Arndt, Ernst Moritz – Gebet um das Gebet

Du, der in flammende Gebete
Des Lebens höchste Kraft gelegt
Und aus des Busens tiefster Stätte
Das Herz in süßer Sehnsucht regt,
Du, aller Himmel höchster Meister,
Du, alles Lebens höchster Schein,
Komm, führe in das Land der Geister
Dein sehnend Kind zum Lichte ein!

Wo Myriaden Sonnen kreisen,
Der Morgenröthen Jubelklang
In tausendfach verschiednen Weisen
Ertönt, Ein seliger Gesang,
Wo Millionen Heil’ge knieen
Und schauen dir ins Angesicht,
O Vater! Gott! laß dort mich blühen
Am kleinsten Strahl von deinem Licht.

Denn ach! zur kalten Erde wollen
Die Himmelslichter nicht herab,
Und ihre goldnen Lampen rollen
gefühllos über Sarg und Grab;
Der Wechsel hier vom Leid zum Glücke,
Vom Glück zum Leide ist zu schwer:
Es bricht die zarte Geisterbrücke,
Und Paradiese blühn nicht mehr.

Drum Himmel steige! sinke Erde!
Und irdisch Leben unter mir!
Daß ich ein weißer Engel werde,
Steht, weiße Engel, neben mir,
Und helft im Glauben mir vollenden
Der Erde mühevollen Streit,
Und traget mich auf reinen Händen
Empor ins Land der Seligkeit

Zwick, Johannes – Ach treuer Gott, du hast aufg’richt

1.) Ach treuer Gott, du hast aufg’richt
Ein‘ neuen Bund, darin geschlicht
All‘ fremd und eigen Schulde.
Durch Christus Unschuld und sein‘ tod
Ist uns aus aller Angst und Not
: Geholfen in dein Hulde. :

2.) Die Kind‘ hast auch darin gesellt,
Umfangen sie und damit G’wollt
Allein dein Gnad‘ beweisen:
So tauf‘ uns nun, dass wir mögen
Als neugeborne Gotteskind
: Dein Namen ewig preisen! :

Zwick, Johannes – Auf diesen Tag bedenken wir

1.) Auf diesen Tag bedenken wir,
Dass Christus aufgefahren.
Wir sind zwar noch im Elend hier
Und unter viel Gefahren.
Doch sinkt drum unser Mut nicht hin.
Durch Jesum wissen wir, wohin
Uns unsre Wallfahrt führet.

2.) Das Leben ist ans Licht gebracht:
Uns steht der Himmel offen.
Christus schließt auf mit großer Pracht,
Wir sehn ihm nach und hoffen.
Voll Freude sieht der Christ empor.
Doch säumt er nicht, auch hier zuvor
Des Heilands Pfad zu wandeln.

3.) Wer den nicht geht, wird nimmermehr
Dort seines Heils genießen.
Wer ihm nicht folgt, ach, dem muss er
Den Himmel einst verschließen.
Wer wünscht, zum Himmel einzugehn,
Der lässt in seinen Taten sehn,
Sein Wandel sei im Himmel.

4.) Herr Jesu, hilf, dass wir der Welt
Uns immer mehr entwöhnen!
Stets sorgen, was dem Herrn gefällt,
Zu ihm hinauf uns sehnen!
Du siehest dann auf uns herab,
Von uns lässt deine Treu nicht ab,
Bis wir zusammenkommen.

5.) Dann wird der Tag erst freudenreich,
Wenn Christus wird erscheinen.
Wir ziehen mit ihm in sein Reich,
Gott stillet unser Weinen.
O Wonne, wenn in Ewigkeit
Uns nun das höchste Gut erfreut
Und wir bei Christo wohnen!

6.) Lob sei dem Heiland Jesu Christ,
Dass er für uns gestorben,
Erstanden, aufgefahren ist
Und hat das Heil erworben.
Dass wir nun nicht durch Adams Fall
Verloren werden allzumal,
Sondern den Himmel erben.

Zwick, Johannes – Aus Gotts Geboten d’Sünd bedenk

1.) Aus Gotts Geboten d’Sünd bedenk,
Aus Glauben an sein Gnad‘ dich häng,
Die Liebe such, vermeid den Hass,
Deins Glaubens dich vernehmen lass.

2.) Vermahne jedermann zu Gott,
Auch hör du gern von seinem Wort,
Leide geduldig, wenn krank bist,
Ruf stets zu Gott durch Jesum Christ.

3.) Von aller Sünden halt dich fern,
Der Tod kommt unverhofft gar gern,
Halt dich also, dass du bereit,
Dass dich dein Engel heimwärts leit.

4.) Und du, mein Gott, Vater und Herr,
Dies Wissen mich bei Zeiten lehr,
Und wenn es kommt zu meinem End‘
Mein Seel‘ empfehl ich deiner Händ‘.

Zwick, Johannes – Da Jesus an des Kreuzes Stamm

1.) Da Jesus an des Kreuzes Stamm
Der ganzen Welt Sünd‘ auf sich nahm,
Sprach er in seinen Schmerzen
Noch sieben Wort. Ach, lasset uns
Die nehmen wohl zu Herzen.

2.) Zum ersten: ‚Vater, strafe nicht
An ihnen, was mir jetzt geschicht,
Weil sie es nicht verstehen.‘
Vergib uns, Gott, wenn wir auch noch
Aus Irrtum uns vergehen.

3.) Zum andern er des Schächers dacht
Und sprach: ‚Du wirst noch vor der Nacht
In meinem Reich heut‘ leben.‘
O, Herr, nimm uns auch bald zu dir,
Die wir in Nöten schweben!

4.) Zum dritten: ‚deinen Sohn, sieh, Weib!
Johannes, ihr zu Diensten bleib
Und sie als Mutter liebe.‘
Versorg, Herr, die wir lassen hier,
Dass niemand sie betrübe.

5.) Zum vierten sagte er: ‚Mich dürst’t.‘
O, Jesu, großer Lebensfürst,
Du hast Durst und Verlangen
Nach unsrer Seligkeit, drum hilf,
Dass wir sie auch empfangen.

6.) Zum fünften: ‚O, mein Gott, mein Gott,
Wie lässt du mich so in der Not!‘
Hier wirst du, Herr, verlassen,
Dass Gott uns wieder dort aufnehm.
Den Trost lass uns wohl fassen.

7.) Zum sechsten: ‚Es ist nun vollbracht
Und alles nunmehr wohl gemacht.‘
Gib, dass wir auch durchdringen
Und was du, Herr, uns auferlegst,
Hilf seliglich vollbringen!

8.) Zum letzten: ‚ich nun meine Seel‘,
O Gott, mein Vater, dir befehl
Zu deinen treuen Händen.‘
Dies Wort sei unser letzter Wunsch,
Wenn wir das Leben enden.

9.) Verleih uns dies, Herr Jesu Christ,
Der du für uns gestorben bist.
Gib, dass wir deine Wunden,
Dein Leiden, Marter, Kreuz und Tod
Betrachten alle Stunden.

Zwick, Johannes – Der von dem G’setz gefreiet war

1.) Der von dem G’setz gefreiet war
Und ledig aller Sünden,
Hat sich doch unterworfen gar
Mit allen Adams Kindern.

2.) Daher auch wir jetzt frei vom G’setz
Und dem nicht unterworfen,
Denn Christus, der ist unser Schatz,
Auf den wir sicher hoffen.

3.) Das Gotteskind hat auch sein Blut
Vergossen zwar gar junge,
Damit uns solches käm zu gut
Und uns das G’setz nicht zwinge.

4.) Wen nun der Sohn ledig erkannt,
Der ist vom G’setz entronnen,
Darum wird Christus Jesus g’nannt,
Der’s Himmelreich hat g’wonnen.

5.) Doch sind wir drum nicht also frei,
Dass d‘ Sünd frei sollte bleiben
Und Sünde nicht mehr Unrecht sei,
Auch allen Mutwillen treiben.

6.) Der Herr spricht ja: Dein Gott ich bin,
Doch sollt aufrichtig wandeln.
Dein‘ volle G’nüge will ich sein,
Doch sollst du redlich handeln.

7.) Ach Gott, das lehr uns recht verstahn,
Dein Geist woll’s Herz beschneiden,
Dass wir vom Bösen mögen lan
Und d‘ Sünd‘ selbst willig meiden.

8.) Und werfen hin der Vorhaut Lüst‘
Zum Opfer dir ergeben,
Auch seien durch dein‘ Gnad‘ gerüst’t,
Nach deinem Will’n zu leben.

Zwick, Johannes – Herr Gott, dein Treu mit Gnaden leist

1.) Herr Gott, dein Treu mit Gnaden leist‘
Und send herab den Heil’gen Geist,
Der uns die Wahrheit lehre
Und gib Verstand, Gemüt und Herz,
Dass uns dein Wort nicht sei ein Scherz,
Ja, ganz zu dir bekehre.

2.) Und mach uns, o Herr, stets bereit.
Wir wissen nicht, zu welcher Zeit,
Auch nicht, wie viel der Tagen.
Zucht, Glauben, Frieden, Lieb‘ und Treu
Lehr uns dein Geist und mach uns neu,
Das woll‘ er nicht versagen.

3.) Er b’hüt allzeit vor falscher Lehr‘,
Der bösen Welt auch gänzlich wehr‘,
Damit sie uns nicht blende.
Er geb‘ uns sein‘ Barmherzigkeit,
Zeig uns dadurch die Seligkeit
Und helf mit Gnad‘ zum Ende.

Zwick, Johannes – Ich glaub an Gott den Vater mein

1.) Ich glaub an Gott den Vater mein,
Auch sein’n einigen Sohne,
Und hoff, dass ich dadurch soll sein
Erlöst von Sünd‘ und Wahne.
Ich glaub, wie Christus z’Himmel g’fahrn,
Dass er mich werd‘ herab bewahrn,
Bis er mich zu ihm nehme.
Halleluja, Halleluja!

2.) Ich glaub, dass er zur rechten Hand
Des Vaters sitzt mit G’walte,
Er ist’s, der bricht des Teufels Band,
Dass er die Seinen b’halte.
O Herr Gott, o Jesu Christ,
Biet uns die Hand zu aller Frist,
Zieh uns zu dir in‘ Himmel!
Halleluja, Halleluja!

3.) Ich glaub auch, dass er mit der Zeit,
Gleich wie er aufgestiegen,
Werd‘ wiederkommen: Ist nicht weit,
Wiewohl die Stund‘ verschwiegen,
Die Zeichen aber wissen wir,
Vielleicht sind sie verlaufen schier,
Eh dass wir’s recht bedenken.
Halleluja, Halleluja!

4.) Heut hält man’s Fest der Himmelfahrt
Durch Christum, unsern Herren,
Noch halten viel die Widerpart,
Dies‘ Zeit mit Schand‘ verzehren,
Das Hochzeitskleid ha’n sie nicht an,
Sie werden aber denken dran,
Was wir jetzt ha’n gesungen.
Halleluja, Halleluja!

5.) Gott woll, dass unser Herz und Mund
Mit Wahrheit z’sammen stimme
Und g’denken all‘ der letzten Stund,
Was sich derselben zieme,
Dass uns die Wolken tragen auch
Mit Christo in den Himmel hoch,
Hilf Gott, dass wir’s erfahren!
Halleluja, Halleluja!

Zwick, Johannes – Ich glaub in Gott dem Vater mein

1.) Ich glaub in Gott dem Vater mein,
Schöpfer Himmels und der Erden,
Der unser Vater stets will sein,
Dass wir sein‘ Erben werden.
Allmächtig ist sein‘ göttlich Hand,
Alle Ding‘ sind ihm auch bekannt,
Er sorgt für uns und er regiert,
Was Luft, Wasser und Erd‘ gebiert,
Ohn‘ jenen auch gar nichts geschicht,
Was er nicht hält, wird bald zunicht‘.

2.) Ich glaub in‘ Herren Jesum Christ,
Des Vaters eingebornen Sohn,
Der unser Gott und Heiland ist,
Vom Heil’gen Geist empfangen schon,
Aus Maria ist er geborn.
Ein Jungfrau bleibt sie ewiglich,
Er hat versöhnt des Vaters Zorn
Und gelitten ganz williglich
Der Geiß’lung und Krönung Marter
Unter Pilato, dem Richter.

3.) Ohn‘ Schuld ward er gekreuziget,
Auch getötet und begraben,
Zur Höllen er absteigen tät,
Den Teufel da zu berauben,
Aufstand er von den Toten fröhlich
Am dritten Tag zu rechter Zeit,
Fuhr auf gen Himmel ganz herrlich,
Sitzt zur Rechten an’s Vaters Seit‘,
Wird zu urteilen wiederkommen
Alle Geschlecht‘ Bös‘ und Frommen.

4.) Ich glaub in Gott, den Heil’gen Geist,
Auch ein christliche Gemein‘,
Die er zur Wahrheit reizt und weist
Heil’ge Gemeinschaft hat sie allein.
Bei ihr bleibet er stetiglich,
Lehret sie Gotts recht Erkenntnis.
Der Sünden Ablass auch glaub ich
Und des Fleisches Auferstehnis,
Dazu ein ewiges Leben,
Das woll‘ uns Gott gnädig geben.

– Amen –

Zwick, Johannes – Im ersten Wort der Hauptgrund steht

1.) Im ersten Wort der Hauptgrund steht
Des Heils und ewigs Leben,
Indem, dass Christus g’beten hat,
Dass Gott wollt‘ Sünd‘ vergeben.
Sein’n größten Feinden, dess‘ auch wir
Genießen solln, so wir mit B’gier
Solcher Genad begehren,
Dann wird’s uns Gott gewähren.

2.) Den Jüngern und sein‘ Mutter zart,
Die will er auch bewahren,
Befiehlt ihn‘ Liebe, Treu und Wart,
All’s Zeitlichs lässt er fahren:
Solch treu‘ Fürsorg und Freundlichkeit,
Göttliche Lieb‘ und Einigkeit
Ist nun der Christen G’setze,
Das lässt der Herr zuletzte.

3.) Dem Schächer spricht er gnädig zu
Und tröstlich über Maßen,
Verheißt ihm ewig Freud und Ruh‘,
Es sei schon auf der Straßen:
All Christen lehrt er auch hierbei,
Dass noch ein Reich vorhanden sei,
Dahin uns soll verlangen,
So wir am Kreuz tun hangen.

4.) Höll‘, Tod und Sünd‘, Schand, Schmach und Spott
Den Herren tut anfechten,
Mit großem Schrei klagt er’s sei’m Gott
Und leidt’s für uns Ung’rechten:
Dies‘ Not erfährt er unverschuldt,
Dass er durch Leiden und Geduld
Auch unser Not könnt‘ tragen
Und wir nicht mehr verzagen.

5.) ‚Mich dürst‘, spricht hier der Herre dein
Für dich und für uns alle:
Der Glut muss ihm verbittert sein
Mit Essig und mit Galle.
Und er ist’s doch, der Gnade schenkt
Und ’s Herz mit Trost und Freuden tränkt:
Verbittert er’s mit Myrrhen,
So lass dich’s auch nicht irren.

6.) Erfüllt ist alles, was die Schrift
Hat g’sagt von Gottes Sohne,
Und was die Seligkeit betrifft
Ist auch vollbracht in Wonne,
Das einig‘ Opfer ist vollendt,
Gott hat sich gnädig zu uns g’wendt,
Der Himmel müsst eher brechen,
Eh fällt, was er tut sprechen.

7.) Zum Schluss befiehlt er seinen Geist
In‘ lieben Vaters Hände,
Daher auch du jetzt sicher weißt,
Dich richten zu dei’m Ende.
Gib deine Seel‘ in Gottes Hand
Und fahr dahin ins Vaterland,
Lass dich den Tod nicht kränken,
Gott will dir’s Leben schenken.