Heermann, Johannes – Treue Vermahnung aus dem h. Augustino daß man die Buße nicht aufschieben soll.

Im Ton: Vater unser im Himmelreich.

SO wahr ich lebe, spricht dein Gott,
mir ist nicht lieb des Sünders Tod,
Vielmehr ist diß mein Wunsch und Will,
daß er von Sünden halte still,
Von seiner Bosheit kehre sich
und lebe mit mir ewiglich.

Diß Wort bedenk, o Menschenkind,
verzweifle nicht in deiner Sünd:
Hier findest du Trost, Heil und Gnad,
die Gott dir zugesaget hat,
Und zwar mit einem teuren Eid;
o selig, dem die Sünd ist leid!

Doch hüte dich vor Sicherheit:
denk nicht, zur Buß ist noch wol Zeit,
Ich will erst fröhlich sein auf Erd:
wann ich des Lebens müde werd,
Alsdann will ich bekehren mich,
Gott wird wol mein erbarmen sich.

Wahr ists: Gott ist wol stets bereit
dem Sünder mit Barmherzigkeit,
Doch wer auf Gnade sündigt hin,
fährt fort in seinem bösen Sinn
Und seiner Seelen selbst nicht schon,
dem wird mit Ungnad abgelohnt.

Gnad hat dir zugesaget Gott
von wegen Christi Blut und Tod:
Zusagen hat er nicht gewollt,
ob du bis morgen leben sollt;
Daß du mußt sterben ist dir kund:
verborgen ist des Todes Stund.

Heut lebst du, heut bekehre dich,
eh morgen kommt kanns ändern sich;
Wer heut ist frisch, gesund und roth,
ist morgen krank, ja wol gar todt:
So du nun stirbest ohne Buß,
dein Seel und Leib dort brennen muß.

Hilf, ob HErr Jesu! hilf du mir,
daß ich noch heute komm zu dir
Und Buße thu den Augenblick,
eh mich der schnelle Tod hinrück,
Auf daß ich heut und jederzeit
zu meiner Heimfahrt sei bereit.

Philipp Wackernackel – Johann Heermanns Geistliche Lieder