Maria von Ungarn – MAg ich unglück nicht widerstan,

(Aus dem Val. Babstischen Gesangbuche von 1545. II. Nro. XVII, wo es aber blos die Ueberschrift „Ein ander geistlich lied“ hat. Nach D. G. Schöber, (erster) Beytrag zur Lieder-Historie, Leipzig 1759, 8. S. 79 ist es schon vor 1532 bekannt gewesen.)

MAg ich unglück nicht widerstan,
und ungnad han
der welt, für Gott mein recht gleuben:
So weis ich doch, es ist mein kunst
Gotts huld und gunst,
die mus man mir erleuben.
Gott ist nicht weit,
ein kleine zeit
er sich verbirgt,
bis er erwürgt
die mich seins worts berauben.

NIcht, wie ich wöll, jetzund mein sach,
weil ich bin schwach
und Gott mich furch lest finden,
So weis ich, das kein gewalt bleibt fest,
ists aller best,
das zeitlich mus verschwinden.
Das ewig gut
macht rechten mut!
da bey ich bleib,
mag gut und leib,
Gott helff mir uberwinden!

ALl ding ein weil, ein sprichwort ist:
HERR Jhesu Christ,
du wirst mir stehn zur seiten,
Und sehen auff das unglück mein,
als wer es dein,
wens wider mich wird streiten.
Mus ich denn dran
auff dieser ban:
Welt, wie du wilt!
Gott ist mein schilt,
der wird mich wol beleiten!
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Meyer, Gregorius – Eyn Vatter unser

(„Psalmen, geystliche Lieder und Gesänge rc.“ Am Ende: „Getruckt zu Straßburg, durch Theodosium Richel, im Jar M.D.LXIX.“ in 8°. Blatt LXXIII.)

O Vatter unser, der du bist
in Himmlen, da dein Wohnung ist,
Geheylget werd dein nam allzeit,
zu kom uns dein Reich auch hiemit,
Dein will beschech allzeit und werd,
als gschicht im Himmel, gschech auff Erd.
HERR, gib uns heut das täglich brot,
vergib uns unser schuld, thut noth,

Als wir vergeben auch hiemit
all unsern Schuldnern, HERR, mit bit:
Laß uns nit fallen in keyn böß
versuchnuß, Sonder, HERR, erlöß
Uns von dem bösen alle zmal,
das bitten wir hie uberal.
Dein ist die macht, all herrligkeyt,
von anbegin in Ewigkeyt. Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Moibanus, Ambrosius – Ein Lobgesang vom Vater unser

1525

Ach Vater unser, der du bist
Im Himmelreich
Hoch über uns,
Darumb im Geist
Willt angebetet werden,
Dein heilger Nam werd ausgebreit
Gewaltiglich,
Geehrt in uns
Und überall
Im Himmel und auf Erden.
Das Reich der Gnaden komm uns zu
Und thu in uns bekleiden.
Und was dir nicht behäglich ist
In uns, das wöllst austreiben,
Auf daß wir mügen ewiglich
In deinem Reiche bleiben.

Auch billig, Herr, so bitt wir das,
Dein Will geschehe
Auf Erden hie
In aller Maaß
Wie in dem Himmelreiche,
Dahin denn niemand kommen kann
Und mag bestan,
Dann der allein
Den Willen sein
Mit deinem thut vergleichen.
Und gieb uns unser täglich Brod,
Der Seelen ihre Speise,
Ich mein dein heiligs göttlichs Wort,
Daß wir das hörn mit Fleisse,
Darmit du uns zur Seligkeit
Den rechten Weg willt weisen.

Unser Schuld unde Missethat,
Herr, uns erlaß,
Und ob wir dich
Erzürnet han,
Das wöllst uns nicht zumessen.
Dann wir auch unsern Schuldigern
Thun solcher Maaß;
Wormit sie uns
Erzürnet han,
Das wöll wir ganz vergessen.
In kein Versuchung uns einführ,
Darin wir möchten verderben.
Für solchem Uebel uns bewahr,
Darvon die Seel möcht sterben.
Und mach uns allesammt zugleich
In deinem Reich zu Erben.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Müller, Georg – Meine Zeit stehet in Deinen Händen

Abendläuten nah und ferne
Hör ich klingen trüb und bang –
Fragend blick ich zu den Sternen:
Währt mein Leben denn noch lang?

Und die Antwort will nicht kommen,
Ob gespannt ich lauschen mag;
Nirgend hab ich sie vernommen,
Lebe weiter Tag um Tag.

Doch kann ich bestimmt dies sagen
– es hat festes Unterpfand –
Meine Zeit, mein Tun und Treiben,
Alles ist in Gottes Hand!

Alles ruht in seinen Händen,
Er bestimmt den Weltenlauf –
Auch mein Leben wird noch enden,
Wenn er spricht: Nun höre auf!

Drum will ich mich ihm ergeben,
Willig, restlos, froh und frei,
Großer Gott, mein Leib und Leben
Ganz in deinen Händen sei!

Linck, Wenzeslaus – Ain Lobgesang zu Got (O Guter Gott in ewigkeit)

O Guter Gott in ewigkeit,
unser vatter und Herre!
Zu dir schreit die gantz Christenheit,
dein gnad unns nit versperre,
Laß sy bald fliessen zu unns dar,
das wir der sünden nemen war
und die vor dir bekennen!

Dann wir haben gesündet vil
mitt sünden mancherlaye,
Mitt hoffart, neyd, haß, fluch und spil,
auch mit Ehbrechereye,
Mit nachred, geytz und untrew groß,
die wirt geübt on alle maß
mit list gegen dem armen.

Dein göttlichs wort hand wir veracht,
das selb nit angenommen,
Dein lehr und wolthat nit betracht,
drumb ist über uns kommen
Die ruten deiner scharpffen straf,
damit du schlagen wilt die schaff,
so in dein herd gehören,

Mit kranckheit groß an manchem ort,
dardurch das volck thut sterben,
Mitt theurung schwär, von nye erhört,
dardurch die leut verderben;
Der Türck der engstet unns gar sehr,
überzeucht unns mit grossem här,
die Christen zuverschlahen.

Auch nyemannt zu dir sprechen kan,
du straffst unrecht mit gwalte:
Dein straff wir wol verschuldet han
mitt sünden manigfalte,
Dein straff und urtayl ist gerecht
über uns, die wir hand verschmecht
dein wort und dein gebotte.

Doch so du unser vatter bist,
so wölln wir nit verziehen,
Zu dir schreyen in schneller frist,
in hoffnung zu dir fliehen
Und dich im glauben ruffen an
du wirst unns werlich nit verlan,
unser gebett erhören.

Darumb, O Herr der gütigkeit,
thu dich unser erbarmen!
Hilff deiner armen Christenheit,
gedenck an unns vil armen!
Dann unser gschütz und weer nichts gilt,
wo du, O Herr, nit helffen wilt,
die Türcken zuuerjagen.

Du halffest auch vor langer zeyt
dem volck von Israhele,
Wann sy umbgab der feynd mit streyt,
halffst ja auß todes quele,
Als du gethon hast Josue,
David, Achab und andern me,
da uns die gschrifft von saget.

Wann ye das volck erzürnet dich
mit sünden mancherlaye
Und durch die sünd von dir abwych
durch die Abgöttereye,
So kamen jn die feynd ins land,
verderpten sy mit rand und brand,
mit todtschlahung so schwäre.

Dann kerten sy wider zu dir,
so sy geengstet waren,
Und rüfften dich an mit begir,
dein hilff theist du nit sparen,
Kommst jn zu hilff inn jrer nott,
schlugest vor jn jr feynd zu todt,
dein volck theistu erlösen.

Darumb wir dich auch ruffen an
in unser grossen nötte,
Dann wir kain andern helffer han
dann dich, O Herr unnd Gotte;
Die sünd vergib uns allzumal,
erlöß uns von des todes fal,
die feynde von uns treybe!

O Gott vatter in ewigkeit
unnser gebeth erhöre!
Hilff deiner armen Christenheit
wider das gottloß herre,
Durch Jesum Christum deinen son,
umb seinet willen unns verschon,
als du uns hast verhayssen!

O Jesu Christ, Gott unser Herr,
von unns wellest nit schayden,
Durch dein selbs gütigkait unnd ehr,
durch dein menschheit unnd leyden,
Durch deinen herben bittern todt
erlöß unns, Herr, auß aller nott,
auß der gotlosen hende!

O Herre Got, heiliger gayst,
wir bitten dich allsamen,
Das du erlösest allermayst
dir, Herr, in deinem namen
Streytten wider die feynde dein,
den thu, O Herr, behilflich sein,
in deinem wort erhalten!

O Herre Gott im höchsten thron,
hohe driualtigkaite,
Ain warer Gott unnd Herr so fron,
hilff uns zu aller zeyte!
Behüt unns, Herr, am letsten end,
so wir furen auß dem ellend,
vor allem übel, Amen!

Keller, Claus – O Gott! lob, danck sey dir geseyt

(„Nüw gsangbüchle rc. Getruckt zuo Zürych by Christoffel Froschouer, Im Jar D. M. XL“)

O Gott! lob, danck sey dir geseyt,
dz wir zusamm sind kommen
In waarer lieb unnd einigkeit
honds Herren Nachtmal gnommen,
Wie unns der Herr fürgeben thut,
mit brot und wyn sin fleisch unnd blut
imm glouben hond empfangen,
Syn lyden wir btrachten darby,
Christ am crütz für uns gstorben sey,
wenn wirs Nachtmal begangen.

Des söllen wir jm danckbar syn,
und jm all eer bewysen,
Syn armen solln wir ziehen yn,
sy bkleiden, trencken, spysen.
Die krancken such von hertzen din,
die gfangnen laß on trost nit syn,
den bilger yn thu setzen,
Darinn wil Gott ein gfallen hon,
also ob wirs jm selbs haben gthon,
wils uns mit fröud ergetzen.

Nit das uns swerck bring ewigs heil,
im glouben müssn wir läben.
Gott ist sin rych umb dwerck nit feil,
uß gnad umb sunst wil geben.
Die werck werdend nun zügen gnennt,
wie man den boum byn früchten kennt,
in bessrung unsers läben,
Von hertzen setzen unsern sinn,
nit mer zesünden fürohin,
die gnad wöll uns Gott geben.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Kinner von Scherffenstein, Martin – Es kommt nu leider her die Zeit

Es kommt nu leider her die Zeit
Da uns soll bange werden;
Denn gross und unaussprechlich Leid
Verkündigt Himml und Erden.
Wir sind der armen Wittwen gleich
Die herzlich ihres Sohnes Leich
Und ihr Elend beweinet:
Herr Jesu, unser Trost und Licht,
Komm, sprich uns auch zu Weine nicht!
Dein Wort uns alle meinet.

Wir fallen häufig ein und ab
Wie Blätter von den Bäumen;
Man traegt manch liebes Kind zu Grab,
Darob die Eltern weinen;
Und obs wol fällt in deine Hand
Und kömmt ins rechte Vaterland
Das du uns hast geschenket.
Doch allweg uns dein Trost gebricht:
Drum komm, sprich zu uns Weine nicht!
Denn unser Herz sich kränket.

Was aber mehr für Angst und Noth
Die Welt wird überfallen
Zeigt durch sein Wort und Wunder Gott
Gar schrecklich für uns allen.
Die Sünd nimmt mächtig Überhand:
Drum brennt sein Zorn übr alle Land
Und wird das Garaus spielen.
Ach Herr, geh nicht in dein Gericht:
Dein freundlich Trostwort Weine nicht!
Lass uns im Herzen fühlen.

Wir habns ja wol verdienet, Herr,
Dass uns dein Zorn verzehre;
Kein Strafe ist so hoch und schwer,
Der wir nicht würdig waeren:
Es reut uns aber unser Sünd,
Und bitten dich von Herzen Grund
„O Herr, komm nur mit Gnaden!“
Und ob die Welt dich nicht ansicht,
Doch sieh du uns und Weine nicht
Wie übr der Juden Schaden.

Ach komm mit deinem Tag behend
Und stell uns zu mit Freuden
Was Liebes wir vorher gesendt,
Und lass uns nicht mehr scheiden.
Wenn mein Stündlein herzu sich naht
Begegne du auch meinem Tod,
Lass mich nicht drinn verderben;
Mein traurig Herz mit Trost aufricht,
Bild mir dein Wort ein Weine nicht!
So will ich froehlich sterben.

Wackernagel – Deutsches Lesebuch

Hahn, Johann Michael – Jesus, Seelenfreund der Deinen

1. Jesus, Seelenfreund der Deinen,
Sonne aller Herrlichkeit,
wandelnd unter den Gemeinden,
die zu deinem Dienst bereit,
komm zu uns, wir sind zusammen,
lass dein Feuer neu entflammen
und uns fühlen allzugleich:
Ich bin mitten unter euch!

2. Komm, belebe alle Glieder,
du der Kirche heilig Haupt!
Nimm hinweg, was dir zuwider,
was uns deinen Segen raubt!
Lass uns deines Geistes Gaben
reichlich miteinander haben!
Offenbare heiliglich,
Haupt, in allen Gliedern dich!

3. Lass sich die Gemüter kehren
zu dir, Glanz der Ewigkeit!
Lass uns innigst nur begehren,
was uns dein Erbarmen beut!
Lass dein Licht und Leben fließen
und in alle sich ergießen!
Stärke deinen Gnadenbund,
Herr, in jedes Herzens Grund!

Hailmann, Ludwig – Ein schöner Neüwer Bergrayen (LObt Got jr frommen Christen,)

Getruckt zu Laugingen, durch Emanuel Saltzer, M. D. LXV

Wackernagel vermuthet, daß der von ihm gedruckte Text nach einem kl. Fol. Blatte der Berliner Bibliothek, schon 1517 gleich nach Ausgang der lutherischen Thesen gedruckt sei.

LObt Got jr frommen Christen,
freut euch unnd jubiliert:
Mit Dauid dem Psalmisten,
der vor der Arch hofiert.
Die Harpffen hört man klingen,
in Teutscher Nation,
darumb vil Christen tringen,
zum Euangelion.

Von Mitternacht ist kommen,
ein Euangelisch Mann:
Hat die Schrifft für genommen,
damit gezaiget an.
Das vil der frommen Christen,
bößlich betrogen seind,
durch falsche lehr der Sophisten
und jre Wäschel kindt.

Die jetzund grimig schreyen,
wenns auff d Cantzel stahn:
Mord uber die Ketzereye,
der Glaub will untergahn.
Des geweyhten wassers kraffte,
will niemands achten mehr,
darzu der Priesterschaffte
thut man kein zucht noch Ehr.

Wer glaubt des Luthers lehre,
ist ewigklich verdampt:
Dergleich unnd anders mehre,
schreyen sie unuerschampt.
Damit vil Christen treyben,
vom Euangelion,
die bey dem Scoto bleiben,
und seiner Opinion.

Ir Gsalbeten und Beschornen,
laßt ab vonn solchen thant:
Das recht habt jr verloren,
seyt gewarnet unnd ermannt:
Gott will jetz an euch straffen,
den Mord und grossen NEyd,
den jr mit seinen Schaffen
habt getriben lange zeyt.

Gar bald wirdt niderfallen,
Mammon der ewer Abgot.
Und euch Gottlosen allen,
zu schanden und zu spott.
Im ist durchs Luthers lere
genommen all sein macht,
wolt euch nit bekeren,
jhr werdt mit jhm verjagt.

Herr her jhr lieben Brüder,
all die recht Christen sein.
Zum Fendlein tracht ein jeder,
Ehr wolln wir legen ein.
Die Feind wolln wir angreiffen,
ich man das beschorne gschlecht,
Ich hör die Trummen und pfeyffen,
her her jhr lieben knecht.

Ein jeder soll auch hören,
wer unser Hauptman ist.
Der König aller Ehren,
unser Herr Jhesus Christ.
Der will uns helffen streyten
in aller angst und noth,
yetzt in den letzten zeyten
als er versprochen hat.

In Trummen unnd in pfeiffen
will Gott kein gfallen han
Zun waffen woll wir greiffen,
den harnisch legen an.
Den Paulus hat geschlagen,
in seiner Liberey,
Schilt, Helmm, Bantzer unnd kragen
ein Schwert ist auch darbey.

Laßt sie nun ienherhawen,
das arm Beschorn geschlecht.
Die auff jr werck fast bawen,
und auff jr Geistlich Recht.
Ir Gschütz hat nit woll troffen,
ist vil zu hoch gericht,
noch eins seind sie verhoffen,
es wird sie helffen nicht.

mit dem thund sie sich rüsten,
hab ich vernommen wol:
Der Bapst in Jares fristen,
ein Concilium halten soll.
Darinnen soll man sehen,
ob Luthers lehr sey war,
wie soll aber dem geschehen,
der nit erlebt das Jar.

Auff Christum soll er schawen,
der unser Hauptmann ist:
Auff seine Wort vertrawhen,
kein lug noch arge list.
An jm nie ward erfunden
auch kein betrieglichkeit,
wer Luther uberwunden,
würd mancher Sophist erfrewt.

Nym yetz also für gute,
du gesalbte geschmirbt Sect:
Gott halt in seiner hute,
all die er hat erweckt,
Durch Euangelisch lere,
vom schlaff der Gleyßnerey,
dem Glory, preiß und Ehre,
immer und Ewig sey.

Ihr fürsten und jhr Herren,
habt kein verdrieß daran:
Das wort Got helfft handhaben,
darzu den Christen man.
Gott wirdts euch widergelten,
in seinem höchsten Tron,
wen Seel und Leib sich scheiden
und müssen schnell dauon.

Gödeke, Karl – Elf Bücher deutscher Dichtung

Hegenwalt, Erhard – Psalmus 51 Miserere mei deus (Erbarm dich mein)

(Offenes Blatt in groß Querfolio; oben vier Reihen Noten für die vier Stimmen, unter jeder Reihe die erste Strophe des Liedes als Text; unten die vier anderen Strophen. Am Schluß das Datum: „Wittenberg freytag nach Epiphanie im 1524 Jar: Erhart Hegenwalt.“ Königl. Bibliothek zu Berlin.)

1. ERbarm dich meyn, o herre got,
nach deyner grossn barmhertzigkayt.
Wäsch ab, mach rain mein missetat,
ich kenn mein sünd und ist mir leid.
Allain ich dir gesundet han,
das ist wider mich stetigklich;
das böß vor dir mag nit bestan,
du bleybst grecht, ob du urtailst mich.

2. Sych her, in sünd bin ich geborn,
in sünd empfing mich mein muter;
Die warheit liebst, tust offenbarn
deiner weyßheit heimlich guter.
Bespreng mich, herr, mit Isopo,
reyn wird ich, wo du wäschest mich,
weysser dann schne, mein ghör wirt fro,
als mein gebein wirt frewen sich.

3. Herr, sich nit an die sünde mein,
thun ab all mein ungrechtikait
Und mach in mir das hertze reyn,
ain newen gaist in mir berayt.
Verwürff mich nit von deim angesicht,
dein heylig geyst wend nit von mir,
die freud deins heyls her zu mir richt,
der willig geist enthalt mich dir.

4. Die gotlosen wil ich deine weg
und die sünder auch thun leren,
Das sy von bösen, falschen steg
zu dir durch dich sich bekeren.
Beschirm mich, herr, meins heyls ain got,
vor deim urteil, durchs blut behut!
mein zung verkünd dein rechts gebot,
schaf, dz mein mund dein lob außbreit.

5. Kain leyplich opffer von mir heyschst,
ich hete dir das auch geben;
so nymm nu den zerknirschten geist,
betrübts und traurigs hertz darneben.
Verschmech nit, got, das opffer dein,
thun wol in deiner gütikait
dem berg sion, da christen sein,
die opffern dir gerechtigkayt.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer