillet
und jeden Jammer stillet,
der fast verzweifeln ließ.

Drum jauchze, meine Seele,
drum jauchze deinem Herrn!
Verkünde und erzähle
die Gnade nah und fern,
den Wunderborn im Blut,
die selge Himmelsspeise,
die auf verborgne Weise
dir gibt das höchste Gut.

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