Langbecker, Emanuel Christian Gottlieb – Psalm 51

Schaff in mir, Gott, ein reines Herz,

Du Quell der reinsten Triebe!

Wen Schuld befleckt, der fühlet Schmerz,

Freut sich nicht deiner Liebe.

 

  1. D’rum gib mir einen neuen Geist,

Der vor der Sünde fliehet,

Durch Selbstverläugnung, Herr, Dich preist,

Auf Deinen Beistand siehet.

 

  1. Verwirf mich, o mein Jesu, nicht,

Schenk‘ mir dein Wohlgefallen!

Gib Kraft, wenn mir’s an Kraft gebricht,

Den Glaubensweg zu. wallen!

 

  1. Ach, nimm nicht seinen heiligen Geist

Aus meinem dunkeln Herzen!

Er ist’s, der mich zum Himmel weist

In meinen Sündenschmerzen.

 

  1. Mit deiner Hülfe tröste mich

Bei meinem Thun und Treiben;

Im Glauben lehn ich mich auf Dich;

Herr, du wirst treu mir bleiben!

 

  1. Und so erhalte denn in mir

Den Geist des Lichts, der Freude;

Eröffne mir die Himmelsthür,

Wann von der Erd‘ ich scheide!

 

Julius Köbner – Psalm 122.

Nach Zion’s Hügel zieht mich hin;

Da findet meine Seele Ihn!

O Zion, Himmelsvorhof du!

In dir ist wundersüße Nuh‘.

 

  1. In dir umgibt mich Gottes Kraft,

Die hohen Frieden in mir schafft,

Wenn Gottes Kinder um mich knie’n,

Den Herrn herab vom Himmel zieh’n.

 

  1. In dir die Botschaft mir erschallt,

Bei der mein Herz voll Freude wallt;

In dir hat David’s Heldensohn

Errichtet seinen Königsthron.

 

  1. Da schenkt Er Gnade, Glaubenslicht,

Da hält Er schrecklich Weltgericht,

Zerbricht dem Sünder Muth und Herz,

Verdrängt durch Wonne tiefen Schmerz.

 

  1. Da zittert man und freut sich doch,

Da steigt man aus dem Staube hoch,

Da weint man jauchzend, betet an

Mit süßem Schmerz den blutigen Mann.

 

  1. O Zion, Friede wölbe sich,

So wie der Himmel, über dich!

Gesegnet sei, wer treu dich liebt,

Für deine Wohlfahrt Alles gibt!

 

  1. Gesegnet sei, o Haus des Herrn!

Wie könnt ich bleiben von dir fern?

Die mir verwandt so innig nah‘,

Die trauten Freunde sind ja da.

 

  1. D’rum kommst du mir nicht aus dem Sinn,

Du Wohnung Gottes! ich muß hin,

Wo meine Seele Leben trinkt,

Und Jesu in die Arme sinkt!

Johann Adam Lehmus – Psalm 139.

Herr, allwissend und allsehend,

Deiner Welt unendlich nah!

Vor Dir bin ich stehend, gebend

Sitz ich wo, so bist Du da.

All‘ mein Denken, all mein Sorgen,

So geheim, so schwach es sei,

Steht vor Dir entdeckt und frei;

Nichts ist deinem Blick verborgen.

Du bist ringsher stets um mich,

Waltend, nah und väterlich.

 

  1. Jeden Weg, den ich nur mache,

Jedes Wort, das aus mir fließt,

Wo ich fürchte, hoffe, lache,

Eine Thrän‘ das Aug‘ vergießt;

Wo ich, voll erhitzten Blutes,

Will, was ich nicht wollen soll;

Wo ich guter Triebe voll,

Dankbar, eifrig, frohen Muthes

Deinem Tempel walle zu

Alles das durchschauest Du!

 

  1. Ja, Du schaffst, was ich beginne,

Und Du gibst mir’s an die Hand.

Wo ich etwas Guts ersinne,

Ists gewiß nicht mein Verstand.

Was ich heut und morgen richte,

Es sei wichtig oder klein,

Leitest Du, Herr, weislich ein;

Meinen Rath machst Du zunichte,

Daß ich weiche nicht von Dir,

Hältst Du deine Hand ob mir.

 

  1. Deine Weisheit zu ergründen

Reicht mein blöder Witz nicht hin;

Deines Waltens Spur zu finden,

Ist zu hoch für meinen Sinn.

Deine Nähe, deine Ferne,

Deine Größe, die die Welt

Denkt, schafft, trägt, bewegt, erhält,

Ist, je mehr ich forsch‘ und lerne,

Einem armen Erdenkloß

Viel zu mächtig, viel zu groß.

 

  1. Führ‘ ich durch des Himmels Breiten

Auf der Sterne fernster Bahn,

Zög‘ ich durch der Länder Weiten,

Wie ein Mensch nur eilen kann,

Flög‘ ich mit des Adlers Flügeln

Dort hin, wo das Licht verglüht,

Dort hin, wo der Morgen glüht,

Zu den goldbeglänzten Hügeln,

Stieg‘ ich gar der Hölle zu

Und dem Grab auch da bist Du!

 

  1. Ging‘ ich zu den öden Heiden,

In die Wüsten, über’s Meer,

Du, Herr, würdest mich begleiten,

Zögest neben mir daher.

Spräch‘ ich: Dunkel soll mich decken!

Ist die Nacht vor Dir nicht Tag?

Wer vor deinem Auge mag

Sich in Finsterniß verstecken?

Meines Herzens tiefster Grund,

Meine Nieren sind dir kund.

 

  1. Als mein Geist noch nicht gewesen,

Als ich gab noch keinen Ton,

Hat dein Herz mich schon erlesen,

Mich dein Aug‘ gesehen schon.

Mein Gebein, Dir unverborgen,

Da ich tief im Finstern lag,

Wo kein Aug‘ hinschauen mag,

Wolltest heimlich Du besorgen.

Künstlich hast du mich gemacht,

Treulich hast Du mich bedacht.

 

  1. Als ich lag im Mutterleibe,

Zogest Du mich in die Welt;

Hast, daß ich auf Erden bleibe,

Herberg‘ liebend mir bestellt.

Alle meine Lebenstage

Bis zur letztem finstern Nacht

Hast Du, Herr, schon längst durchdacht,

Alle Lust und alle Plage,

Jeder Schickung Ort und Zeit

Bis zum Ziel der Ewigkeit.

 

  1. Deine Werke, Herr, sind wichtig!

Jedes, dem dein Machtwort rief.

Deiner Weisheit Gang ist richtig,

Reich und scharf, genau und tief!

O wie zärtliche Gedanken,

liebend, schonend, väterlich,

Wendest Du, mein Gott, auf mich,

Ohne Maß und ohne Schranken!

Dieß erwäg‘ ich in der Nacht,

Denk es, wenn der Tag erwacht.

 

  1. Deine Feinde, Gott der Götter,

Die Dich und dein Werk nicht seh’n,

Lasse die verstockten Spötter

Bald, o Herr, zu Grunde geh’n!

Wenn sie deine Huld nicht spüren,

Wenn, von Treu und Demuth los,

Nur an Stolz und Bosheit groß,

Sie dein armes Volk verführen

Herr, dann treibe sie dahin,

Wie ich ihnen feindlich bin!

 

  1. Gott, Du kennest mich von innen,

Ach, erforsche mächtig mich!

Prüfe all‘ mein Thun und Sinnen,

Ob ich fürcht und liebe Dich?

Findest Du so manche Blöße,

und mich nicht getreu genug,

Noch nicht frei von Selbstbetrug,

Noch in Selbstsucht blind und böse:

O dann leite mich noch heut‘

Auf den Weg der Seligkeit!

Johann Adam Lehmas – Psalm 127.

Wo der Herr das Haus nicht bauet,

Wo man’s ihm nicht anvertrauet,

Wo man selbst sich helfen will,

Steht das Werk bei Zeiten still.

 

  1. Wenn der Herr die Stadt nicht hütet,

Wo der Feind bald schleicht, bald wüthet,

Wird sie, trotz der Wächter Fleiß,

Flammen oder Mördern preis.

 

  1. Alles Schaffen und Bestreben,

Alles Sorgen, Rennen, Beben

Thut es nicht, wenn’s Gott nicht thut,

Gott und seine treue Hut.

 

  1. Springet früh aus eurem Bette,

Ringt und wirket um die Wette,

Sitzt kalt, hungrig, ausgewacht

Bis zur späten Mitternacht,

 

  1. Euer Rechnen, Sorgen, Ringen

Wird euch doch kein Glück erzwingen,

Wer sich selber Hülfe schafft,

Der verschmähet Gottes Kraft.

 

  1. Fleht den Herrn um seine Gnade,

Suchet Licht auf seinem Pfade,

lebt und liebt in Ihn euch ein,

Dann wird euer Werk gedeih’n!

 

  1. Schlafend gibt Er’s seinen Freunden,

Gibt noch Größ’res als sie meinen,

Daß sie staunen, wenn sie seh’n

So viel Vorrath um sich steh’n.

 

  1. Segnend tritt, auf ihre Bitte,

Gott, der Herr, in ihre Mitte.

Viel Gebete: reiches Brod,

Starker Muth, wenn Unheil droht!

 

  1. Sorgt nicht für den andern Morgen,

Lernt für eure Seelen sorgen,

Trachtet nach der Ewigkeit!

Gott ist nahe jederzeit.

 

  1. Scheint’s, daß wenig Trost vorhanden?

Nein, ihr werdet nicht zu Schanden!

Nur der Sünder Haus zerfällt,

Fromme bleiben Herrn der Welt!

Johann Adam Lehmus – Psalm 125.

Die sich auf den Herrn verlassen,

Werden nie zu Grunde gehn,

Heißt ein Herz sie freudig fassen,

Denn sie bleiben feste stehn!

Wie in ew’gen Himmelshöhen

Gottes Stuhl bleibt herrlich stehen,

Steht sein Volk und Eigenthum!

Keine Weltmacht stürzt sie um.

 

  1. Berge sind umher gepflanzet,

Wo Gott Salem gründen will.

So hat Gott sein Volk umschanzet;

Feinde, seht’s und stehet still!

Feinde, seht’s mit heiligem Schauer:

Gott wird uns zur feur‘gen Mauer!

Und Er bleibt’s in Ewigkeit.

Feinde, seht’s und fliehet weit!

 

  1. Nein, das Scepter der Tyrannen

Drückt uns in die Länge nicht;

Bald wird sie der Herr verbannen,

Der der Stolzen Arm zerbricht.

Ja, das Häuflein der Gerechten

Weiß Er siegreich zu verfechten,

Daß es nicht zur argen Welt

Feig‘ und schwach hinüberfällt.

 

  1. Stets ist Gott zum Schutz erbötig,

Wo Versuchung auf uns dringt,

Wo den Schwachen Hülfe nöthig,

Wo der Glaube weint und ringt;

o da eilet er zum Retten,

Tröstet Herzen, sprenget Ketten,

Bis der Schwächste auch als Held

Sich dem Feind entgegenstellt!

 

  1. Aber, die den Herrn verlassen,

Und sich ihres Abfalls freun,

Die der Wahrheit Lehre hassen,

Und den Götzen Weihrauch streun,

Die an Gottes Heil verzagen,

Wird er donnernd von sich jagen,

Wie der Wind die Spreu verweht;

Denn die Wahrheit nur besteht!

Johann Adam Lehmus – Psalm 97.

Zions Herr und Gott ist König!

Freuet euch

Allzugleich

Willig, unterthänig.

Preist Ihn, Völker dieser Erden!

Auch das Meer

Und sein Heer

Soll ihm dienstbar werden.

 

  1. Wolken, seines Glanzes Hülle,

Decken Ihn,

Und umziehn

Seines Thrones Stille.

Wollt‘ Ihn ein Geschöpf erleben,

Würd‘ es nicht

Vor dem Licht

Seines Strahls vergehen?

 

  1. Von der Gottheit heil’gem Sitze

Drängen sich

Fürchterlich

Donner, Feu’r und Blitze;

Seine Feinde zu bezahlen,

Sendet Er

Weit umher

Mächtige Feuerstrahlen.

 

  1. Zitternd stehn des Erdbaus Gründe,

Wenn Er spricht;

Sein Gewicht,

Weckt die Welt geschwinde.

läßt Er Recht statt Huld ergehen,

Bebt und fällt

Alle Welt

Wer kann da bestehen?

 

  1. Doch Er will nicht immer schelten;

Fort und fort

Geht sein Wort

Aus in alle Welten,

Sünder zu dem Stuhl der Gnaden

Ohne Drohn

Für den Sohn

Segnend einzuladen.

 

  1. Schämt euch, die ihr Bildern dienet!

Kommet her,

Hier ist Der,

Der die Welt versühnet!

Sollten Götzen Hülfe geben?

Todt sind sie;

Können die,

So nur Staub sind, leben?

 

  1. Betet Ihn an, alle Götter!

Zion, komm

Froh und fromm,

Preise deinen Retter!

Kinder Gottes, rühmt Ihn fröhlich!

Denn sein Reich

Heiligt Euch;

Wer Ihm dient, ist selig.

 

  1. Aller Erde Fürsten müssen

Nah und fern

Diesem Herrn

Noch das Scepter küssen.

War der Gottmensch einst verschmähet,

Nun ist Er

Hoch und hehr

Auf den Thron erhöhet!

 

  1. Freunde eures Königs, liebet

Ehr‘ und Zucht

Und verflucht,

Was sein Herz betrübet.

Sein Sinn hilft in allen Zeiten,

Wenn uns Noth,

Höll‘ und Tod

Aengsten und bestreiten.

 

  1. Der Gerechte siegt doch immer;

Bricht die Nacht

Ein mit Macht,

Sieht er Christi Schimmer.

Wenn der Erdbau auch zerstäubet,

Wenn die Welt

Wankt und fällt,

Steht er, glaubt und bleibet!

 

  1. Huldigt Ihm, versöhnte Sünder!

Ziert sein Reich,

Heiligt euch,

Freie Gotteskinder!

Ringt, daß ihr den König rühmet

Fort und fort

Hier und dort,

Wie’s Erlös’ten ziemet!

Julius Köbner – Psalm 118,1-4.

Chor.

 

Dankt dem Herrn! denn Er ist freundlich, gnädig;

Jede Seele rühm und freue sich!

Sprechet, aller Sorge los und ledig:

Seine Güte währet ewiglich!

 

Gemeine.

 

Seine Güte währet ewiglich!

 

Chor.

 

  1. Israel, du Volk des Herrn, Ihm eigen

Staune voll des Glaubens über dich!

Sprich mit sel’gem, demuthsvollem Neigen:

Seine Güte währet ewiglich!

 

Gemeine.

 

Seine Güte währet ewiglich!

 

Chor.

 

  1. Priester Gottes, mit dem Schmuck Geschmückte,

Dessen Jesus einst entäußert sich!

Opfert Weihrauch, singet, Hochbeglückte:

Seine Güte währet ewiglich!

 

Gemeine.

 

Seine Güte währet ewiglich!

 

Chor.

 

  1. Fürchtet ihr den Herrn, ist Er das Eine,

Dem kein andres Kleinod jemals glich?

Nun so jauchzt, ob’s Satan auch verneine:

Seine Güte währet ewiglich!

 

Gemeine.

 

Seine Güte währet ewiglich!

Julius Köbner – Jakobs Kampf.

  1. Mor. 32, 24.

 

Schenk‘ mir Jakobs Kräfte,

Schenk‘ mir Jakobs Muth!

Flehn sei mein Geschäfte,

Flehn, das nimmer ruht.

Ich will Dich nicht lassen,

Das ist fest mein Sinn,

Ich will Dich umfassen,

Bis ich selig bin!

 

  1. Scheint es auch, als wändest

Du Dich los von mir,

Und es nicht verständest,

Was ich will von Dir

Ach Du gabst ja Segen

Eh‘ ich noch geweint,

Tratst mir hold entgegen,

Als ich war dein Feind.

 

  1. Segnen und erretten,

Das ist Deine Lust.

Brich des Zweifels Ketten!

Zeig‘ in deiner Brust

Mir die große Liebe,

Die mich glauben heißt,

Mit allmächt’gem Triebe

Mich stets an sich reißt!

Julius Köbner – Das Opfer auf Morija.

  1. Mos. 22, 1-19.

„Opfre mir, was deinem Herzen theuer! “

Sprach zu Abraham der Herr,

Und er nahm den Sohn, nahm Holz und Feuer

That, was unaussprechlich schwer;

Denn er kannte Den, der ihn geheißen,

Nach dem Berge Morija zu reisen,

Kannt Ihn gläubig lange schon,

Gab Ihm den geliebten Sohn!

 

  1. Muß ich, lieber Herr, die Schritte lenken

Hin zum Berge Morija

ach, so laß mich willig gehn, und denken:

„Meines Vaters Gott ist da!“

Auf den Glaubensvater laß mich sehen,

Neben ihm, wie Isaak, stille gehen;

Betend laß mich schauen Dich,

Herr! Du trugst das Holz für mich.

 

  1. Reich mit ew’gem Himmelsgold beladen

Geht der Christ von Morija.

Seinen Gott nun lobend, ohne Schaden,

Weiß er kaum, wie ihm geschah;

Sieht von neuem, daß des Vaters Walten

Alles herrlich, herrlich kann gestalten;

Friede Gottes füllt sein Herz,

Wonne fühlt er nach dem Schmerz.