Selneccer, Nikolaus – Also sterb ich, o Mensch für dich,

In den Fasten.

Christus am Kreuze.

Mel. Christe, der du bist Tag und Licht.

Also sterb ich, o Mensch für dich,
Geb willig in Tod selber mich,
Nicht daß du dessen würdig seist,
Sondern daß ich solch Gnad dir leist.

Solch groß Lieb dich bewegen laß,
Und komm zu mir auf rechter Straß,
Daß du durch mein Blut werdst gesund,
Der ich deinthalben bin verwundt.

Ach, ach wie wenig ich der find,
Die durch dies Heil zu heilen sind,
Und meine Striemen sehen an,
Ihr Herz dadurch bewegen lan.

Doch wohl dem kleinen Häuflein mein,
Dem durch mich soll geholfen sein,
Mein Tod das Leben ihnen schenkt,
Und tödtet, was ihr Leben kränkt.

Gott sei gelobt in Ewigkeit,
Der uns solch große Gnad erzeigt.
Das Leiden und Tod Jesu Christ
Unser Saft, Kraft und Leben ist.

Selneccer – Himmelfahrt

Schmolck, Benjamin – Mein Jesus stirbt, was soll ich leben?

Mel. Wohlan, es geht nunmehr zu Ende.

Mein Jesus stirbt, was soll ich leben?
Mein Haupt erblaßt, wo bleibt sein Glied?
Ach soll ich ihm den Geist nicht geben,
Da jetzt sein Geist von dannen zieht?
Ach ja, ich sterbe nun mit dir,
Mein Jesu, stirb du auch in mir.

Mein Jesus stirbt, die Augen brechen,
Ach nimm den letzten Blick von mir.
Sein Mund verschmacht, was soll ich sprechen?
Mein letztes Wort ist Jesus hier.
Ach Jesu, Jesu, laß mich nicht,
Wenn mir der Tod das Herze bricht.

Mein Jesus neigt sein Haupt zur Erden,
Welt, gute Nacht, ich scheide mit.
Soll Jesus eine Leiche werden,
Was scheu ich denn den letzten Tritt?
Ich küsse seinen blossen Mund,
Er stirbt, so sterb ich auch jetzund.

Mein Jesus wird ins Grab versenket;
O legt ihn in mein Herze hin.
Und daß man immer dran gedenket,
Daß ich mit ihm gestorben bin,
So setzt mir diese Grabschrift bei:
Daß Jesu Tod auch mein Tod sei.

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder

Schmolck, Benjamin – Seht, welch ein Mensch ist das!

Ecce Homo

Mel. Ach wein, du Engelschar.

Seht, welch ein Mensch ist das!
Ihr Menschen, kommt zusammen.
Ihr Ungerechten, seht
Die Unschuld hier verdammen.
Ihr Sünder, merket auf,
Hier lebt die Heiligkeit.
Ihr Höllenkinder, weint,
Der Sohn des Höchsten schreit.

Seht, welch ein Mensch ist das!
O Blicke voller Thränen,
O Antlitz voller Schmach,
O Lippen voller Sehnen!
O Haupt voll Todesschweiß,
O Herze voller Blut,
O Backen voller Koth,
O Leib voll Noth und Tod!

Seht, welch ein Mensch ist das!
O seht in seine Wunden.
Habt ihr, ihr Sünder, nicht
Den Heiligen gebunden?
Sind eure Lüste nicht
Die Dornen, die er trägt?
Ists eure Bosheit nicht,
Die ihn ans Kreuze schlägt?

Seht, welch ein Mensch ist das!
Ach opfert Thränenfluthen;
Denn eure Blutschuld macht
Das Herze Jesu bluten.
Geht nicht vorüber hier,
Wo Schmerzen über Schmerz,
Seht durch die offne Brust
In euers Jesu Herz.

Seht, welch ein Mensch ist das!
Ach ja, wir wollen sehen,
Was dir, du Menschenfreund,
Durch Menschen ist geschehen.
So lang ein Auge blickt,
So lange soll die Pein,
Die du für uns erträgst,
Auch unvergessen sein.

Seht, welch ein Mensch ist das!
Ach sieh uns auch in Gnaden,
Wenn wir uns voller Buß
In Jammerthränen baden,
So laß den Blick vom Kreuz
In unsre Seele gehn,
Und dein vergossnes Blut
Für uns im Mittel stehn.

Seht, welch ein Mensch ist das
So werden wir dich schauen
Und unsern ganzen Trost
In deine Wunden bauen;
Wenn sich dein Haupt nun neigt,
So sterben wir mit dir,
Wenn unser Auge bricht,
So leben wir dafür.

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder

Schmolck, Benjamin – Seele, geh auf Golgatha

Mel. Jesus meine Zuversicht

Seele, geh auf Golgatha,
Setz dich unter Jesu Kreuze
Und bedencke, was dich da
Für ein Trieb zur Buße reize.
Willst du unempfindlich sein,
O so bist du mehr als Stein.

Schaue doch das Jammerbild
Zwischen Erd und Himmel hangen,
Wie das Blut mit Strömen quillt,
Daß ihm alle Kraft vergangen.
Ach der übergroßen Noth!
Es ist gar mein Jesus todt.

O Lamm Gottes ohne Schuld,
Alles das hab ich verschuldet,
Und du hast aus großer Huld
Pein und Tod für mich erduldet;
Daß ich nicht verloren bin,
Gibst du dich ans Kreuze hin.

Unbeflecktes Gotteslamm,
Ich verehre deine Liebe.
Schaue von dem Kreuzesstamm,
Wie ich mich um dich betrübe.
Dein im Blute wallend Herz
Setzet mich in tausend Schmerz.

Ich kann nimmer, nimmermehr
Diese Plagen dir vergelten,
Du verbindest mich zu sehr.
Schenk ich dir gleich tausend Welten,
Ach das wäre nicht genung
Für den bittern Gallentrunk.

Nun ich weiß noch was für dich,
Ich will dir mein Herze geben,
Dieses soll beständiglich
Unter deinem Kreuze leben.
Wie du mein, so will ich dein
Lebend, leidend, sterbend sein.

Laß dein Herz mir offen stehn,
Oeffne deiner Wunden Thüre,
Da hinein will ich stets gehn,
Wenn ich Kreuz und Noth verspüre,
Wie ein Hirsch nach Wasser dürst,
Bis du mich erquicken wirst.

Kreuzige mein Fleisch und Blut;
Lehre mich die Welt verschmähen.
Laß mich dich, du höchstes Gut,
Immer vor den Augen sehen.
Führ in allem Kreuze mich
Wunderlich, nur seliglich.

Endlich laß mich meine Noth
Auch geduldig überwinden.
Nirgends sonst wird mich der Tod,
Als in deinen Wunden finden.
Wer sich hier sein Bette macht,
Spricht zuletzt: Es ist vollbracht!

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder

Rist, Johann – O Traurigkeit

1. O Traurigkeit,
O Herzeleid!
Ist das nicht zu beklagen?
Gott des Vaters einig Kind
Wird ins Grab getragen.

2. O große Not!
Gott selbst ist tot,
Am Kreuz ist er gestorben,
Hat dadurch das Himmelreich
Uns aus Lieb‘ erworben.

3. O Menschenkind,
Nur deine Sünd‘
Hat dieses angerichtet,
Da du durch die Missetat
Warest ganz vernichtet.

4. Dein Bräutigam,
Das Gotteslamm,
Liegt hier mit Blut beflossen,
Welches er ganz mildiglich
Hat für dich vergossen.

5. O süßer Mund,
O Glaubensgrund,
Wie bist du doch zerschlagen!
Alles, was auf Erden lebt,
Muß dich ja beklagen.

6. O lieblich Bild,
Schön zart und mild,
Du Söhnlein der Jungfrauen,
Niemand kann dein heisses Blut
Sonder Reu‘ anschauen.

7. O selig ist
Zu aller Frist,
Der dieses recht bedenket,
Wie der Herr der Herrlichkeit
Wird ins Grab gesenket!

8. O Jesu, du
Mein‘ Hilf‘ und Ruh‘,
Ich bitte dich mit Tränen:
Hilf, daß ich mich bis ins Grab
Nach dir möge sehnen!

Mathesius, Johann – Zwo Lamentationes, d.i. Klagelieder

die man pflegt zu singen in der Marterwochen.
I.

O Christenleut, vergesset nicht,
Was Gottes Sohn durch Oseam spricht:
Fürcht euch nicht, ihr Brüder mein,
Ich rett euch aus der Höllen Pein;
Ich würg den gräßlichen Tod.
Das kostet mich mein theures Blut so roth;
Also versöhn ich euch mit meinem Gott.

II.

Wir danken Christ für seinen Streit,
Der seinen Sieg und Triumph uns geit.
Der Tod ist verschlungen zwar,
Und sein Stachel ist zerbrochen gar;
Die Sünd hat ihr Macht verlorn.
Des Gsetzes Kraft, der grimmige Gottes Zorn,
Die hat Christus in seinem Grab verschorn.

Ledderhose – Nikolaus Hermans und Johannes Mathesius geistliche Lieder

Liscovius, Salomon – Da Jesus an dem Kreuze stund

Die heiligen sieben Worte unsers Herrn.

Nach Anleitung und Wiese des Liedes von Johann Böschenstein: Da Jesus an dem Kreuze stund.

Da Jesus an dem Kreuze stund
Und war bis auf den Tod verwund’t
Von Dornen und von Schlägen,
So lehrt und tröstet doch sein Mund,
Verspricht auch Heil und Segne.

Erst fleht er um der Feinde Schuld:
Vergieb doch, Vater, aus Geduld,
Was sie sich unterfangen!
Dadurch soll Gottes Gnad und Huld
Ein Sünder noch erlangen.

Zum Andern sagt er mit Bedacht:
Johannes, nimm das Weib in Acht,
Weib, pflege deines Sohnes!
So sind auch wir von Gott gemacht
Zu Kindern seines Thrones.

Zum dritten tröstet er gar schön:
Fürwahr, du sollst mit mir eingehn
Zu meinem Paradeise!
So werden wir auch bei hm stehn
Nach unsrer Todesreise.

Zum Vierten klagt er seine Noth:
Warum hast du bis in den Tod,
Mein Vater, mich verlassen?
Hiervor soll uns der treue Gott
Mit süßem Trost umfassen.

Zum Fünften darbt und sehnt er sich:
Mich dürstet sehr, o Mensch, um dich!
Dafür wird uns Gott schenken
Der Seelen Heil, und ewiglich
Mit Wollustströmen tränken.

Zum Sechsten nimmt er guten Nacht,
Läßt uns den Trost: Es ist vollbracht,
Was zur Erlösung dienet!
Nun ist der Mensch mit Gottes Macht
Durch Christum ausgesühnet.

Zum Letzten ruft er mit Begier:
Herr, meinen Geist befehl ich dir
In deine Vaterhände!
Nun bleibet uns gewiß dafür
Ein selig Todesende.

O Jesu, deine Leidensnoth,
Dein Blut und deinen Schmerzenstod
Und deine sieben Worte
Laß sein mein Heil und Lebensbrot,
Mein Licht und Himmelspforte!

Pasig – M. Salomon Liscovius geistliche Lieder

Gerhardt, Paul – O Haupt voll Blut und Wunden

O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron,
o Haupt, sonst schön gekrönet
mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber höchst verhöhnet,
gegrüßet seist du mir!

O edles Angesichte,
davor das Reich der Welt
erschrickt und wird zu nichte,
wie bist du so entstellt,
wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
dem sonst kein Licht mehr gleichet,
so schmachvoll zugericht’t?

Die Farbe deiner Wangen,
der roten Lippen Pracht
ist hin und ganz vergangen;
des blassen Todes Macht
hat alles hingenommen,
hat alles hingerafft,
und daher bist du kommen
von deines Leibes Pracht.

Nun, was du, Herr, erduldet,
ist alles meine Last,
ich hab es selbst verschuldet,
was du getragen hast.
Schau her, hier steh ich Armer,
der Zorn verdienet hat;
gib mir, o mein Erbarmer,
den Anblick deiner Gnad.

Erkenne mich, mein Hüter,
mein Hirte, nimm mich an!
Von dir, Quell aller Güter,
ist mir viel Guts getan;
dein Mund hat mich begabet
mit wunderbarem Trost,
dein Geist hat mich gelabet
mit reicher Himmelskost.

Ich will hier bei dir stehen,
verachte mich doch nicht;
von dir will ich nicht gehen,
wenn dir dein Herze bricht;
wenn dein Haupt wird erblassen
im letzten Todesstoß,
alsdann will ich dich fassen
in meinen Arm und Schoß.

Es dient zu meinen Freuden
und kommt mir herzlich wohl,
wenn ich in deinem Leiden,
mein Heil, mich finden soll.
Ach möcht ich, o mein Leben,
an deinem Kreuze hier
mein Leben von mir geben,
wie wohl geschähe mir!

Ich danke dir von Herzen,
o Jesus, liebster Freund,
für deines Todes Schmerzen,
da dus so gut gemeint.
Ach gib, daß ich mich halte
zu dir und deiner Treu,
und wenn ich einst erkalte,
in dir mein Ende sei.

Wenn ich einmal soll scheiden,
so scheide nicht von mir;
wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt du dann herfür;
wenn mir am allerbängsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten
kraft deiner Angst und Pein.

Erscheine mir zum Schilde,
zum Trost in meinem Tod
und laß mich sehn dein Bilde
in deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicken,
da will ich glaubensvoll
fest an mein Herz dich drücken:
wer so stirbt, der stirbt wohl.

Gerhardt, Paul – O Mensch, beweine deine Sünd

1. O Mensch, beweine deine Sünd,
Um welcher willen Gottes Kind
Ein Mensche mußte werden:
Er kam von seines Vaters Thron,
Wird einer armen Jungfrau Sohn,
Tat große Ding auf Erden.
Die Kranken macht er frisch und stark
Und risse, was schon lag im Sarg,
Dem Tod aus seinem Rachen;
Bis daß er selbst durch Feindes Händ
Am Kreuze seines Lebens End
In Schmerzen mußte machen.

2. Denn als nun wieder Ostern war,
Nahm er zu sich der Zwölfe Schar
Und sprach mit treuem Munde:
Nach zweien Tagen kommt die Nacht,
Da man das Osterlämmlein schlacht´t;
Dann ist auch meine Stunde.
Da ging die ganze Klerisei
Zu Rat, wie sie ihm käme bei,
Hingegen die ihn liebte,
Salbt ihn gar schön in Simons Haus,
Der Herr strich diese Tat heraus,
Schalt den, der sie betrübte.

3. Das war der bös Ischarioth,
Der seinen Herrn der bösen Rott
Geschworen und verraten,
Das fromme Lamm, der Heiland, kam,
Aß süßes Brot und Osterlamm,
Wie andre Juden taten.
Drauf stiftet er sein Fleisch und Blut,
Des Neuen Testamentes Gut,
Zu trinken und zu essen,
Und stund hernach von seinem Ort,
Wusch seine Jünger, red´te Wort,
Die nimmer zu vergessen.

4. Er kam zum heilgen Öleberg;
Da, da ging an das hohe Werk
Mit Zittern und Zagen.
Die Erde nahm den Blutschweiß an,
Der häufig aus ihm drang und rann,
Der Himmel hört ihn sagen:
O Vaterherz, gefällt es dir,
So gehe dieser Kelch von mir;
Wo nicht, gescheh dein Wille!
Und täte das zum dritten Mal.
Indessen lag der Jünger Zahl
In Schlaf und süßer Stille.

5. Ach, sprach das liebe treue Herz,
Ihr liegt und schlaft; mich hat der Schmerz
Und Todesangst umfangen.
Ach, wacht und betet, betet, wacht!
Damit ihr von des Feindes Macht
Nicht werdet hintergangen.
Nun ist mein Stündlein vor der Tür,
Steht auf! Da kommet her zu mir
Mein Jünger und Verräter!
Er hatte kaum gehöret auf,
Umringt ihn Judas und sein Hauf
Als einen Übeltäter.

6. Der Führer küßt ihn mit dem Mund,
Und war doch nichts im Herzensgrund
Als bittres Gift und Fluchen,
Doch trat der Heiland frei dahin,
Sprach klar und deutlich: Seht, ich bin,
Den eure Augen suchen.
Sucht ihr denn mich, so lasset gehn,
Die ihr hier bei mir sehet stehn.
Meint hiermit seine Jünger.
Und als des Petri strenger Sinn
Den Malchum schluge, heilt er ihn
Am Ohr mit seinem Finger.

7. Steck ein das Schwert, sprach unser Licht,
Solch Arbeit dienet hieher nicht,
Mein Kelch muß sein getrunken.
Drauf ist der Richter aller Welt
Den Hohepriestern dargestellt;
Und da ist auch gesunken
Des Petri Herz und Leuenmut,
Nit zwar durch Schwert und Feuersglut,
Nur durch ein bloßes Fragen,
Ob er nicht Jesu Jünger sei?
Da fällt sein Glaube, Lieb und Treu,
Weiß nichts als Nein zu sagen.

8. Auf diesen Fall kam große Reu,
Er sing an, da der Hahne schrei,
Sehr bitterlich zu weinen.
Das Auge, das die Herzen sieht,
Tät einen Blick, ließ Gnad und Güt
Dem armen Petro scheinen.
Die falsche Zeugen traten dar
Und red´ten viel, so nimmer wahr,
Auch niemals wird geschehen;
Drum auch der Herr unnötig schätzt,
Daß er sein Wort dagegen setzt,
Läßts durch den Wind zerwehen.

9. Dem aber, er ward verklagt,
Antwortet er, da er ihn fragt,
Ob er von Gott geboren:
Ja, ich bin Mensch und Gottes Sohn,
Der Welt zum Heil, zur Freud und Kron
Vom Vater auserkoren;
Ihr werdet meine Herrlichkeit
Zur Rechten Gottes mit der Zeit
Hoch in den Wolken sehen.-
Das nennt der Lästrer Lästerwort,
Da schrei ein jeder: Tod und Mord!
Da ging es an ein Schmähen.

10. Man schlug, man speit ihm ins Gesicht.
O Wunder, Wunder, daß hei nicht
Die Erde sich zerrissen!
Mit seiner starken Donnerstimm
Vom Himmel drein geschmissen!
Sie bunden ihm die Augen zu
Und hatten weder Maß noch Ruh
Im Höhnen und im Schlagen;
Denn wenn sie schlugen, sagten sie:
Sag an, wer tats? Du kannst es hie
Als ein Prophete sagen!

11. Und damit war er noch nicht aus.
Am Morgen wird er in das Haus
Pilati hingeführet.
Der Judas dacht den Sachen nach,
Sein frecher Sinn sank hin und brach,
sein Herze wird gerühet:
Es war ihm leid, er hatte Reu,
Weil aber kein Trost war dabei,
Ging Leib und Seel zugrunde.
Er und sein Name bleibt geschänd´t
Noch bis auf diese Stunde.

12. Da Jesu vor Pilato stund,
War sehr viel Klag und gar kein Grund,
Das meiste, das man triebe
War, daß er nichts mehr tu und lehr,
Als was die Untertanen kehr
Vons Kaisers Pflicht und Liebe,
Dieweil er sich zum Könge macht.
Pilatus wird dahin gebracht,
Daß er den Herren fragte,
Ob er der Juden König wär?
Der Herr sprach: Ja, zu Gottes Ehr,
Er wäre, was er sagte.

13. Weil nun Herodes, dessen Hand
Sanft herrlich im Galiläerland,
Gleich damals war zugegen,
Schickt ihm Pilatus Christum hin.
Des freut er sich in seinem Sinn,
Ließ ihn zum Spott anlegen
Ein weißes Kleid, ein arme Tracht,
Und da man seiner gnug gelacht,
Da schickt man ihn zurücke
Pilato heim: Der ging zu Rat
Und fand ihn rein von arger Tat,
Unschuldig aller Tücke.

14. Er nahm den Mörder Barrabam,
Dem jedermann sanft war sehr gram.
Den stellt er in die Mitten:
Hier sind der Übeltäter zwei,
Sprach er zum Volk, es steht euch frei,
Ihr möget einen bitten.-
Halt Jesum, schrei die tolle Schar,
Laß Barrabam, wie er vor war,
Frei ledig in das Seine.-
Was sang ich denn mit Jesu an? –
Ans Kreuz, ans Kreuz mit diesem Mann!
Antwortet die Gemeine.

15. Da gab Pilatus Jesum hin
Dem Kriegesvolk, das geißelt ihn
Ohn alle Gnad und Schonen.
Der freche Haufe trat zuhauf
Und setzte unserm Könige auf
Von Dornen eine Kronen.
Er wird gehandelt als ein Tor;
Sie äfften ihn mit einem Rohr
Und schlugen ihn nicht wenig.
Du bist ein König, sagten sie,
Glück zu, o Judenkönig!

16. Als er nun übel zugericht´t,
Führt ihn Pilatus ins Gesicht
Des Volks und sprach daneben:
Seht, seht doch, welch ein armer Wurm;
Nun wird sich euer Grimm und Sturm
Einmal zufrieden geben.-
Nein, nein, sprach die vergallte Rott,
Zum Kreuz, zum Kreuz! Nur immer tot!-
Pilatus wusch die Hände
Und wollt im Kote reine sein;
Dem aber, der in allem rein,
Bestimmt er Tod und Ende.

17. Das Leben ging zum bittern Tod
Und mußte seine letzte Not
Mit eignen Schultern tragen.
Er trug sein Kreuz und unsern Schmerz,
Darüber führt manch Mutterherz
Ein hochbetrübtes Klagen.
`Weint nicht,´ sprach Christus, über mich,
Ein jeder weine über sich
Und über seine Sünde!
Es kommt die Zeit, da selig wird
Gepreiset die, so nicht gebiert
Und gar nicht weiß vom Kinde .-

18. Da man nun kam zur Schädelstatt,
Da wird, ders nicht verdienet hat,
Bis in den Tod gekränket.
Zwar also, daß ein Mörderpaar
Zur Seiten wurde hier und dar
Er mitten ein gehenket.
Man nahm ihm Leben, Ehr und Blut;
Den sanften Sinn, den frommen Mut,
Den mußten sie ihm lassen.
Er liebte, die ihm weh getan,
Rief seinen Vater für die an,
Die ihm sein Herz zerfraßen.

19. Pilatus heftet oben an
Ein Überschrift, die jedermann,
Der bei dem Kreuz gewesen,
Hebräer, Römer, Griechenland
Und wer Vernunft hat und Verstand,
Gar wohl hat können lesen.
Die Krieger nehmen ihm sein Kleid
Und teilen sich in diese Beut,
Der Rock bleibt unzerstücket;
Er wird dem Los anheimgestellt,
Des soll er sein, wem jenes fällt;
Laßt sehen, wen es glücket.

20. Maria voller Lieb und Treu
Stund an dem Kreuz, und auch dabei,
Den unser Heiland liebte.
Sieh hier, sprach Jesus, Weib, dein Sohn!
Und Jünger, siehe deine Kron
Und Mutter, die betrübte;
Die laß dir ja befohlen sein! –
Dies Wort, das drang ins Herz hinein
Johanni, dem geliebten.
Er nahm die auf und tat ihr wohl,
Die andern machten Jammers voll
Durch Bosheit, die sie übten.

21.Viel Lästrer red´ten bös Ding,
Auch einer, der zur Seiten hing,
Goß auf ihn seinen Geifer.
Der aber an dem andern Ort
Straft ihn und seine Lästerwort
Mit großem Ernst und Eifer,
Sprach Jesum an: O Himmelsfürst,
Gedenke meiner, wenn du wirst
Nun in dein Reich eingehen! –
Fürwahr, fürwahr, ich sage dir,
Sprach Jesus, du wirst heut bei mir
Im Paradiese stehen.

22. Der Mittag kam, und ward doch Nacht,
Die Sonn, die alles fröhlich macht,
War selbst mit Leid erfüllet.
Des Lichtes Schöpfer fühlet Pein,
Drum muß mit finstern Schatten sein
Das schönste Licht verhüllet.
`Eli!,´ rief Jesus, `Gott mein Gott,
Wie läßt du mich in meiner Not
Und Angst so gar allein?´
Und bald darauf: Mich dürstet sehr! –
Das alles hört der Juden Heer
Und weiß nicht wen er meine.

23. Sie sind vom Zorne taub und blind,
Hart wie ein Stein, der nichts empfindt,
Auch gar nicht zu erweichen.
Sie nehmen aus dem Essigfaß
Und machen einen Schwamm mit naß,
Den lassen sie ihm reichen.
Ihr Herz ist voller Bitterkeit,
Und damit sind sie auch bereit,
Den, der jetzt stirbt, zu laben.
Viel machen aus dem Ernst ein Spiel
Und sprechen: `Halt sehn, er will
Eliä Hilfe Haben. –

24. Er aber sprach: `Es ist vollbracht!
Und darauf wird er von der Macht
Des Todes überfallen.´
Er neigte sich zur sanften Ruh,
Er schloß die schwachen Augen zu
Und schrie mit großem Schallen:
Nimm auf, Herr, meinen Geist,
Du, mein herzlieber Vater, weißt,
Wie du ihn sollt bewahren! –
Und also ist der große Held,
Der Himmel, Erd und alles hält,
Von dieser Welt gefahren.

25. Er fuhr dahin, im Augenblick
Zerriß der Vorhang in zwei Stück,
Die Erd erschrak und bebte.
Die Felsen sprangen in die Luft,
Auch öffnet sich der Gräber Gruft
Und was darinnen lebte.
Der Juden Herzen bleiben hart,
Allein der Hauptmann, dem da ward
Die Wach am Kreuz befohlen,
Der glaubt, und mit ihm sein Gesind,
Es wäre Jesus Gottes Kind
Und sagens unverhohlen.

26. Man brach den Schächern ihre Bein,
Mein und dein Heiland bleib allein
An Beinen ungebrochen.
Das aber ist wahr und gewiß,
Daß ein Soldat mit seinem Spieß
Die Seiten ihm zerstochen.
Aus welcher Wund ein edle Flut
Von Blut und Wasser uns zugut
Alsbald herausgeflossen.
Zuletzt wird er vom Kreuz gebracht
Und, wohl beschickt, nach vor der Nacht
In Josephs Grab geschlossen.

27. Die Juden hatten wohl gehört,
Er würde, wir er selbst gelehrt,
Von Toten auferstehen;
Das halten sie für unwahr sein,
Sie bilden Ihnen aber ein,
Es möchte List ergehen.
Drum siegeln sie des Grabes Tür
Und legen starke Wache für:
Umsonst und gar vergebens!
Der Herr bringt durch, kein Fels und Stein,
Kein Wächter mag zu mächtig sein
Dem Fürsten unsres Lebens.

28. Nun seh und lern ein jedermann,
Wie sehr viel Gutes uns getan
Der Bräutgam unsrer Seelen:
Er nahm auf sich unser Schuld
Und ließ aus treuer Lieb und Huld
Sich unserhalben quälen.
Zerknirschtes Herz, betrübter Geist,
Den seine Sünde nagt und beißt,
Laß Sorg und Kummer fallen.
Weil unser Heiland Jesus Christ
Ein Sündenopfer worden ist
Dir und uns Menschen allen!

29. Du aber, der du sicher stehst,
Und ohne Buße täglich gehst
In ungescheute Sünden,
Betrachte, was für Straf und Last,
Wenn du dein Maß gefüllet hast,
Dich endlich werde finden!
Denn tut man das am grünen Baum,
So denke, was für Ort und Raum
Der dürre werd erlangen.
O Jesu, gib uns deinen Sinn
Und bring uns alle, wo du hin
Durch deinen Tod gegangen!

Tech, Nikolaus – O Lamm Gottes, unschuldig

O Lamm Gottes, unschuldig
Am Stamm des Kreuzes geschlachtet,
Allzeit funden geduldig,
Wiewohl du warest verachtet;
All Sünd hast du getragen,
Sonst müßten wir verzagen.
Erbarm dich unser, o Jesu.

2. O Lamm Gottes im Staube,
Mit Blut und Thränen bedecket,
Dein tröste sich mein Glaube,
Wenn Tod und Sünde mich schrecket,
Dein Ringen, Seufzen, Klagen,
Dein Todeskampf, dein Zagen
Sei meine Ruhe, Herr Jesu.

3. O Lamm Gottes, unschuldig
Trugst du die herbe Verhöhnung
Und immer so geduldig
Zu meiner Sünde Versöhnung.
Dein Bild schreck mich von Sünden,
Dein Bild soll mich verbinden
Zu ewger Liebe, Herr Jesu.

4. Von Herzen wir dir danken,
Daß du so große Treue
Gethan hast an uns Kranken.
Gieb uns ein selge Reue,
Daß wir die Sünde meiden
Zu Ehren deiner Leiden.
Erbarm dich unser, o Jesu.

5. Stärk in uns das Vertrauen
Durch dein Blut, Tod und Wunden,
Laß uns darauf fest bauen
In unsrer letzten Stunden,
Und hilf uns selig sterben,
Daß wir den Himmel erben.
Gieb uns dein Frieden, o Jesu.