Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711
Gott Lob! Es ist von meinem Leben
Nun abermal ein Tag vorbei;
Die sanfte Nacht hat mich umgeben,
Und macht mein Herz von Sorgen frei.
Das ist mein Trost, der mich erfreut:
Stets näher zu der Ewigkeit.
Jedweder Abend kann mir zeigen,
Es werde sich mein Lebenslicht
Zum stillen Todesabend neigen.
Dieß ist mein Trost, und schreckt mich nicht:
Ich komm aus dieser kurzen Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.
Ob sich gleich Leib und Seele scheiden,
Obgleich mein Leibeskleid zerreißt,
Wird Jesus doch die Seele kleiden
Mit dem, was unverweslich heißt.
Dies ist mein Ziel bei Freud und Leid:
Stets näher zu der Ewigkeit.
Ich finde nur im kühlen Grabe
Das beste Bette meiner Ruh,
Und wenn ich ausgeschlafen habe,
Führt Jesus mich zum Himmel zu.
So bringt auch jeder Blick der Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.
So lieg und schlaf ich ganz mit Frieden,
Dieweil mein Hirte bei mir wacht;
Von Jesu bleib ich ungeschieden
Auch in der letzten Todesnacht.
Er lenket meiner Tage Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.
So kommt, ihr sanften Abendstunden;
Ihr müden Augen, schließt euch zu!
Die Seele ruht in Christi Wunden,
So hat der Leib auch seine Ruh.
Mein Wunsch und Ziel ist jederzeit:
Stets näher zu der Ewigkeit.