Aus S. Bernhardi Vermahnung.
Im Ton: Hie lieg ich armes Würmelein.
O Mensch, bedenke stets dein End,
der Tod doch Leib und Seele trennt.
Gehorche Gott und dich bekehr,
mit Sünden nicht dein Herz beschwer.
Hier bleibst du nicht, du mußt davon,
wie du hier lebst, ist dort der Lohn.
Wo sind die Kinder dieser Welt
mit ihrer Wollust, Pracht und Geld?
Wo sind die noch vor wenig Zeit
bei uns stolzierten voller Freud?
Sie sind dahin, all ihre Hab
ist nichts denn Stank und Staub im Grab.
Hieran gedenk, o Menschenkind,
bedenke, was sie worden sind.
Sie waren Menschen, gleich wie du,
die meiste Zeit sie brachten zu
In Wollust, aber ach, wie schnell
sind sie gefahren zu der Höll.
Hier wird ihr Leib der Würmer Kost,
die Seel dort leidet Hitz und Frost,
Bis sie der HERR am jüngsten Tag
zusammen bringen wird mit Klag
Und stürzen in das Schwefelfeur
zu allen Teufeln ungeheur.
Denn weil sie hier mit Üppigkeit
gedient dem Satan haben beid,
An ihre Buße nie gedacht
und an die finstre Todes-Nacht,
So ists auch recht, daß sie zugleich
dort leiden Qual ins Teufels Reich.
Was hilft sie nun ihr Ehr und Gut,
ihr Wollust, Macht und Uebermuth?
Wo ist ihr Lachen, Spiel und Scherz,
wo ist ihr Stolz und freches Herz?
Diß alles ist in lauter Pein
verwandelt, der kein End wird sein.
Was Gott an ihnen hat gethan,
bezeugt, daß er auch solches kann
An dir erweisen. Du bist Erd,
trittst Erd und wirst von Erd genährt,
zu Erden wirst du nach dem Tod
auch werden, gleichwie Mott und Koth.
Merk und behalt diß, was ich sag,
vergiß nicht deinen Todestag,
Wie schnell er brechen wird herein:
vielleicht möcht es noch heute sein.
Der Tod mit dir macht keinen Bund:
wie, wann er käm jetzt diese Stund?
Gewis ists, daß du sterben mußt:
wann, wie und wo ist unbewußt.
An allem Ort, all Augenblick
wirft aus der Tod sein Netz und Strick:
Bist du nun klug, so sei bereit
und warte sein zu jeder Zeit.
Trau nicht auf deinen stolzen Leib,
das Sündenrad nicht weiter treib:
Wirst du in Bosheit fahren fort,
so fährest du zur Höllen Pfort.
Gott ist gerecht: Er straft die Sünd,
er straft dort, wie er dich hier findt.
Denn wer die Welt mehr liebt als Gott,
mit Frömmigkeit nur treibt ein’n Spott,
Lebt täglich, wie der reiche Mann,
in Völlerei, aufs best er kann:
Dem Teufel dienet er auf Erd,
wird mit ihm gleicher Straf gewährt.
O Jesu Christe, der du mich
aus Finsternis so gnädiglich
Berufen hast zu deinem Licht,
hilf, daß ich mich gleich stelle nicht
Dem Wesen dieser argen Welt,
die ganz mit Bosheit ist vergällt.
Verleih, daß ich aus aller Macht
die Welt mit ihrer Lust veracht,
Und trachte stets nach deinem Reich,
da ich werd sein den Engeln gleich,
Da man dein auserwählten Kind
in höchster Freud beisammen sindt.