Elisa von der Recke – Zufriedenheit mit den Wegen der Vorsehung.

Was Gott für mich bestimmet hat
Nehm‘ ich mit Dank entgegen.
Ich weiß, sein ewig weiser Rat
Ist lauter Heil und Segen.
Wer ihm vertraut,
Fest auf ihn baut,
Hat Trost in Kümmernissen,
Wo Andre zagen müssen.

Drum zag‘ ich nie, auch bitt ich nicht
Um freudenvolles Leben;
Nur frohen Mut zu jeder Pflicht,
Den wolle Gott mir geben.
Und sinkt mein Herz,
Bei herbem Schmers,
Dann wird mein Gott mich stärken
Zu neuen guten Werken.

Auch bitt‘ ich nicht, Allliebender!
Um Güter dieser Erden;
An Tugend lass, o Gott mein Herr!
Mein Herz stets reicher werden.
Vertraun zu dir,
Dies gib du mir,
Und Kräfte deinen Willen
Mit Freuden zu erfüllen.

Kein langes Ziel erfleh ich mir:
Ein dir geweihtes Leben
Ist nur mein Wunsch, um mich zu dir
Dein würdig zu erheben!
Doch hat mein Ziel
Der Tage viel,
So schenk mir reiche Saaten
Zu dir geweihten Taten.

Und ist ein kranker Leib mein Teil,
Sind traurig meine Tage,
So gib Geduld, o. Gott, mein Heil,
Dass ich auch da noch sage:
Gott ziehet mich
Durch Kreuz zu sich,
Ihn preis‘ ich selbst für Leiden:
Sie sind der Weg zu Freuden.

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Die Vorsehung des Heilandes.

Du sel’ge Liebe Du!
Wohl heißest Du verborgen;
Wer kommt in Deine Ruh?
Wer öffnet Deinen Rat!
Der so viel Tiefen hat?
Die Seelen nur allein,
Die ohne Willen sein.

Wer Nichts auf Erden will,
Lässt Gottes Liebe sorgen;
Sein Sinn ist immer still;
Sein Puls schlägt ordentlich,
Sein Herz vergnüget sich;
In allerlei Gefahr
Verbleibt sein Auge klar.

Wie wollte Satanas
Dies stille Wohlsein kränken?
Als daß er irgend was
Im Menschen aufgeregt,
Das nun zu denken pflegt:
„Ach hätt‘ ich’s so und so,
Dann wär‘ ich erst recht froh!“

Seitdem sieht’s also aus:
Der Mensch ist unzufrieden:
Bald dünket ihm sein Haus
Zu groß und bald zu klein;
Bald will er Etwas sein,
Das, wenn er’s worden ist,
Ihm an dem Herzen frisst.

Als nun Christ unser HErr
Vom Himmel uns besuchet,
Und als ein Wanderer
In armer Knechtsgestalt
Die Erde durchgewallt,
Hat Er, nebst andrer Last,
Auch diese aufgefasst.

Allein das war ein Mann,
Der wusste sich zu raten!
Obgleich der ganze Bann
Auf seinen Schultern lag
Bis an den Todestag,
Stand Er doch aufgericht’t;
Warum? Er wählte nicht!

Ach! wüsste dieses Lamm,
Was Eigenwille wäre,
Hätt‘ unser Bräutigam
So sehr, wie Seine Braut,
Auf Fug und Recht gebaut;
Er wär‘ noch immer Gott,
Und wir des Teufels Spott!

Allein, Er wollte nicht;
Er litt nach aller Schwere,
Er war auf Nichts erpicht,
Ging in die tiefste Pein
Nach Vaters Willen ein.
Nun ist Sein Schmerz vorbei,
Und wir sind ewig frei!

Es kann nicht anders sein,
Als: Seine rechten Jünger
Gehn eben dahinein:
Hienieden leiden sie,
Denn Jesus litt auch hie,
Und Seine Herrlichkeit
Ist auch für sie bereit.

Beim Kreuz wuchs unser Held:
Das Herzensfeld ist wüste,
Durch Leiden wird’s bestellt;
Nichts wächset ohne dies,
Und das gedeiht gewiss,
Was nach der Liebe Rat
Hier Grund gefasset hat.

Allein die Erde muss
Sich nicht dagegen härten;
Sonst zeigt sich kein Genuss:
Nur Marter steht sie aus,
Und wird nichts Ganzes draus;
Wird sie gediegen sein,
So dringt die Kraft hinein.

Gott Lob! die Liebe ist
Von uns nur des gewärtig,
Daß man sich selbst vergisst,
Im Herzen Ehrfurcht spürt,
Die Hand zum Munde führt,
Und spricht in tiefer Still‘:
Will’s Gott, wohlan! ich will.

Bald wird ein Gotteskind
Aus Nacht in’s Licht erhoben;
Wenn eig’ne Wahl zerrinnt,
So hört sein Leiden auf;
Es tritt als Sieger drauf,
Und wer es fassen kann,
Spricht: Jesus hat’s getan!

Wer sollte wohl dabei
Nicht von Verwundrung stehen?
Wer sagt nicht froh und frei:
„Du bist ein Wundergott!
Die Weisheit wird zu Spott,
Das größte Klugsein träumt,
Wenn sich’s mit dir nicht reimt.“

Du wunderbares Sein!
Wir wollen nach dir sehen;
Wir wollen kinderklein
Und Dir gelassen, blind,
Wobei man nur gewinnt,
Doch mit geheimem Flehn,
Dir zu Gebote stehn!

Ja, hochgelobtes Lamm!
Wir fallen Dir zu Füßen;
Du Seelenbräutigam!
Komm, mach‘ uns dieses wahr,
Ja, mach‘ es offenbar;
Daß, wer sich dir vertraut,
Auf Felsengründe baut!

Silberrad, Marie Clara von – Vorsehung

Alle meine Lebenstage
schriebst du auf dein Buch, mein Gott!
und zugleich die Last und Plage,
jede Freude, jede Noth:
was allhier mir stets begegnet,
wenn dein Arm mich schlägt und segnet;
Alles wähltest du für mich
weislich, heilig, väterlich.

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832