Zeller, Albert – Nur keinen Abschied meine Lieben

Nur keinen Abschied meine Lieben!
Noch einen Blick und Druck der Hand!
Das Beste ist uns doch geblieben,
Der Glaube an Ein Heimatland,
An eine Nähe unsrer Geister,
An ein Verständnis klar und tief,
An Einen Herrn und Einen Meister,
Der liebend uns zusammenrief.

Es eilt das Schiff mit Adlersflügeln
Hinab mit uns des Lebens Strom,
Vorbei an Schlössern, Städten, Hügeln,
Vorbei an manchem hohen Dom,
Vorbei an mancher lichten Blume,
An manchem Stein der Herrlichkeit,
An trauter Stätte Heiligtume,
An manchem Grab und manchem Leid.

Hier stößt ein Nachen von dem Strande
Und legt mit neuen Pilgern an,
Schnell weben sich der Freundschaft Bande;
Doch alte Freunde nimmt der Kahn:
Ein ewig kommen, ewig Gehen,
Ein Wechsel voller Lust und Leid,
Ein Lebewohl auf Wiedersehen,
Ein Lebewohl auf Ewigkeit.

Doch wie der Sonne letzte Strahlen,
Wenn sie sich neigt am Himmelszelt,
Am herrlichsten und schönsten malen
Die wundervolle Gotteswelt,
So leuchtet in den letzten Blicken
Die Lieb am mächtigsten empor
Trotz allen irdischen Geschicken
Und öffnet uns des Himmels Tor.

Arndt, Ernst Moritz – Abschiedslied.

Schon dunkeln meine Lebenstage
Sich tief hinab zum Abendschein,
Und ernster fragt die große Frage:
Was bist du? sprich! was wirst du sein?
Wie löst das Räthsel deines Lebens
Sich hinter deinem Grabe auf?
War all dein Streben nicht vergebens?
War eitel Irrlauf nicht dein Lauf?

Ja wohl, die letzten Glockenschläge,
Der letzte Strahl des Abendlichts
Was klingen sie im Busen rege?
Was leuchtet er aus deinem Nichts?
Was melden deiner Augen Thränen?
Was wird im kranken Herzen wach?
O all dein Irren Träumen Sehnen,
Des Lebens langes Weh und Ach.

So ist’s: Mit Düsterniß umhangen
Wie oft war dir die wunde Brust,
Ein Dorn dein Sehnen und Verlangen,
Ein Gift die Süßigkeit der Lust;
Wie mogte sich der Blinde hüten
Auf bunter Täuschung Blumenfeld,
Wo oft die Natter unter Blüthen
Den Biß auf ihren Pflücker schnellt?

Doch still! Auch lieblich ist verklungen
Dir mancher schöne Erdentag,
Von Gottes Lieb‘ und Lust durchsungen,
Die tönt Erinn’rung fröhlich nach.
Ja, Gott, ich danke für dein Werde!
Für’s Wonnewort Es werde Licht!
Für deine schöne grüne Erde
Und all ihr Sonnenangesicht.

Ja Dank dir, Herr, für reiche Freude
Auf schwerstem längsten Pilgergang.
Es macht des Abends Schlafgeläute
Dem müden Wandrer nimmer bang;
Wie oft er auch auf wüstem Pfade
Von deinem Lichte tief verirrt,
Er weiß, daß deine Huld und Gnade
Ihn nimmermehr verlassen wird.

Nein, nimmer! Felsen sind die Worte,
Die Worte dein, Herr Jesus Christ,
Durch welche mir die Himmelspforte
Der Gnade weit geöffnet ist.
Mag dieser Erde Licht verscheinen,
Mag diese Sonne untergeh’n,
Ich werde selig mit den Deinen
Lobsingend steh’n auf höhern Höh’n.

Ja, süßer Heiland, mit den Deinen,
Sei auch ich unter Kleinsten klein –
Dein Licht wird ewig auf mir scheinen,
Dein Glanz wird ewig bei mir sein.
Hier gilt kein Zagen und kein Fragen,
Hier gilt: Halt fest, den Glauben fest,
Daß Gott nach diesen Dunklen Tagen
Dir hellere Sterne scheinen läßt.

 

Johann Heermann – Der Tod klopft bei mir an

Der Tod klopft bei mir an,
das zeigen meine Schmerzen;
doch ist nichts, das mich schrecken kann.
Ich trage den im Herzen,
der meinen Tod durch seinen Tod
getötet hat und mir bei Gott
Gnad’, Hilf‘ und Heil erworben.
Wer an ihn glaubt
und treu verbleibt,
der bleibet unverdorben.

Drum wenn mich Gott von hinnen nimmt,
so denke nicht mit Schmerzen,
er sei auf dich und mich ergrimmt;
er liebet uns von Herzen,
er liebet, sag‘ ich, dich und mich,
das glaub, o Liebste, sicherlich!
Werd‘ ich von dir genommen
auf kurze Zeit,
in Herrlichkeit
wirst du dort zu mir kommen.

Ach, hebt die Augen auf mit mir!
Den Himmel sah ich offen.
Ach. ach, wie schön ist meine Zier,
Gott hör‘ ich mir schon rufen:
Komm, treuer Knecht, o geh herein,
jetzt sollst du ewig bei mir sein
und meine Freude schmecken!
Hinfort soll dir
kein Feind bei mir
Gefahr und Furcht erwecken.

Wo bleibt Verfolgung, Angst und Qual?
Was soll ich Ärmster sagen
von Plünderung, die etlich‘ Mal
ich habe müssen tragen?
Was bringt nicht Krankheit für Gefahr,
die mir jetzt in die zwanzig Jahr
den matten Leib durchritten?
Was hab’ ich sonst
bei meiner Kunst
nicht da und dort erlitten?

Nun bringt mich Gott zur sichern Ruh’,
kein Unglück kann mich letzen,
er schließt die Türe nach mir zu,
nun mag der Teufel hetzen
mit seinen Hunden, wie er will;
und wären ihrer noch so viel,
soll er mir doch nicht schaden.
Ich bin bei Gott,
wo keine Not;
bei Gott bin ich in Gnaden.

Bald wird mir Gott selbst legen an
ein Kleid, das nicht veralten,
ein Kleid, das kein Dieb stehlen kann,
das mich nicht läßt erkalten.
Hier bin ich nur ein Wandersmann,
der nichts Erbeignes haben kann:
dort aber werd’ ich haben
das Vaterland
mir zugewandt
mit allen seinen Gaben.

unbekannt – Einst sing ich nicht mehr

Einst sing’ ich nicht mehr, wie ich sang;
die Saite springt, es naht die Nacht.
Doch sel’ge Lust, es währt nicht lang,
dann bin beim König ich erwacht.

Dann rühm’ ich: Herr, du hast’s vollbracht!
Nur Gnade ist’s, die selig macht!

Einst wankt mein Leib hier und zerfällt.
Ich weiß nicht Ort, ich weiß nicht Zeit.
Doch ist’s gewiß, mein Jesus hält schon
Wohnung droben mir bereit.

Ja einst, vielleicht im Abendschein,
wird sanft der Ruf an mich ergehn:
Komm, Kindlein, stell die Arbeit ein,
du darfst jetzt ruhn und Jesum sehn!

Ja einst; bis dahin wart’ ich still,
die Lampe brennt, und unverweilt,
wenn mir mein König auftun will,
die Seele jubelnd zu ihm eilt.

Dann rühm’ ich: Herr, du hast’s vollbracht!
Nur Gnade ist’s, die selig macht!

Matthias Claudius – Christiane

Es stand ein Sternlein am Himmel,
Ein Sternlein guter Art;
Das tat so lieblich scheinen,
So lieblich und so zart!

Ich wußte seine Stelle
Am Himmel, wo es stand;
Trat abends vor die Schwelle
Und suchte, bis ich’s fand.

Und blieb dann lange stehen,
Hatt‘ große Freud‘ in mir,
Das Sternlein anzusehen;
Und dankte Gott dafür.

Das Sternlein ist verschwunden;
Ich suche hin und her,
Wo ich es sonst gefunden,
Und find‘ es nun nicht mehr.

Hiltstein, Johann – In Gottes Namen scheiden wir

In Gottes Namen scheiden wir,
Sein göttlichs Wort bekennen wir
Und seiner Gnad begehren wir,
Des rechten Glaubens leben wir.
Kyrieleis.

Freund von Freunden gescheiden seind;
O Herr, bewahr dein gleubigs Kind
Und all, die hie vorhanden seind,
Für Unglück und für böser Stund.
Kyrieleis.

Geleit uns Gott in seiner Ewigkeit
Durch seine große Barmherzigkeit.
Der geb uns heut ein gut Geleit,
Mit Leib und Seele Sicherheit.
Kyrieleis.

Gott dem Vater wir allein
Mit Leib und Seel befohlen sein.
Der bring uns fröhlich wieder heim
In seiner Gnaden Schutz und Schirm.
Kyrieleis.

Gott dem Vater und dem Sohn,
Dem heiligen Geist der Wahrheit schon,
Als ein Gott im heiligen Thron,
Dem seind wir hie und dort befohln.
Kyrieleis.

Geistliche Lieder