Weisse, Michael – O Vater der barmhertzigkeyt,

O Vater der barmhertzigkeyt,
wir bitten dich mit innigkeit,
Du wollest dich erbarmen
der schwachen und armen.

Die sich hertzlich zu dir keren,
gnad und hülff von dir begeren,
Auff das sie deinen willen
stets möchten erfüllen.

Hilff, das sie dir warheyt finden
zur vergebung aller sünden,
Innheyliger gemeynschafft
enden jr Bilgerschafft.

Christe, aller welt Heylandt,
hilff allen, die dich han erkannt,
Das sie in dir
zu nemen für und für.

Laß sie nicht krafftlos werden
unter deinem joch auff erden,
Auß deim Gesetz
fallen ins Teuffels netz.

Hilff durch dein Blutvergiessen,
das sie dein hie wol geniessen
Und benedeyt
dich loben alle zeyt.

O Heyliger Geyst, warer Gott,
sih heut an der glaubigen not
Und erleucht durch dein güt
der irrenden gemüt.

O komm, du verheyßner tröster,
und mach und geystliche Priester,
Das wir Gott unsern schöpffer
preysen mit danckopffer.

O hilff, das wir die Priesterschafft
inn recht heiliger gemeynschafft
Alles in Christi namen
wol volenden, Amen.

Mathesius, Johann – O Jesu Christ, wahr Gottes Sohn

O Jesu Christ, wahr Gottes Sohn,
Mein Heiland, Mittler und Patron,
Ich armer Sünder flieh zu Dir,
Weil Du sprichst: Kommt all her zu mir,
Die ihr jetzt steckt in Angst und Noth,
Ich rett allein aus Sünd und Tod.
Ich will eur Trost und Beistand sein
Bei eurem Gott, dem Vater mein;
Will durch mein Wort und Geist euch geben
Gerechtigkeit und ewiges Leben.
Ich glaub, Herr, durch dein Wort an Dich;
Ach, Freud und Trost in mein Herz sprich.
Wenn du mich laßt, so steh ich bloß.
Ich bitt Dich durch dein Güte groß,
Durch dein Opfer und theures Blut,
Welchs all mein Sünde tilgen thut,
Denk mein in deines Vaters Thron;
Du bist allein der liebe Sohn.
Ins Teufels Sieb ich sitz jetzund,
Laß du mich nicht, ich geh zu Grund.
In dieser Noth von mir nicht setz,
An dir mich alles Leids ergetz.
Aus Lieb und Treu mir Beistand thu,
In dir allein ist Rast und Ruh.
Du bist mein Fels, Vest, Schild und Hort;
Beim Vater red mir heut mein Wort.
Du bist der einig Priester rein,
Leg für mich ein Collecten ein.
Wenn mein Glaube sinket und zagt,
Und mich mein große Sünde plagt,
Kein Trost will in mein Herze nicht,
Und es vor Aengsten gar erschrickt,
All Creatur setzt von mir ab,
Alsdenn erquick und mein Herz lab.
Wenn Leib und Seel sich scheiden thut,
Bespreng mich, Herr, mit Deinem Blut.
Der Würger hab an mir kein Theil,
Auf dir allein steht all mein Heil.
Ein traurig Herz, von Reu gekränkt,
Mit Deinem theuern Blut besprengt,
Solch Opfer gfallen Gott allein.
Laß dir mein Seel befohlen sein.
Bescher mir, Herr, ein selig End,
Mein Geist nimm, Herr, in deine Händ.
Die arme Christenheit bewahr,
Halt sie in Fried und reiner Lahr.
Amen.

Ledderhose – Nikolaus Hermans und Johannes Mathesius geistliche Lieder

Luise Henriette von Brandenburg – Ich will von meiner Missethat

1) Ich will von meiner Missethat
Zum Herren mich bekehren;
Du wollest selbst mir Hülf und Rath,
Hierzu, o Gott, bescheeren,
Und Deines guten Geistes Kraft,
Der neue Herzen in uns schafft,
Aus Gnaden mir gewähren!

2) Natürlich kann ein Mensch doch nicht
Sein Elend selbst empfinden:
Er ist ohn‘ Deines Geistes Licht
Blind, taub und todt in Sünden.
Verkehrt ist Will‘, Verstand und Thun:
Des großen Jammers komm‘ mich nun,
O Vater, zu entbinden!

3) Klopf‘ durch Erkenntniß bei mir an,
Und führ‘ mir wohl zu Sinnen,
Was Böses ich für dir gethan, –
Du kannst mein Herz gewinnen, –
Daß ich aus Kummer und Beschwer‘
Laß über meine Wange her
Viel heiße Thränen rinnen!

4) Wie hast Du doch auf mich gewandt
Dein Reichthum Deiner Gnaden!
Mein Leben dank ich Deiner Hand;
Du hast mich überladen
Mit Ruh‘, Gesundheit, Ehr‘ und Brod, –
Du machst, daß mir noch keine Noth
Bis hierher können schaden.

5) Hast auch in Christo mich erwählt
Tief aus der Höllen Fluthen,
Daß niemals mir es hat gefehlt
An irgend einem Guten.
Und daß ich ja Dein eigen sey,
Hast Du mich auch aus großer Treu
Gestäubt mit Vater-Ruthen.

6) Gegeben zu genießen?
Schenk aber ich Gehorsam dir?
Das zeuget mein Gewissen,
Mein Herz, in welchem Nichts gesund,
Das tausend Sünden-Würmer wund
Bis auf den Tod gebissen.

7) Die Thorheit meiner jungen Jahr,
Und alle schnöden Sachen
Verklagen mich so offenbar:
Was soll ich Armer machen?
Sie stellen, Herr, mir für’s Gesicht
Dein unerträglich Zorngericht
Und Deiner Höllen Rachen.

8) Ich habe meiner Gräuel Qual,
Und schäm‘, sie zu bekennen;
Es ist weder Maaß noch Zahl,
Ich weiß sie nicht zu nennen.
Und ist keiner doch so klein,
Um welchen Willen nicht allein
Ich ewig müsse brennen.

9) Bisher hab ich in Sicherheit
Fein unbesorgt geschlafen,
Gesagt: es hat noch lange Zeit,
Gott pflegt nicht bald zu strafen,
Er fähret nicht mit unsrer Schuld
So strenge fort; es hat Geduld
Der Herr mit seinen Schafen.

10) Dies Alles jetzt zugleich erwacht,
Mein Herz will mir zerspringen,
Ich sehe Deines Zornes Macht,
Dein Feuer auf mich dringen.
Du regest wider mich zugleich
Des Todes und der Höllen Reich,
Die wollen mich verschlingen.

11) Die mich verfolgt, die große Noth,
Fährt schnell ohn‘ Zaum und Zügel.
Wo flieh ich hin? Du Morgenroth,
Ertheil mir deine Flügel!
Verbirg mich wo, du fernes Meer,
Stürzt hoch herab, fallt auf mich her,
Ihr Klippen, Thürm‘ und Hügel!

12) Ach nur umsonst! und könnt ich auch
Bis in den Himmel steigen,
Und wieder in der Höllen Bauch
Mich zu verkriechen neigen:
Dein Auge dringt durch Alles sich,
Du wirst da meine Schand‘ und mich
Der lichten Sonnen zeigen!

13) Herr Jesu, nimm mich zu dir ein,
Ich flieh in Deine Wunden,
Die Du, o Heiland, wegen mein
Am Kreuze hast empfunden,
Als unter Aller Sünden Müh‘,
Dir o Du Gotteslamm, ward sie
Zu tragen aufgebunden.

14) Wasch mich durch Deinen Todesschweiß
Und purpurrothes Leiden,
Und laß mich sauber seyn und weiß,
Durch Deiner Unschuld Leiden!
Von wegen Deines Kreuzes Last
Erquick‘, was du zermalmet hast,
Mit Deines Trostes Freuden.

15) So angethan, will ich mich hin
Vor Deinen Vater machen;
Ich weiß, er lenket seinen Sinn,
Und schaffet Rath mir Schwachen.
Er weiß, was Fleisches Lust und Welt
Und Satan uns für Netze stellt,
Die uns zu stürzen, wachen.

16) Wie werd‘ ich mich mein Lebenlang
Für solcher Plage scheuen?
Durch Deines guten Geistes Zwang,
Den Du mir wollst verleihen;
Der mir vor aller Sünden List,
Und dem, was Dir zuwider ist,
Helf ewig mich befreien.

Lavater, Johann Caspar – Fortgekämpft und fortgerungen

Fortgekämpft und fortgerungen,
bis zum Lichte durchgedrungen
muß es, bange Seele, sein.
Durch die tiefsten Dunkelheiten
kann dich Jesus hinbegleiten;
Mut spricht er den Schwachen ein.

Bei der Hand will er dich fassen;
scheinst du gleich von ihm verlassen,
glaube nur und zweifle nicht!
Bete, kämpfe ohne Wanken;
bald wirst du voll Freude danken,
bald umgibt dich Kraft und Licht.

Bald wird dir sein Antlitz funkeln;
hoffe, harre, glaub im Dunkeln!
Nie gereut ihn seine Wahl.
Er will dich im Glauben üben;
Gott, die Liebe, kann nur lieben,
Wonne wird bald deine Qual.

Weg von aller Welt die Blicke!
Schau nicht seitwärts, nicht zurücke,
nur auf Gott und Ewigkeit;
nur zu deinem Jesus wende
Aug‘ und Herz und Sinn und Hände,
bis er himmlisch dich erfreut.

Aus des Jammers wilden Wogen
hat dich oft herausgezogen
seiner Allmacht treue Hand.
Nie zu kurz ist seine Rechte;
wo ist einer seiner Knechte,
der bei ihm nicht Rettung fand!

Schließ dich ein in deine Kammer,
geh und schütte deinen Jammer
aus in Gottes Vaterherz.
Kannst du gleich ihn nicht empfinden,
Worte nicht, nicht Tränen finden:
klage schweigend deinen Schmerz.

Kräftig ist dein tiefes Schweigen:
Gott wird sich als Vater zeigen;
glaube nur, daß er dich hört.
Glaub, daß Jesus dich vertreten,
glaube, daß, was er gebeten,
Gott, sein Vater, ihm gewährt.

Drum so will ich nicht verzagen,
mich vor Gottes Antlitz wagen;
Komm ich um, so komm ich um!
Doch mit ihm werd überwinden;
ich, wer sucht, der wird ihn finden:
das ist seiner Gnade Ruhm.

Juda, Leo – Din, din soll syn das Herze min,

Din, din soll syn das Herze min,
Freundlicher Herre Gotte!
Du hast mich b’kleid’t und sicher b’leit1)
Im Weg deiner Geboten.
Mich soll von dir, so du’s gönnst mir,
Kein Kunst und G’walt abziehen,
Und ob denn schon das Fleisch tret von,
Soll doch das Herz nit fliehen!

Din, din soll syn das Herze min,
Du auserwählter Christe!
Du gibst recht Freud, vertybst alls Leid,
Du bist die wahre Friste 2)!
All min Begier steht hin zu dir
In Lust und Freund mins Herzens,
Du bist min Hort, din ewigs Wort
Vertreibt mir all min Schmerzen!

Din, din soll syn das Herze min,
Du Hilf und Trost der Armen!
Sieh an min Stryt, den ich erlyd,
Und thu dich min erbarmen!
Gebiet dem Find 3) und still die Sünd
Das g’scheh dir, Herr, zu Ehren!
Zieh mich nach dir und thu in mir
Allzyt den Glouben mehren!

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek

1) geleitet, geführt
2) Ruhe
3) Feind

Roh, Jan – Gottes Sohn ist kommen

Gottes Sohn ist kommen
Uns allen zu Frommen
Hier auf diese Erden
In armen Gebärden,
Daß er uns von Sünde
Freiet‘ und entbünde.

2. Er kommt auch noch heute
Und lehret die Leute,
Wie sie sich von Sünden
Zur Buss‘ sollen wenden,
Von Irrtum und Torheit
Treten zu der Wahrheit.

3. Die sich sein nicht schämen
Und sein’n Dienst annehmen
Durch ein’n rechten Glauben
Mit ganzem Vertrauen,
Denen wird er eben
Ihre Sünd‘ vergeben.

4. Denn er thut ihn’n schenken
in den Sacramenten
sich selbsten zur Speise,
sein Lieb zu beweisen,
daß sie sein geniessen
in ihrem Gewissen.

5. Die also bekleiben
und beständig bleiben,
dem HErren in allen
trachten zu gefallen,
die werden mit Freuden
auch von hinnen scheiden.

6. Denn bald und behende
kommt ihr letztes Ende,
da wird er vom Bösen
ihre Seel erlösen,
und sie mit sich führen
zu der Engel Chören.

7. Von dannen er kommen,
wie denn wird vernommen,
wenn die Todten werden
erstehn von der Erden,
und zu seinen Füssen
sich darstellen müssen.

8. Da wird er sie scheiden,
die Frommen zu Freuden,
die Bösen zur Höllen,
in peinliche Stellen,
da sie ewig müssen
ihr Untugend büssen.

9. Ei nun, Herre Jesu,
Schicke unser Herz zu,
Daß wir alle Stunden
Rechtgläubig erfunden,
Darinnen verscheiden
Zur ewigen Freuden.

Gerhardt, Paul – Hörst du hier die Ewigkeit

1. Hörst du hier die Ewigkeit,
Der du Schuld mit Schulden häufest
Und auf schnöden Wegen läufest
Wie ein toller Hengst im Streit?
Wird das Ewig dich nicht wecken:
Wird dich ewige Pein erschrecken.

2. Fürchte dich vor Gottes Grimm
Und vermeide Tritte,
Wende deines Lebens Schritte
Von den bösen Wegen um:
Sonsten wird, mit ewigen Nagen,
Ewiges Feur und Wurm dich plagen.

3. Werde fromm und lebe recht,
Diene dem, der dich erschaffen,
Mit des Lichts und Glaubens Waffen
Als ein treuer kluger Knecht:
Also wird vorm ewigen Leide
Dich befrein die ewige Freude.

Grünwald, Georg – KUmpt her zu mir, spricht Gottes sun,

KUmpt her zu mir, spricht Gottes sun,
al die jr seyt beschwäret nun,
mit sünden fast beladen,
Ir jungen, alten, fraw und man!
ich will euch geben, was ich han,
und heylen ewern schaden.

Meinn joch ist süß, mein bürd ist ring,
wers nach mir tregt inn dem geding,
dz er der hell entweyche,
Ich will jms trewlich helffen tragn,
mit meiner hilff würt er erjagn
das ewig himmelreiche.

Was ich hab thon und glitten hie
inn meinem leben, spat und frü,
dz solt ir auch erfüllenn.
Ja, was der mensch denckt, redt unnd thut,
das kumpt jm alles zrecht unnd zgut,
wens gschicht nach Gottes willen.

Gern wolt die welt auch sälig sein,
wenn nur nit wer die schmach und peyn,
die alle Christen leiden:
So kan unnd mags nit anders sein,
darumb ergib dich willig drein,
wer ewig peyn wil meiden!

All Creatur bezeüget das,
wwas lebt im wasser, lufft und graß,
durch lyden muß sich enden.
Wer dann inn Gottes nam nit wil,
der muß zu letst ins Teüffels zyl
mit schwerem gwissen lenden.

Heut ist der mensch schön, jung und lanck,
morgen so ist er tödtlich krank,
alsbald so muß er sterben:
Gleich wie ein blumen auff dem feld,
also würdt pracht unnd breng der welt
inn einem huy verderben.

Die welt erzittert ob dem tod:
wann einer ligt inn letster not,
da wil er erst frumm werden:
Einer schafft diß, der ander das,
und er sein selber stätz vergaß,
die weyl er lebt auff erden.

Und wenn er nymmer leben mag,
so hebt er an ein grosse klag,
wil sich erst Gott ergeben:
Ich förcht fürwar, die göttlich gnad,
die er allzeit verspottet hat,
werd schwerlich ob jm schweben.

Was hilfft den reychen sein grosses gut?
was hilfft den jungen sein stoltzer mutt?
er muß auß disen meyen:
Wenn einer geb die gantzen welt,
silber und gold unnd alles gelt,
noch muß er an den reyen!

Was hilfft den glerten seinn grosse kunst?
der weltlich pracht ist gar umb sunst,
wir müssen alle sterben!
Wer sich in Christum nit ergeyt,
dieweil er noch in gnaden zeyt,
ewig muß er verderben!

Darumb so merckt, jr lieben kind,
die yetzund Gott ergeben sind,
laßt euch die müh nit rewen:
Halt stätz am heylgen Gottes wort,
dz ist der seelen höchster hort,
Gott wirts euch schon betrewen.

Schawt, dz jr guts umb übels gebt,
schawt, das jr hie unschuldig lebt,
laßt euch die welt nit äffen:
Gebt Gott den rach und alle ehr,
den engen steyg geht ymmer her,
Gott würt die welt fein straffen.

Wenn es euch gyng nach fleysches mut,
mit gunst und gsund und grossem gut,
gar bald würdt jr erkalten:
Darumb schickt Gott euch trübsal her,
damit das fleysch gezüchtigt werd,
zweiger freüd erhalten.

Ist euch das creütz so bitter schwer,
gedenckt, wies hellisch feüre wer,
darin die welt muß rinnen,
Mit leib und seel das leyden sein
on underlaß die ewig pein
und kan doch nit verbrinnen!

Drumb werden wir nach diser zeyt
mit Christo haben ewig freüd,
daran soll wir gedencken.
Kein zungen dz außsprechen kan,
die glori und den ewig lon,
den uns der Herr wirt schenken!

Und was der ewig gwaltig Gott
inn seinem geyst versprochen hat,
geschworen bey seim namen,
Des helt und gibt er gwiß fürwar:
der helff uns an der Engel schar
durch Jesum Christum, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Franck, Salomo – Abschied an die Welt.

Mel. Gott des Himmels und der Erden.
Gedruckt 1685

Schnöde Welt, jetzt will ich scheiden,
Weil der Himmel mir beliebt;
Ich verlange dort zu weiden,
Wo kein Leiden mich betrübt.
Ich verlache deine Pracht;
Schnöde Welt, zu guter Nacht!

Schnöde Welt, dein Glanz erbleichet,
Deiner Ehren Thron zerfällt;
Alles stirbet und entweichet,
Was der Mensch für herrlich hält.
Ich verlache deine Pracht;
Schnöde Welt, zu guter Nacht!

Schnöde Welt, wie kannst du quälen!
Deine Lust ist Last und Pein,
Und ein süßes Gift der Seelen,
Deine Zier ist falscher Schein.
Ich verlache deine Pracht;
Schnöde Welt, zu guter Nacht!

Schnöde Welt, du mußt verschwinden;
Deine Pracht ist Eitelkeit;
In dem Himmel kann ich finden
Pracht und Lust und Sicherheit.
Ich verlache deine Pracht;
Schnöde Welt, zu guter Nacht!

Schnöde Welt, jetzt will ich scheiden;
Denn der Tod ist mein Gewinn;
Dort genieß ich wahrer Freuden:
Schnöde Welt, fahr‘ immer hin!
Weg mit Lust und Macht und Pracht!
Schnöde Welt, zu guter Nacht!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Capito, Wolfgang – Das lied, Ich bin ins flaysch zum todt geborn

(„Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc. (Augsburg) M.D. XXXIII“)

ICh bin inns flaisch zum todt geborn,
auf mir blib fluch unnd Gottes zorn,
mein will unnd werck warn gar verlorn,
biß mich Jesus ernewet
Und rufft zur buß zur engen port;
der vatter tödt der sünden mord
durch Jesu todt, auß dem mir fort
vor pein der hell nit scheühet.
Sein gwalt, auffart und gaiste reyn
bracht hymlisch gburt, göttlichen schein,
sein selbs ankunft ins hertze mein
frümbkait, frid, frewd und leben.

Darumb, Jesu, schatz unnd berlin gutt,
du süsser ghruch unnd werdes blut,
ich trag dich stäts in meinem mut,
hör, mensch, was zeügt mein glauben;
Wer Jesum auch wil also hon,
der muß seinn aygen willen lon,
nach Jesu will inn wirckung ston,
in übung unnd in schawen.
Welchs hoffnung Jesus worden ist,
der achtet nitt was sunst gebrist,
all zeytlichait ist jm ain mist
auff sand kan er nit bawen.

Wer Creaturen verlassen hatt
unnd jr befleckung ledig stat,
sein hertz unnd mutt an Jesu lat,
der darff nitt weytter sorgen,
Dann Jesu gayst ain tröster ist,
aber nur deß, dem trost geprist,
dem sein Creütz bleibt mitt dult vermischt
und freüd in Gott verborgen.
On JEsum ist es alles nicht,
wer seinem wortt nitt widerspricht
und jn inn lieb und laid vergicht,
der hats vom vatter glernet.

Halt innig synn und ainigkait
außschwayffig menge sey dir layd,
schaw auff Jesum, dein zyl berayt,
deß krafft inns hertz bringt leben;
Glaub, lieb, vor Gott gerechtigkait
nymm ann, halt gaystlich underschayd,
wandle, wie dich der Sun Gotts layt,
der sich für dich hat geben,
Der dich durch sich erle+üchtet klar
unnd setzet in des himels schar:
ach, laß nit nemmen solche war
den Teüfel mit sein listen.

Ach Jesu Christ, verleych unns gnad,
das uns der feynd nitt bring zu schad,
das wir vor Gott durch dich im pfad
beharren biß ans ende!
Was krafft möcht sunst in diser not
beston? eyl, Herr, kumm nit zu spat,
auff das uns nit deß feyndes rat
hie und dort ewig schende.
Dir wöllen wir zur ghrechten hand
Gottes, der du uns hast für schand
erlöset, singen inn dem land
eer, preyß und alle glori.