Johannes 1,14.
Eigene Weise.
1. So ist denn nun die Hütte aufgebauet,
Die Hütte, die der Cherubinen Heer
Und was sich sonst von Engeln findet mehr
Mit wundervoller Freud und Luft beschauet,
Weil ihres Gleichen diese weite Welt
An Herrlichkeit und Schmuck nicht in sich hält.
2. Zwar das Vernunftsaug weiß hier nichts zu preisen,
Der Schein ist schlecht, der sich von außen zeigt;
Das macht, dass der Vernunft ihr Urteil treugt,
Sie richtet nur nach den gewohnten Weisen.
Die Trefflichkeit ist hier gar sehr versteckt,
Ohn Gottes Licht bleibt sie unaufgedeckt.
3. Die Gottheit selbst hat schöners nichts gesehen,
So lange diese Erd und Himmel steht.
Seht, wie die Lust zu diesem Bau nur geht,
Vor ihm muss jene Hütte untergehen,
Weil, was dort nur in dunkeln Schatten war,
Sich hier im Wesen zeiget offenbar.
4. Die Menschheit ist die Hütte, die ich meine,
Die sich das Wort in Gnaden auserkiest,
(Das Wort, davon man schon im Mose liest)
Dass es mit ihr persönlich sich vereine,
Und seiner Gottheit Pracht und Majestät
An ihr ein Zelt, ein Haus und Tempel hätt.
5. Nicht Menschenhand, Gott selbst hat sie erbauet,
Die Werkstatt war der keuschen Jungfraun Leib;
Maria ist das benedeite Weib,
Der sich der Geist in reiner Zucht vertrauet.
Des Wortes keusche Überschattung macht,
Dass dieser Bau wird an das Licht gebracht.
6. O großes Werk, Geheimnis sonder Gleichen!
Wer hat doch, frag ich, jemals dies gehört,
Dass Gott bei Menschen also eingekehrt?
Vernunft, sei still, du wirst es nicht erreichen;
Verehre nur die unumschränkte Kraft,
Die Allmacht, die dies große Wunder schafft.
7. Gesegnet seist du, allerschönste Hütte!
Die ganze Füll der Gottheit wohnet hier,
Sie weichet nun und nimmermehr von dir,
Des Vaters Wort bleibt stets in deiner Mitte;
Und ob dich gleich der Tod in Stücken bricht,
So weicht nach solchem Bruch das Wort doch nicht.
8. Man riecht an dir die edlen Spezereien,
Des Geistes übertrefflichs Balsamöl,
Mit welchem dich dein Gott nach Leib und Seel
Zu seiner Hütte hat gewollt einweihen.
Dir ist kein Maß der Gaben angesetzt,
Was dir geschenkt, ist ohne Maß geschätzt.
9. Hier findet man den rechten Altar stehen
Zusamt dem Opfer, das uns Gott versöhnt,
Der von uns Sündern schändlich ist verhöhnt;
Das Opfervieh muss nun bei Seite gehen.
Hier ist der Born, draus Lebenswasser springt,
Das unsern Geist zur Reinigung durchdringt.
10. Hier siehet man ohn Unterlass aufsteigen
Vom Räuchaltar das priesterlich Gebet;
Man findet Brot an dieser heilgen Stätt;
Der güldne Leuchter ist nicht zu verschweigen,
Der hier mit seinen sieben Lampen brennt
Und aller Welt die lichten Strahlen gönnt.
11. Hier ist der Thron der Heiligkeit und Gnaden,
Den Engel auch gelüstet anzuschaun;
Der Glaube tritt hinzu ohn Furcht und Graun,
Empfänget Heil und Stärk für Adams Schaden.
Was Gottes Wohlgefallen an uns sei,
Wird hier durchs Licht und Recht entdecket frei.
12. Mit einem Wort: das Wort, das Fleisch geworden,
Des höchsten Vaters eingeborner Sohn,
Der in der Ewigkeit hat seinen Thron
Und huldreich sich vermählt mit unserm Orden,
Hat, was ehmals in Bildern eingehüllt
Verborgen war, in und durch sich erfüllt.
13. Gelobet sei, Jehovah, deine Treue,
Die Gnad und Wahrheit nunmehr hergestellt,
Wodurch, was Satan vormals hat gefällt,
Gerettet wird; o Seele, dich des freue!
Stimm mit der Engel Chor ein Danklied an,
Erhebe ihn um das, was er getan!
14. Du aber, der du vormals angenommen
Dies Fleisch, die arme menschliche Natur,
(O nie verspürte Heils- und Liebesspur!)
Und aus der Höh zu uns herab gekommen,
Lass auch, bitt ich, bewegen deinen Sinn
Und nimm mein Herz zu deiner Hütte hin.