Gerhardt, Paul – Kommt, ihr traurigen Gemüter

  1. Kommet, ihr traurigen Gemüter,
    Kommt, wir wollen wiederkehren
    Zu dem Herren, dessen Güter
    Kein Verderben kann verzehrn;
    Dessen Macht kein Unglück fällt,
    Dessen Gnade wieder stellt,
    Was sein Eifer umgestürzet:
    Seine Gnad bleibt unverkürzet.
  2. Zwar hat er uns ja zerrissen
    Mit ergrimmten Angesicht
    Und uns, da er uns geschmissen,
    Sehr erbärmlich zugericht´t.
    Doch deswegen unversagt!
    Eben der uns schlägt und plagt,
    Wird die Wunden unsrer Sünden
    Wieder heilen und verbinden.
  3. Alle Not, die uns umfangen,
    Springt vor seinem Arm entzwei;
    Wenn zwei Tage sind vergangen,
    Macht er uns vom Tods frei,
    Daß wir, wenn des dritten Licht
    Durch des Himmels Fenster bricht,
    Fröhlich auf erneuter Erden
    Vor ihm stehn und leben werden.
  4. Alsdann wird man acht drauf haben
    Und mit großem Fleiße sehn,
    Was für Wundergnad und Gaben
    Uns von obenher geschehn.
    Da wird dieses nur allein
    Unsres Herzens Sorge sein,
    Daß wir uns nennen,
    Mögen recht und wohl erkennen.
  5. Denn er wird sich zu uns machen
    Wie die schöne Morgenröt,
    Über welche Lust und Lachen
    Bei der ganzen Welt entsteht.
    Er wird kommen uns zur Freud
    Eben zu der rechten Zeit,
    Voller süßen Kraft und Segen,
    Wie die früh und spaten Regen.
  6. Ach, wie will ich dich ergehen,
    O mein hochgeliebtes Volk!
    Meine Gnade soll dich netzen
    Wie ein ausgespannte Wolk,
    Eine Wolke, die das Feld,
    Wann der Morgen weckt die Welt
    Und die Sonne noch nicht leuchtet,
    Mit dem frischen Tau beleuchtet.

Schreibe einen Kommentar