Selneccer, Nikolaus – Lied vor Tische.

Nach eigener Melodie.

Herr Christ, du wollest benedeyen,
Daß Speis und Trank uns wohl gedeyen.
Herr, segne uns und deine Gab,
Daß Seel und Leib sich wohl gehab.

2. O treuer Hirt Herr Jesu Christ,
Dein Wort stets unsre Weide ist,
Regier uns arme Schäfelein,
Laß uns, Herr, dir befohlen sein.

3. Der du der Seele giebst dein Wort,
Dem Leib die Speis, o treuer Hort,
Bau unser Land, sei unser Herr,
Den Glauben stärk, je mehr und mehr.

4. Vater unser im Himmelsthron,
Dein Nam sei heilig lobesan,
Dein Reich zukomm, dein Will zugleich
Auf Erd gescheh wie im Himmelreich.

5. Gieb uns heut unser täglich Brot,
Erlaß all Schuld, o treuer Gott,
Wie wir auch unsern Schuldigern,
Ihr Schuld und Fehl vergeben gern.

6. Führ uns nicht in Versuchung bös,
Von allem Uebel und erlös.
Dein ist die Kraft und Herrlichkeit,
Dein ist das Reich in Ewigkeit.

Samuel Gobat – Dein ist das Reich

Dein ist das Reich, mein König Jesus Christ,
dir ist das Szepter in die Hand gegeben.
Und ob der Erde Fürsten sich erheben,
wir wissen doch, daß du der Herrscher bist.
0 höchste Majestät, wer ist dir gleich?
Dein ist das Reich!

Dein ist die Kraft! O wie erhebt dein Wort
uns, die wir oft mit eigner Schwachheit ringen!
Gib du zum Wollen uns auch das Vollbringen,
du starker Held, du unsres Glaubens Hort!
Wir fassen deine Hand, die Wunder schafft.
Dein ist die Kraft!

Dein ist die Herrlichkeit! Im Glauben sehn
wir schon etwas von deiner lichten Schöne.
Wir hören etwas von dem Lobgetöne
der Sieger, die vor deinem Throne stehn.
O hilf auch uns und mache uns bereit
zur Herrlichkeit!

Von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du,
dreiein’ger Gott! Wir beten an im Staube.
Uns hebt bis an dein Herz empor der Glaube,
und deine große Gnade deckt uns zu.
Lob, Preis und Dank sei deinem großen Namen
ohn’ Ende! Amen!

Oekolampad, Johannes – Das vatter vnser

O VATTER unser, der du bist
Im himmel, lert vns Jesus Christ,
Dyn kinder sind wir all gemeyn,
So wir glouben in dich alleyn. Kyrie eley.

Dyn Göttlich namm geheilget werdt
Von yederman vff diser erd,
Gib, das wir suochend, luther, reyn,
In thuon vnd lon, dyn eer alleyn. Kyrie eley.

Zuo komme dyn ewiges rych
Vns armen dynen kindren glich,
Vff das wir vatter lobend dich
In vnserm erbland ewigklich. Kyrie eley.

Din Göttlich will geschäch gelych
In himmel vnd vff erdterrych,
Dann vnser will der ist nit guot,
Es ist als sündtlich, was er thuot. Kyrie eley.

Das täglich brot gib vns ouch hüt
Vnd spyß mit dynem wort die lüt,
Das wir in aller angst vnd queel
Getröstet werden an der seel. Kyrie eleyson

Dartzuo vergib vns vnser schuld,
Würck in vns dyn Göttlich gedult,
Das wir von hertzen allen schon
Vertzyhen, die vns leyds hand gethon. Kyr.

In die versuochung für vns nit,
Erhalt vns vest, ist vnser bitt,
Mit dyner gnad, das vns der find,
Die welt, vnds fleysch nit überwind. Kyrie.

Erlöß vns lieber vatter all
Vom übel in dem jomerthall,
Das vns nüt schad vff diser erd,
Damit die seel erlößet werd. Kyrie eleyson.

Vund wann die seel muoß scheyden sich
Von vnserm lyb so hertigklich,
Eyn vesten glouben vns verlych,
Mit dyner gnad nit von vns wych. Kyrie.

Die Evangelischen Katechismusversuche vor Luthers
Enchiridion
Ferdinand Cohrs.
Vierter Band.
Undatierbare Katechismusversuche
Berlin
A. Hofman & Comp.
1902

Hermann, Nikolaus – Die vierdte Bitt, umbs tegliche Brodt

BEscher uns, HERR, das teglich Brot,
fur thewrung und fur hungers not
Behüt uns durch dein lieben Son,
Gott Vater in dem höchsten Thron.

O HErr, thu auff dein milde Handt,
mach uns dein gnad und güt bekand,
Ernehr uns, deine Kinderlein,
der du speisst alle Vögelein.

Erhörst du doch der Raben stim,
drumb unser bitt, HERR, auch vernim!
Denn aller ding du Schöpffer bist
und allem Vieh sein Futter gibst.

Gedenck nicht unser missethat
und Sünd, die dich erzürnet hat!
Las scheinen dein Barmhertzigkeit,
das wir dich obn in ewigkeit.

O HErr, gib uns ein fruchtbars Jar,
den lieben Kornbawm uns bewar!
Für thewrung, hunger, seuch und streit
behüt uns, HErr, zu dieser zeit!

Unser lieber Vater du bist,
weil Christus unser Bruder ist,
Drumb trawen wir allein auff dich
und wolln dich preisen ewiglich! Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Unbekannt – Das Vatter unser

(„Nüw gsangbüchle rc. Getruckt zuo Zürych by Christoffel Froschouer im Jar. D.M. XL.“ 8°. Seite CLXI.)

VAtter unser, der du in himmlen bist,
das ist, du herrschst an aller orten:
Wir din kinder, im ellend hie so arm,
erbarm dich unser nach dinn worten!
Geheilget werd in uns din nam
gantz lobesam,
in allem unserm läben
allein dir eer unnd pryß werd geben!

Zukumm din rych uns schwachen kindern schier,
regier mit krafft in unsern sinnen,
Das wir all glych recht hätten: din will werd
uff erd, als wie imm himmel drinnen.
Gib uns hüt unser täglich brot,
ouch in der not
wöllst unsre seelen weiden,
dinn heilgen geist nit von uns scheiden!

Ewiger Gott, vergib unns unser schuld
mit huld, als wir vergend den fynden!
Hie ringt der todt, wirt allem fleisch zu schwär
o Herr, hilff du uns überwinden!
Und für uns in versuchung nicht,
so es dann gschicht,
wöllst uns nit drumb verdammen,
sunder löß uns vom übel, Amen!

Unbekannt – Dat Vader unse.

(„Geystlike leder und Psalmen rc. Gedruckt tho Magdeborch dorch Hans Walther. 1543.“ in 8°. Blatt LXXI.)

ACh Vader unse, de du bist
im Hemmelrick
hoch auer uns, darumme im geist
wult angebedet werden:
Dyn Hillige name werde uthgebredet
geweldichlick,
geeret in uns unde auer alle
ym Hemmel unde up erden.
Dath Rike der gnaden kame uns tho,
unde do in uns bliuen,
Unde wat dy nicht behegelick ys
in uns, dat wilst uth driuen,
Up dat wy mögen ewichlick
in dynem Rike blyuen.

Ock, hillige HERE, so bidde wy:
dyn wille geschee
up erden hyr in aller mathe
wo inn dem Hemmelrike,
Darhen denn nemandt kamen kann
noch mach besthan,
den de allene den willen syn
mit dynem deit vorliken.
Und giff uns unse dachlike brodt,
der Seelen ere spise:
Ick mene allene dyn Gödtlick wordt,
dat wy dat hören mit vlite,
Darmede du uns thor salicheit
den rechten weg deist wisen.

Ock unse schulvt unde missedadt
uns, HERE, vorlath,
wormede wy dy verthörnet han,
das wilst uns nicht tho meten,
Wente wy ock unsen schuldenern don
in solcker mathe,
wormede se uns belediget han,
dat wille wy gantz vorgeten.
In keine vorsökung uns ynuöre,
darynne wy mochten vorderuen,
Vor solckem öuel uns bewar,
daruan de Seele möcht steruen,
Unde make unns alle sampticklick
inn dynem Rike tho eruen.

unbekannt – Der gesang: Herr got vater

(Aus dem Nürnberger Enchiridion von 1527, in 8°. Blatt xxix.)

HErre Got, vater unser,
der du im hymel bist!
Wende uns disen kummer,
der uns anligen ist:
Deyne kinder thu erneeren,
hilff jn auß hungers not,
Das sie sich mügen erweren,
hütten vor falscher lere,
anders sterben ewigs todts.

Geheyligt werdt dein name,
zu kumm uns in dein reych!
Etliche herrn sind dir gramme,
wöllen seyn wol deyn gleych,
Küssen muß man jn die füsse,
beugen vor jn die knye:
Das sind dein wort nicht suesse,
wuscht jn selber die füsse
deynen jüngern in demut hie.

Do Christus het gesessen,
sein jüngern gespeyset het,
Do thet er nicht vergessen,
er sie da leren thet,
Er sprach: ich bin ewer meyster und herr,
ein beyspil ich euch geben han,
Das solt jr fürbaß mehre
halten nach meiner lere
und auch der gleychen thon.

Den frid hat er jn geben,
do er erstanden ist;
Also thun sie yetznd leben,
als man wol sehen ist:
Mit rauben und mit brennen
verderben sie landt, leut, frucht und wein,
Ir keyner wil sich erkennen,
thun sich doch geystlich nennen,
yegklicher der gröst wil sein.

Dein jünger fragten dich eben,
welcher der gröst solt seyn.
Eyn antwort thetst jn geben
auß deynem mundt so reyn;:
Welcher wil seyn der gröste,
der andern diener er solt sein;
Welcher würdt seyn der kleynste,
vernempt in demuts geyste,
im reych der gröst würdt sein.

Und hast jn auch verbotten
den reichtumb diser welt,
Den heyligen zwölffpoten,
solten haben weder sack noch gelt:
Darnach richt sich heute
Babst, Bischoff und Cardinal:
Hetten sie landt und leute
und aller rauber beute,
wer jn noch vil zu schmal.

Deyn wil werdt heut zu tagen
im hymel und auff erd!
Amos, der Prophete, thut sagen,
wie das groß hunger wer
Sölt seyn an allen enden,
doch nicht an brodt unnd an wein:
Ich förcht, umb unser grosse sünde
straffst du uns, herr, so geschwinde,
wilt suchen die kinder dein.

Das teglich brot gib uns heute
und verlaß uns unsere schuld!
Hilff uns Christen leüte,
verlaß nicht die unschuld.
Sich, wie sie uns haben genarret
so gar ein lange zeyt,
In boßheyt sind sie verharret,
in jrem geytz erstarret,
die warheyt verschwigen leyt.

Die warheyt ist das brotte,
das Amos melden thut,
Das ist das götlich worte,
das uns erneren thut.
Es ist so gar versigen,
das schafft geytz, ubermut,
Und ist gar verschwigen,
was bleybt da hinden ligen,
wie Ezechiel melden thut.

Als wir unser schuld vergeben
verlaß uns unser leydt!
Wenn sie uns das nachreden,
in versuchung uns nicht leyt.
Herr hilff, das wirs nicht rechen
mit der that unser handt,
Das wir dein gebot nicht brechen
und unsern glauben schwechen,
behalt uns vor aller schandt.

Sunder wöllest uns erlösen,
herr Got, von ewiger schandt!
nser seelen wöllest trösten,
Jhesus, unser heyland!
Verleych uns rew und layde
an unserm letzten endt,
Wenn wir von hynnen schayden,
Christus, thu uns geleytten,
nym uns zu dir behendt!

Amen, das thut beschliessen
zu lob der Christenheyt.
Hüt euch vor den falschen Papisten,
solch wölff haben die schaff zutrent.
Sie haen sie zurissen,
gefressen biß auff die bain,
Darzu haben sie uns gestolen
die milch und auch wollen,
wir gebens Got, dem schöpffer, haim!

Unbekannt – Ein schön new Vater unser,

in gesang weise.

(Aus dem Val. Babstschen Gesangbuche von 1545, II. Nro. XL.)

VAter unser, der du bist,
Kyrieleison!
Gib uns zur kennen Jhesum Christ.
Vater mein,
erbarm dich unser auff erden,
das wir deine liebe kinder werden!

Vater! verley uns ware rew,
Kyrieleison!
Und teil uns mit dein veterliche trew.
Vater mein,
erbarm dich unser auff erden,
das wir deine liebe kinder werden!

Geheilget werd dein Göttlicher nam,
Kyrieleison!
Dein heiligs wort werd uns bekandt.
Vater mein,
erbarm dich unser auff erden,
das wir deine liebe kinder werden!

Zukom uns dein heiliges reich,
Kyrieleison!
Hilff, das wir deine erben sein.
Vater mein,
erbarm dich unser auff erden,
das wir deine liebe kinder werden!

Dein wil gescheh an uns so schon,
Kyrieleison!
Auff erden als in himels thron.
Vater mein,
erbarm dich unser auff erden,
das wir deine liebe kinder werden!

Hilff uns aus der sunden not,
Kyrieleison!
Gib uns heut das tegliche brod.
Vater mein,
erbarm dich unser auff erden,
das wir deine liebe kinder werden!

Verzeyh uns, Vater, unser schuld,
Kyrieleison!
Und teil uns mit dein Göttliche huld.
Vater mein,
erbarm dich unser auff erden,
das wir deine liebe kinder werden!

Als wir auch unsern schuldigern thon,
Kyrieleison!
Las uns nicht in versuchung ston.
Vater mein,
erlös uns von ubel, Amen,
das wir zu deiner gnaden komen!

Denn dein ist das reich und die krafft,
Kyrieleison!
Die herrligkeit und alle macht.
Vater mein,
erbarm dich unser auff erden,
das wir deine liebe kinder werden! Amen.

Zwick, Johannes – Das Vatter unser.

Matth. VI.

Mag man singen in der wyß, Es sind doch sälig rc.
Oder: Hilff Herre Gott, rc.

Unser vatter der du bist imm himmel.

ACh unser vatter, der du bist
imm himmel, hör, was uns gebrist
und was wir yetz begären!
Imm geist und warheit ruffen wir,
wie Christus gleert, allein zu dir,
drumb wöllest uns gewären.
Du bist der vatter, wir die kind,
du bist imm himmel und wir sind
im ellend hie uff erden,
Drumb sich mit lieb und gnad herab,
das unser hertz ein hoffnung hab,
durch Christum sälig zwerden.

Geheiliget werde din nam. Din rych das kumm.

Din nam, der heilig ist allein,
sol ouch billich von uns gemein
allein geheilget werden,
Das bittend wir durch Jesum Christ,
der so ein trüwer mittler ist
und hilff uß allen gferden.
Darnach ryssz hin das rych der welt,
din rych zukumb, wies dir gefellt,
von glouben und von läben.
Din rych ist doch ein säligs rych,
on sünd und schuld, des nit gelych:
das selbig wöllist geben!

Din will geschäch uff erden wie imm himmel.

Din will geschäch, der unser nit,
das ist ouch unser ernstlich bitt,
diewyl du bist der Herre:
Imm himmel bschichts alls, wie du wilt,
drumb sich uff uns, o vatter milt,
unnd uns das selb ouch leere.
Was du nit wilt, das ist nit gut,
voruß was kumpt von fleisch und blut,
das müssen wir bekennen.
Herr Gott, so hilff zu volgen dir,
das din will gschäch:
der wöll uns schier
von unserm gantz entwennen.

Unser täglich brot gib uns hüt.

Ach Gott, wie prist so vil alltag
uns armen! das ist ouch ein klag,
da wöllist du uns geben
Dem lyb nit vil, die notturfft bloß,
dem hertzen aber gnaden groß,
uff dich also zuläben.
Das täglich brot, gib du, o Herr,
den gyt unnd sorg tryb von uns ferr,
du kanst uns ye wol spysen.
Du wöllst dem fleisch sin wollust wern,
die seel mit dinem wort ernern,
daran din lieb bewysen.

Und vergib uns unser schuld, als wir ouch vergebend unsern schuldigern.

Zu dem, so bitten wir umb huld,
o Gott, vergib uns unser schuld,
unnd so vil grosser sünden!
Gib, Heere Gott und vatter trüw,
das uns all sünd von hertzen rüw
und wir sy lassen künden.
Gib, das wir ouch fry yederman
vergäbind und frid mögind han
mit fründen und mit synden,
In lieb zesuchen dinen pryß,
wie dann wol zimpt nach vatters wyß
den rechten Gottes kinden.

Und fuer uns nit in versuochung, sunder erlöß uns vom bösen.

Noch thut eins not und ligt vil dran:
das wir, Herr Gott, ruw mögind han
im gwüssen und im hertzen,
Und bharrind styff uff dinem wort:
es wirt alls crütz bald han ein ort,
ußgnon der helle schmertzen.
Ach vatter trüw, so sterck uns kind,
dz uns kein args nit überwind,
behüt allzyt vom bösen:
Es sey der tüffel oder dwält
und was nit mit der warheit hellt,
dauon wöllst uns erlösen!

Spener, Philipp Jakob – Vater unser

Der Du im hohen Himmel bist,
O guter, lieber Vater!
Der unser bester Helfer ist,
In jeder Noth Berather,
Dich flehen wir jetzt brünstig an,
Dich, dessen allmacht Alles kann,
Du wirst uns gerne hören.

Wir haben diese Freudigkeit
Durch Deinen Sohn empfangen;
Der Gnadenthron ist uns bereit,
Von dem wir Hülf erlangen;
Um diese Hülfe flehen wir,
Laß wohlgefallen, Höchster, Dir
Jetzt uns’re sieben Bitten!

Dein Name stets geheiligt werd‘,
Dein Reich laß uns erfreuen!
Dein Will‘ gescheh‘ auch hier auf Erd‘,
Gib Frieden, Brot, Gedeihen;
All‘ uns’re Sünden uns verzeih‘,
Steh‘ uns in der Versuchung bei,
Erlöse uns vom Uebel!

Dieß Alles, Vater, werde wahr!
Du wolles es erfüllen.
Erhör‘ und hilf uns immerdar,
Um Jesus Christus willen;
Denn Dein, o Herr, ist allezeit,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit,
Das Reich, die Macht und Ehre!

 

Das Vater unser