Dr. Martin Luthers letzter Gesang zum Valet dem Römischen Papst gemacht für die Kinder zu Mitfasten an statt den Tod austreiben, den leidigen Papst damit aus der Kirche zu jagen.

Nun treiben wir den Papst heraus
Aus Christi Kirche, Gottes Haus,
Darinn‘ er mördlich hat regiert,
Unzählich viele Seelen verführt.

Troll dich aus du verdammter Sohn,
Du rothe Braut von Babylon,
Du bist der Greul und Anti-Christ,
Voll Lügen, Mord und arger List.

Dein Ablaß-Brief, Bull und Decret
Liegt nun versiegelt im Secret,
Damit stahlst du der Welt ihr Gut,
Und schändest dadurch Christi Blut.

Der römische Götz ist ausgethan
Den rechten Papst wir nehmen an,
Das ist Gottes Sohn, der Fels und Christ,
Auf den sein Reich erbauet ist.

Er ist der höchste Priester zart,
Am Kreuz er aufgeopfert ward,
Sein Blut für unsere Sünd vergoß
Recht Ablaß aus seinen Wunden floß.

Sein Kirch‘ durch sein Wort regiert,
Gott Vater selbst ihn investirt,
Er ist das Haupt der Christenheit,
Dem sei Lob, Preis in Ewigkeit.

Es geht ein frischer Sommer herzu,
Verleih‘ uns, Christus, Fried und Ruh!
Bescheer‘ uns, Herr, ein selig Jahr –
Vorm Papst und Türken uns bewahr.

Globus
Illustrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde
herausgegeben von
Dr. Richard Kiepert.
Dreißigster Band.
Braunschweig,
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn.
1876

auch in:

Deutsche Volksfeste im neunzehnten Jahrhundert.
Herausgegeben von Fr. A. Reimann
Weimar,
im Verlage des Landes- Industrie-Comptoirs.
1839

und in

D. Martin Luthers
Geistliche Lieder
herausgegeben von Julius Leopold Pasig
Leipzig,
Verlag von Gebhardt & Reisland.
1845

Bibliander, Theodor – Ein Gedicht

Ein christenliche vermanung des aller edleysten grafen zuo Mirandula und Concordia, Herren Johann Franciscen Picus, an keiser Maximilian hochloblicher gedächtnus, das er die heilige christenheit rette von usseren und inneren finden – geschriben lateinisch im jar MD., aber in ein liet bracht, in der wys: Es stat ein hus in Oesterrych, im jar 1558 am XI. tag Julii.

Es stat ein hus uff erdtrich, das ist gar wol erbuwen
Uff Christum, küng im höchsten rych, dem es allein kann truwen.
Dann die uff dich, herr Jesu Christ, ir hilf und hoffnung setzend,
Mag nüt des tüfels gwalt noch list umbringen ald verletzen.
Der alt schlang hat zwar alls versuocht, das er dir näm die krone,
Bis er zuoletst hat z’wägen bracht den vatzenküng und throne,
Den stuol zuo Rom und antichrist, in den er hat ingossen
Sin macht, bosheit und allen list, und sich ganz in in gschlossen.
Das zeigend sine taten an, die er vil jar hat triben,
Als im klagt ouch manch wib und mann, wie er si hab umtriben
Mit falscher leer und ablasskron, mit bychten, büessen, lesen,
Mit rast, ruoss, waxs, bly, rouch und rom, wallfärt und falschen messen.
Das lass, o Herr, erbarmen dich, wach uff und nimm din waffen,
Zerstör des pabsts entchristisch rych, errett dine arme schaffe,
Die du mit dinem heilgen bluot erkouft hast und erlöset
Von sünd, tod, straf und hellengluot, unds grett von allem bösen,
Das si dich lobind ewiklich mit mund und frommem leben;
Darzuo willt inn das himmelrych uss dinen gnaden gäben.
Stand uff, herr Maximilian, du hochgelobter keiser,
Gryf Gottes find nun mannlich an; Gott will sin volk erlösen.
Trib uss Gotts schafstall grimme wölf, die seel und lib verderbend,
Mit Christus bluot und türen hilf vm gelt wie Judas werbend.
Hilf edler fürst von Österych, dass Gottes wort erschalle
Heiter und klar im tütschen rych und anderen landen allen,
Zuo lob und prys dem heilgen Gott, zuo trost uns armen lüten;
Das wort mag hälfen in der not und s‘ endtchrists pracht vernüten.
Gotts wort allein ist kräftig gnuog, zuo paschgen und zerbrächen
Wie ein irdinger wasserkruog den pabst und sin bös rechte.
Dann kann ein christlich oberkeit nach Gottes ordnung handlen,
Das wir in frid und heiligkeit vor Gott recht mögind wandeln.

 

Analecta Reformatoria
II. Biographien:
Bibliander – Ceporin – Johannes Bullinger
Emil Egli
Zürich
Druck und Verlag von Zürcher und Furrer
1901

unbekannt – Lobt Got, jr Christen allen

LObt Got, jr Christen allen
in Teutscher Nation,
Zu Rom ist umbgefallen
die braut von Babylon!
Sie saß in hohen ehren
darzu in hohem preyß,
jr stul ist jr zerschmoltzen,
er war gebaut auff eyß.

Darauff hat sie gesessen,
gebrangt ein lange zeyt,
Niemandt dorfft dawider sprechen,
sie wz so hoch gefreit
Mit jren Deretalen
und starckem hoffgesind,
die haben uns können machen
mit sehenden augen blind,

Uns nit allein betrogen
umb sylber und das gold,
Gots wort damit entzogen,
wer möcht jr werden hold,
Den glauben gantz geschwigen,
hand geleret jr gesetz,
uns arme leut betrübet
mit unnützem geschwetz,

Geschryen und geruffen:
gebt all zum geystlichen stand!
Damit hand sie bekommen
vil Stet und grosse Land,
Gebaut an allen orten,
vil Orden auffgericht,
eim yeden ein sonderliche platten
und Hoffarb ausserdicht.

Dabey mag man sie kennen,
das sie gehörn an hoff,
Man darff jr nit vil nennen,
sie sein vor augen noch:
Der ein der rhumbt sein Orden,
der ander die Observantz,
seind all zu Narren worden,
kommen zur Braut on tantz.