Zinzendorff, Nikolaus von – Tauflied.

Geist der Wahrheit, nahe Dich,
Und besiehe dieses Kindlein,
Wie es da so stille liegt,
Eingewickelt in die Windlein;
Wie es von den armen Eltern
Dem, den ihre Seele liebt,
Williglich, wird aufgeopfert;
Wie man Dir’s für Jesum gibt!

Seine Seele in das Band
Der Lebendigen zu schlingen,
Und dem frohen Bräutigam
Es in schnellem Lauf zu bringen,
Sei nicht fern mit Deiner Salbung,
Wenn es Jesu Hand berührt,
Und mit Seiner blutigen Gnade,
Als mit einer Krone, ziert!

(Berlin, 11. April 1738.)

Zinzendorff, Nikolaus von – Bei der Taufe eines Kindes.

Freundlicher Immanuel,
Des sich freuet Leib und Seel‘,
Welche Du mit Blut erkauft
Und in Deinen Tod getauft.

Schau‘, hier liegt vor Deinem Thron
Dieses Kind, ein weicher Ton,
Draus Du Dir ein liebes Bild
Gnadenvoll bereiten wilt.

Du bist auch ein Kind gewest,
Dass Du selbst erführst und sähst,
Wie dem lieben Kinderheer
Jederzeit zu Mute wär‘.

Deine Kindheit war ein Licht:
Dein holdselig Angesicht,
Dein Gehorsam, Deine Treu‘
Zeigte bald, was in Dir sei.

O so lass doch auch gescheh’n,
Dass wir an den Kindern seh’n,
Wessen man sich vor’ger Zeit
An dem Jesuskind gefreut!

Nimm hinweg den Eigensinn,
Stürz‘ auch alle Höh‘ dahin,
Die sich schon, wiewohl noch zart,
In den Kindern offenbart.

Lass die Zeit, da Du gewollt,
Dass ein Kindlein leben sollt,
Von dem heut’gen Tagesschein,
Von der Tauf‘ an Deine sein!

Gib, dass, wenn’s bei Jahren ist,
Es am Ziel der Gnadenfrist
Freudenvoll und ungekränkt
Habe, was Du ihm geschenkt!

Lass des Feindes List und Trug
Über ihm nicht Macht noch Fug;
Vor Verführung, die er schafft.
Schütze Du’s mit Geisteskraft!

Dieses ist’s, was Deiner Treu‘
Gläubig anbefohlen sei;
Es gedeih‘ zu Deinem Ruhm,
Und verbleib‘ Dein Eigentum!

(1724.)

Martin Behm – Gebet eines Paten.

1. Gott, himmlischer Vater mein,
Ich will jetzt vor dich treten,
Ich soll dies Kindleins Pate sein,
Ich bin darzu erbeten;
Ich ruf zu dir von Herzen Grund,
Du wollst dies Kind erwählen,
Dass es mit dir tret in den Bund,
Es zu den Frommen zählen;
Segn es an Leib und Seelen.

2. Ich bitt, wasch es von Sünden rein
Mit Jesu Christi Blute,
Und pflanz es in sein Wunden ein,
Die ihm kommen zu gute.
Verleih Gnad, dass mein lieber Pat
Allhier auf dieser Erden
Gottselig werd und wohl gerat
An Worten und Gebärden;
Dass ihm dein Huld mög werden.

3. So sich denn je mein Pat verirrt
Mit Sünden in seim Leben,
Hilf, dass er werd zurecht geführt,
Sollst ihm sein Sünd vergeben.
Ihn segne Vater und der Sohn,
Ihn segne Gott, der heilig Geist,
Dem sei Lob, Preis und Ehr getan,
Der uns allein den Himmel weist,
Drauf sprech ich fröhlich:

Amen.

Dora Rappard – O Vater, dessen Liebe

O Vater, dessen Liebe
Umfaßt die ganze Welt,
Dir wird aus gläub’gem Triebe
Dies Kind hier dargestellt;
Dir sei’s von dieser Stunde
Zum Eigentum geweiht;
Erhalt’s in Deinem Bunde
Für Zeit und Ewigkeit.

O Jesu, treuer Heiland,
Blick gnädig Du es an,
Und segne es, wie weiland
Den Kleinen Du getan!
Du hast Dein Blut und Leben
Auch für dies Kindlein schon
Aus Liebe dargegeben;
So nimm’s zum Schmerzenslohn.

O Heil’ger Geist! Du bringest
Zurück, was wir verlor’n;
Wo Du ein Herz durchdringest,
Da wird es neu gebor’n!
O komm hernieder frühe
In dieses Kindleins Herz,
Und unaufhaltsam ziehe
Es selig himmelwärts!

In Deinen heil’gen Namen
Wird es getauchet ein;
Dreiein’ger Gott, sprich: Amen!
Sprich: Hinfort bist du mein!
Ja, wahrlich, es ist Deine;
Drauf kann der Glaube ruhn.
Was Du vermagst alleine,
Wir trau’n, Du wirst es tun.

Nikolaus Hermann – Ein Gesprech zweier Christlichen Jungfrewlin

von nutz und kraff der heiligen Tauff, In einen Abendreien gefasset, vnd in Frag vnd Antwort gestellet.

WIl niemand singen, so wil singen ich!
der König aller Ehren freit vmb mich!

Denn in der Tauff hat er mich jm vertrawt,
auff das ich sey sein allerliebste Braut.

Was hat er denn zum Malschatz geben dir?
Ein güldens Füngerlein mit eim Saphir.

Was bedeut im Fingerlein der Saphir?
Es ist der heilge Geist, den schenckt er mir.

Auch leucht im Ringle ein heller Rubin,
denn ich mit seinem Blut besprenget bin.

Ist denn das Fingerlein pur lauter gold?
Ja, darumb bin ich jm von hertzen hold.

Sag an, warumb du denn getauffet bist?
Mein alter Adam drin erseuffet ist.

Was hastu denn in der Tauff dich verpflicht?
Mein bösen lüstel wöll ich folgen nicht.

Auch wöll ich kempffen wider fleisch vnd blut,
so offt es mich zum argen reitzen thut.

Hastu dem bösen Feind auch abgesagt?
Ja, ich wöl thun allein was Gott behagt.

Was hastu denn Christo verheissen mehr?
Ich wöll mich richten nach seim wort vnd lehr.

Was bedeut denn das Westerhembdelein?
Das ich anzieh Christum, den HErrn mein.

Das Westerhembdlein ist schön vnd schneweis:
Mein zucht vnd ehr sol ich bewarn mit vleis.

Was machen denn also viel Creutzlein dran?
Ein Christ viel Creutz vnd vnglück hie mus han.

Sag vns doch auch: wenn wird hie die heimfart sein?
Am Jüngsten tag, wenn kommt der Breutgam mein.

Denn wird er mit ehren heimholen mich;
mein hertz darnach verlanget vnd sehnet sich.

Denn wird ergetzt werden mir alles leid
vnd werd mich mit jm frewn in ewigkeit.

Auff sein Zukunfft ward ich jtzt für der thür
mit öl füll ich mein Lampen vnnd sie schür.

Wenn er wird komen, das ich sey bereit,
auff das er mir geb kein bösen bescheit,

Wie er den fünff tollen Jungfrawen thut,
die hauffen bleiben müssen mit vnmut.

Denn sie jr Lampen nicht hatten geschürt
vnd mit öl gefüllet, wie sichs gebürt.

HErr Christ, mein lieber breutgam, kom schier!
hol vns aus dem Jammerthal heim zu dir!

Amen.

In die Johannis, 1560

Quelle

Zwick, Johannes – Ach treuer Gott, du hast aufg’richt

1.) Ach treuer Gott, du hast aufg’richt
Ein‘ neuen Bund, darin geschlicht
All‘ fremd und eigen Schulde.
Durch Christus Unschuld und sein‘ tod
Ist uns aus aller Angst und Not
: Geholfen in dein Hulde. :

2.) Die Kind‘ hast auch darin gesellt,
Umfangen sie und damit G’wollt
Allein dein Gnad‘ beweisen:
So tauf‘ uns nun, dass wir mögen
Als neugeborne Gotteskind
: Dein Namen ewig preisen! :

Krummacher, Friedrich Wilhelm – Der vom Holze Du regierest

Der vom Kreuze1) Du regierest
Und Davids Kron‘ und Scepter führest,
Hort Abrahams und Jakobs Fels!
Laß die Wolken Gnade regnen,
Streck aus die Priesterhand zum Segnen
Und thue wohl, Fürst Israels!
Sieh an dieß arme Kind,
In Sünden todt und blind!
Jesu, Jesu! Nimm’s gnädig ein
Zum Busen Dein,
Und hauch ihm Geist und Odem ein!

Tauf es selbst auf Deinen Namen,
Gebär es neu zu Deinem Samen,
O komm mit Wasser, Geist und Blut!
Zähl es unter Deine Erben,
Schenk ihm die Frucht von Deinem Sterben,
Versenk’s in Deine Gnadenfluth!
Als Lohn für Deinen Schmerz,
Nimm’s hin, Du Mutterherz!
Jesu, Jesu! Sprich, du bist Mein
Und bind es ein
In’s Bündlein der Lebend’gen Dein.

Herr, Dir ist’s nun übergeben,
Nun grün es auf mit Deinen Reben
Und werde stark in Deinem Licht!
Halt’s in Deines Bundes Schranken,
Und möcht es weichen, Herr, und wanken,
Ach, Deine Gnade wanke nicht!
Holdsel’ger Bräutigam,
Barmherzig Gotteslamm,
Halt ihm Treue! Wie’s immer geh,
Dein Bund besteh,
Dein Lieben heißt ja „je und je!“

Schaff – Deutsches Gesangbuch
1) ursprünglich: vom Holze

Zwick, Johannes – ACh trüwer Gott, du hast uffgricht

Ein ander gsang bym Touff.

in yetz gemelter melody zesingen.

ACh trüwer Gott, du hast uffgricht
ein nüwenn pundt, darinn geschlicht
all frömbd und eigen schulde.
Durch Christus unschuld und sin tod
ist uns uß aller angst und not
geholffen in din hulde.

Die kind hast ouch daryn gezellt,
umbfangen sy unnd damit gwöllt
allein din gnad bewysen:
So tauff uns nun, das wir mögind
als nüwgeborne Gottes kind
din Namen ewig prysen!

Zwick, Johannes – O Gott unnd vatter gnaden vol,

Ein kurtz gsang bym Touff.
zusingen in der melody, Es sind doch sälig, rc.

O Gott unnd vatter gnaden vol,
yetz tauff du uns und reinge wol
unser gantz sündtlich fleische!
Tilck uß die sünd durch Christus blut
unnd halt uns dann in diner hut
mit krafft dins heilgen geiste.
Erschaff uns, wie der touff bedüt,
ufrecht und redlich Christen lüt,
laß unns die lieb befinden,
Damit der pundt der gnaden dyn
mög unser aller ewig syn
mit allen Gottes kinden.

Spangenberg, Cyriakus – Da Christus nun bei dreißig Jar

Da Christus nun bei dreißig Jar
auff Erden hie gelebet,
Wolt Er sich unns auch offenbarn
warumb Er war gegeben,
Von Galile an Jordan kam,
zu S. Johanes dem Tauffer,
seinem Vorlauffer,
von dem wolt er kurtz han,
mit Wasser solt jn tauffen.

Das wolt Johannes erst nicht thun,
denn Er ihn wol erkannte,
Daß Er war Christus, Gottes Sohn,
den Er ein Lämbein nannt.
Er sprach: Ich solt billich von dir
allhier getauffet erden
mit mein Gferten!
so kompst du hrab zu mir
ins Jammerthal auff Erden!

Jesus antworte und sprach bald:
ich bitt, laß jetzt so bleiben!
Was ich befehl, darnach dich halt
wir müssen es so treiben!
Laß jetzt so seyn, auff daß wir beyd
die Gerechtigkeit erfüllen
nach meim Willen,
es forderts jetzt die zeit!
da schwieg Johanns bald stille.

Alsbald Jesus die Tauffe nam
dort inn deß Jordans grund,
Und wider auß dem Wasser kam,
bald zu derselben stunde
Der Himmel sich gantz weit auffthet,
der heilig Geist besonder
fuhr herunter
der Tauben gstallt Er hett,
daß sah manch armer Sünder.

Und sih! ein stimm vom Himel sprach
bey disen neuen thaten,
Ein hellen glantz man hiebey sach,
vom Himel schrey der Vatter:
Diß ist mein lieber Son, den hört!
an dem ich hab gefallen!
ich sag euch allen:
nembt an sein theures Wort,
sonst werd ihr greulich fallen!