Lavater, Johann Caspar – Fortgekämpft und fortgerungen

Fortgekämpft und fortgerungen,
bis zum Lichte durchgedrungen
muß es, bange Seele, sein.
Durch die tiefsten Dunkelheiten
kann dich Jesus hinbegleiten;
Mut spricht er den Schwachen ein.

Bei der Hand will er dich fassen;
scheinst du gleich von ihm verlassen,
glaube nur und zweifle nicht!
Bete, kämpfe ohne Wanken;
bald wirst du voll Freude danken,
bald umgibt dich Kraft und Licht.

Bald wird dir sein Antlitz funkeln;
hoffe, harre, glaub im Dunkeln!
Nie gereut ihn seine Wahl.
Er will dich im Glauben üben;
Gott, die Liebe, kann nur lieben,
Wonne wird bald deine Qual.

Weg von aller Welt die Blicke!
Schau nicht seitwärts, nicht zurücke,
nur auf Gott und Ewigkeit;
nur zu deinem Jesus wende
Aug‘ und Herz und Sinn und Hände,
bis er himmlisch dich erfreut.

Aus des Jammers wilden Wogen
hat dich oft herausgezogen
seiner Allmacht treue Hand.
Nie zu kurz ist seine Rechte;
wo ist einer seiner Knechte,
der bei ihm nicht Rettung fand!

Schließ dich ein in deine Kammer,
geh und schütte deinen Jammer
aus in Gottes Vaterherz.
Kannst du gleich ihn nicht empfinden,
Worte nicht, nicht Tränen finden:
klage schweigend deinen Schmerz.

Kräftig ist dein tiefes Schweigen:
Gott wird sich als Vater zeigen;
glaube nur, daß er dich hört.
Glaub, daß Jesus dich vertreten,
glaube, daß, was er gebeten,
Gott, sein Vater, ihm gewährt.

Drum so will ich nicht verzagen,
mich vor Gottes Antlitz wagen;
Komm ich um, so komm ich um!
Doch mit ihm werd überwinden;
ich, wer sucht, der wird ihn finden:
das ist seiner Gnade Ruhm.

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