Seht, die Nacht vergehet!
Geist und Herz, erstehet!
Seid der Sonne gleich!
Gottes Güt‘ und Treue
Leuchtet nun auf’s Neue,
Kräftig, voll und reich.
Was ihr wollt, kann euch erfreuen:
Gnade, Leben und Gedeihen.
Ließ uns Gott im Blicke
List, Gewalt und Stricke
Unsrer Feinde seh’n;
Welche Fährlichkeiten
uns von allen Seiten
An die Seele geh’n;
Auch wie Er uns pflegt zu decken:
o wie würden wir erschrecken!
Seele, dass auch heute
Dir Gott sei zur Seite,
Darum bitte nun!
Bitt‘ um Heil und Segen
Heut‘ auf Deinen Wegen,
Und bei Deinem Tun!
Vörderst, für die Macht der Sünden
Rat und Widerstand zu finden.
Seufz‘ in heißem Geiste,
Dass Er Hilfe leiste,
Und sei Rat und Kraft;
Dass Dich Nichts verleite
Auf die linke Seite
Bei der Pilgrimschaft:
Weil so viel Gefährlichkeiten
Dich an Seel‘ und Leib begleiten!
Bete, ruf und bitte
Um gewisse Tritte
Unter deiner Last!
Deinen Weg zu finden
Und zu überwinden,
Was du vor dir hast;
Auch durch Ringen, Reisen, Kämpfen
Alle Hindernis‘ zu dämpfen.
Will die Welt dich haben,
Und mit ihren Gaben
Wieder zu sich zieh’n:
Sei du unempfindlich
Und in Liebe kindlich,
Dass du kannst entflieh’n.
Besser, sich auch töricht fassen,
Als von ihr gewinnen lassen.
Hast du nun gesehen,
Wie es Gott lässt gehen,
Was Er ausgeführt:
So fang‘ an zu singen,
Und Ihm Lob zu bringen,
Dem das Lob gebührt.
Such Ihn auch in neuen Weisen
Alle Tage mehr zu preisen!
Gottes Machtbeschützen
Lass dir dazu nützen,
Dass du treuer wirst!
Such‘ Ihm and dein Leben
Wirklich zu ergeben!
Er ist Lebensfürst.
Such‘ es ja vor allen Dingen
Im Gehorsam weit zu bringen:
Dass dir’s wohlgefället,
Wie dein Gott sich stellet,
Grausam oder gut,
Wenn Er straft und schläget,
Wenn Er küsst und träget:
Alles, was Er tut.
Dank‘ und rühme bei der Freude!
Lieb‘ und lob‘ Ihn auch im Leide!
(1720.)