Mel. Werde munter, mein Gemüthe.
Gedruckt 1711
Gott, du Licht, das ewig bleibet,
Welches ohne Wechsel ist,
Und die Nacht weit von sich treibet,
Der du bleibest, wie du bist!
Ich steh auf von meiner Ruh,
Rufe: „werde Licht!“ mir zu,
Daß ich, der ich Nacht und Erde,
Durch dein Licht verkläret werde!
Wecke, da der Leib geschalfen,
Auch die Seele geistlich auf!
Gieb ihr selbst des Lichtes Waffen,
Zu vollenden ihren Lauf!
Laß mich sein des Lichtes Kind,
Hilf mir, der ich geistlich blind,
Jesu, daß ich möge sehen,
Und in deinem Lichte gehen!
Schenke mir, Herr, und gewähre,
Was die arme Seele stillt!
Ach, erneure und verkläre
Stets in mir dein Ebenbild!
Sende mir den Geist der Kraft,
Der ein neues Leben schafft,
Daß ich himmlisch auf der Erde,
Und ein Geist mit Christo werde!
Segne meiner Hände Werke,
Daß ich thue meine Pflicht,
Bleibe meiner Schwachheit Stärke,
Meines Lebens Kraft und Licht!
Laß meins Lebens Ziel allein
Deines Namens Ehre sein.
Und daß ich stets wahre Liebe
Gegen meinen Nächsten übe!
Führe bald mich zu dem Lichte
Deiner höchsten Majestät,
Wo vor deinem Angesichte
Die verklärte Sonne steht,
Lichter, als der Sonnenschein,
Ganz unsterblich, engelrein,
La0 sie sein mit dir vereinet,
Wenn mein letzter Tag erscheinet!