Franck, Salomo – Gott, du Licht, das ewig bleibet,

Mel. Werde munter, mein Gemüthe.
Gedruckt 1711

Gott, du Licht, das ewig bleibet,
Welches ohne Wechsel ist,
Und die Nacht weit von sich treibet,
Der du bleibest, wie du bist!
Ich steh auf von meiner Ruh,
Rufe: „werde Licht!“ mir zu,
Daß ich, der ich Nacht und Erde,
Durch dein Licht verkläret werde!

Wecke, da der Leib geschalfen,
Auch die Seele geistlich auf!
Gieb ihr selbst des Lichtes Waffen,
Zu vollenden ihren Lauf!
Laß mich sein des Lichtes Kind,
Hilf mir, der ich geistlich blind,
Jesu, daß ich möge sehen,
Und in deinem Lichte gehen!

Schenke mir, Herr, und gewähre,
Was die arme Seele stillt!
Ach, erneure und verkläre
Stets in mir dein Ebenbild!
Sende mir den Geist der Kraft,
Der ein neues Leben schafft,
Daß ich himmlisch auf der Erde,
Und ein Geist mit Christo werde!

Segne meiner Hände Werke,
Daß ich thue meine Pflicht,
Bleibe meiner Schwachheit Stärke,
Meines Lebens Kraft und Licht!
Laß meins Lebens Ziel allein
Deines Namens Ehre sein.
Und daß ich stets wahre Liebe
Gegen meinen Nächsten übe!

Führe bald mich zu dem Lichte
Deiner höchsten Majestät,
Wo vor deinem Angesichte
Die verklärte Sonne steht,
Lichter, als der Sonnenschein,
Ganz unsterblich, engelrein,
La0 sie sein mit dir vereinet,
Wenn mein letzter Tag erscheinet!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Flüchtigkeit.

Mel. eigene Melodie
Gedruckt 1685

Ach, was ist doch unsre Zeit?
Flüchtigkeit!
Nebel, Rauch, und Wind und Schatten!
Menschen können nicht bestehn,
Sie vergehn,
Wie die Blumen auf den Matten.
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Menschen sind zerbrechlich Glas,
Nichtig Gras,
Blumen, die nicht lange stehen.
Ach, wie bald wird ihre Kraft
Hingerafft,
Wann die Todeslüfte wehen!
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Jugend, die den Rosen gleicht,
Die verbleicht
Ihre Schöne muß verschwinden.
Es vergeht durch Todesmacht
Alle Pracht,
Die wir an den Menschen finden.
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Menschen sind der Zeiten Spiel,
Und ein Ziel,
Drauf die Todespfeile fliegen.
Die wie schlanke Cedern stehn,
Groß und schön,
Müssen durch den Tod erliegen.
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Ach, der Tod ist dir gewiß;
Drum vergiß
Alles Eitle dieser Erden!
Lenke dich zur Ewigkeit
Jederzeit,
Willst du dort unsterblich werden!
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Schwinge dein Gemüth und Herz
Himmelwärts,
Wo nicht Tod, nicht Noth, nicht Leiden!
Denk an das, was ewig ist,
Liebster Christ,
Soll dich einst der Himmel weiden!
Unser Leben fleucht behende;
Mensch, bedenke doch das Ende!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Du schnöde Welt

Mel. Eigene Melodie
Gedruckt 1685

Du schnöde Welt,
Du Raub der Zeit,
In dir ist nichts, als Eitelkeit!
Dein Glanz muß bald erbleichen,
Dein Wesen muß entweichen,
Du bist ein schwarzes Trauerzelt,
Du schnöde Welt!

Du schnöde Welt,
Die nur betrübt,
Mein Geist ist nicht in dich verliebt!
Ich sehe Dornenspitzen,
Wo Purpurrosen blitzen.
Du bist ein distelreiches Feld,
Du schnöde Welt!

Du schnöde Welt,
Dein Pracht ist Schein,
Dein Honig macht uns bittre Pein!
Du pflegest zu vergiften
Die fetten Wollusttriften.
Die Seele wird von dir gefällt,
Du schnöde Welt!

Du schnöde Welt,
Fahr immerhin,
Du bringst der Seele nie Gewinn!
Dort kann ich mich ergötzen
An güldnen Himmelsschätzen.
Weg Lust und Pracht, und Gut und Geld,
Weg schnöde Welt!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Die wunderseligen Führungen Gottes.

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711

Mein Gott, wie bist du so verborgen!
Wie ist dein Rath so wunderbar!
Was helfen alle meine Sorgen!
Du hast gesorget, eh ich war.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Man kann dich nicht von vorne sehen,
Wir blicken dir nur hinten nach;
Was du bestimmst, das muß geschehen
Bei unserm Glück und Ungemach.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Herr, wer kann deinen Rath ergründen!
Dir bleibt allein der Weisheit Preis;
Du kannst viel tausend Wege finden,
Wo die Vernunft nicht einen weiß.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Dein allerheiligsten Gedanken
Sind himmelweit von Menschenwahn;
Drum leite mich in deinen Schranken,
Und führe mich auf rechter Bahn!
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Dir will ich mich ganz überlassen
Mit Allem, was ich hab und bin;
Ich werfe, was ich nicht kann fassen,
Auf deine Macht und Weisheit hin.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Hilf, daß ich nimmer von dir kehre
In Glück und Unglück, Wohl und Leid!
Schick Alles, Herr, zu deiner Ehre,
Und meiner Seele Seligkeit!
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Die Vergnügung in Gott.

Mel. Wer nur den lieben Gott.
Gedruckt 1711

Was sorg ich doch in diesem Leben
Um das, was nur ein Raub der Zeit?
Verspricht mir doch mein Gott zu geben
Den Himmel und die Seligkeit!
Der ist zu geizig, der nicht satt
An Gott und seinem Jesu hat.

Versagt mir Gott der Erden Gaben,
Glück, Ehre, Reichthum, Gut und Geld:
Mit meinem Jesu kann ich haben
Mehr, als den Himmel und die Welt.
Er ist allein mein höchstes Gut,
In dem mein Herz vergnüget ruht.

Das Wesen dieser Welt zerstäubet,
Weil Zeit und Sterben Alles frißt.
Mein bestes Theil besteht und bleibet,
So lang ein Gott im Himmel ist.
Und wenn der Himmel selber bricht,
Vergehet doch mein Himmel nicht.

Fahr hin, du stolzes Nichts der Erden,
Das Fleisch und Blut sein Alles nennt.
In Gott kann ich vergnüget werden,
Von dem mich auch der Tod nicht trennt.
Was macht mir doch mein Herze schwer?
Ich habe Gott! Was wünsch ich mehr?

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Die Seele ergiebt sich dem göttlichen Willen

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1685

Ich halte Gott in Allem stille;
Er liebet mich in Freud und Schmerz.
Wie gut ist Gottes Vaterwille!
Wie freundlich sein verliebtes Herz!
Er ist mein Hort, und meine Zier;
Was Gott gefällt, gefällt auch mir.

Mein Gott weiß Alles wohl zu machen
Er ist der ewig treue Freund.
Er läßt mich nach dem Weinen lachen;
Was er nur thut, ist wohl gemeint.
Sein Lieben währet für und für;
Was Gott gefällt, gefällt auch mir.

Sein Wille bleibet mein Vergnügen,
So lang ich leb auf dieser Welt;
Was kann mein eigner Wille fügen,
Der das nicht will, was Gott gefällt?
Ich denk an meine Christgebühr:
Was Gott gefällt, gefällt auch mir.

Er will und wird mich ewig lieben;
Er weiß, was Seelen nützlich sei.
Er hat mich in die Hand geschrieben
Mit lauterm Golde seiner Treu.
Weg eigner Wille, weg mit dir!
Was Gott gefällt, gefällt auch mir.

Gott will, daß mir geholfen werde;
Er will der Seelen Seligkeit:
Drum reiß ich mich von dieser Erde
Durch wahre Gottgelassenheit.
Sein Will ergehe dort und hier;
Was Gott gefällt, gefällt auch mir.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Die gedrückten und erquickten Kinder Gottes

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711

Der Höchste kennet seine Lieben,
Und bleibt ihr allerbester Freund;
Ob er sie gleich pflegt zu betrüben,
Und sich verstellet als ein Feind.
Nimm an, mein Herz, was Gott dir schickt;
Der Höchste drücket und erquickt.

Gott legt uns auf die Last der Plagen,
Doch macht er sie nicht allzuschwer;
Er weiß, wie viel wir können tragen,
Er drücket uns nicht allzusehr;
Er liebt die Seinen unverrückt;
Der Höchste drücket und erquickt.

Der ewig treue Vater höret,
Und hilft mit seiner starken Hand,
Wenn uns die größte Last beschweret,
Er führt in das gelobte Land;
Wenn uns Egypten fast erstickt;
Der Höchste drücket und erquickt.

Der Höchste kann und will erretten,
Er nimmt von uns zu rechter Zeit
Des Kreuzes Band, und Todes Ketten,
Er führt aus Leid zur Herrlichkeit,
Die hier kein Menschenaug erblickt;
Der Höchste drücket und erquickt.

Er streichet seine liebsten Kinder
Mit Vaterruthen seiner Zucht;
Doch macht er bald das Kreuz gelinder,
Wenn ihn das Herz mit Schmerzen sucht,
Und himmelan die Seufzer schickt;
Der Höchste drücket und erquickt.

Drum sei getreu, sei Gott ergeben!
Dein Kreuz wird nur ein kleines sein;
Denk an des Himmels Freudenleben,
Und leide die so kurze Pein!
Sei treu, bis dich die Krone schmückt!
Der Höchste drücket und erquickt.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Die dunkle Nacht ist nun vergangen

[Mel. Wer nur den lieben Gott.]
Gedruckt 1685

Die dunkle Nacht ist nun vergangen,
Die güldne Sonne bricht herfür,
Komm, liebster Jesu, mein Verlangen,
Mein Licht, und meine schönste Zier!
Ich werde nur durch dich erfreut,
Du Sonne der Gerechtigkeit!

Erleucht mein verdüstert Herze,
Bleib doch in mir mit deiner Treu,
Damit mein Herz die reine Kerze
Vor deines Geistes Flamme sei!
Ich werde nur durch dich erfreut,
Du Sonne der Gerechtigkeit!

Vertreib den Nebel meiner Sünden,
Herr Jesu, meines Lebens Licht!
Mein Heiland, laß mich Gnade finden,
Und zeige mir dein Angesicht!
Ich werde nur durch dich erfreut,
Du Sonne der Gerechtigkeit!

Laß doch den Thau des Segens fließen
Auf meiner Seele dürres Land!
Laß hier die Tugendblumen sprießen,
Und baue mich mit deiner Hand!
Ich werde nur durch dich erfreut,
Du Sonne der Gerechtigkeit!

Mein Jesu, lenke meine Sinnen,
Sei meine Sonne, meine Zier!
Mein Heiland, segne mein Beginnen,
Mein Schild und Hort, bleib stets bei mir!
Ich werde nur durch dich erfreut,
Du Sonne der Gerechtigkeit!

Hilf, daß ich deinen Ruhm besinge;
Hilf, daß mein Geist ein Adler sei,
Der sich zu dir durch Glauben schwinge;
Herr, stehe mir in Allem bei!
Ich werde nur durch dich erfreut,
Du Sonne der Gerechtigkeit!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Der Seelen alleinige Vergnügung in Gott

Mel. Kommt her zu mir, spricht.
Gedruckt 1711

Weg, du großes Nichts der Erden!
Sollt ich hier vergnüget werden,
Wo mein Geist in Banden liegt?
Nein, ich will mich höher schwingen,
Und nach dem, was ewig, ringen:
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weichet nur, ihr eiteln Ehren,
Die der Frommen Herz beschweren!
Ach, wie bald, wie bald erliegt,
Der ans höchste Brett gestiegen!
Drum könnt ihr mich nicht vergnügen:
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weicht, ihr Schätze, bleibt zurücke!
Ach ihr seid nur Band und Stricke,
Wo das Herz gefangen liegt!
Gold und Geld will ich nicht wählen,
Wenn ich reich bin an der Seelen;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Weiche, Fleischeslust und Weibe!
Das allein ist meine Freude,
Daß mein Herz zu Gott sich fügt,
Der mein Herz und meine Seele
Salbt mit seinem Freudenöle;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Seele, sei mit dem zufrieden,
Sonder Sorgen und Ermüden,
Was dein Gott dir zugefügt!
Ein in Gott vergnügtes Leben
Kann des Himmels Vorschmack geben;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Ich bin selig schon im Hoffen,
Weil ich nun das Ziel getroffen,
Welches Alles überwiegt;
Weil ich mich mit Gott verbinde,
Und in ihm die Ruhe finde;
Nur in Gott bin ich vergnügt.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Der lichte Morgen bricht herfür

[Eigene Melodie.]
Gedruckt 1685

Der lichte Morgen bricht herfür,
Komm, schönster Aufgang aus der Höhe,
Daß ich deine Strahlen sehe!
Du Licht des Lebens, leuchte mir,
Laß meine Sündennacht verschwinden,
Mein Jesu, laß mich Gnade finden!

Hilf doch, daß ich bei früher Zeit
Hinweg aus diesem Sodom eile,
Und in Gomorra nicht verweile,
Herr, führe mich in Sicherheit,
Zur Himmelsstadt, zu denen Höhen,
Davon mit Hilfe kann entstehen!

Hilf, daß ich auch ein Jacob sei,
Der mit den Glaubensarmen ringe,
Bis daß hervor der Morgen dringe,
Der Morgen deiner großen Treu!
Laß mich an dir beständig hangen,
Und reichen Segen stets erlangen!

Laß doch den Thau der Gütigkeit
Auf mein so mattes Herze fließen,
Laß mich dein Manna doch genießen,
Dein heilig Wort, das mich erfreut!
Regiere mich, damit ich frühe
Um dieses Manna mich bemühe!

Sei meiner Seele Schutz und Trost,
Hilf doch, du früh gejagte Hinde,
Daß ich in dir die Ruhe finde,
Wann meine Feinde ganz erboßt!
Ich will in deine Wunden fliehen,
Die purpurroth von Liebe glühen.

Laß mich die Sonnenblume sein,
Die sich nach dir und deinem Lichte
Mit steter Demuth lenk und richte!
Herr, führe mich in Himmel ein,
Wo Leben, Lust und Glanz und Wonne,
Wo steter Tag. wo rechte Sonne!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder