Zinzendorf, Nikolaus von – Das Tagewerk für den HErrn.

Wenn wir uns kindlich freuen,
Und in der täglich neuen
Versorgung unsres Treuen
Von Jahr zu Jahr gedeihen;
In Seinem Heil uns weiden,
Bis dass wir zu Ihm scheiden,
Zu seh’n, was wir gegläubet,
Wem wir uns einverleibet;
Und wenn sich die Erlösten
Stets mit der Hoffnung trösten:
„Wir sind dazu geschaffen,
In Seinem Arm zu schlafen;
Durch Seines Blutes Segen
Und Seines Geistes Pflegen
Sind wir dahin gediehen,
Bald zu Ihm heimzuziehen“:
So denken sie daneben
Nicht ans elende Leben;
Ein selig Herz kann dessen
Gar mit der Zeit vergessen.
Der Priester mit dem Öle
Der Freud‘ für Leib und Seele,
Der naht sich stets zu ihnen,
Sie treulich zu bedienen.
Die Augen, die sich trüben,
Die klärt Er auf zum Lieben,
Und wischt, wo Tränen hangen,
Sie liebreich von den Wangen.
Das gleicht dem bunten Bogen,
In Wolken aufgezogen.
Wenn’s Erdreich nach dem Regen
Aufduftet voller Segen.
Wir haben uns auch Stunden
Der Feier aufgefunden,
Nach dem Sichabarbeiten
Stillklare Sabbatzeiten.
Da schließen sich die Sinnen
Der Knecht‘ und Dienerinnen,
Als ob sie dort schon wären,
Wo Seelen hingehören.
Mit einem Sabbatsherzen
Lass uns all‘ unsre Schmerzen,
Und was wir Schweres haben,
In Jesu Herz begraben!

(um 1750.)